Ursula Karven hatte 2015 während Dreharbeiten einen schweren Reitunfall, bei dem sie sich das Genick brach. Sie ist wieder ganz genesen, dennoch plagten sie später massive Ängste, posttraumatische Belastungsstörung lautete die Diagnose. Fotos: © BjoernKommerell
Diese verdammten „Was wird, wenn...?"-Fragen
Ängste beherrschen den Alltag vieler Menschen: Was ist, wenn ich lebenslang alleine bleibe? Was passiert, wenn ich mein Arbeitspensum nicht mehr schaffe? Wenn ich krank und arbeitsunfähig werde? Meiner Familie etwas zustösst?... Immer wiederkehrende Fragen im Kopf, die auch Ursula Karven schon schlaflose Nächte bescherten. . Was einen vielleicht überrascht, ist sie doch nicht nur hierzulande bekannt als vielbeschäftigte Schauspielerin, erfolgreiche Yoga-Botschafterin, als Unternehmerin und glückliche Mutter. Doch nach schweren Schicksalsschlägen steht Ursula Karven (geb. 1964) auch für die Kraft, sich wieder aufzurichten, weiter zu machen und ihren Weg zu gehen. Zuletzt erlitt sie 2015 während Dreharbeiten einen Genickbruch. Der Körper heilte, doch die Ängste nach dieser traumatischen Erfahrung blieben.
"Yoga hat mein Leben gerettet"
In ihrem neuen Buch "Diese verdammten Ängste" gibt Ursula Karven einen Einblick in ihren eigenen Weg und zeigt auf, was ihr beim Kampf gegen die Angst geholfen hat: Denn die zierliche Schauspielerin und Autorin zieht Mut und eine fast spürbare innere Stärke aus ihrer täglichen Yoga-Praxis. "Yoga hat mein Leben gerettet", stellte sie vor vielen Jahren und seitdem immer wieder fest und hat als eine der Ersten Yoga als Kraftquelle in ganz Deutschland populär gemacht. Tipps für Yoga-Übungen, wie diese hier, gibt sie im Übrigen auch immer mal wieder auf ihrem Instagram-Account:
Selbstliebe statt Angst
Ursula Karven kennt das Gefühl quälender Ängste und hat sich intensiv mit ihnen auseinandergesetzt. In ihrem neuen Buch "Diese verdammten Ängste" zeigt Ursula Karven gut nachvollziehbare Wege und Übungen, wie wir die innere Stärke entwickeln, um die oft irrationalen Sorgen, die uns Tag für Tag im Kopf umgehen, zu beleuchten und damit durchschauen zu können. Und sie letztendlich damit aufzulösen.
Warum Yoga gegen Angst hilft
Ein Weg ist Yoga, denn durch gezielte Übungen lassen sich muskuläre Verspannungen, in denen sich das Angstgefühl festsetzt, lösen. Auch neue Lebensfreude wird durch regelmässiges Yoga gefördert. Experten wie Ärzte, Therapeuten und Coaches sprechen in "Diese verdammten Ängste" über Furcht und Schmerzen. Sie erklären, wie eine positive Lebenseinstellung wirksamen Einfluss darauf nehmen kann und wir dem Leben ohne Angst die Stirn bieten können. Denn es sollte unser aller Ziel sein, den Weg zum grossen Ganzen gelassen erkennen zu können und furchtlos endlich das zu tun, was wir wirklich tun möchten.
Momente geniessen, durchatmen, innere Stärke aufbauen und spüren: Ursula Karven zeigt Wege zu einer positiven Lebenseinstellung ohne Ängste. Foto: © BjoernKommerell
Warum habe ich nicht? Hätte ich lieber? Wäre alles anders, wenn? Immer wiederkehrende Fragen, die uns oft gerade nachts quälen. Eine endlose Gedankenschleife, die uns den Schlaf raubt. Und nichts ändert.
Wir haben mit Ursula Karven über „diese verdammten Ängste“ und wie Yoga helfen kann, gesprochen.
Ursula Karven: „Das Leben ist keine Generalprobe“
Frau Karven, Sie hatten 2015 einen schweren Reitunfall während Dreharbeiten, bei dem Sie sich das Genick gebrochen haben. Sie sind wieder ganz genesen, dennoch plagten Sie später massive Ängste, posttraumatische Belastungsstörung lautete die Diagnose. Wie haben sich diese Ängste bei Ihnen geäussert? Fühlen Sie sich heute komplett frei davon? Oder muss man sich dem Thema Angst jeden Tag aufs Neue stellen?
Ursula Karven: Ängste begegnen uns jeden Tag. Das ist auch wichtig, weil sie für unseren Instinkt notwendig sind. Ich habe meine Ängste in den Griff bekommen. Es ist aber nicht so, dass die Ängste weg sind. Aber ich weiss, was ich tun kann, um die Angst anzuleuchten und zu sagen: Oh, da bist du wieder, ich kenne dich. Ich kann mittlerweile erkennen, was sich in meinem Kopf abspielt. Man kann sein Gehirn trainieren wie einen Hund. Dann erkennt man, wenn die Gedanken wieder in diese eine Richtung gehen und kann sagen: Stop! Ich will das jetzt nicht. Ganz frei von Angst geht nicht, niemand ist angstfrei, aber wir können lernen zu unterscheiden. Wenn man das übt, kann einen die Angst nicht mehr beherrschen und man wird frei.
Wir kennen Sie seit 30 Jahren als Powerfrau mit viel Strahlkraft, ein Multitalent mit immer neuen Projekten. Gab es bei Ihnen schon früher eine „dunklere Seite“, eine traurige oder zweifelnde Ursula, die der Öffentlichkeit verborgen blieb?
Ursula Karven: Klar, alle von uns haben einen Regenbogen an Emotionen. Wir alle verfügen über glückliche, strahlende, aber auch dunkle und zweifelnde Seiten. Manchen scheint es besser zu gelingen, positiv zu sein, im Moment zu leben. Sich hinzugeben ist etwas, das man lernen kann, dann wird auch das Glück sich öffnen. Und ja, auch ich habe immer diese verletzlichen Seiten gehabt, und wie. Ich hatte allerdings auch immer schon die Gabe, wieder aufzustehen. Das konnte ich schon früher. Mir lag viel daran, meine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Die Kraft, die ich gewonnen und was ich gelernt habe, an andere weiterzugeben. Keine Ahnung, woher das kommt, aber das liegt mir wirklich am Herzen.
Wie können wir unseren Ängsten entkommen und positiver durchs Leben gehen?
Ursula Karven: Jeder Mensch hat seine eigene Baustelle und die ist unser eigenes Glück. Andere können einen nicht vollkommen und glücklich machen, das kann man nur selbst. Man muss eben seine Hausaufgaben machen und sich sagen: ich möchte in diesem Leben so glücklich wie möglich sein, das Leben ist keine Generalprobe. Im Grunde geht alles von einem selbst aus. Die Gewissheit, dass man es schafft, kann nur von uns selbst kommen. Ich glaube, dass man alles lernen und alles, was man haben möchte erreichen kann, wenn man das Vertrauen dazu hat. Dieses Vertrauen ist natürlich erschüttert durch unsere Kindheitserfahrungen, durch unsere Sozialisierung, durch Bewertungen wie „das kannst du gut“ oder „das kannst du nicht“. Es ist wichtig, sich im Vertrauen zu üben, sich Ziele aufzuschreiben und zu sehen, dass es geht. Und damit mehr Vertrauen in sich selbst zu sammeln. Auch Vergebung ist ein Thema. Man muss lernen, loszulassen und zu vergeben. Nicht um Stärke zu zeigen nach dem Motto: der Klügere gibt nach. Die Wahrheit ist, dass man sich selbst befreit von schlechter Energie. Wenn man vergibt, schenkt man sich selbst Freiheit, nicht den anderen.
In einem Interview haben Sie gesagt: „Yoga hat mir mehrfach das Leben gerettet, sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht.“ Was hat Yoga mit Angstbewältigung zu tun? Welchen Effekt hat Yoga auf die Psyche?
Ursula Karven: Das ist ganz einfach: Yoga bringt einen ins Jetzt, in die Gegenwart. Wenn wir Übungen machen und dabei bewusst atmen, ist kein Platz für Angst. Das Gehirn hat keine Möglichkeit, uns etwas einzuflüstern, weil wir beschäftigt sind. Je öfter man das macht, desto besser übt man das und lernt, dass es geht. Es ist nicht wichtig, dass man die Übung so perfekt wie möglich macht oder unglaublich beweglich ist. Wirklich wichtig ist, dass man sich komplett auf den Atem konzentriert. Dann ist kein Raum mehr für ein Warum.
Ist Yoga ein Sport für jedermann? Was raten Sie, wenn jemand Angst hat, zu alt, zu dick oder nicht gelenkig genug für Yoga zu sein?
Ursula Karven: Einfach anfangen und gar nicht so viel nachdenken. Der Mut, etwas ändern zu wollen, muss natürlich da sein. Wenn man diesen Mut alleine nicht aufbringt, dann sollte man sich Hilfe holen, jemanden suchen, der einen begleitet. In einem Sportstudio, in der Volkshochschule, wichtig ist, dass man seine Komfortzone verlässt und raus geht, wenn man glücklich werden möchte. Dass man selbst die Entscheidung trifft: Es geht mir nicht gut, ich ändere das jetzt. Wenn dieser Entschluss erst mal getroffen ist, gibt es keinen Hinderungsgrund mehr, auf die Yogamatte zu gehen.