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  • 5 Sterne

    10 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Regina N., 04.08.2016 bei bewertet

    Lange, unglaublich lange habe ich gebraucht bis ich diese Geschichte beendet hatte. Nicht weil sie schlecht ist oder langweilig oder zu anstrengend. Ganz im Gegenteil. Doch es ist eine so eigene Atmosphäre um dieses erzählte Leben von Karl Heidemann, dass ich immer eine Weile brauchte, um ganz in dieses Buch einzutauchen.
    Ausgestattet mit einem Gehör, dass vermutlich Fledermäuse vor Neid erblassen lassen würde, sofern sie es könnten, ist die Welt in die der kleine Karl hineingeboren wird, für ihn eine einzige Qual. Jedes Geräusch verursacht ihm unsägliche Schmerzen, Frieden findet er nur in der Stille. So wächst er ohne Kontakt zur Aussenwelt im lärmgeschützten Keller seiner Eltern auf, lediglich ein alter Lehrer, ein Nachbar, besucht ihn regelmässig um ihn zu unterrichten. Karl ist intelligent, er verschlingt Bücher die ihm ein Tor zur Welt nach draussen öffnen, die er nur von nächtlichen Ausflügen kennt, wenn alles zur Ruhe gekommen ist. Als er Zeuge wird, wie seine Mutter sich umbringt und danach auf ihrem Gesicht einen Frieden entdeckt, den sie im Leben nie hatte, wird ihm klar: Der Tod ist ein Segen, eine Erlösung für all die, denen das Leben nur Leid und Qual ist. Und so wird Karl, der voller Liebe ist, zu einem Erlöser.
    Dieses Buch einen Krimi zu nennen, ist meiner Meinung nach eine Fehlbezeichnung. Schon eher ist es eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Tod - und dem Leben. Lässt man sich völlig auf Karls Sicht der Welt und des Todes ein, kommt man nicht umhin, ihm in vielen Schlussfolgerungen recht zu geben. Aus all den gesprochenen Worten beispielsweise bei einer Beerdigung, dem Wort Friedhof (dem Frieden innewohnt) und nicht zuletzt den friedlichen Antlitzen Verstorbener. Gut, es gibt einige Widersprüchlichkeiten (weshalb in all den von Karl gelesenen Büchern offenbar nie die Rede davon war, dass es falsch ist, Menschen zu töten; die Gründe dafür usw.), doch im Grossen und Ganzen ist es eine erstaunlich stimmige Weltsicht, die sich der Junge aneignet. Und je mehr ich mich darauf einliess, umso mehr regte es an, über den Tod und die Einstellung dazu in unserer Gesellschaft nachzudenken und immer wieder in Frage zu stellen. Auch meine Meinung, dass Trauer grundsätzlich ein egoistisches Verhalten ist, fand sich in diesem Buch.
    Doch die Geschichte von Karls Leben ist auch stilistisch etwas Aussergewöhnliches. Altertümlich klingt die Sprache, häufig gibt es Aufzählungen wie '...inmitten der Obst- und Gemüsekisten, Mehl- und Gewürzsäcke, Wein- und Sauerkrautfässer...' oder die Sätze sind nicht vollständig, nur kurz wie Anmerkungen: 'Er von links des Weges, wortlos und allein. Sie von rechts des Weges, wortlos und allein. Beide entlang der rot-weissen Markierung.' Oder Beides zusammen: 'Irgendwo im Grünen, weniger Menschen, weniger Zurückweisung, weniger Schmerz, so ihre Hoffnung.' Es entstand ein regelrechter Sog, so empfand ich es, der mich völlig in dieser Lebensgeschichte von Liebe und Tod versinken liess, immer darauf hoffend, dass es Karl vielleicht doch irgendwann gelingen möge, ein 'normales' Leben zu führen.
    Ein grossen Anteil an meiner Begeisterung trägt sicherlich auch der Vorleser Frank Arnold, der das Alles phantastisch liest. Seine Sanftheit, wenn er Karls Gedanken vorträgt, seine plötzlich Ruppigkeit oder auch Wut, wenn er zu den Dorfbewohnern wechselt, die den Jungen jagen. Er passt seine Stimme einfach perfekt den jeweiligen Personen und Situationen an, dass ich mich wirklich wie mittendrin fühlte. Wirklich toll! Dass er 2014 den Deutschen Hörbuchpreis erhalten hat, kann ich nur zu gut verstehen :-)

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  • 5 Sterne

    10 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kvel, 28.02.2015 bei bewertet

    Eigentlich wollte er nichts Böses.

    Inhalt:
    Der Roman erzählt die fiktive Lebensgeschichte des Karl Heidemann:
    Er wurde als Kind in einem kleinen Dorf geboren und war von Anfang an mit einem überaus feinen Gehör "geschlagen", so dass er sich sogar den winzigsten Geräuschen nicht entziehen konnte. So wuchs er in einer freiwilligen Isolation im geräuscharmen Keller auf. Seine Mutter findet keinen Zugang zu ihm und hat leider keinen Einblick in seine Seelenpein. Eines Tages begeht sie Selbstmord und Karl erlebt dies direkt mit. Da er nicht mit seiner Umwelt kommuniziert, erscheint ihm der Tod als "Erlösung" für die Sterbende. Und so versucht er von nun an auch anderen Menschen "Gutes zu tun".

    Meine Meinung:
    Der sehr ruhige Erzählstil ist geprägt von vielen Aufzählungen; und enthält somit oft nur rudimentäre Sätze.
    Deshalb wirkt dieser Berichtstil oft emotionslos (aber es wird über Emotionen berichtet); was aber dem Geschriebenen nicht gerecht wird, da der Autor es schafft, immer wieder sehr gelungene Bezüge herzustellen.

    Das Hauptthema ist das Sterben.
    Und diese Betrachtung des Todes in allen seinen Facetten, finde ich aus ungewöhnlichen Blickwinkeln betrachtet.
    Diese feinsinnigen Beobachtungen werden, für mein Empfinden, feinfühlig beschrieben und münden nicht selten in philosophischen Gedankengängen.

    Beispiele:
    Karl = Hebamme des Todes.
    Über Zukunftsvorstellungen: "Gedanken wie Seifenblasen. Schillernd. Davonschwebend. Ein Zerbersten noch in Sichtweite." (CD 7).

    Ich möchte dem Sprecher hier ein ganz, ganz grosses Kompliment aussprechen: Wirklich überragend gelesen!

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  • 5 Sterne

    Christiane R., 03.05.2021

    Verifizierter Kommentar

    Sehr spannend, sehr gut geschrieben. Eine Geschichte, die in Atem hält bis zum Schluss. Wunderbar gelesen.
    Empfehlendwert.

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  • 4 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SzenarioLicht, 28.02.2015

    Thomas Raab hat mit seinem Roman "Still" einen Stoff für ein Hörbuch geschaffen, das einem durch die reine Fiktion die er darstellt bereits das Grauen den Rücken hinunter laufen lässt. Die Stimmung ist bedrückend und doch mitreissend und spannend.



    Wie wird man zum Serienmörder? Sind diese Menschen überhaupt daran Schuld der liegt es an Erziehung und Umwelt? Fragen die man sich ohnehin sicher schon des Öfteren gestellt hat werden aufgekocht und mit Dramatik untermalt. Als Hörer war ich zwischen Mitleid und Hass hin und her gerissen. Wem kann man in dieser Geschichte die Schuld geben?



    Tiefschürfend wird die Entwicklung eines Monsters beleuchtet, seine Taten von unterschiedlichen Warten aus betrachtet. Aus seiner eigenen aus der anderer ... Detailreich und allumfassend werden die Geschehnisse so dargestellt, das sich der Zuhörer plötzlich mitten im Geschehen wiederfindet und das Grauen förmlich miterlebt. Stellenweise ist durch die Formulierungen jedoch das Folgen und erfassen etwas schwierig.



    Die Stimme von Frank Arnold gibt dem Hörbuch zusätzlich etwas ganz Besonderes.. Die besonnene Vortragsart passt hervorragend zum Inhalt ohne monoton zu wirken, werden wenige Gefühlsregungen über die kommunikative Basis erzeugt, sondern der Inhalt wird zum Wirken genutzt.



    Mein Fazit:



    Für dieses Hörbuch gibt es von mir 4 von 5 Sterne. Es ist keine leichte Kost für Zwischendurch aber dafür, umso eloquenter in seiner Gestaltung und unheimlich erschütternd.

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  • 4 Sterne

    4 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sheena01, 26.02.2015

    Der Protagonist Karl Heidemann kommt mit einem äusserst sensiblen Gehörvermögen auf die Welt, das ihn befähigt, selbst den leichten Flügelschlag eines Schmetterlings zu hören. Diese unglaubliche Gabe ist zugleich auch ein Fluch für das Kind, das aufgrund der ständigen Höreindrücke, die auf ihn einprasseln immense Schmerzen zu erleiden hat. Die einzige für ihn mögliche Weise reagiert das Baby Karl Heidemann darauf mit permanentem Schreien, wodurch sich sein Umfeld von ihm abzuwenden beginnt. Schon als Kind von allen missverstanden, zieht sich der kleine, an sich hochintelligente Karl bald komplett in sich zurück, lebt fortan alleine im Keller des elterlichen Hauses, beobachtet von seiner Mutter mittels Videokamera. Seine Mutter ist bald völlig verzweifelt, durch die Ablehnung, die sie von ihrem eigenen Kind erfährt und begeht Selbstmord vor den Augen Karls.

    Vom Anblick seiner toten Mutter, ihrer tiefen stillen Zufriedenheit in ihrerem Antlitz, tief ergriffen möchte Karl in seiner kindlichen Naivität diesen Zustand tiefster Ruhe und Glückseligkeit auch anderen Menschen schenken. So begeht er schon in frühester Jugend seine ersten Morde. Sein Vater, der dahinterkommt, wendet sich voll Grausen von seinem Sohn ab, da er ihn als Bestie ansieht. Karl, tief verletzt von soviel Unverständnis verlässt sein Elternhaus, um danach mordend durchs Land zu ziehen. Durch sein feines Gehör nimmt er von seinen Mitmenschen Dinge auf, die für andere verborgen bleiben und so weiss er über deren Sorgen und Sehnsüchte bestens Bescheid, und glaubt, sie von diesen irdischen Qualen befreien zu müssen, indem er ihnen den Tod bringt.

    Eines Tages lernt er als Jugendlicher die taubstumme Marie kennen, ein Mädchen von vierzehn Jahren, zu der er eine seelische Verbundenheit verspürt. Die beiden verstehen sich ohne Worte, Karl ist fasziniert von ihrer Anmut und ihrem überschäumenden Lebensmut. Fassungslos muss er zusehen, wie sie von ihrem Vater schwerst misshandelt wird und fasst den Entschluss, ihn zu töten, um sie aus dessen Tyrannei zu befreien. Der Mordversuch misslingt, ihr Vater ist von da an behindert.

    Karl verschwindet aus dem Ort, und kommt in einem Kloster unter, kann Marie aber fortan nicht mehr vergessen, scheint geradezu besessen von ihr zu sein.

    "Still" ist ein unglaublich aufwühlendes und emotionales Werk. Wer allerdings einen blutrünstigen Thriller erwartet, mag enttäuscht sein, Morde geschehen zwar am laufenden Band, und doch passieren diese quasi nebenbei. Es geht hier mehr um die emotionale Ebene, um das Unverstanden-Sein einer verirrten Seele. Karl ist zweifelsohne ein Serienmörder, und trotzdem nimmt man ihn in seiner kindlichen Unschuld nicht als böse wahr. Der Beweggrund für sein Handeln ist immer ein edler, sein daraus resultierendes Tun nur eine erschreckende Konsequenz. Auf brillante Weise versteht es Raab, die Denkweise des Lesers und dessen Rechtsempfinden zu manipulieren, sodass man die Schuld letztendlich dem Umfeld Karls zuschreibt, einfach weil man Karls Beweggründe versteht und für ihn Mitleid entwickelt, während hingegen seine Mitmenschen durchwegs feindselig und grausam ihm gegenüber agieren. Einzig seine beiden Mentoren Alois und Pater Paolo sind imstande, Empathie für Karl Heidemann zu entwickeln.

    Den Stil des Autors fand ich recht gewöhnungsbedürftig und schwer verständlich. Dieser Umstand wurde aber durch die perfekt gewählte, einfühlsame Sprecher-Stimme von Frank Arnold wettgemacht.

    Phasenweise fühlt man sich an Süsskinds "Parfüm" erinnert, und doch handelt es sich hier keineswegs um keinen müden Abklatsch dessen sondern ist, was es ist: Ein aufwühlendes Werk, das sich durch seine Andersartigkeit vom Rest der Masse abhebt und besticht!

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