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  • 5 Sterne

    13 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 22.09.2020

    Das Jahr des Vätersterbens


    Als Hörer bekommt man hier einen Erfahrungsbericht der Autorin, mit dem sie als Ich-Erzählerin daran teilhaben lässt, wie sie die Krebserkrankung ihres Vaters, dessen Tod und die Zeit danach erlebt hat. Sie beginnt bei ihren Schilderungen damit, wie ihr Vater, seinen Sommer wie gewohnt am Balaton verbringt, obwohl der Krebs, nachdem man dachte, dass er ihn besiegt habe, wieder und dieses Mal mit der Diagnose unheilbar zuschlagen hat. Dort geht es ihm plötzlich schlecht, er wird zunächst mit Fieber ins Krankenhaus eingeliefert und da sich sein Zustand stetig verschlechtert und die medizinische Versorgung in Ungarn längst nicht mit der in Deutschland mithalten kann, soll er zurück geholt werden. Eine Odyssee durch Krankenhäuser folgt bis er wieder in Deutschland ist und schliesslich im Krankenhaus Höchst die letzte ihm verbleibende Zeit verbringen muss. Sie erzählt von den Tagen an seinem Krankenbett und von der steten Hoffnung, dass es vielleicht doch alles ein Irrtum ist, dass ihr Vater wieder gesund werden könnte, auch von seinem zunehmenden Verfall. Nach seinem Tod darf man sie zudem bei organisatorischen Dinge begleiten. Angefangen beim Aussuchen des Sargs, über das des Grabes oder auch die Organisation der Trauerfeier, bis hin zum Regeln des Nachlasses lässt sie auch hier an ihren Emotionen dabei teilhaben. Knapp ein Jahr begleitet man sie in ihrer Trauer, erlebt mit ihr Familienfeste das erste Mal ohne den Vater und wird so Zeuge ihrer Trauerbewältigung. In diese Schilderungen mischen sich zahlreiche Erinnerungen an alte Zeiten, an gemeinsame Sommer in Ungarn, die sie in ihrer Kindheit und auch später mit der Familie verbracht haben. Ausserdem erfährt man davon, wie die Eltern aus politischen Gründen 1956 aus Ungarn geflohen sind, sich in Deutschland eine Existenz aufgebaut, sich aber auch stets in die Heimat zurück gesehnt haben.


    Ich hatte zu meinem Vater eine enge Beziehung, habe ihn mit meiner Mutter gemeinsam lange Zeit gepflegt, musste mit ansehen, wie ihn seine Krankheit Schritt für Schritt immer mehr besiegt hat und hatte viele Monate Zeit zum langsamen Abschied nehmen. Sein Tod hat mich, wie die Autorin auch, für lange Zeit gehörig aus der Bahn geworfen. Ich hatte ähnliche Gedanken wie sie beim Bestatter, Leichenschmaus oder auch den ersten Feiertagen ohne ihn. Zudem habe ich erst kürzlich meinen Schwager, im Übrigen auch ein Ungar, aufgrund einer Krebserkrankung verloren. Deshalb hat mich diese Erzählung natürlich betroffen gemacht, teilweise auch alte Wunden wieder ein wenig geöffnet und einige Erinnerungen an Sommerurlaube im schönen Ungarn konnte ich ebenfalls mit der Autorin teilen. Aus diesem Grund konnte mich der Erfahrungsbericht emotional berühren. Wäre diese persönliche Verbindung zur Geschichte allerdings nicht vorhanden, wäre dies wohl eher nicht mein Roman geworden. Ihre Art der Erzählung, die Auswahl ihrer sprachlichen Bilder,auch die teilweise schon fast philosophischen Gedanken lassen zwar ihre Trauer deutlich spüren, konnten mich aber leider nicht gänzlich einholen. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass ich in Trauerphasen sicher am wenigsten daran gedacht habe, mich so gewählt auszudrücken, wie es sie es tut. „Die Toten sind nie tot. Aber wir weinen nicht mehr um meinen Vater, das Weinen um meinen Vater ist versiegt. Wir weinen über den Tod, ganz allgemein und gross. Darüber, dass die Geliebten gehen. Unsere Zeit mit ihnen begrenzt ist. Dass sie verschwinden. Nicht wieder auffindbar verschwinden.“, ist nur ein Beispiel dafür. Auch das lose Gedanken in den Raum werfen, so habe ich es oft zumindest empfunden, war nicht ganz so meines. Beim Hören hat das bei mir Distanz erzeugt.


    Dies war mein erstes Hörbuch mit Lisa Wagner als Sprecherin und da ich selten fernsehe, war sie mir die mit Preisen ausgezeichnete Schauspielerin bislang völlig unbekannt. An ihre eher kühlere Stimme musste ich mich zunächst ein wenig gewöhnen. Ihr, für mein Empfinden, nüchterne, klare Vortrag hat mich gefühlt zusätzlich auf Abstand gehalten, wobei ich nicht zu beurteilen vermag, ob eine wärmere Stimme das bei diesem Roman geändert hätte. Ich denke allerdings, dass die Sprecherin sehr passend zu diesem Roman gewählt wurde, denn sie transportiert den Stil der Autorin gelungen und setzt deren präzisen Beschreibungen gekonnt in Szene, stellt sie so wie Zsuzsa Bánk, durch eine perfekt gewählte Erzählgeschwindigkeit in den Raum. Folgen konnte ich ihrem Vortrag sehr gut.


    Alles in allem konnte mich die Geschichte berühren, völlig einfangen konnte mich dieses Hörbuch allerdings nicht, weshalb es auch für fünf Sterne bei mir nicht mehr reicht. Aber gute vier sind auf jeden Fall drin.

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  • 5 Sterne

    Claudia S., 09.10.2020

    Ein wunderbares, trauriges, tröstendes Buch voller philosophischer Sätze

    Die Diagnose ist eindeutig und so will Zsuzsa Bánks Vater den Sommer am Balaton, seiner alten Heimat, verbringen. Statt der Heimreise wird es eine Reise ins Krankenhaus und in den Tod. Wie die Autorin und die Familie damit umgehen, miteinander, mit dem Vater und mit der Zeit danach, das erzählt sie in diesem schönen und urtrauigen und doch tröstenden Buch.

    Die Erinnerungen und Erzählungen der Autorin sind so zauberhaft wie poetisch. Man folgt ihr sehr gern, so traurig sie oft macht mit ihren Worten. Doch sie schafft es, so zu erzählen, dass man sich trotz aller Unterschiede darin wiederfindet und verstanden fühlt. Das ist wunderbar und tut der Seele gut. Man fühlt sich geehrt, daran teilhaben zu dürfen. Insgesamt malt sie damit ein bleibendes Bild, setzt ihrem Vater damit ein Denkmal. Und nicht nur das – sie hat in meinen Augen das Wunder gebracht, von ihrem Verlust zu erzählen, aber allen unseren Verstorbenen damit noch mal zu gedenken.

    Ganz klar – das Thema nimmt mit. Und es betrifft jeden einzelnen von uns. Meine Mutter ist nun seit sechs Jahren nicht mehr bei uns und mein Vater ist in dieser Zeit sehr alt geworden. In vielem, das Zsuzsa Bánk erzählt, sehe ich uns drei wieder. Ganz besonders, weil auch meine Mutter quasi „mit Ankündigung“ gestorben ist. Vielleicht berührt mich das Buch deshalb so stark, vielleicht zu stark. Dennoch – es ist ein wichtiges Buch. Es tröstet, es holt ins Bewusstsein, was man sich vorgenommen hat und dass auch wir einmal gehen und diese Gefühle bei anderen hinterlassen. Geniessen wir die Zeit mit unseren Lieben und bewahren alle Erinnerungen, sowohl die schönen, als auch die nicht so glücklichen, tief in unseren Herzen!

    Erinnerungen an die Kindheit, an die letzten Monate vor der Diagnose, an Begebenheiten und Gefühle schildert die Autorin offen und ehrlich. Auch erzählt sie davon, dass solche Zeiten die Gespräche mit Gott leichter machen, selbst wenn man vorher schon lange nicht mehr den inneren Dialog mit ihm gesucht hatte. Auch Gespräche mit Ärzten, Krankenhauspersonal und Pflegediensten werden nicht vergessen – dafür aber gezeigt, dass solche Berufe gern mal mit sich bringen, dass man vergisst, wie sich die Patienten und Angehörige fühlen. Wer Angehörige zu Hause gepflegt hat, kennt all die Probleme, über die Zsuzsa Bánk spricht.

    Das Buch spielt in drei Zeitebenen: 1956 (Flucht der Eltern aus Ungarn), 1973 (das Todesjahr des Grossvaters der Autorin) und 2018 (dem Sommer, in dem der Vater stirbt). Dabei dreht sich die eigentliche Geschichte um das Jahr zwischen dem Sommer des Sterbens und der Trauer danach, bis es wieder Sommer wird. Ungarn blieb immer die Heimat des Vaters, deshalb reiste die Familie auch, sobald es wieder gefahrlos möglich war, jeden Sommer zu den Verwandten. Die Autorin begeistert durch die Direktheit, die sie in wunderbaren Sätzen ausdrückt.

    Mir ist die Sprecherin Lisa Wagner nur ein paar Mal als „Kommissarin Heller“ begegnet, da ich sehr wenig TV sehe. Auch da ist sie distanziert und sehr ruhig. Genau so spricht sie dieses Hörbuch ein und es passt einfach wunderbar. Ich habe ihr sehr gerne zugehört. „Die Trauer setzt schon vor dem Sterben ein.“ – ja, genau so habe ich auch empfunden. Für mich ein wichtiger Schlüsselsatz. Die Autorin bringt alles, was mit dem Tod eines geliebten Menschen zusammenhängt, perfekt auf den Punkt. Sie spricht all das an, was ich selbst erlebt und empfunden, gedacht und gesagt habe. Man ist nicht allein, auch wenn man in dieser Situation immer das Gefühl hat.

    Man muss schon den richtigen Zeitpunkt für diese Story finden. Und man muss damit rechnen, dass Tränen fliessen können. Aber das reinigt und hilft heilen. Ich spüre sowohl meine eigene Trauer als auch die Geschichte in mir nachhallen. Klingt seltsam – aber das ist ein schönes Gefühl. Das Leben steht einfach nur so herum. Ich gebe fünf Sterne.

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  • 5 Sterne

    Sterntaler, 16.09.2020

    Authentisch, berührend, hilfreich - (Hörbuch: Sterben im Sommer)

    Es ist ein sehr persönliches Buch geworden. In „Sterben im Sommer“ schreibt Zsuzsa Bánk über die letzten Monate im Leben ihres Vaters. Die Erzählung setzt ein, als László Bánks zurückgedrängt geglaubte Krebserkrankung unvermittelt zurückkehrt. Die bis vor kurzem noch unbeschwert verlebten Jahre werden nun abgelöst von Sorgen, Ängsten, Schmerzen, Krankenhausaufenthalten und schweren Entscheidungen. Wer selbst schon seine Eltern oder andere nahestehende Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet hat, wird sich unweigerlich in vielen der geschilderten Situationen wiederfinden.

    Die Autorin schildert alles sehr detailliert, die Gespräche mit Ärzten und Freunden, die Reaktionen innerhalb der Familie und im Umfeld, den Tag der Todesnachricht, die Vorbereitungen zur Beerdigung, den Ablauf der Trauerfeier und des Begräbnisses, die mühsamen Versuche wieder in einen geregelten Alltag zu finden, das Auf- und Ausräumen des Nachlasses und den schwierigen Umgang mit den vielen täglichen Erinnerungen. Im weiteren Verlauf des Buchs geht es dann, neben den zahlreichen Erinnerungen an die in der ungarischen Heimat des Vaters gemeinsam mit der Familie verbrachten Sommeraufenthalte, insbesondere um die nach der Beerdigung nun einsetzende Zeit der Trauer, welche die Autorin in vielen Momenten immer wieder unvermittelt einholt.

    „Sterben im Sommer“ ist nicht nur ein literarisches Aufarbeiten des erlittenen Verlusts und der Geschehnisse, sondern vor allem auch ein liebevoller Rückblick auf den Vater, den früheren Mittelpunkt der Familie. Die Autorin lässt den Leser dabei ganz nah an sich und die Familie Bánk heran, sie verklärt nichts, sie lässt den Leser ganz selbstverständlich teilhaben und in zahlreichen Rückblenden eintauchen in eine ganz besondere deutsch-ungarische Familiengeschichte.

    Ich habe die Erzählung als Hörbuch auf 5 Audio-CDs gehört, mit Lisa Wagner als Sprecherin, die ich bisher nur aus diversen TV-Produktionen (u.a. Tatort) kannte. Im ersten Moment bedeutete das für mich schon eine Umstellung, denn ihr letztes Werk „Weihnachtshaus“ hatte die Autorin noch selbst auf eine sehr einfühlsame Art eingelesen. Doch Lisa Wagner macht ihre Sache, wie ich finde, hervorragend. Sie liest ein wenig anders als Zsuzsa Bánk, nüchterner, klarer, aber dennoch mit einem guten Gespür für den für die Autorin typischen Schreibstil mit seinen immer möglichst präzisen Beschreibungen, Annäherungen und Konkretisierungen. Vor allem aber lässt sie sich ausreichend Zeit und liest mit der richtigen Geschwindigkeit. Würde sie zügiger lesen, würde viel von der Bildhaftigkeit der Sprache und der durch sie transportierten Emotionen verloren gehen. So aber ist es genau richtig für das Verständnis und sehr angenehm zum Hören.

    Fazit: Ein schwieriges, oft tabuisiertes Thema wird hier aufrichtig, authentisch und auf eine sehr persönliche Art behandelt. Hörempfehlung!

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia E., 02.11.2020

    Berührend, persönlich und anstrengend – Zsuzsa Bánk begleitet das Sterben ihres Vaters…

    Als die besiegt geglaubte Krebserkrankung ihres Vaters zurückkehrt und ihm die Diagnose „unheilbar“ gestellt wird, beschliesst die Familie, für einen letzten Familienurlaub im Sommerhaus in Ungarn an den Balaton zu reisen. Dort, von wo Zsuzsa Bánks Eltern 1956 flohen, von wo sie in eine ungewisse Zukunft aufbrachen, von wo aus sich die gesamte Familie in alle Welt zerstreute, wollen sie noch einmal einen ungarischen Sommer verbringen, im See schwimmen, unter der Akazie sitzen, unbeschwerte sonnenwarme, geborgene Tage geniessen, die dem Vater noch einmal Lebensqualität in der alten Heimat schenken sollen.

    Doch die Reise ist zu anstrengend, hohes Fieber macht die Einlieferung in eine Klinik notwendig, dann die Verlegung in eine andere und eine weitere, bis die Odyssee endlich in Österreich endet. Als der Gesundheitszustand des Vaters sich endlich stabilisiert, wird die Verlegung in die Klinik seines Wohnsitzes in Deutschland veranlasst, in der der Vater seine letzten Wochen verbringt und dann auch stirbt.

    Zsuzsa Bánks Buch ist ein sehr persönlicher Text geworden, der von Lisa Wagner als Hörbuch-Sprecherin authentisch vorgetragen wird. Die Autorin sinniert über ihr Verhältnis zum Vater, zum Sterben, zu Ärzten und der alten Heimat ihrer Eltern, sie lässt Familiengeschichte Revue passieren und versucht, sich auf den unabwendbaren Verlust des geliebten Vaters vorzubereiten. Sie schildert die Natur und die Menschen der Heimat ihrer Eltern und Grosseltern, schreibt über Familientraditionen und Familienwerte. Sie schreibt auch über das Sterben und den Weg dorthin, über die Auseinandersetzung mit Ärzten, die Frage und nur schwer zu treffende Entscheidung des Gehenlassens, der Palliativbehandlung und Hospizverbringung. Sie fasst ihre Trauer in Worte, ihre Gedanken über Endgültigkeiten, das mit dem Tod untrennbar verknüpfte „nie mehr“ und die Zeit danach…

    Zsusza Bánk tut all das in einem sehr eigenen Stil, mit den Mitteln, die der von ihr verfassten Literatur eigen ist. Hartnäckig und wiederkehrend, mittels Synonymen und nicht enden wollenden Anaphern legt sie Nachdruck auf ihre Trauer, ihre Erinnerungen und die Erinnerungen der Familie, auf ihre Selbstreflektion und die Betrachtung der mit dem Tod ihres Vaters verbundenen Umstände. Das ist oft quälend langatmig und wirkt streckenweise ich-bezogen, so, als habe sie das Monopol auf Tod, Verlust und Trauer. Es ist aber auch sehr oft von ungeheurer Wucht und grosser melancholischer Schönheit. Immer wieder stellt sie sich ihrer Erinnerung und ihrem Schmerz, bis endlich, am Ende des Buchs, nach dem Verlauf eines ganzen Jahres, eine letzte Reise nach Ungarn den Abschied nicht nur vom Vater, sondern auch vom Ungarn ihrer Eltern und ihrer Jugend vollendet.
    „Sterben im Sommer“ ist kein leichtes Hörbuch, keines, das mal eben nebenbei konsumiert werden kann und sollte, es ist aber in jedem Fall ein Buch, das für lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird.

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