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    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 28.01.2017

    Als Buch bewertet

    vielschichtige, bewegende Autobiographie, die für Toleranz und ein selbstbestimmtes Leben wirbt

    Ich sehe kaum Fern und wenn, dann mit Sicherheit keine solche Castingshows wie „Germany´s Next Topmodel“ oder ähnliches. Ich bin auch kein Leser der Bild Zeitung und deshalb ist Pari und der Aufruhr um sie nach ihrem Auftritt bei dieser Sendung völlig an mir vorbei gegangen. Das ausdrucksstarke Cover und die vielversprechende Beschreibung haben mich deshalb völlig unwissend an diese tolle Autobiografie gelockt.

    Pari ist 1989 im Iran in einer unglücklichen Ehe als zweiter Sohn zur Welt gekommen und erzählt hier von ihrem Leben. Sie ist im Alter von vier Jahren gemeinsam mit der Mutter und dem Bruder geflohen und anschliessend durch zahlreiche Flüchtlingslager in den Niederlanden, mit allen deren Schattenseiten und dem ständigen Gefühl unerwünscht zu sein, getingelt. Aber nicht nur das hat ihre Kindheit geprägt, sondern sie musste schon von Kindesbeinen an die Anfeindungen, die Beschimpfungen und die abschätzigen Kommentare ertragen, weil sie lieber mit Puppen, als Fussball gespielt hat, sich mehr wie ein Mädchen, wie ein Junge verhalten hat. „Wenn ich mit Mädchen spielte, fühlte ich mich nicht fremd“. Sie musste früh lernen sich durchzusetzen, vielleicht war ihre Auflehnung auch einfach nur eine Reaktion auf die Umstände, auf jeden Fall, sich anzupassen, einfach so zu sein wie die anderen, um Probleme zu vermeiden – das kam für Pari Roehi nie infrage. Sie hat sogar ihre Schullaufbahn selbst in die Hand genommen und auch die Betreuung im Transgender Zentrum, hat sie nach Starthilfe vonseiten der aufgeschlossenen Mutter und des Stiefvaters, der den Verdacht, dass sie vielleicht im falschen Körper steckt, als erstes laut ausgesprochen hat, relativ selbständig gemeistert. Sie hat auch am Traum Model zu werden unerschrocken festgehalten und ist erfolgreich in eine Modelkarriere gestartet. Eine starke Persönlichkeit, die ihr Leben in der Hand hat, die weiss was sie will? Oder doch nicht? Eine etwas andere Seite zeigt auf jeden Fall der Absturz im Amsterdamer Nachtleben mit den dazugehörigen Drogengeschichten - ein Sumpf, aus dem sie aber zum Glück einen Ausweg gefunden hat. Mit 19 Jahren wird sie durch eine Operation auch körperlich zur Frau und der anschliessende Umzug nach Berlin war bestimmt ein Meilenstein in ihrem Leben. Hier konnte sie in einem neuen Körper völlig neu starten. Seit sie 2015 als erste Transgender-Frau bei »Germany’s Next Topmodel« grosse Aufmerksamkeit erfahren hat, ist sie eine der Leitfiguren für Menschen aus der Transgender-Szene, spricht offen über ihre Geschlechtsumwandlung, ihren Kampf gegen gesellschaftliche Vorurteile und macht damit auch anderen Mut.

    Ich habe, teilweise richtig schockiert und betroffen, die Erzählungen über ihre Flucht verschlungen. Aufseher vergehen sich an den Flüchtlingen, der Konkurrenzkampf unter den einzelnen Bevölkerungsgruppen oder die Depressionen ihrer Mutter, sind nur einige der vielen Probleme mit denen sie zurecht kommen musste, und dabei hat Pari mit einer Flucht „per Flugzeug“, noch das bessere Los gezogen. Gerührt hat mich aber auch der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft, die dort ebenfalls anzutreffen ist.

    Auch wenn ich für solch modere Fernsehformate überhaupt nicht zu begeistern bin, fand ich auch den Blick hinter die Kulissen von „Germany´s Next Topmodel“ so richtig informativ und interessant. Was wird herausgeschnitten, wie sind die Models untergebracht, was bedeutet so ein Fernsehauftritt wirklich? Auch danach die ganze Medienschlacht einmal aus einer anderen Perspektive zu erfahren, war sehr aufschlussreich.

    Mit ein wesentlicher Grund für mich, dieses Buch zu lesen, war natürlich auch das Leben bzw. die Entwicklung einer transgender Frau. Wie hat sie sich gefühlt, wann wurde es ihr klar, dass sie im falschen Körper steckt? Wie lange hat sie für die schwere Entscheidung gebraucht, welche Gefühle, Ängste und Gedanken gingen ihr durch den Kopf? Welche Unterstützung bekommt man, wer muss alles sein Okay geben, wie geht es einem nach einer OP? All dies sind Fragen, die man in dieser tollen Autobiographie ehrlich beantwortet bekommt. Auch solch kleine Details, wie z.B. eine Zigarette am Tag vor der OP und der Traum ist erst einmal aus, haben diese Darstellungen sehr lesenswert gemacht.

    Die Autobiographie liest sich dank eines tollen Schreibstils locker leicht und ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen. Die Ehrlichkeit, der Mut und die mitreissende Art ihre Geschichte zu erzählen, haben mich regelrecht an die Geschichte gefesselt.

    „Du hinterlässt Spuren in der Welt, sei ein anständiger Mensch!“ ist eine Botschaft, die ihr ihre Mutter mit auf den Weg gegeben hat. Pari hat das sicher geschafft, mein Motto fürs Leben ist dies auch und ich würde mir wünschen, dass alle Menschen diesen Grundsatz hätten. Damit wäre das Tor offen zu Toleranz und Frieden, neben Gesundheit, in meinen Augen das Allerwichtigste im Leben.

    „Unsere Welt steckt voller Intoleranz. Ich habe Ausgrenzung erfahren, nur weil ich anders war. Ich glaube fest daran, dass wir dies ändern können. Ich möchte jeden ermutigen, das Leben zu führen, das er sich wünscht, und anderen dabei zu helfen, indem wir einander mit Verständnis und Güte begegnen.“Mit diesen Worten entlässt Pari ihre Leser und ich denke mit ihrer bewegenden Geschichte, die hoffentlich viele Leser finden wird, trägt sie auf jeden Fall dazu bei.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    renate w., 09.02.2017

    Als Buch bewertet

    ,, Mein bunter Schatten´´ von Pari Roehi erzählt die berührende Lebensgeschichte einer Transgender –Frau.
    Im Iran aufgewachsen hat es dem kleinen Parham und seinem Bruder an nichts gefehlt. Selbst als er bereits mit drei Jahren gemerkt hat, dass ihm Kleider und Puppen gefallen, sind ihm seine Wünsche erfüllt worden. Familiäre Probleme bewegen seine Mutter dazu, heimlich mit den beiden Kindern zu flüchten, alles zurück zu lassen, um in den Niederlanden ein neues Leben zu beginnen. Untergebracht in Flüchtlingsheimen, ständig mit Wut, Verzweiflung und Angst konfrontiert, gelingt es Parham kaum mit sich und der Welt ins Reine zu kommen. Er rebelliert gegen Freunde, gegen die Familie und gegen seine Umwelt.
    Amoe, der neue Mann an der Seite seiner Mutter, lässt ihn oft durch Gewalt spüren, dass sein Verhalten nicht angepasst ist. Parham spürt, dass er nun sein Leben selbst in die Hand nehmen muss. Mit 14 Jahren nimmt Parham sein Leben selbst in die Hand und mit Hilfe von Psychologen weiss er endlich warum er sich immer fremd in seinem Körper gefühlt hat.
    Mit 17 beginnt Parham mit einer Hormontherapie und der Wunsch Model zu werden, werden ein immer wichtigeres Lebensziel. Aus Parham wird Pari und das Leben wird mit zu viel Drogen und Alkohol begleitet. Trotz Warnungen von Freunden und Psychologen setzt Pari ihren ausschweifenden Lebenswandel fort und gefährdet letztendlich sogar ihre geschlechtsangleichende Operation.
    Es vergehen noch viele Jahre bis es Pari endlich geschafft hat sowohl sich innerlich, als auch äusserlich, als richtige Frau zu fühlen. Viele Tränen haben ihren Weg begleitet, bis sie endlich an ihr Lebensziel angekommen ist.
    Pari Roehi erzählt ihre Lebensgeschichte eindringlich, berührend und ohne Effekthascherei. Ein Einblick in das Leben im Iran mit Traditionen, die zeigen, wie gefährlich die Flucht ihrer Mutter war, lässt schon zu Beginn des Buches erahnen, dass das Leben von Pari ein sehr aufregendes von Anfang an war. Dank ihrer Mutter, die trotz aller widriger Umstände alles für ihre Kinder getan hat, ist aus Pari eine mutige und selbständige junge Frau geworden.
    Die Flucht, die Zeiten in den Flüchtlingslagern und auch die Schulzeit sind so intensiv beschrieben, dass man direkt die Qualen Pari´s spüren kann. Ständig auf der Suche nach sich selbst zu sein, nicht wissen, was mit einem los ist, lassen einem als Leser kaum erahnen, wie es Pari in ihrem Inneren ergangen sein muss. Ihre oftmalige Rebellion gegen andere, die oft auch mit Brutalität einher gegangen ist, machen einem bestürzt und zeigen nur ansatzweise, wie verzweifelt sie gewesen sein muss. Ein Aussenseiter, der durch seine Aufmüpfigkeit und Respektlosigkeit zeigen wollte- Ich bin anders und ich brauche Hilfe, weiss aber selbst nicht wie und woher.
    Man kann Pari nur gratulieren zu dieser Willensstärke und ihren Mut bei ihrer Geschichte nichts beschönigt zu haben.

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