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  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Azyria Sun, 18.08.2022

    Als eBook bewertet

    Flashback in die Kindheit

    Worum geht’s?
    Ela wächst in einem kleinen Dorf in den 1980er Jahren auf. Ihr Leben wird bestimmt von einer Mutter, die sich kleiner macht, als sie ist und von einem Vater, der das Gewicht der Mutter für alles verantwortlich macht, was ihm versagt bleibt. Doch eines Tages begehrt ihre Mutter auf und will sich nicht mehr alles gefallen lassen.

    Meine Meinung:
    „Lügen über meine Mutter“ (Kiepenheuer & Witsch, August 2022) von Daniela Dröscher ist ein eindrucksvoller Roman über eine Kindheit in den 1980er Jahren. Die Autorin erzählt sehr autobiografisch, ob Sie es tatsächlich so erlebt hat, geht aus dem Buch jedoch nicht hervor. Besonders spannend fand ich die unterschiedlichen Erzählperspektiven, einmal aus ihrer Sicht als Tochter der Familie und einmal aus der Gegenwart, in welcher sie die Dinge, die sie als Kind erlebt hat, mit ihrer Mutter bespricht und nachfragt bzw. Erklärungen findet. Ein anderer aber sehr faszinierender Erzählstil!

    Die Geschichte selbst hat mich in meine eigene Kindheit zurückgeworfen. Die Fernsehsendungen wie Dr. Snuggles & Co., die zuckerbestäubten Bonbons – ich kann mich noch zu gut an die mit der dicken Himbeerform erinnern, die gegen die Zähne geklappert sind. Die Ballonärmel, überhaupt die Kleidung und was die Kinder gespielt haben. Die Fitnessvideos von Jane Fonda. Dauerwellen. Tschernobyl. Für mich war dieser Roman wirklich ein Flashback in die eigene Kindheit, der viele Erinnerungen wieder hochgebracht hat an Dinge, die schon in den Tiefen des Gehirns versunken waren. Die Mutter von Ela hat mir gut gefallen und zugleich auch leidgetan. Was sie alles ertragen musste und wie sie dennoch gekämpft hat, bis die angeschlagene Gesundheit ihr die Kraft geraubt hat. Und selbst dann blieb sie noch stark. Und so hart und verbissen sie auf der einen Seite war, so herzensgut und grosszügig war sie auf der anderen, Hilfsbedürftigen gegenüber.

    Es war spannend, Elas Geschichte und die Geschichte über ihre Familie zu lesen. Und obwohl eigentlich nichts passiert ist, hat mich das Buch dennoch auf unerklärliche Weise komplett in seinen Bann gezogen. War es der Blick hinter fremde Türen? In anderer Leute Leben? Die aussergewöhnliche Art zu schreiben? Das Weiterdenken nach den Gründen dahinter? Das Verständnis für Elas Mutter, die mit ihrem Gewicht kämpft und immer wieder verliert und deren Mann ihr gerade dies immer zum Vorwurf macht? Ich weiss es nicht, aber eins kann ich definitiv sagen: Was es auch war, das Buch hat mich vollkommen gefesselt! Ob es auch späteren Generationen so geht, kann ich nicht sagen. Aber allen, die in den 1970er und 1980er Jahren junge Eltern oder Kinder waren, kann ich dieses Buch nur empfehlen – lasst euch von der Erzählung fesseln, taucht nochmals ein in eure Kindheit und gebt euch ganz den Worten der Autorin und den Erinnerungen an damals hin.

    Fazit:
    Obwohl Daniela Dröscher in „Lügen über meine Mutter“ nicht wirklich viel erzählt, erzählt sie doch auch auf eine ganz besondere Art alles. Ich denke, dieses Buch ist vor allem für die jungen Eltern und Kinder der 1970er und 1980er Jahre faszinierend, weil es die Vergangenheit wiederaufleben lässt und viele Erinnerungen hochbringt, an die Süssigkeiten, die damaligen Fitness- und Modetrends usw. Zugleich wird man als Zuschauer beteiligt an dem Schicksal einer Familie. Einer Frau, die mit ihrem Gewicht kämpft und deren Mann alle seine Fehlschläge auf eben dieses Übergewicht seiner Frau schiebt. Eine Frau, die sich langsam hinauskämpft und beginnt, ihre frau zu stehen. Und das alles einmal erzählt aus der Sicht der 7-10-jährigen Ela und zum anderen aus Sicht ihres erwachsenen Ich, das die Kindheitserlebnisse nochmals Revue passieren lässt und mit dem Wissen einer Erwachsenen und Nachfragen bei ihrer Mutter bewertet.

    5 Sterne von mir für diesen aussergewöhnliche und mitreissende Zeitreise in die 1980er Jahre!

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  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 01.08.2022

    Als Buch bewertet

    Aufwühlende Familiengeschichte
    In ihrem neuen Roman schildert Daniela Dröscher die Geschichte ihrer Familie in den achtziger Jahren.

    Ela ist zu Beginn des Buches 6 Jahre alt und lebt zusammen mit ihren Eltern und Grosseltern in einem Haus im Hunsrück. Ihr Vater ist besessen von dem Gedanken, dass seine Frau zu dick ist. Ständig thematisiert er ihr angebliches Übergewicht und fordert sie zur Gewichtsreduzierung auf. Auf seinen Wunsch hin tritt Elas Mutter eine Kur an und kehrt zu seiner Freude sichtbar schlanker nach Hause zurück. Doch ihr Erfolg ist von kurzer Dauer, und die alte Problematik ist wieder da. Das schöne Gesicht seiner Frau genügt dem Vater nicht, Schönheit ist für ihn untrennbar verbunden mit Schlankheit. Auch in anderen Lebensbereichen ist ihm eine schöne Optik wichtig. Er fährt schöne Autos, baut ein schönes Haus. Er möchte eine schöne, schlanke Frau zum Vorzeigen an seiner Seite, und er schämt sich nicht nur für sie wegen ihres Übergewichts, sondern gibt ihr auch die Schuld an seinen beruflichen Misserfolgen. Es bleibt nicht aus, dass sich die Scham des Vaters auch auf Ela überträgt, die unter den häuslichen Problemen sehr leidet.

    Die Mutter unternimmt immer wieder alles, um dem Schönheitsideal ihres Mannes zu entsprechen und nimmt dafür sogar einen operativen Eingriff auf sich. Auf der einen Seite kämpft sie für ihre Ziele, gibt aber auf der anderen Seite vieles auf, um allen gerecht zu werden. 

    Es hat mich erschüttert, dass das Familienleben derart vom Thema Übergewicht bestimmt wurde. Elas Mutter hatte keinen leichten Stand in der Familie, da nicht nur ihr Ehemann, sondern auch ihre Schwiegermutter ihr das Leben schwer machte. 

    Die Geschichte, die in der Ich-Form aus Elas Perspektive geschrieben ist, liest sich sehr flüssig, der intelligente Erzählstil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin erzählt fesselnd aus ihrer Erinnerung, hinterfragt aber auch in den kurzen Zwischenkapiteln kritisch die Themen Abnehmen und Diäten. In diesen Zwischenkapiteln hat sie nicht nur ihre Gedanken aus heutiger Sicht festgehalten, sondern auch ihre Mutter im Hier und Heute befragt.

    Das Buch hat mich gefesselt, wütend auf den egoistischen Vater, gleichzeitig aber auch sehr betroffen und nachdenklich gemacht. Ich habe mich oft gefragt, warum Elas Mutter nicht aus ihrer Ehe geflohen ist, zumal die Geschichte nicht in den fünfziger Jahren spielt, als die Frauen weniger Rechte und Möglichkeiten hatten als in den achtziger Jahren. Ich habe mitgelitten und ständig gehofft, dass diese starke und empathische Frau bald einen Weg in ein selbstbestimmtes Leben findet. 

    Ich kann den Roman sehr empfehlen - 5 Sterne von mir!

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Caro.booklover, 18.11.2022

    Als Buch bewertet

    Toxisch
    Daniela Dröscher erzählt in diesem Roman aus ihrer Perspektive als Tochter davon, wie die offenbar etwas übergewichtige Mutter von ihrem eigenen Ehemann und Vater der gemeinsamen Tochter ständig hauptsächlich deswegen verbal drangsaliert wird. Die beobachteten Auswirkungen auf die Mutter selbst, aber auch für die Wahrnehmung der Mutter und des eigenen Körpers aus Sicht der Tochter werden hier romanhaft erzählt. Eingeschoben sind kurze Interpretationen der Geschehnisse, teilweise werden diese kontextuell nochmal eingeordnet oder die spätere Befragung der Mutter zu den Ereignissen dargestellt. Als weitere Personen, die ebenfalls unmittelbar auf das Verhalten der Mutter Einfluss nehmen, treten die beiden Omas in sehr unterschiedlichen Rollen für das Gesamtgefüge der Familie sowie ein Nachbarskind, das als eine Art weitere Tochter und Freundin der erzählenden Autorin fungiert, auf. Das Buch ist toll geschrieben. Diese äussere Sichtweise der Tochter, also weder von der Beleidigten noch vom Beleidigenden ausgehend, fand ich sehr interessant. Es zeigt sehr gut, wie ein solches Verhalten eben nicht nur die Adressat:innen der Botschaften beeinflussen kann. Die Geschichte liess mich häufig den Kopf schütteln und stellenweise wütend werden. Wütend nicht nur, weil eine reale Frau so etwas durchleben musste, sondern auch, weil es auch heutzutage solche Beziehungen gibt und bei Weitem nicht alle Frauen selbstbewusst oder unabhängig genug sind, sich davon zu befreien. Die Mutter dieses Romans erscheint wie eine starke Frau, die selbstbewusst genug sein müsste, sich von dieser Beziehung zu befreien. Die Geschichte ist in den 80er Jahren angesiedelt und man sollte meinen, dass es alleinstehende Frauen, noch dazu mit Kind, gesellschaftlich nicht mehr ganz so eine schwierige Stellung hatten, wie noch ein paar Jahre zuvor...dies scheint aber nicht der Fall gewesen zu sein.

    Fazit:
    Ein vielschichtiger Roman, der Einblick in die Facetten von Auswirkungen äusserer Kommentare und Verhaltensweisen auf uns selbst gibt. Bodyshaming in einer toxischen Beziehung sprachlich und inhaltlich überzeugend umgesetzt!

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fredhel, 22.08.2022

    Als eBook bewertet

    Daniela Dröscher hat einen ganzen Roman über ihre Mutter verfasst. Diese Frau hätte ich gerne kennengelernt, denn allem Anschein nach war sie eine liebenswerte und gütige Person. Dröschers Vater hat mit ihr eine lebenslustige, wunderschöne Frau geheiratet, mit der er unbeschwerte erste Ehejahre verbracht hat. Mit der Entscheidung, in sein Elternhaus zu seinen Eltern zurückzuziehen, ändert sich alles.
    Mutter kommt aus wohlhabendem Verhältnissen, ist trotz Kind berufstätig, eine gute Hausfrau und vor allem eine ausgezeichnete Köchin. Jetzt muss sie sich mit einer bösartigen Schwiegermutter und einem mit Minderwertigkeitskomplexen behafteten Ehemann arrangieren. Ihre Verzweiflung tötet sie mit tausenden Kalorien. Auf ihren immer üppiger werdenden Körper reagiert der Vater zunehmend gehässig.
    Der Roman ist schwer auszuhalten. Natürlich hat man auch Mitleid mit der Autorin, deren Kindheit dermassen von Streitigkeiten vergiftet war, aber in erster Linie leidet man mit der Mutter, die wie in einer Falle sitzt, aus der ihr auch die eigenen Eltern nicht heraushelfen.
    Ich will das Ende nicht vorwegnehmen, aber die Geschichte ist von Anfang an bewegend, erst recht, weil sie eine wahre Geschichte ist.
    Keine leichte Lektüre, aber eine lesenswerte.

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  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nele33, 25.10.2022

    Als eBook bewertet

    "Lügen über meine Mutter" der Autorin Daniela Dröscher ist ein Buch, welches mich lange und anhaltend bewegt.

    In den 80-iger Jahren, ein Familienleben im Hunsrück. Geschildert wird dies aus der Sicht der kleinen 6-jährigen Ela, die mit ihren Eltern und den Grosseltern in einem kleinen Dorf lebt. Sie steht zwischen ihren Eltern, einem Vater, der sein ganzes Versagen in allen Lebenslagen auf die Mutter abwälzt. Sie schildert ein typisches Frauenbild in den 80-igern, in dem eine Frau gesellschaftlich noch anders betrachtet wurde. Sie arbeitet, macht nebenher ein Sprachendiplom, kümmert sich um die kranke Grossmutter und macht es ihrem Mann, der unter massiven Minderwertigkeitskomplexen leidet, niemals recht. Ihr Gewicht, welches mit jeder zusätzlichen Belastung nach oben steigt, nutzt er als Aufhänger für seine Tyrannei. Dennoch, oder gerade deshalb entwickelt die Mutter eine ungeahnte Stärke.

    Selten habe ich bei einem Buch so oft schlucken müssen, wie bei "Lügen über meine Mutter". Eine Familienkonstellation, wie sie auch heute noch häufig anzutreffen ist, erzählt mit den Augen eines Kindes, welches manches nicht zuordnen kann und bei vielem die ungesagten Dinge viel besser versteht als so mancher Erwachsener.

    "Lügen über meine Mutter" ist nmit das beeindruckenste Buch, welches ich dieses Jahr gelesen habe.

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  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina W., 29.08.2022

    Als eBook bewertet

    Dieses Buch hat mich sehr angerührt!
    Persönlich und doch distanziert erzählt Daniela Dröscher – vermeintlich – die Geschichte ihrer Familie, besonders die ihrer Eltern. Die unmittelbaren Familienmitglieder bleiben namenlos: die Mutter, der Vater, die Schwester, manchmal kann man einen Namen erahnen.
    Natürlich geht es hier um emotionale Gewalt, ausgeübt vom Ehemann, aber es greift weiter: auch die Fixierung der „Gesellschaft“ und der Öffentlichkeit auf Äusserlichkeiten werden sehr deutlich.
    Einer der Schlüsselsätze für mich – sinngemäss: wenn alle Frauen auf der Welt morgen früh plötzlich aufwachen und zufrieden mit ihrem Körper und ihrem Aussehen wären, würde die komplette Weltwirtschaft zusammenbrechen. Was stimmt, wenn man mal darüber nachdenkt, wie viele Produkte nur von der Unzufriedenheit der Frauen mit sich selbst existieren…
    Da steht der Kampf der Mutter, angetrieben von ihrem Mann, nur stellvertretend für alle diätgeplagten Frauen (was meiner Einschätzung nach die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung betrifft).
    Gleichzeitig ist es die Geschichte einer Kindheit – und wie viel Einfluss ein solcher Kampf auf die Entwicklung der kleinen Ela hat: schon bald wird klar: Essen ist Kriegsschauplatz und Waffe. Und in diesem Krieg steht das Kind zwischen den Eltern, die es doch beide lieb hat.
    Wieder habe ich glücklicherweise beides genossen: Buch und Hörbuch – einfach grossartig vorgelesen von Sandra Voss! Ihre Stimme und Intonation passen hervorragend zu der Protagonistin, und es ist, als würde Ela selber ihre Geschichte erzählen!
    Obwohl – oder gerade weil – mir das Buch so zu Herzen gegangen ist, empfehle ich es nachdrücklich!

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke O., 28.08.2022

    Als Buch bewertet

    Vom Ertragen einer demütigenden Ehe
    Ich habe lange überlegt, worum es in diesem Buch in erster Linie geht und bin dann auf diese Überschrift gekommen. Denn grundsätzlich fragt man sich immer wieder: warum lässt diese Frau sich das so lange gefallen? In den 80er Jahren war es nicht mehr so, dass eine Frau dem einmal geheirateten Mann ausgeliefert war, sie hätte sich sofort scheiden lassen können, besonders auf Grund der Tatsache, dass sie mit ihren Kenntnissen sicher einen Job gefunden hätte.
    Es geht um ein junges Paar in einem kleinen Dorf im Hunsrück. Der Mann strebt nach Beförderung und sozialer Anerkennung, aber immer wenn er diesbezüglich einen Rückschlag erleidet, macht er dafür seine Frau verantwortlich bzw. deren Körperfülle, die in seinen Augen nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Immer wieder muss sie demütigende Szenen erleben und lässt diese an sich abprallen. Ihre Erfolge werden niedergemacht und kritisiert, ja sie wird sogar provoziert, z.B. indem er ihr Parfüm schenkt, was sie überhaupt nicht mag. Nie kommt es zu klärenden Gesprächen zwischen beiden, es ist eine Ehe mit geringer Kommunikationsbreite. Dabei hat man stets das Gefühl, dass diese intelligente Frau eine endgültige Lösung schaffen könnte, schlimmstenfalls dass sie ihn verlässt.
    Ganz verlogen wird die Beziehung, als die Frau eine grosse Summe erbt, und der Mann grosse Pläne für die Zukunft macht. Durch finanzielle Unabhängigkeit könnte sie ein unbeschwertes und selbstbestimmtes Leben führen, aber sie wählt den einfacheren Weg und fügt sich ihrem Mann, besonders da er angesichts des Geldes seine Demütigungen ihr gegenüber reduziert.
    Man hat als Leser stets das Gefühl, dass man der Frau helfen müsste, aus dieser kläglichen Situation zu entkommen. Dabei hat man nicht den Eindruck, dass die Frau generell zu schwach wäre, denn sie hat ihren eigenen Willen und setzt diesen durch, auch möchte sie ihre eigene Identität wahren. Ich denke, in den 80ern war die heutige Selbstverständlichkeit, eine unschöne Beziehung zu beenden, noch nicht so ausgeprägt und wurde mitbestimmt durch die Einstellung der eigenen Eltern und des sozialen Umfelds.
    Ich habe das Buch gern gelesen und Vergleiche herangezogen zu einer Beziehung im näheren Bekanntenkreis, die auch so unglücklich verlief. Auch haben mir die Rückblicke auf die typischen 8oer-Attribute, wie z.B. die Bazookas, Makramee und auch die selbstgebastelten Hexen, die in den Fenstern hingen. Auch gab es Schmunzel Szenen, z.B. die Vertreibung der braunen Michaela ;-)
    Besonders für alle diejenigen, die einen Bezug zu den 80ern haben, spreche ich eine eindeutige Leseempfehlung aus. Ein Buch, das die Aufnahme in die Longlist des Deutschen Buchpreises durchaus verdient hat!

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike, 20.11.2022

    Als Buch bewertet

    Ela wächst in den 1980 er Jahren mit Ihren Eltern im Hundsrück auf. Schnell macht sich bemerkbar, dass der aus der Sicht von Ela geschriebene Roman hauptsächlich die Geschichte und den Werdegang der Mutter thematisiert. Elas Mutter ist eine stolze und fleissige Frau. Schon früh geht sie selbstständig arbeiten und besteht darauf ihr eigenes Geld zu verdienen, was in den 70 er Jahren noch ziemlich neu, und gerade im dörflichen Bereich ungewohnt war. Um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern nimmt sie sogar ein Fernstudium auf. Auf dem ersten Blick scheint sie also eine sehr emanzipierte Frau. Jedoch verändert sich dieser Blick schnell. Ihr Mann (Elas Vater) findet sie zu dick und scheint allgemein nie zufrieden zu sein mit seiner Frau. Er kritisiert sie ständig und sieht sie in der Verantwortung für seine fehlende Beförderung. Später schämt er sich regelrecht und das Gewicht der Mutter sowie wird als peinlich und beschämend beschrieben. Schnell wird klar, dass Sich Elas Mutter den Zwängen der Zeit nicht entziehen kann. Eine Scheidung ist schon wegen der Kinder undenkbar und somit opfert sich die Mutter auf. Auch als sie endlich den Mut findet um sich zu trennen, ist dies kein Schritt der respektiert wird.
    Ein Buch welches die Stärke einer einzelnen Frau zeigt. Sie kämpft wie eine Löwin für ihre Kinder, das Nachbarskind, pflegt ihre Angehörigen und versucht nebenbei zu arbeiten. Sie gibt sich selbst fast vollständig auf. Statt Dank wird sie für ihren Körper kritisiert und die Waage wird zur Symbolik der angespannten Familiensituation.
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war tiefgründig geschrieben. Es war nicht an einem Tag durchgelesen, aber das war gut so. Der Lesefluss war zu jedem Zeitpunkt da und das Buch hat mich komplett in den Bann gezogen. Einfach super geschrieben die 24 Euro für das Hardcoverbuch sind mehr wie gerechtfertigt. Ein scheinbar sanfter Roman Blickt hinter die Kulissen der Frauen in den 80ern und thematisiert quasi nebenbei Themen wie Abtreibung, Selbständigkeit der Frau und Idealbilder.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michael B., 27.09.2022

    Als Buch bewertet

    Weit mehr als nur eine Familiengeschichte.
    Mehr als nur eine Familiengeschichte ist Daniela Dröschers neuer und für den Deutschen Buchpreis nominierter Roman "Lügen über meine Mutter" allemal. Die Autorin setzt den Roman in der Gegenwart an - das Gespräch mit der Mutter, die Absicht verkündend, ein Buch über die Familie zu schreiben und die Reflexion der Jahre 1983 bis 1986. Dies sind die kurz gehaltenen aber aufschlussreichen Einschübe, die dem eigentlichen Text, der Geschichte über die Familie aus der Tochterperspektive, einen Rahmen geben. Die Geschichte selbst ist ein grossartig angelegter Entschlüsselungsversuch: Die Frage, warum die Entwicklungen in ihrer Familie genau diesen Verlauf genommen haben und das auf dem Hintergrund einer hunsrücker Dorfgemeinschaft in der Mitte der 80-er Jahre. Was war offensichtlich und für sie aus der Tochterperspektive zwar beobachtbar, aber damit noch lange nicht verstehbar? Was waren Auslöser und Verursachungen der Abwärtsdynamik dieser Familie? Und was waren die Geheimnisse ihrer Familie? So heisst es schon auf der ersten Seite: "So wie jeder Mensch drei Leben hat. Ein öffentliches, ein privates und ein geheimes." Da ist der Vater, der empor kommen möchte aber immer wieder scheitert und das Dicksein der Mutter verantwortlich macht, das eigene Leben nicht kontrollieren kann, aber glaubt, Kontrolle über seine Ehefrau ausüben zu können. Da ist die in ihrer Ehe unglückliche Mutter und schliesslich die erzählende Tochter, zerrissen zwischen ihren Eltern. Und die späte Klärung durch das Schreiben. So fragt sich Daniela Dröscher gegen Ende des Buches - als die Geschichte schon fast zuende erzählt ist - in einem Dialog mit sich selbst: "Ist es wirklich notwendig, darüber zu schreiben? Ja. Kann Literatur einen retten? Vielleicht. Weil einen Literatur Dinge verstehen lässt, die man vorher nicht verstanden hat? Ja." Ein intimes und grossartiges Buch. Danke, dass ich teihaben durfte.

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  • 2 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katharina B., 05.08.2022

    Als Buch bewertet

    Ich habe mich immens auf dieses Buch gefreut. Eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung, die versuchte Selbststimmung der Mutter, ihr Gewicht als stetiges Mittel der Kontrolle durch den Vater.
    Leider gibt das Buch nicht mehr her als die Prämisse. Es wiederholen sich immer wieder die gleichen Themen und die gleichen Konflikte. Vielleicht wäre eine Kurzgeschichte angemessener gewesen als ein ganzer Roman; so wurde mir nach ca. einem Drittel sehr langweilig.
    Grundsätzlich kann man sich sehr gut in die Tochter hineinversetzen, die stetig Geheimnisse bewahren muss und immer nur die Hälfte von allem versteht. Die äusserst einengende Umgebung der Mutter, die jahrzehntelang nicht einmal auf die Idee kam, den Vater zu verlassen. Aber helfen die wenigen guten Aspekte nicht dabei, über die relative Inhaltsleere hinweg zu trösten.

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  • 3 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    hapedah, 09.11.2022

    Als eBook bewertet

    Aufarbeitung einer unglücklichen Familiengeschichte

    Ela wächst in einem kleinen Dorf im Hunsrück auf, in dieser Zeit steht ein Thema immer wieder im Vordergrund: das Übergewicht ihrer Mutter. Denn der kleingeistige Vater ist sich sicher, dass jeder seiner persönlichen Misserfolge durch das Übergewicht seiner Gattin zu begründen ist - mit einer vorzeigbaren Frau an seiner Seite wäre er zum Beispiel doch ganz gewiss befördert worden. So ist das Leben von Elas Mutter durch den psychischen Druck ihres Ehemanns geprägt, der sie immer wieder zum Abnehmen drängt, doch jeglicher Diäterfolg ist nur für kurze Dauer.

    "Lügen über meine Mutter" von Daniela Dröscher ist ein Roman, in dem die Autorin einen Teil ihrer Kindheit aufarbeitet. Zwischen den Kapiteln gibt es kurze Einschübe aus Sicht der erwachsenen Tochter auf die Vergangenheit, in der sie die Ereignisse rückblickend interpretiert, der Grossteil der Geschichte wird allerdings aus dem Blickwinkel der kindlichen Ela geschildert. Dieser familiäre Einblick lässt sich zunächst recht fesselnd lesen, wirklich überzeugen konnte mich das Buch jedoch nicht. Die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse zeigen deutlich, dass das Geschehen in den achtziger Jahren spielt, betrachtet man die innerfamiliäre Dynamik, entsteht der Eindruck, dass es bereits Jahrzehnte länger her sein könnte.

    Für mich war es schwer nachvollziehbar, warum die von ihrer Tochter als starke und selbstständige Frau beschriebene Mutter bereit war, sich dem tyrannischen Ehemann derartig unterzuordnen. Selbst als eine Erbschaft es ihr ermöglichen würde, ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben zu beginnen, führt die Mutter diese trostlose Ehe fort und finanziert sämtliche Wünsche des Vaters, der mit einem grossen Haus und sportlichen Autos sein Selbstwertgefühl aufpoliert. Bei einer autobiografischen Betrachtung der eigenen Eltern ist es sicher nicht möglich, sämtliche Emotionen aussen vor zu lassen, dennoch hätte ich mir etwas mehr Ausgewogenheit in der Erzählweise gewünscht, um auch ein deutlicheres Bild des Vaters zu erhalten.

    Wie der Titel bereits aussagt, steht Danielas Mutter im Focus, ob eine solche psychologische Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit für eine breite Lesergruppe interessant ist, darüber lässt sich streiten. Ich habe die Geschichte als durchaus gut lesbar, allerdings auch reichlich deprimierend empfunden. Zwischendurch habe ich das Buch für eine längere Lesepause zur Seite gelegt, um der bedrückenden Atmosphäre zu entkommen. Meiner Meinung nach fehlen dem Roman schlussendlich doch die Antworten, zu deren Suche Daniela Dröscher begonnen hatte, über ihre Mutter zu schreiben, nach wie vor empfindet die Autorin sie als eine Person voller Rätsel. Damit stellt die Geschichte für mich einen eindimensional erlebten Rückblick in die Vergangenheit dar, bei dem die erhofften Erkenntnisse ausgeblieben sind.

    Fazit: Obwohl sich die Handlung aus der Sicht der kindlichen Daniela gut lesen lässt, fehlt mir die mit einer Aufarbeitung zu erwartende Einsicht, zwar formuliert die Autorin am Ende, dass ihre Mutter ihre persönliche Heroine ist, aber die anfangs aufkommenden Fragen bleiben meiner Meinung nach weitestgehend unbeantwortet.

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  • 3 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kim I., 14.08.2022

    Als Buch bewertet

    Tragi-komisch?

    Das Buch "Lügen über meine Mutter" von Daniela Dröscher hat mich beim Lesen sehr wütend gemacht. Geschrieben ist das Buch aus Sicht eines Mädchens namens Ella, das in einer sehr patriarchalen Familie aufwächst, in der die Mutter aufgrund ihres Körpergewichts vom Vater unterdrückt und runtergebuttert wird. Emanzipation? Fehlanzeige! Als Leser fragt man sich kontinuierlich, wie ein Kind durch den Körperwahn ihres Vaters und die ständigen Streitigkeiten der Eltern normal bleiben kann, vor allem, da man das Gefühl hat, dass sich das Mädchen überwiegend selbst erzieht. Das Buch lässt sich gut lesen, allerdings musste ich es zwischenzeitlich immer mal wieder auf die Seite legen, da es mir so widerstrebt, wie man sich als erwachsene Frau so behandeln lassen kann. Ständig kritisiert zu werden. Das ist eine Form des Psychoterrors, die sich durch das gesamte Buch zieht.
    Interessiert habe ich mich für dieses Buch, da ich selbst im Hunsrück aufgewachsen bin und die gesprochene Schrift teilweise in Mundart geschrieben ist.
    Ich tue mich schwer, dieses Buch weiterzuempfehlen, da ich ein Fan von Happy-ends bin und sich bei mir dieses Gefühl nicht einstellen will.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 28.08.2022

    Als Buch bewertet

    Ein Dorf im Hunsrück der 1980er Jahre. Ela ist noch ein Kind und versteht nicht alles, was um sie herum geschieht. Offenkundig ist jedoch, dass das Gewicht ihrer Mutter ein Problem ist. Mehr als das, es scheint die Ursache für alles Unglücks ihres Vaters zu sein. Ein Mann, der sich immer für Grosses geboren sah und seiner Frau die Schuld dafür gab, dass er nicht befördert wurde, nicht über so viel Geld und Bildung wie sie verfügte, im Dorf nicht so anerkannt war, wie er sich das gewünscht hätte. Aber wie sollte er das auch erreichen, mit einer dicken, nicht präsentablen Frau an seiner Seite? Als Erwachsene Blickt Ela zurück, spricht endlich mit ihrer Mutter über das Jahrzehnte lange Martyrium, das diese stoisch ertragen hat und mit ihrer Gesundheit bezahlte.

    Zugegebenermassen hat mich erst die Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2022 so richtig neugierig auf „Lügen über meine Mutter“ gemacht. Die rheinland-pfälzische Provinz als Schauplatz fand ich eher wenig attraktiv, kenne ich sie doch zur Genüge und weiss um den Horror, der Dorfleben bedeutet. Daniela Dröscher verdichtet den Roman jedoch, die Handlung spielt sich weitgehend im Nukleus der Familie, den eigenen vier Wänden ab, die zur Kampfarena zwischen den Eltern werden mit einem Kind, das zu jung ist, um die Mechanismen des innerfamiliären Krieges zu verstehen. Eine schonungslose Milieustudie, die letztlich das Portrait einer ganzen Generation von Frauen ist.

    Als Erwachsene stellt die Erzählerin fest, dass sie ihre Mutter nie verstanden hat und beginnt endlich, mit ihr über die Erinnerungen zu reden. Episoden aus der Kindheit wechseln sich so mit Analysen ab und ordnen den ganzen Schrecken ein, den die Mutter widerspruchslos zum Wohle der Töchter ertragen hat. Immer wieder läuft es darauf hinaus, dass der Vater versucht seine Unterlegenheit und Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden, indem er die Mutter klein macht. Als Schlesiendeutsche ist sie keine richtige Deutsche, sie spricht ja nicht einmal den richtigen Dialekt! Das Geld ihrer Familie kann nur illegal erworben sein, Verbrecher müssen sie sein, nie kann man durch ehrliche Arbeit so vermögend werden. Ihre Bildung? Sie will doch nur angeben, das sind gar keine richtigen Diplome die sie hat.

    Endlos ist die Liste der Angriffspunkte, zentral wird jedoch immer wieder ihr Gewicht. Vieles kann der Mann kontrollieren, wohin sie geht, wofür das Geld ausgegeben wird, aber ihr Gewicht unterliegt trotz aller Bemühungen – öffentliches Wiegen und Notieren der Zahl in einem Buch! – nicht seiner Macht. Alle Schikanen erträgt sie, frisst alles in wahrsten Sinne des Wortes in sich hinein und kümmert sich doch selbstlos um alle anderen um sie herum.

    Es ist beim Lesen oftmals fast unmöglich auszuhalten, was Elas Mutter an psychischer Gewalt angetan wird und man fragt sich, weshalb sie nicht ausbricht, nicht einfach geht. Und zugleich weiss man, dass es so einfach nicht ist und erinnert sich, wie viele dieser kleingeistigen Männer man selbst erlebt hat, die sich für etwas Besseres hielten, wenn sie im ballonseidenen Jogginganzug mit dem Cabrio vorm dörflichen Tennisplatz vorfuhren und sich für den König der Provinz hielten und dabei doch nur alle Peinlichkeit zur Schau trugen.

    Was in den 80ern als völlig normales Familienleben erschienen sein mag, würde man heute ganz anders einordnen, wie es die Erzählerin auch tut und womit sie ein Licht auf eine ganze Generation von Frauen wirft, die von ihren Müttern noch zum Schweigen erzogen wurden, ihren eigenen Töchtern jedoch Stimmen mit auf den weg gegeben haben.

    Auch sprachlich bietet der Roman viele interessanten Facetten, weshalb er für mich ganz eindeutig ein würdiger Kandidat für den diesjährigen Buchpreis wäre, vor allem, um dem Thema die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken.

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