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    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 07.12.2018

    Einblicke und Lösungsmöglichkeiten, es muss sich etwas ändern im Justizwesen

    Die Zahl der Einbrüche hat von 2005 bis 2015 um 58% zugenommen, nur in 2,6 % der 167 000 Fälle im Jahr 2015 kam es zu einem Gerichtsverfahren. Die Verwaltungsgerichte werden von Asylklagen überspült, die Medien berichten von abgelehnten, straffällig gewordenen Asylbewerbern, die nicht abgeschoben werden können, Terroranschlägen, freigelassenen Tätern, die wieder zuschlagen und vielem Erschreckenden mehr. Die Angst der Bürger, Opfer eines Verbrechens zu werden, wächst seit Jahren und diese Sorge ist alles andere als unbegründet, eine Einsicht die sich durch die Lektüre dieses Sachbuches nicht nur erhärten, sondern auch faktisch belegen lässt.

    Dr. Patrick Burow ist Amtsrichter mit langjähriger Erfahrung auf allen Ebenen der Strafgerichtsbarkeit und öffnet den Lesern mit seinem Insiderwissen und seinem Einblick in die Justiz die Augen. Die Frage warum die Justiz ihren Beitrag zur inneren Sicherheit gar nicht mehr leisten kann, wird hier in sechs Kapiteln von allen Seiten beleuchtet und umfassend beantwortet.

    Es geht los mit dem ersten Kapitel „Justiz am Limit“. Hier erfährt der Leser alles über die schlechte Personallage. Die Gesetze werden immer mehr und komplexer, die Arbeit und die Fälle nehmen stetig zu und die schöngeredete Anzahl der Staatsanwälte und Richter, die diese erledigen sollen, kann dies gar nicht abarbeiten. Hier öffnet der Autor sein Nähkästchen und berichtet von neu entstandenen Zusatzaufgaben bis hin zur tatkräftigen Unterstützung des Reinigungspersonals, von „Pebbys“, einer in meinen Augen irrsinnigen, Minutenvorgabe, wie lange ein Verfahren im Durchschnitt dauern darf, von fehlendem Sicherheitspersonal, von maroden Gerichtsgebäuden bzw. solchen denen jegliche Autorität eines Gerichts fehlt, und auch vom Arbeitsmaterial und Verdienst.
    Im Abschnitt „Milde Strafen durch Kuscheljustiz“ erfährt man , warum der Strafrahmen oft nicht ausgenutzt werden kann und darf, dass in Gefängnissen der Platz mehr als knapp ist und auch von einigen Beispielen, bei denen zu milde Strafen mich beim Lesen richtig entsetzt haben. Er als Richter sitzt zwischen den Stühlen. Damit die Urteile nicht von den Landesgerichten wieder aufgehoben werden, weil die Strafe zu hoch ist, muss er mit den Schöffen, die viel mehr fordern, fast um ein Strafmass feilschen. „Urteile im Namen des Staates“ sind das vielfach nicht mehr.
    Weiter geht es mit dem dritten Kapitel „Härte nur bei Bussgeldern“, in dem er u.a. deutlich kritisiert, dass die Errichtung von Verkehrskontrollen oft nicht der Verkehrssicherheit dienen, sondern diese vielmehr den Prinzipien der Einnahmen Maximierung folgen. Ganz klar, die Einnahmen sind im Haushalt ja auch bereits vorab eingeplant.
    „ Folgen der Überlastung“. Im vierten Kapitel wird alles aufgelistet was sonst noch im Argen liegt. Überlange Verfahrensdauern, Beispiele dafür, wann sich diese besonders fatal auswirken, Autoritäts- und Ansehensverlust der Justiz, 25% Fehlurteile, die niemand aufarbeitet, Gefälligkeitsatteste, immer dreistere und besser spezialisierte Verteidiger, eine Ich-hab-Rechtsschutz-klag-ich-mal Mentalität, Alltagskriminalität, die nicht geahndet wird und den Bürger zurecht erzürnt, enttäuschte Polizisten, denen bei Angriffen durch eine gerechte Strafe nicht der Rücken gestärkt werden kann, komplexe Wirtschaftskriminalität, bei der die Verfahrenssumme lax geschätzt wird, anstelle von gründlichen Ermittlungen, die allerdings jeden Zeitrahmen sprengen würden, und vieles mehr ist hier zu finden.
    Im Kapitel „Wo der Rechtsstaat auch nicht mehr funktioniert.“ wirft der Autor einen Blick auf die Zwei Klassen Justiz, die Jugendkriminalität, die Regulierungswut und neue Gesetze, auf Gefängnisausbrüche und auch auf das Vertrauen in die Justiz unter der Bevölkerung. Meines ist nach der Lektüre auf jeden Fall massiv gesunken.
    Im abschliessenden Kapitel „Zukunft der Justiz“ ist deutlich zu spüren, dass der Autor mit diesem Buch auf keinen Fall alles nur schlechtreden will. Nein er wollte eine ehrliche Bestandsaufnahme liefern, was ihm auch hervorragend gelungen ist. Zudem liegt ihm auch äusserst viel daran, dass die Justiz eine Zukunft hat. Die logischen Konsequenzen, die sich aus den vorangegangenen Kapiteln ergeben. werden hier noch einmal zusammengefasst und jeweils mit produktiven Vorschlägen zur Änderung, bzw. möglichen Hilfsmassnahmen verknüpft.

    Der Sprachstil des Autors ist äusserst flüssig und angenehm zu lesen. Es gelingt ihm auch komplizierte Sachverhalte für den Laien verständlich darzustellen und vor gähnend langweiligem Juristendeutsch muss man sich hier bestimmt auch nicht fürchten. Er bleibt dabei im Grunde sehr sachlich, wobei aber auch die eine oder andere Pointe, die besondere Schieflagen gekonnt auf den Punkt bringt, zu finden ist, was mir gut gefallen hat. Hintergrundinfos, belegte Statistiken, Zahlen und Fakten, Zitate, Fallbeispiele und auch Beschreibungen eigener Erfahrungen werden hier geschickt miteinander kombiniert und so ist die Lektüre äusserst abwechslungsreich. Das Lesen war für mich persönlich zudem sehr emotional. Hat mir doch so manche Information den Zorn erheblich geschürt und auch das eine oder andere Beispiel hat mich sehr gerührt bzw. mein Mitleid erregt. Ich habe das Buch gebannt und interessiert geradezu verschlungen.

    In meinen Augen ist die Grundaufgabe eines Staates für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen. Es ist nicht kurz vor zwölf, sondern schon in vielen Bereichen drüber. Schlimm genug, dass ein Richter hier seinen Job riskieren muss, damit die Öffentlichkeit informiert wird. Was möchte unser Staat? „Fliessbandarbeiter des Rechts“? Verbrechen in Zukunft nur einfach aussitzen? Oder ist er endlich bereit der Justiz die Aufmerksamkeit und vor allem die öffentlichen Mittel zugestehen, die dringend nötig sind?, das sind Fragen, die mich nach dem Lesen beschäftigen. Die Richter sind nicht verantwortlich für die desaströse Lage, das kommt schon von oben und es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele aufmerksam werden, damit sich in dieser Richtung auch wirklich etwas tut, bevor es völlig zu spät ist.

    Alles in allem volle Begeisterung für diesen äusserst aufschlussreichen Einblick in die desaströse Lage unseres Rechtsstaats und den Beruf eines Richters. Fünf Sterne sind hier mehr als verdient.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ech, 07.12.2018

    Leidenschaftliches Plädoyer für unser Rechtssystem, das zugleich mehr als nachdenklich macht

    Berichte über die chronische Überlastung der Gerichte, verschleppte Prozesse, Justizirrtümer und die sogenannte Kuscheljustiz bestimmen seit Jahren das öffentliche Bild unseres Rechtssystems. Nun wird es höchste Zeit für einen Insiderbericht, der klar Stellung bezieht und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt.

    Der Autor Dr. Patrick Burow arbeitet seit Jahren als Richter in Dessau und war zuvor auch schon als Staatsanwalt tätig. Mit seinen nunmehr 22 Jahren Berufserfahrung kann man ihn also durchaus als fundierten Kenner unseres Justizsystems bezeichnen.

    Mit diesem Buch nimmt er nun eine erschreckende Bestandsaufnahme dieses Systemes vor, die zugleich zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für unser Rechtssystem gerät.
    Mit klarer und deutlicher Sprache, die so gar nichts vom üblichen Juristendeutsch hat, benennt er die Probleme, zeigt Ursachen auf und unterlegt sie mit anschaulichen und gut verständlichen Beispielen aus der Praxis.
    Vom etwas zu reisserisch geratenen Titel des Buches, der in erster Linie auf Wunsch des Verlages entstanden ist, sollte sich dabei niemand abschrecken lassen, der Autor beleuchtet das Thema insgesamt doch sehr ausgewogen und spart auch Probleme innerhalb des Systemes, z. B. Rechtanwälte, die mit fadenscheinigen Anträgen Prozesse absichtlich in die Länge ziehen, nicht aus.
    Dennoch wird mehr als deutlich, das die chronische Unterfinazierung und der daraus resultierende Personalmangel in allen Bereichen die Hauptursache aller Probleme darstellt und die dafür zuständige Politik seit Jahren ihre Augen davor verschliesst und sich lieber auf populistische Kritik an ungeliebten Urteilen beschränkt.

    Ein wichtiges Buch, dem zu wünschen ist, das es auch bei den entscheidenen Stellen auf viele offene Ohren stösst. Denn die kommende Pensionierungswelle bei den Richtern und die immer weiter zunehmende Anzahl an Verfahren (Stichwort: Dieselfahrverbote und Asylklagen) werden die eh schon vorhandenen Probleme an den Gerichten in den nächsten Jahren noch dramatisch verschärfen.


    Diese Rezension bezieht sich auf die Printausgabe des Buches.

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  • 5 Sterne

    mabuerele, 22.12.2018

    „...Als Fazit ist festzustellen, dass Deutschland keine starke Justiz hat. Mit einer kurz vor dem Kollaps stehenden Justiz lässt sich Gerechtigkeit nicht herstellen...“


    Das Fazit klingt hart und erschreckend. Wie kommt der Autor, der selbst Richter ist, zu dieser Einschätzung?

    In sechs Kapiteln listet Dr. Patrick Burow detailliert die Probleme der deutschen Justiz auf.

    Im ersten Kapitel erläutert er, welche Folgen der Personalmangel und die strikten Zeitvorgaben von Pebb§y, einem Personalberechnungssystem, auf die Arbeit der Richter haben.


    „...Die Zeitvorgaben einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zielen auf die Effizienz des Justizapparats ab. Es sollen möglichst viele Fälle in möglichst kurzer Zeit erledigt werden. […] Die Qualität bleibt dabei auf der Strecke...“


    Das System übersieht, dass sich Gerichtsfälle nicht in ein starres Schema pressen lassen. Hinzu kommt, dass Richter immer mehr Aufgaben übernehmen müssen, für die es früher zusätzliches Personal gab. Einlasskontrolle ins Gericht und Wachtmeister während der Verhandlung fallen häufig dem Sparzwang zum Opfer. Für das Staatsfernsehen wird mehr Geld ausgegeben wie für eine funktionierende Justiz.

    Im zweiten Abschnitt wird aufgeführt, welche Schritte ein Richter bis zur Strafzumessung gehen sollte. Ausserdem wird darauf hingewiesen, warum es häufig nur milde Strafen gibt. Wie das auf andere Behörden wirkt, zeigt das folgende Zitat:


    „...Der Frust von Polizisten ist gross, wenn mit grossem persönlichen Einsatz geführte Ermittlungen zu keiner spürbaren Strafe führen...“


    Das dritte Kapitel widmet sich einem Thema, das irgendwann fast jeden trifft. Die beiden einleitenden Sätze lauten:


    „...Sie wollen die ganze Härte des Rechtsstaats erleben? Dann sollten Sie zu schnell Auto fahren...“


    Im Gegensatz zu vielen anderen Straftaten werden Verkehrsverstösse rigoros verfolgt. Hier kommt der feine Humor des Autors im Schriftstil zu tragen.

    Im vierten Kapitel geht der Autor erneut tiefgründig auf die Folgen der Arbeitsüberlastung ein. Zu lange Gerichtsverfahren mit entsprechenden negativen Konsequenzen, Einstellung von Verfahren, Kapitulation vor der Alltagskriminalität und Fehlurteile sind einige der behandelten Themenfelder. Die verständlichen theoretischen Abhandlungen werden durch konkrete Beispiele verdeutlicht.


    „...Löcher werden gestopft, indem woanders neue aufgerissen werden...“


    DAS ist verständlicherweise keine Lösung.

    Im vorletzten Kapitel wendet sich der Autor den jugendlichen Straftätern, den Folgen der Asylpolitik im juristischen Bereich und der Zwei – Klassen – Justiz zu. Letzteres dürfte es laut Grundgesetz gar nicht geben. Aber Theorie und Praxis sind manchmal zwei völlig unterschiedliche Seiten einer Medaille.

    Wenn über die Justiz und das Recht gesprochen wird, muss man an irgendeiner Stelle über den Begriff der Gerechtigkeit reden. Das geschieht in diesem Kapitel.

    Anschliessend wird anhand konkreter Zitate aus der Presse oder von Politkern der Vertrauensverlust der Justiz belegt. Auch im Gericht hat man mit zunehmender Respektlosigkeit zu kämpfen. Das Eingangszitat schliesst diesen Abschnitt ab.

    Das letzte Kapitel ist zweigeteilt. Zum einen geht es um neue Anforderungen, für die entsprechende Fachleute fehlen. Das betrifft insbesondere die Cyberkriminalität, aber auch Wirtschaftsstraftaten.

    Andererseits listet der Autor in seinem Schlussplädoyer konkrete Fakten auf, die wieder zu einer funktionierenden Justiz führen würden.

    Zusammenfassend möchte ich feststellen, dass das Buch dem interessierten Leser die Augen öffnet für die heutigen Probleme der Justiz. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und ist auch für den Laien verständlich. Dafür sorgen ebenfalls konkrete Beispiel, Zahlen und Fakten sowie kurze Erläuterungen von Fachbegriffen.

    Anmerkungen ergänzen das Buch.

    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat meinen Blick geweitet auf ein bisher wenig beachtetes Thema.

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  • 5 Sterne

    Streiflicht, 20.12.2018

    Tragisch und unfassbar

    Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, weil mich das Thema Justiz allgemein interessiert und ausserdem meine Schulfreundin Jura studiert hat. Dadurch war ich jahrelang immer wieder mit juris-tischen Themen und Fragestellungen konfrontiert. Ein Richter, der nun als Insider aus dem Alltag der Justiz berichtet – das fand ich spannend. Umso mehr, weil der Titel ja dramatisch klingt und auch die Kurzbeschreibung – das hat mich dann noch neugieriger gemacht.
    Und in der Tat ist die Sachlage wohl dramatisch. Leider wissen das die meisten Bürger nicht und gehen davon aus, dass der Staat es schon richten wird. Dass dies nicht so ist, belegt dieses Buch mit zahlreichen Praxisbeispielen leider ganz deutlich. Ich glaube nicht, dass der Richter übertreibt, denn er kann alle seine Beschreibungen belegen. Damit sind es nicht mehr nur Behauptungen, sondern Tatsachen. Teilweise hat es mich einfach nur erschreckt und mir auch Angst gemacht. Richtige Verbrecher kommen wieder aus der Untersuchungshaft frei, weil es zeitlich nicht machbar ist, rechtzeitig Anklage zu erheben. Ein kleiner Verkehrssünder dagegen muss zahlen, auch wenn nicht wirklich überprüfbar ist, ob das Messgerät tatsächlich richtig geeicht ist und gemessen hat. Ich glaube, hier gibt es an ganz vielen Ecken und Enden dringenden Handlungsbedarf!
    Der Autor schreibt sehr detailreich und dicht, sodass man wirklich genau lesen muss. Gleichzeitig ist es durch die vielen Praxisbeispiele und guten Erklärungen aber leicht verständlich, auch wenn man nicht tief in der Materie steckt und keine grosse Ahnung von der Justiz hat. Das hat mir gut gefallen und mich beeindruckt. Danke, dass ich diese Einblicke erhalten durfte, die mich persönlich sehr bewegt und berührt haben!
    Ich hoffe, dass ganz viele Menschen dieses Buch lesen und dass sich etwas bewegt!

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  • 5 Sterne

    Nadine L., 06.12.2018

    Das Cover ist schlicht gehalten und fällt einem doch sofort ins Auge. Zuerst fand ich den Titel etwas übertrieben, aber da wusste ich auch noch nicht was dieses Buch beinhaltet.

    Der Schreibstil ist locker und leicht und man muss sich keine Sorgen machen, dass man aufgrund von Juristendeutsch nichts versteht.

    Das Buch ist in 6 Abschnitte aufgeteilt in denen der Autor auf wirklich alles eingeht. Wer hat nicht schon von Urteilen in den Nachrichten gehört über die er den Kopf schütteln musste? Dieses Buch klärt dies auf und öffnet einem die Augen, warum diese Urteile so gefällt wurden. Sehr gut haben mir die vielen Beispiele im ganzen Buch gefallen.

    Gerne wird der Justiz bei diesen Urteilen die Schuld in die Schuhe geschoben. Hat man diese Zuweisung aber schon einmal hinterfragt? Ein Schuldiger ist schnell gefunden, aber woran liegt es? Dieses Buch liefert Antworten und man sieht als Leser einige Urteile mit ganz anderen Augen. Natürlich ist Personalmangel und das Sparen an allen Enden in der Justiz keine Entschuldigung, aber der Autor liefert Erklärungen und man sieht als Leser nicht mehr die Justiz als Schuldigen.

    Um aufzurütteln hat der Autor seine eigene Karriere auf Eis gelegt, denn das nach Veröffentlichung des Buchs das Ende der Karriere erreicht ist, ist jedem nach Beendigung des Buchs klar.
    Es ist schlimm genug, dass so ein Buch geschrieben werden muss, aber auch so wichtig, dass wir als Aussenstehende wissen, was in der Justiz geschieht.

    Für mich ein sehr wichtiges Buch und ein absolutes Highlight.

    Ich vergebe verdiente 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte61, 09.12.2018

    Klappentext:
    In Zeiten der Angst und der Unsicherheit verlangt "Volkes Stimme" nach kurzem Prozess und härteren Strafen. Tatsächlich aber, so Strafrichter Patrick Burow, kann die Justiz ihren Beitrag zur inneren Sicherheit gar nicht mehr leisten. Freigesprochene Mörder, lasche Strafen und verschleppte Prozesse sind Indizien einer Krise des Rechtsstaats. Die Justiz steht im Zentrum aktueller gesellschaftlicher Debatten.
    Der Autor legt mit seiner brisanten Bestandsaufnahme den Finger in zahlreiche Wunden. Er schreibt sehr persönlich über die Kuscheljustiz, krasse Fehlurteile und Deals hinter verschlossenen Türen. Klar und deutlich sagt er, was sich ändern muss, damit die Justiz auch in Zeiten des Terrors ihren Beitrag zur inneren Sicherheit leisten kann.
    Fazit:
    Bitte lasst euch nicht abschrecken, diese Rezension zu lesen, da mir das Thema so wichtig erscheint, habe ich ausführlich geschrieben.
    Immer wieder erfahren wir von den Medien, dass Fehlurteile zur Gefahr für uns alle werden. Der unbedarfte Bürger regt sich erst mal auf und ein Aufschrei geht durch die Massen. Schon wieder ein hochkrimineller Straftäter vorzeitig aus der Haft entlassen? Ein Terrorist aus der Untersuchungshaft entlassen? Asylverfahren, die verschleppt werden? Alltagskriminalität, die nicht strafrechtlich verfolgt wird? Schon wieder ein Deal, der den Täter milde davonkommen lässt? Immer öfter fragen wir uns, ob Justitia behindert ist. Auf welchem Ohr ist die wohl blind?
    In Stammtischrunden werden wir wohl kaum über die Hintergründe solcher vermeintlichen Fehlurteile und vorzeitiger Entlassungen aufgeklärt. Leider bleibt es auch bei dem Aufschrei der Massen, ohne eine Änderung herbei zu führen. Was können wir tun? Ein Schritt in die richtige Richtung ist es, sich die Informationen zu beschaffen, um hinterher sachlich und fachlich argumentieren zu können. Dieses Buch ist der erste Schritt in diese Richtung. Ich empfehle, es unbedingt zu lesen.
    Viele von uns zweifeln immer häufiger die Gerechtigkeit der Justiz an und fragen sich woran das liegt. Patrick Burow hat den Mut, uns viele Fragen zu beantworten. Er riskiert seinen Ruf, seinen Job und seine Zukunft, um die Hintergründe zu erklären und aufzurütteln. Er hat seit 1996, als Staatsanwalt und Richter, Erfahrungen in allen strafrechtlichen Dezernaten gesammelt und lässt uns jetzt an seinen Erfahrungen teilhaben.
    So, jetzt zum Inhalt und Schreibstil des Buches. Zuerst ist mir die tolle Gliederung aufgefallen und nach den ersten Zeilen der tolle Schreibstil ohne Juritenchinesich. Dieses Buch wurde für die Nicht – Juristen geschrieben.
    „Justiz am Limit“ erklärt, warum sich die Justiz am Abgrund befindet. Ich durfte erfahren, wie die Personalpolitik der Justiz aufgebaut ist und welche Herausforderungen vom Personal zu erfüllen sind. Die Überlastung springt den Leser geradezu an und wird anhand von Fallbeispielen deutlich geschildert. Eine Wirtschaftsprüfungsanstalt gibt Bearbeitungszeiten vor, die nicht zu schaffen sind. Für jeden Fall gibt es genaue Minutenvorgaben, inklusive der Recherche und der Urteilsfindung. Richter sind dadurch zu Fabrikarbeitern des Rechts degradiert und ich frage mich, wo die Gerechtigkeit bleibt. Richter haben inzwischen eine bestimmte Zahl an Urteilen zu sprechen, wen wundert es dann, dass sinnigerweise einfache Fälle vorgezogen und schwierige Fälle verschleppt werden? Können so noch Urteile im Namen des Volkes oder nur noch im „Namen der Eile“ gefällt werden? Die Einsparungen in den Gerichten gehen inzwischen so weit, dass Richter mittlerweile sogar Putzfrauen ersetzen müssen. Überstunden sind keine Ausnahme, sondern die Regel, trotzdem müssen Richter noch Nebentätigkeiten ausüben, um sich Träume zu erfüllen. Bei den Sachmitteln zeigen sich dann erst recht die Auswirkungen der „Geiz ist geil“ Mentalität unserer Politik. Veraltete Gesetze, fehlende IT, Aktenschieberei wie vor X Jahren, um nicht auszuufern nenne ich nicht mehr. Wie soll auf dieser Basis vernünftig und gerecht gearbeitet werden? Hat die Politik überhaupt Interesse an einer starken und unabhängigen Justiz? Lest selbst.
    „Kuscheljustiz“ beschreibt eindringlich, warum die Urteile nicht „im Namen des Volkes“ gefällt werden. Packen wir uns doch mal an die eigene Nase und geben zu, dass uns viele Urteile zu mild erscheinen. In den Strafen sollen wir uns wiedererkennen und sie als angemessen empfinden. Brauchen wir härtere Gesetze? Patrick Burow klärt über den vorhandenen Strafrahmen auf und erklärt, ob und wie er im Einzelfall auszuschöpfen ist. Dieses Kapitel hat mir die Augen geöffnet und so manches Vorurteil in den Mülleimer geworfen.
    „Härte nur bei Bussgeldern“ erklärt, warum auch das kleinste Verkehrsdelikt bis zu bitteren Neige verfolgt wird. Wer von uns hat sich nicht schon über die Abzocke der Blitzer aufgeregt? Diese sollen der „Verkehrssicherheit“ dienen? Leider wissen wir alle schon lange, dass Blitzer die reinsten Geldbeschaffungsinstrumente unseres Staates sind. Das erwartete Geld ist schon vor der Einnahme fest im Haushalt eingeplant, so dass es mit der ganzen Härte des Gesetzes eingetrieben wird. Leute haltet euch nicht an die Geschwindigkeitsvorgaben und Parkvorschriften, unser Staat braucht dringend eure hart verdienten Groschen.
    In „Folgen der Überlastung“ konnte ich begreifen, warum so manche Akte Schimmel ansetzt. Viele Prozesse dauern heute sehr viel länger als früher. Woran liegt das? Da greifen viele Rädchen ineinander, um Prozesse zu verschleppen. Nur einige Beispiele: Da gibt es Bürger mit der „Ich-habe-eine-Rechtsschutzversicherung, die will ich auch nutzen, egal wie klein oder unsinnig mein Anliegen ist. Da gibt es gewiefte Anwälte, die Prozesse verschleppen, um die geringstmögliche Strafe für ihre Klienten auszuhandeln. Dazu gibt es noch überlastete Richter. Zu was führt das? Zu Strafverfahren, die sich über viele Jahre hinziehen. Zu Straftätern, die vorzeitig aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Zu Existenzvernichtung. Dies sind nur wenige Beispiele. In vielen Fällen müssen diese Prozesse eingestellt werden und der Bürger schüttelt mal wieder ungläubig den Kopf. Ist Justitia nur behindert, oder ist sie auch schon die Dealerin des Rechtes?
    „Wo der Rechtstaat auch nicht mehr funktioniert“ zeigt uns der Autor auch an vielen Fallbeispielen. Wie oft haben wir schon mitbekommen, dass die Kleinen gehängt werden und die Grossen lässt man laufen? Es zeigt sich in diesem Kapitel ganz klar, dass die mit Geld eher Chancen haben, das Recht zu biegen. Bei der Jugendkriminalität schütteln wir häufig den Kopf angesichts der Strafen. Ist es angemessen, Jugendlichen einen Abenteuerurlaub auf unsere Kosten zu spendieren? Welche Auswirkungen hat die Flüchtlingskrise auf unsere Justiz? Auch dies wird erklärt und noch mehr.
    Leider hat die Justiz ihren Ruf als gerechte Instanz verloren. Ob sich der Ruf wiederaufbauen lässt? Patrick Burow wagt einen Blick in die Zukunft und zeigt Lösungsmöglichkeiten. Dafür sind die Politiker gefordert, die unter dem Motto „Wir tun was“ mehr tun sollten, als neue Gesetze aus dem Boden zu stampfen. Diese neuen Gesetze sorgen nur für weitere Überlastung unserer Gerichte. Ich hoffe für uns, dass dieses Buch wachrütteln kann.
    Mein Fazit im Fazit: Ich danke für dieses Buch, dass ich mit wachsender Spannung gelesen habe. Durch den locker flockigen Schreibstil und die vielen Fallbeispiele konnte ich es kaum noch aus der Hand legen. Ein Sachbuch mit so viel Spannung und Humor an den passenden Stellen habe ich bisher noch nicht gelesen. Für mich fast ein Krimi. Für mich steht jetzt fest, dass der Titel passend gewählt wurde. Unsere Justiz befindet sich nicht nur am Abgrund, sie ist schon einen grossen Schritt weiter.
    Von mir eine klare Empfehlung, dieses Buch zu lesen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Wollen wir unsere Angst weiter wachsen lassen, oder etwas dagegen tun?
    Schade, dass ich nur fünf Sterne vergeben kann.

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    Sandra S., 05.12.2018

    Justiz am Abgrund: Ein Richter klagt an“ von Dr. Patrick Burow,
    Nach kurzem Prozess und härteren Strafen verlangt die „ Volkes Stimme“ in Zeiten der Angst und Unsicherheit.

    Die Justiz kann ihren Beitrag zur inneren Sicherheit gar nicht mehr leisten. Indizien einer Krise des Rechtsstaats sind: freigesprochene Mörder, lasche Strafen und verschleppte Prozesse.

    Im Zentrum aktueller gesellschaftlicher Debatten steht zur Zeit die Justiz. Dr. Burow legt mit seinen brisanten Aussagen den Finger in zahlreiche Wunden. Seine sehr persönliche Schreibweise über die Kuscheljustiz, Fehlurteile und Deals hinter verschlossenen Türen macht deutlich was sich ändern muss, damit die Justiz ihren Beitrag zur inneren Sicherheit leisten kann.



    Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen. Der Schreibstil ist sehr gut. Auch ohne studiert zu haben, kann man dieses Buch sehr gut lesen. Keine Fremdwörter oder schwer zu verstehende Sätze.

    Sehr interessant finde ich die wahren Fallbeispiele, die teilweise namentlich versehen sind. Dr. Burow erklärt auf einer sehr guten Art und Weise, wie bestimmte Urteile zustande gekommen sind.

    Schon während dem Lesen habe ich einen „dicken Hals“ bekommen. Ich habe mir den Beruf als Richter immer sehr angenehm und interessant vorgestellt.

    Aber wenn ich dieses hier lese, z.B. die Bearbeitungszeiten nach Pebb§y, die Mehraufgaben, die Bezahlung, die dicken Akten, der Wegfall einer Gerichtsschreiberin und sogar von Wachpersonal, dann kann ich nur sagen:

    Unsere Justiz ist wirklich am Abgrund.

    Ich habe sehr viel Achtung vor Herrn Dr. Burow, dass er den Mut hat, dieses Buch zu veröffentlichen. Denn die Wahrheit möchten wenige wissen.

    Herr Dr. Burow schreibt sehr sachlich. Er hält sich an Fakten, eigene Erfahrungen, verweist auf Statistiken und zitiert Berichte von Journalisten und anderen Autoren.

    Ich empfehle dieses Buch weiter. Für alle Leser, die sich über unsere Justiz die Augen öffnen lassen möchten.

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