20% Rabatt auf den tolino Epos 3!

 
 
Merken
Merken
 
 
sofort als Download lieferbar

Bestellnummer: 133222463

Printausgabe Fr. 27.90
eBook (ePub) Fr. 13.00
inkl. MwSt.
Download bestellen
Verschenken
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    https://lieslos.blog/, 07.12.2020

    Als Buch bewertet

    Die Dystopie „Insel der verlorenen Erinnerung“ ist im Japanischen bereits 1994 erschienen.
    Erst jetzt, 26 Jahre später, wurde sie, wie viele ihrer anderen Werke zuvor, vom Liebeskind Verlag herausgegeben.
    Dass Yoko Ogawa bereits vor so vielen Jahren eine dystopische Welt von solcher Wucht und mit solchem symbolischen Realitätsbezug geschrieben hat, fasziniert mich.
    Vieles ist durchaus vorstellbar und erscheint gar nicht so abwegig, sondern real möglich.

    Auf einer namenlosen Insel herrscht ein totalitäres Regime, das nur indirekt über seine unerbittliche Polizei in Erscheinung tritt.
    Nach und nach verschwinden auf dieser Insel willkürlich ausgesuchte Dinge, z. B. Hüte, Fotos, Früchte, Vögel, Haarbänder, Rosen, Romane und schliesslich auch die Erinnerungen an diese Dinge.
    Die Vorstellung dieses Szenarios an sich ist erschreckend und löst schon vor und während der Lektüre dieses beeindruckenden Werkes verschiedenste Assoziationen aus.

    Auf dieser Insel lebt eine junge Schriftstellerin, die diesen Prozess des Verschwindens höchst besorgt beobachtet und interessiert verfolgt, während viele andere Inselbewohner sich mit dieser Entwicklung recht gelassen oder sogar gleichgültig abfinden.

    Die Schriftstellerin wurde schon vor langer Zeit hellhörig.
    Damals wurde ihre Mutter, eine Bildhauerin, vom Regime verhaftet und abgeholt ... und als Leiche zurückgebracht.
    Erlitt sie tatsächlich einen Herzinfarkt oder wurde sie vom Regime beseitigt, weil sie verbotenerweise einige dieser verschwundenen Dinge aufbewahrt hat?

    Die erbarmungslose Inselpolizei „Erinnerungspolizei“ genannt, die ihre Augen und Ohren überall hat, will verhindern, dass sich die Menschen erinnern und sorgt dafür, dass alles auch wirklich verschwindet.
    Sie führt brutale Razzien durch und verfolgt diejenigen Menschen, die sich erinnern und nicht vergessen können.

    Eines Tages wird diese Polizei auf den Lektor der Schriftstellerin aufmerksam, der auch einer der wenigen Menschen zu sein scheint, der nicht vergessen kann und will.
    Die Schriftstellerin beschliesst, ihn in einem geheimen unterirdischen Raum in ihrem Haus zu verstecken.

    Nun geht es darum, nicht entdeckt zu werden und den aktuellen Roman der Schriftstellerin zu Ende zu bringen. Es ist ein Roman, in dem die Erinnerungen konserviert, aufrechterhalten und festgehalten werden sollen.
    Auch in diesem Roman im Roman verschwindet etwas: die Stimme der Protagonistin und letztlich sogar die Fähigkeit, zu schreiben.

    In Yoko Ogawas Werk geht es nicht nur um die Bedeutung von Erinnerung und Vergangenheit, sondern auch um das emotionale Abstumpfen durch den Verlust der Erinnerung, um die Allmachtsphantasien der Menschen und um den Umgang mit Unterdrückung:
    Anpassung, Unterordnung, blinder Gehorsam bishin zu Identifikation mit dem Unterdrücker oder eigenständiges, unabhängiges Denken und Rebellion?
    Passives und konformes Mitlaufen oder aktives Handeln?
    ...hoch aktuelle und die Zeit überdauernde, brisante Fragestellungen!

    Die japanische Autorin Yoko Ogawa schreibt auf den ersten Blick leidenschaftslos und nüchtern.
    Trotzdem empfinde ich ihre Sprache als poetisch, eindringlich und bildhaft.
    Diese Gleichzeitigkeit von Emotionslosigkeit und Poesie zog mich sofort in ihren Bann.
    Durch ihre wunderschönen, anschaulichen und detailreichen Beschreibungen entsteht ein wahres Kopfkino.
    Die Beschreibung des Verschwindens der Rosenblätter und ihr Dahintreiben auf einem Fluss löste bei mir beispielsweise gleichermassen Faszination wie Gänsehaut aus.
    Von Anfang an ist eine rätselhafte, beunruhigende und düstere Atmosphäre spürbar, die neugierig macht und ein subtiles Kribbeln verursacht.

    Ich möchte den Roman mit dem ergreifenden Ende als brillanten, fesselnden und erschütternden Pageturner bezeichnen, der zum Nachdenken animiert und nachhallt.

    Nach der Lektüre dieses verstörenden und eindrucksvollen Werkes kann ich gut nachvollziehen, dass es für den National Book Award und für den International Booker Prize nominiert wurde.

    Ich empfehle diese grossartige Dystopie sehr gerne weiter!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Kaffeeelse, 16.11.2020

    Als Buch bewertet

    4 Sterne bekommt dieses Buch von Yoko Ogawa von mir. "Die Insel der verlorenen Erinnerung" ist eine interessante Dystopie über den Unterschied zwischen dem fraglosen Hinnehmen oder dem Anzweifeln von Fakten/von Vorgaben eines unheimlichen Systems und/oder über Abhängigkeiten von Menschen untereinander oder auch Abhängigkeiten von einem führenden System. Auf einer namentlich nicht genannten Insel verschwinden Dinge, Totes und Lebendes, und die Bewohner der Insel nehmen dies einfach so hin, vergessen das Verschwundene auch recht schnell. Aber nicht alle Bewohner. Manche können nicht vergessen und werden als eine Gefahr des Systems gejagt, von der Erinnerungspolizei. Die Protagonistin, eine Schriftstellerin, versucht gegen das System anzukämpfen und schreibt ebenso an einer Geschichte, einer Geschichte über Selbstaufgabe und Abhängigkeit. Es ist eine wirklich interessant verwobene Geschichte/ein spannendes Buch, die/das ein Grauen beinhaltet und eine Spannung aufbaut, die den Leser fordert und auch beim Lesen schwer innehalten lässt. Das Einzige was ich für mich bemängele, ist eine gewisse Distanz, die sich zwischen mir und den Protagonisten aufbaut, was auch an dem kühl/kalt geschilderten Geschehen liegt. Was einerseits sicher der Kultur der Autorin zuzuordnen wäre, andererseits aber sicher auch der dystopischen Geschichte geschuldet ist. Dennoch blitzt ab und zu doch etwas Tiefes und ein Empfinden/ein Gefühl auf. Gerade wenn ich an die Schreibe der Protagonistin oder an das Verhalten der Protagonistin ihrem Verleger gegenüber denke. Yoko Ogawa hat ein sehr interessantes und spannendes Buch geschrieben und Freunde von Dystopien sind hier gut aufgehoben.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gst, 08.12.2020

    Als Buch bewertet

    Leben ohne Erinnerung?

    „Bei einem Roman … fängt [man] bei null an und konstruiert aus dem Nichts eine Geschichte. Man beschreibt etwas, als wäre es vorhanden, obwohl man es gar nicht vor Augen hat. Dinge, die nicht existieren, werden allein durch Worte ins Leben gerufen“, sagt die Protagonistin dieses Romans auf Seite 253. Sie ist Schriftstellerin und schreibt „Geschichten, in denen etwas verschwindet.“ Wie das in der Realität ist, weiss sie. Noch erinnert sie sich an ihre Mutter, die Bildhauerin und den Vater, den Ornithologen, allerdings nur noch vage. Sie hat bemerkt, dass die Dinge, die die Mutter in einer Kommode aufgehoben hat, nicht mehr da sind. Auch die Vögel, denen der Vater sein Lebenswerk widmete, sind weg. Die meisten Menschen akzeptieren die Verluste, obwohl nicht nur Dinge, sondern auch Menschen verschwinden. Schliesslich bleibt ihnen nichts anderes übrig, denn die Erinnerungspolizei droht mit Sanktionen, wenn „verschwundene“ Gegenstände nicht entsorgt werden und somit noch sichtbar sind.
    Die Ich-Erzählerin hat nur zwei Menschen, die ihr nahe stehen. Das ist zum einen ihr Lektor R., zum anderen der „alte Mann“, der mit ihrer Kinderfrau verheiratet war. Dem schenkt sie ihre neu erschienene Bücher und fragt ihn, wie sie ihm gefallen. „Ich kann es nicht sagen. Wenn ich ein Buch lesen würde, wäre ja die Geschichte aus und vorbei. Was für eine Verschwendung! Ich verwahre das Buch lieber und halte es in Ehren.“
    Yoko Ogawa ist ein vielschichtiger Roman gelungen, der zum Nachdenken anregt. Sie vermischt dabei Realität und Fiktion und erinnert an Dinge, die in unserem täglichen Leben schon in Vergessenheit geraten (wie zum Beispiel die Schreibmaschine mit Farbband). Sie lässt Alltagsgegenstände verschwinden, die wir täglich ganz selbstverständlich in Gebrauch haben. Die Folgen davon sind verheerend.
    Das Buch hat mich tief beeindruckt, auch wenn mir der Schreibstil nicht überall gefallen hat. Manche Situationen sind so ausführlich beschrieben, dass mir beim Lesen die Augen zufielen. Andere Stellen dagegen waren ausgesprochen spannend. Langweilig waren für mich manche Gespräche, in denen die japanische Höflichkeit zum Tragen kam. Da werden sogar Liebhaber gesiezt!
    Auch wenn ich nicht die volle Punktzahl vergebe, bin ich auf jeden Fall auf weitere Romane dieser Autorin gespannt, die mit ihren Büchern schon einige Preise einheimsen konnte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein