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  • 5 Sterne

    Simone F., 11.02.2024

    Als eBook bewertet

    Ein aussergewöhnlicher Roman, erzählt aus der auktorialen Perspektive des bereits kurz nach der Geburt verstorbenen achten Sohnes und jüngsten Kindes einer chinesischen Familie von Hafenarbeitern. Diese lebt unter ärmlichen Verhältnissen zu elft in einer 13qm kleinen Baracke. Das Leben ist hart, Gewalt in der Familie die Regel, Zuneigung und Liebe Fehlanzeige. Als Nachkommen einer Flüchtlingsfamilie aus Zentralchina werden eher ländliche Traditionen gepflegt: Harte körperliche Arbeit ist angesehener als Bildung, viele Söhne mehren das Ansehen, und es gibt strenge Hierarchien in der patriarchal geprägten Familie. 


    Dieser Roman beschreibt klar, desillusioniert und ungeschönt die Härte des Lebens der sozial Schwächsten. Das Individuum zählt nichts, der Mensch und sein freudloses Leben sind Spielball der äusseren Umstände. In der Generation der Kinder hat der gesellschaftliche Aufstieg um jeden Preis Priorität. Wer nach persönlicher Integrität und Moral strebt, scheitert.


    Der tote achte Bruder hat ein schlechtes Gewissen, in Frieden ruhen zu dürfen, während sich die Lebenden täglich quälen müssen. Auch ist der Achte der einzige, der jemals Elternliebe erfahren hat. Und nur denjenigen, die taubstumm oder blind sind, ist ein glückliches Leben vergönnt. Dass derart deutliche Kritik im Zuge einer Phase des Aufbruchs im Erscheinungsjahr 1987 nicht nur möglich war, sondern auch mit einem nationalen Preis bedacht wurde, hat mich doch erstaunt. Heute wird das Buch in China jedoch nicht mehr verlegt.


    Um die Geschehnisse im Buch nachvollziehen zu können, ist ein Basiswissen über die Geschichte Chinas im letzten Jahrhundert hilfreich, insbesondere über die Machtübernahme durch die Kommunisten 1949, den "Grossen Sprung nach vorn" (1958-1961) und die Kulturrevolution (1966-1976). Ich hatte mich zuvor noch nie mit der chinesischen Geschichte beschäftigt und habe mich erst parallel zu diesem Buch in die politischen und wirtschaftlichen Umstände eingelesen.


    Aufgrund häufiger Zeitsprünge im Buch ist es manchmal schwierig, die chronologischen Zusammenhänge und Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder zu erfassen, und ich habe oft zurückgeblättert und Passagen nochmals nachgelesen. Dies lohnt jedoch in jedem Fall, und mir hat dieses Buch einen interessanten Einblick in eine turbulente Zeit in China ermöglicht. Ich kann dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    Michaela E., 04.02.2024

    Als eBook bewertet

    Fang Fang nimmt uns mit nach Wuhan in der nachkaiserlichen Zeit. Wir lesen uns in eine vielköpfige Familie, die auf engstem Raum in einer Baracke haust. Als allwissender Ich-Erzähler fungiert Bruder Acht, der mit 2 Wochen im Kindbett verstarb und nun vor der Baracke begraben liegt.

    Bruder Acht erzählt uns, er hätte es am Besten getroffen, denn er liegt sicher und warm, während beispielsweise Bruder Sieben nur noch unter dem Bett der Eltern Platz findet und der älteste Bruder nur noch Nachtschichten schiebt, damit er tagsüber im Bett schlafen kann.

    Der Vater ist ein Trinker und neigt zu extremer Brutalität. Er prügelt sich regelmässig an seinem Arbeitsplatz, lässt seine Wut aber auch unkontrolliert an den Kindern aus. Vor allem Bruder Sieben hat unter den Schlägen zu leiden, denn er hat niemanden, der für ihn eintritt. Schon früh muss auch er zum Familieneinkommen beitragen; erst als Müllsammler, später als Gemüsesammler. Doch so erstaunlich es klingt, auch er geht seinen Weg und schafft es sogar am weitesten raus aus der Armut.

    Fang Fang's schonungslose Sprache kannte ich schon aus einem anderen Roman, aber auch hier musste ich mich erst wieder daran gewöhnen. Die ersten Kapitel sind etwas verwirrend. Man weiss nicht, wer hier erzählt und warum sich Sieben so verhält. Doch dann wird die Geschichte von hinten aufgerollt und wir bekommen einen genauen Einblick in die prekären Verhältnisse dieser Grossfamilie, die nur eine von vielen ist. Vor der Ein-Kind-Politik war man überzeugt, sich nur mit vielen Kindern ein Auskommen im Alter sichern zu können. Ob und wie man die alle Durchbringen soll, darüber hat sich wohl niemand Gedanken gemacht. Hauptsache es gibt Söhne.

    Die Landflucht hat sich als problematisch erwiesen und mit Landverschickung wir ihr entgegengesteuert. Das ist Bruder Sieben Chance und die weiss er geschickt zu nützen. Er arbeitet sich hoch, wird Funktionär und dadurch Teil des Staates. Die Anerkennung ist ihm nun sicher.

    Mit dem Blick in diese Familie vermittelt uns die Autorin ein kritisches Bild vom Staat China in der Nachkaiserzeit. Sie hat bereits eine Vielzahl an Romanen verfasst, in denen die Armen und Entrechteten eine Stimme bekommen und ich hoffe, dieser Roman findet viele Leser*innen, die sich für das uns so fremde China interessieren.

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  • 4 Sterne

    Fee04, 21.03.2024

    Als eBook bewertet

    “Glänzende Aussicht” von Fang Fang wurde verlegt von Hoffmann und Campe.
    “Das Leben war ein Ameisendasein, der Tod wie ein Staubkorn. War das nicht die Beschreibung unzähliger gewöhnlicher Existenzen…? “ (Pos.915/6.Kapitel)
    Der Roman handelt von einer Arbeiterfamilie aus Wuhan, in welcher die Anzahl der Kinder hohen Wert besitzt. Die Familie, ehrenwerte Bewohner der Henan-Baracken in Hankou, hat acht Söhne, zwei Töchter und bewohnt einem Raum mit dreizehn Quadratmetern.
    Der achte Sohn, der Liebling des Vaters, geboren am selben Tag und zur selben Zeit, starb am 16. Tag seines Lebens. Aus Sicht dieses Sohnes wird die Geschichte erzählt.
    Der Vater ist ein echter Kerl, er schlägt seine Frau und Kinder, ist in Kämpfe verwickelt und dem Schnaps nicht abgeneigt.
    Die Mutter eine attraktive Frau betet ihren Mann an und empfindet bei den Prügeln eine gewisse Genugtuung.
    Bruder Sieben ist das jüngste und schwächste Kind; der Unmut des Vaters und der Geschwister wird an ihm ausgelassen. Zerlumpt und hungrig lernt er früh Müll und später Gemüse aufzusammeln. Als er die zwei Jahre ältere Gougou kennenlernt, gibt diese seinem Leben etwas Sinn. Der Gedanke an das Mädchen leuchtet wie ein Stern in der Finsternis für ihn. Er bewahrt die Erinnerung an Gougou in seinem Herzen. In seiner Familie wird er schlechter behandelt als ein Hund. Er musste auf allen vieren kriechen, unter dem feuchten Bett schlafen und wenn sein Vater ihn verprügelt, blickt die Mutter nicht auf, obwohl sie es gerne mag, wenn ein Hund gezüchtigt wird.
    Grosser Bruder beschimpft den Vater, der sein Leben verplempert und seinen Kindern dieses Leben als erstrebenswert mit auf den Weg gibt. Obwohl diese hungern und in Lumpen gekleidet wie Schweine in einer Bruchbude hausen mussten.
    Die Kinder verlassen alle nach und nach die Eltern. Bruder Sieben hat das Glück, durch seine Landverschickung den Weg zur Universität zu finden. Dadurch wird er sein Schicksal verändern. Sein Bestreben nach Macht und Einfluss und das Brechen mit seiner Herkunft aus dem Elend lassen ihn ein schönes und erfreuliches Leben leben. Es gibt ihm das Ansehen, dass der kleine schüchterne und verängstigte Junge nie hatte.
    Fang Fang erzählt von den unterschiedlichen Entwicklungen der Kinder, von dem Elend und den gewalttätigen Attacken der Familienmitglieder untereinander. Sie berichtet von Transportarbeitern, Hungersnot , patriarchalischen Familienstrukturen und bringt den Leser:innen mit diesem Roman die Strukturen Chinas nahe. Sie erzählt von Konflikten innerhalb der Generationen, zeigt den materiellen Erfolg von Personen der Unterschicht auf und die Wege zum sozialen Aufstieg. Nicht immer moralisch nachvollziehbar und doch realistisch beschreibt Fang Fang das Leben zur damaligen Zeit. Ungeschönt mit verstörenden Ansichten der damaligen Generation zeigt sie uns urbane Lebensbedingungen der Arbeiterfamilien auf.
    Ein beeindruckendes, kraftvolles Werk mit einer absoluten Leseempfehlung.
    “Das Leben gleicht dem Blatt am Baum, alles Entstehen und Werden führt in den Tod, Egal welchen Weg du einschlägst, es kommt immer aufs Gleiche heraus.”(Position 1737/14.Kapitel).

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 03.02.2024

    Als Buch bewertet

    Am Fuss des Berges

    Fang Fang zeigt sich als glänzende Autorin des Realismus und schreibt über eine vielköpfige chinesische Familie von den sechziger bis in die 80ziger Jahre.
    Es ist eine Arbeiterfamilie, der es karg und oft rau zugeht. Die Kinder tragen keine Namen sondern werden als Bruder 2, Bruder 3, usw. bezeichnet.
    Nur die beiden Mädchen werden Kleiner Duft und Grosser Duft genannt.
    Erzählt wird die Geschichte übrigens von Bruder 8, der als Baby gestorben ist und danach die ganze Zeit die Familie beobachtet.
    Bruder 7 steht ziemlich im Mittelpunkt, aber im Prinzip erzählt Fang Fang die Geschichte von allen Familienmitgliedern.
    Nicht selten erinnern Passagen aus Glänzende Aussicht an Filme des italienische Neorealismus, z.B. Fahrraddiebe.
    Diesen leidenschaftlichen Roman darf man nicht unterschätzen. Fang Fang weiss viel von den Menschen und hat mit diesem Buch ein bewegendes, packendes Gesellschaftsporträt geschaffen.

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