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  • 5 Sterne

    6 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    christa f., 10.12.2016

    Als Buch bewertet

    Der Inhalt
    Christa Roth und Titus Müller teilen sich inhaltlich auf, jeweils abwechselnd:
    Sie berichtet nach Begegnungen und Gesprächen mit Amnon Weinstein von dessen Leben, Familiengeschichte und Lebenswerk in knapper Form.
    Er erzählt ausgeschmückt und in Romanform von 2 jüdischen Brüdern im KZ Dachau.
    Was beide Erzählstränge verbindet? - Amnon Weinstein ist Geigenbauer in TelAviv und restauriert Geigen, die Juden gehörten und nach der Restaurierung in Konzerten gespielt an ihre Besitzer und die Qualen des Holocaust erinnern - während die Brüder Stani und Marek das KZ erleben und die Musik, das Geigespielen, für sie zum Überleben beiträgt.

    Die Berichte von Christa Roth sind interessant. Sie bringen Amnon Weinstein und sein Lebenswerk dem Leser näher. Er und seine Frau haben im Holocaust viele Familienmitglieder und Freunde verloren. Sein Vater, ebenfalls Geigenbaur, kaufte dann später in Israel "deutsche Geigen" auf, die niemand haben wollte. Aber er und auch Amnon konnten diese Geigen und deren Geschichte zunächst nicht in ihr Leben lassen. Als Amnon dann die Geschichte dieser besonderen Geigen als Aussage für die Gegenwart und Zukunft entdeckt und für sich selbst zulassen kann, beginnt er mit der Restauration - und noch mehr: er entwickelt die Idee, diese Geigen wieder spielen zu lassen in dem Bewusstsein, dass ihr Lied nie verklingen darf als Mahnung und als Hoffnung.
    Inzwischen gab es schon einige Konzerte weltweit mit den Violins of Hope. Dabei legt Amnon Wert darauf, dass die Aussage im Mittelpunkt steht und keine kommerziellen Zwecke.

    Die Erzählung über die Brüder Stani und Marek Krol nimmt den Holocaust direkt in den Blick. Aus dem Ghetto werden sie ins KZ Dachau gebracht. Hautnah werden dem Leser teilweise unfassbare Gräuel der SS erzählt. Doch Marek hat Glück: nachdem er den Hass, die "spezielle" Aufmerksamkeit eines SS Offiziers auf sich gezogen hat und bei den Arbeitseinsätzen zusätzlich geschunden wird, kommt er durch glückliche Fügung als Geiger ins Lagerorchester. Ohne die schwere körperliche Arbeit steigt seine Chance zu überleben und er kann sogar seinen Bruder Stani an den zusätzlichen Rationen teilhaben lassen.
    Man spürt aber in der Erzählung auch Mareks Zerrissenheit, weil er es besser als die anderen hat und weil das Orchester auf Geheiss der SS den grausamen Alltag im KZ mit fröhlicher Musik begleiten muss.
    Kurz vor der Befreiung des KZ Dachau spitzt sich die Lage für die Brüder zu als eine Fleckfieberepidemie ausbricht und Marek erneut den Zorn des SS Offiziers auf sich lenkt.

    Mein Eindruck
    Das Leben und Lebenswerk von Amnon Weinstein auf der einen Seite und das (Über)Leben der Brüder Krol im KZ auf der anderen Seite. So gegensätzlich die Erzählart, so gegensätzlich auch der Inhalt und doch ist alles miteinander verwoben durch die Geschichte der Geigen.

    Ich habe schon einige Bücher über die NS Zeit gelesen, einige über Erlebnisse im KZ, andere über Erlebnisse im Widerstand, etc. Aber dies Buch ist etwas ganz Besonderes, weil es die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und die Wirkung in die Zukunft trägt.

    Das Buch und sein Inhalt werden noch lange in mir nachklingen. Und es gibt einige Zitate, die mich besonders berührt haben:
    S. 17 Wie immer, wenn ich aus Amnons Welt trete, muss ich das Gehörte erst gänzlich verarbeiten, bevor ich mich auf Neues einlassen kann. (Christa Roth) -> so geht es mir auch beim Lesen immer wieder!
    S. 22 Es gilt, mumifizierte Gedanken aufzulösen, die Vergangenheit für die Dauer unserer Gespräche Gegenwart werden zu lassen. (Christa Roth)
    S. 64 Mit fast 60 Jahren hat ihn seine Lebensaufgabe gefunden. (Christa Roth über Amnon Weinstein)
    S. 68 Es sind die Musiker, die anders auf ihnen spielen, sobald sie die Geschichte hinter den Instrumenten kennen. Dadurch ergibt sich der besondere Klang, weil die Musiker 1000% geben, nicht 100! (Amnon Weinstein)
    S. 70 "Am Ende", meint Amnon, "ist die Frage allerdings nicht, was wir mit dem Projekt machen, sondern was es mit uns macht."
    S. 101 Die Musik erinnerte ihn an etwas. Sie erinnerte ihn an ihn selbst, zu einer Zeit, als er stark gewesen war. (Marek beim Konzert, das er im KZ hört über die Wirkung auf ihn)
    S.124 Jede Violine erinnert an einen anderen Menschen, und wir dürfen ihr Vermächtnis nicht gering schätzen - egal in welchem Zustand sie ist oder von welcher Verarbeitung." (Amnon über den Wert der Geigen)
    S. 189 Jeder war ein kleines Rad im Getriebe, nicht mehr, sie waren Ausführende einer höheren Gewalt und fühlten sich nicht verantwortlich. So hatte die SS die Strafen und sogar die Hinrichtung zu einer dienstlichen Routine bagatellisiert, ... (Marek in seinen Gedanken zur "Bürokratie des Todes", die die SS im KZ ausübte)

    Das Cover/Die Aufmachung
    Ich bin beeindruckt - die Geige auf dem Cover schimmer rötlich und das erinnert mich spontan an "das Blut das an ihr klebt" im übertragenen Sinne.
    Das gefällt mir sehr gut!
    Der Judenstern bringt die Verbindung zum jüdischen Leben, die Gleise die Verbindung zum KZ (wenn man weiss wovon das Buch handelt).
    Was mir ein wenig fehlt ist ein Symbol für die Hoffnung.
    Insgesamt dennoch ein gelungenes Cover! Und eine hochwertige Aufmachung mit Schutzcover um das Hardcover.

    Die Autoren
    Titus Müller, 1977 geboren, studierte Literatur, Geschichtswissenschaft und Publizistik in Berlin.
    Christa Roth, freie Journalistin, Tel Aviv/Berlin/Stuttgart

    Preis 17,99 € (E Book 13,99 €)
    Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
    Verlag: adeo (11. Oktober 2016)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3863341171
    ISBN-13: 978-3863341176

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 27.06.2020

    Als Buch bewertet

    Die Hoffnung stirbt zuletzt
    Die Werkstatt steht voller altere Geigen, denen Mosche Weinstein ein neues Zuhause gegeben hat. Viele von ihnen waren Eigentum von Menschen, die aufgrund ihres jüdischen Glaubens oder als Häftlinge im Zweiten Weltkrieg ihr Leben in einem KZ verloren haben. Meist hat nur ihre Geige überlebt. Nach Mosches Tod folgt der Geigenbauer Amnon Weinstein der Familientradition und restauriert in Tel Aviv mit Hingabe und viel Geduld seit fast 40 Jahren alte Geigen, die jede auf ihre eigene Art die Geschichten ihrer Vorbesitzer erzählen. Amnon erweckt diese Musikinstrumente zu neuem Leben, damit sie mit ihrem Klang auf ihre ganz persönliche Weise das Schicksal ihrer ehemaligen Eigentümer in die Welt hinaustragen. Viele dieser Geigen lassen ihr Lied in Konzerten und auf Veranstaltungen erklingen, um die Erinnerungen an die Toten lebendig zu halten sowie die Menschen zu mahnen, niemals zu vergessen...

    Der Autor Titus Müller hat in Zusammenarbeit mit der Journalistin Christa Roth „Die Geigen der Hoffnung“ vorgelegt, dessen Geschichte den Leser von Beginn an fasziniert und gleichzeitig innerlich sehr berührt. Neben den Informationen, die Christa Roth aufgrund ihrer zahlreichen Besuche bei Amnon Weinstein zusammengetragen hat, steuert Titus Müller eine fiktive Geschichte bei, die auf wahren Tatsachen fusst und von den beiden musisch begabten Brüdern Stani und Marek erzählt, die das KZ Dachau überlebten und dort im Lager musiziert haben. Der wunderbar feinfühlige und fesselnde Erzählstil gewährt dem Leser nicht nur Eintritt in Amnon Weinsteins Geigenwerkstatt, sondern lässt ihn auchmit Stani und Marek einen erschütternden Aufenthalt in Dachau miterleben, wo einzig die Musik die Menschen am Leben hielt, ihnen ein Licht der Hoffnung spendete und ein gewisses Mass an Stärke, diese abgrundtief böse Hölle der Nazis irgendwie zu überleben. Was die beiden Brüder erleben, schnürt einem beim Lesen die Luft ab, lässt einen erschauern und beten, dass das Böse an ihnen vorbeizieht. Die Tatsache, dass die Nazis die Musik dazu benutzten, sich so manchen Häftling gefügig zu machen, ist kaum zu begreifen, denn gerade die Musik sollte immer ein Hoffnungsbringer, eine Begegnung sein, die man gerne teilt und nicht mit dem Grauen in Verbindung bringt. Christa Roths Recherche über Amnon Weinstein ist eine wunderbare Ergänzung zu Müllers Geschichte, denn die Tatsache, dass die alten Geigen immer noch ihr Lied in die Welt tragen, zeugt von der Verbundenheit mit den Toten und das respektvolle Gedenken an deren Fussabdrücke auf diesem Planeten.

    Als besondere Zugabe gibt es nicht nur ein aufschlussreiches Nachwort, sondern einige Fotografien, die neben Weinstein auch die Geigen zeigen, jede für eines von vielen Menschenleben, die niemals vergessen werden dürfen!

    „Die Geigen der Hoffnung“ berühren tief im Inneren, sie erschüttern, sie rütteln auf, sie mahnen, aber sie klingen auch und tragen ihr emotionales Lied in die Welt, um die Erinnerungen wach zu halten. Wunderbar erzählt und unvergessen!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja K., 03.12.2016

    Als Buch bewertet

    Zwei Autoren - Titus Müller und Christa Roth - haben hier gemeinsam ein eindringliches und bewegendes Buch geschrieben. Es ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Beides verbindet die Geigen, Geigen, die von Juden während der NS-Zeit gespielt worden sind.

    Das Buch beginnt mit der Beschreibung von Christa Roth. Sie hat in Tel Aviv mehrmals Ammon Weinstein getroffen. Weinstein, Jahrgang 1939, hat über 60 Streichinstrumente wieder aufgearbeitet, sie wieder spielbar gemacht und diese Instrumente sind die "Violins of Hope". Roth erzählt die Geschichte von Ammon Weinstein, wie er zu den Geigen gekommen ist, wie alles begann.

    Abwechselnd in diese Berichterstattung eingebettet, ist der Roman von Titus Müller. Er hat, inspiriert durch verschiedene Dokumentationen, Erzählungen von Nachfahren oder Zeitzeugen, eine bewegende, eindringliche (fiktive) Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht. Die sich so oder so ähnlich zugetragen haben könnte. Auch wenn es fiktiv ist, ist es dennoch real, was damals im KZ Dachau und in vielen anderen KZs passiert ist. Titus Müller lässt einen Häftling erzählen, Marek Krol. Als Leser leidet man mit ihm, wenn Aufseher ihn misshandeln. Man spürt die Verzweiflung, den Hunger, die Unmenschlichkeit, die Grausamkeit. Man spürt aber auch den Überlebenswillen Mareks, auch wenn es darum geht, seinen Bruder Stanek durch diese Zeit zu bringen.
    Marek ist Geiger, seine Geige wurde gleich bei der Ankunft zerstört, dennoch, er schafft es ins Lagerorchester. Ein Orchester, dass aufspielen muss, wenn andere drakonisch bestraft werden, die die SS-Leute unterhalten sollen und spielen, wenn andere zum harten Arbeitseinsatz müssen, aber sie geben auch Konzerte, bei denen die Insassen zuhören und Hoffnung schöpfen können.
    Man spürt beim Lesen die Zweischneidigkeit, das Wechselbad der Gefühle des Protagonisten. Einerseits der Urinstinkt des Überlebens-Wollen und anderseits die Menschlichkeit, die dennoch nicht zerstört werden kann - trotz aller Grausamkeiten, trotz aller Versuche den Protagonisten brechen zu wollen.

    Diese Geschichte von Titus Müller geht wahrlich unter die Haut, sie bewegt. Christa Roths Teil unterstreicht den wahren Kern, unterstreicht, dass dies nicht (alles) fiktiv war. Ammon Weinstein und seine "Violins of Hope" gibt es wirklich und jede dieser Geigen hat auch eine Geschichte. Der journalistische Teil hat mir vom Erzählstil zwar etwas weniger gefallen, es hätte linearer sein können und manche Nebenschauplätze weniger. Aber trotzdemhat sie eine eindrucksvolle Beschreibung von dem Menschen Weinstein geschaffen. Die Autorin hat ihn mehrmals getroffen, man spürt auch ihre Gefühle bei diesem Bericht.
    Sie passt vor allem im Kontext zu Müllers Geschichte, die dadurch eine grosse Authentizität erhält.

    Am Ende gibt es noch farbige Aufnahmen von Ammon Weinstein und seinen Violins of Hope, sowie im Nachwort von Titus Müller Hinweise zur wahren Geschichte, die ihn inspieriert hat.


    Fazit:
    Geigen der Hoffnung - Geigen voller Erinnerung.
    Eindringlich und bewegend erzählen die Autoren die wahre Geschichte von Ammon Weinstein und eine auf wahre Begebenheiten basierende Erzählung eines KZ-Häftlings in Dachau.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ariettas Bücherwelt, 30.11.2016

    Als Buch bewertet

    Ein Denkmal gegen das Vergessen

    Dieser Roman hat mich beim Lesen sehr berührt und erschüttert. Wie können Menschen so grausam und bestialisch sein. Hatten sie kein Gewissen und Gefühle, fragte ich mich beim Lesen.


    Die beiden Autoren/innen, Titus Müller und Christa Roth haben mit diesem Buch, ein Denkmal gegen das Vergessen gesetzt, ein Mahnmal. Möge der Klang der Geigen nie verstummen und die Menschen mit ihrer Musik die Menschen an eine unserer dunkelsten Epochen der Weltgeschichte Erinnern. Sehr schön haben die beiden Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben. Mit ihrem Schreibstil und der Handlung der Geschichte verstehen sie einem zu fesseln und nachdenklich zumachen. Sehr schön fand ich das Nachwort und die Fotos zu der Geschichte der Geigen.

    Titus Müller ist für den Historischen Part verantwortlich, wie immer hat er gut recherchiert, und mit viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen erzählt er die Geschichte von Marek und seinem Bruder Stani, zwei Juden, die wie so viele andere im Konzentrationslager Dachau landeten. Eine Geschichte voller Tragik und Schwermut. Die Qualen und Demütigungen, die sie erdulden mussten.

    Aber, sie gaben nicht auf, riskierten alles, Strafe oder gar der Tod, sie kämpfen gegen das Schicksal an, lassen sich nicht brechen. Die Musik gab ihnen Kraft und Hoffnung, auch wenn sie für die SS Männer spielen mussten. Ihre Musik war so etwas wie ein Strohhalm an den sie sich klammerten, mit dem sie auch ihre Mitgefangenen, Freude bereiten konnten. Ich musste oft Schlucken beim Lesen und manche Träne trat mir in die Augen, über die Grausamkeit dort im KZ, ich sah die ausgemergelten Menschen, die der SS dem Hitlerregime ausgeliefert war, die Folter, das töten das unmenschliche was an der Tagesordnung war.

    Christa Roth, erzählt uns die Geschichte der Geigen, die bei Amnon Weinstein in Israel in seiner Werkstatt ein Zuhause gefunden haben. Der Werdegang der Familie, sie haben über 60 Streichinstrumente liebevoll restauriert und in Hege und Pflege. Sie alle stammen von verfolgten Juden, eine jedes erzählt seine Eigene Geschichte und deren Schicksal. Die „ Violins of Hope“, wie sie liebevoll genannt werden. Die Autorin hat sich sehr viel Mühe gegeben, ist nach Israel gereist und hat mit Amnon gesprochen und sich alles erzählen lassen, Danke auch an sie für ihre Mühe und Arbeit. So haben wir sehr viel, über die Geigen der Hoffnung erfahren. Man spielt sie heute in allen grossen Konzertsälen der Welt. Amnon Weinstein hat sie durch viel Arbeit und Liebe wieder zum Klingen gebracht, er möchte mit seiner Arbeit alles tun, das man die Opfer des Holocaust nicht vergisst.

    Sehr schön finde ich den Spruch im Buch von Amnon Weinstein:

    „ Wenn wir die Instrumente wieder zum Leben erwecken, sie vor dem Publikum spielen und das vor Rührung weint, dann ist das der grösste Beweis, dass die Nazis gescheitert sind“

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Susanne R., 23.02.2017

    Als Buch bewertet

    Inspirierend und berührend

    Amnon Weinstein ist ein aussergewöhnlicher Geigenbauer. Nach langen Jahren, in denen er die Geschichte seines Volkes im Holocaust totgeschwiegen hat, setzt er nun alles daran, sie wieder zum Leben zu erwecken. Er restauriert alte, zerkratzte und zerbrochene Geigen verfolgter Juden, damit sie als „Violins of Hope“ in den grössten Konzertsälen der Welt gespielt werden können.

    „Die Vergangenheit schreibt sich nicht in den Korpus ein. Es sind die Musiker, die anders auf ihnen spielen, sobald sie die Geschichten hinter den Instrumenten kennen.“

    Ja, das ist es, was den Geigen ihren besonderen Klang verleiht. Dieses Buch hat mich unglaublich berührt. Geigen sind ganz besondere Instrumente in der jüdischen Kultur. Sie begleiten viele Gebete und waren in den meisten jüdischen Familien zu finden. Davon hatte ich keine Ahnung, genauso wenig wie von der Tatsache, dass es in den KZs Lagerorchester mit Insassen gab, deren Aufgabe darin bestand, die Todesmärsche ihrer Mitgefangenen zu begleiten. Dennoch schenkte die Musik ihnen inmitten all dem Leid und der Zerstörung auch Mut, Kraft und Hoffnung. Somit stellt dieses Buch nicht nur ein wichtiges geschichtliches Zeugnis dar, sondern auch eine Hommage auf die Musik. Amnon Weinstein dokumentiert auch sämtliche Geschichten, welche die Geigen begleitet haben, soweit sie sich rekonstruieren lassen. Denn er ist der Meinung, dass diese Geschichten nicht verschwiegen und vergessen werden dürfen. Aber darunter sind auch viele, welche durch die Musik gerettet wurden.

    Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Es wurde nicht von Amnon Weinstein selbst geschrieben, sondern ergab sich wohl aus einer Vielzahl von Gesprächen und Besuchen in seiner Werkstatt. Dabei wechseln sich Passagen, in denen er zu Wort kommt, ab mit solchen, in denen eine die Geschichte eines jüdischen KZ-Insassen erzählt wird. Dessen Schicksal fesselte mich ebenso wie die weisen Worte des alten Geigenbauers. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und hat den Lesern dennoch viel zu sagen. Es geht um die Geschichte eines Volkes, das sich nicht entmutigen lassen will, trotz Verfolgung und versuchter Auslöschung. Es geht auch um die Bedeutung der Erinnerung und Vergangenheitsbewältigung. All dies wird zu einem runden Ganzen verknüpft.

    Fazit: Ein bewegendes und ermutigendes Buch, das sehr viele Facetten zu bieten hat. Nicht nur für Musikliebhaber empfehlenswert!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tigerbaer, 02.03.2017

    Als Buch bewertet

    In „Geigen der Hoffnung“ werden von Titus Müller und Christa Roth zwei Geschichten erzählt. Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen.

    Die Journalistin Christa Roth widmet sich mit ihrem Beitrag dem Geigenbauer Amnon Weinstein, der ein ganz besonderes Erbe bewahrt. In seiner Geigenwerkstatt in Tel Aviv finden sich mehr als 60 Geigen und diese haben gemein, dass sie im Dritten Reich vornehmlich von KZ-Häftlingen gespielt wurden.
    Inzwischen haben einige dieser Instrumente ein neues Leben bekommen und werden als „Violins of Hope“ in besonderen Konzerten auf der ganzen Welt gespielt.

    Während der Beitrag von Christa Roth über Amnon und seine Geigen eher sachlich geschrieben ist, ging mir der „Romanteil“ über Marek und Stani, zwei jüdische Häftlinge im KZ Dachau von Titus Müller direkt ins Herz und hat beim Lesen für einige Momente mit tränenfeuchten Augen, einem dicken Kloss im Hals und kaltem Schaudern gesorgt.

    Der Beitrag von Titus Müller basiert auf wahren Gegebenheiten und ist von einem Schicksal inspiriert, zu dem sich am Ende des Buchs genauere Informationen finden.

    Mir hat die Mischung aus journalistischer Recherche und romanhafter Erzählung gut gefallen. Der journalistische Anteil war informativ, etwas distanziert und durch einige Zeitsprünge manchmal nicht ganz einfach zu lesen. Im Gegensatz dazu hat mich Mareks Geschichte im KZ Dachau emotional so mitgerissen, dass ich über die Wechsel zwischen den einzelnen Buchteilen und ihren unterschiedlichen Schreibstilen nicht undankbar war, da ich so etwas Luft holen und Abstand gewinnen konnte.

    Mir hat „Geigen der Hoffnung“ etwas über das Dritte Reich erzählt, was mir bisher noch nicht so im Detail bekannt war und beleuchtet einerseits ein dunkles Kapitel beschreibt aber zugleich die Kraft der Musik und das diese im wahrsten Sinne des Wortes „Leben retten“ kann.

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  • 4 Sterne

    annislesewelt, 07.06.2023

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an sehr berührt, obwohl ich sagen muss, dass mich der Teil von Titus Müller etwas mehr gepackt hat.

    Beide Teile werden abwechselnd erzählt, während Christa Roth von ihren Begegnungen und Gesprächen, ihrem Wirken und Streben, der wertvollen Arbeit und dem Geigen des Amnon Weinstein erzählt, führt Titus Müller den Leser nach Dachau, wo er die Brüder Stani und Marek kennenlernt.

    Der Mann Amnon Weinstein ist ein beeindruckender Mann. Es ist interessant und spannend zu lesen, wie er an die Geigen verstorbener und überlebender KZ-Häftlinge gelangt ist.

    Parallel dazu gibt es die Geschichte der Brüder, die auf Tatsachen beruht.
    Sie erleben unfassbares Grauen, doch sie kämpfen und wollen überleben. Die Musik ist das, was ihnen dabei helfen soll. Doch vor allem Marek muss die Erfahrung machen, dass sich Musik an den Toren der Hölle anders anfühlt als zu Friedenszeiten.

    Das Buch ist wunderbar geschrieben und auch wenn der Teil von Amnon Weinstein eher nüchtern, sachlich und trocken geschrieben ist, der um die Brüder Stani und Marek Krol emotionaler und bewegender. Dadurch war die Erzählung leichter zu lesen als der Bericht, doch beide Autoren gehen darauf ein, dass Musik Hoffnung schenken kann.

    "Geigen der Hoffnung", halb Sachbuch, halb Erzählung, ist ein lesenswertes Buch, das zu Herzen geht.

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  • 5 Sterne

    5 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 01.05.2018

    Als Buch bewertet

    „...Konnte man einen Sinn für die Würde und Schönheit der Musik besitzen und gleichzeitig Menschen zu Tode foltern?...“

    Das Buch wurde von Christa Roth und Titus Müller geschrieben. Christa Roth erzählt das Leben des Geigenbauers Amnon Weinstein, Titus Müller das Schicksal der Brüder Marek und Stani im Konzentrationslager Dachau.
    Amnon ist Jude. Seine Eltern haben Vilnius rechtzeitig verlassen und in Israel eine neue Heimat gefunden. Anfangs war das Schicksal seiner Familie für Amnon kein Thema. Das sollte sich ändern, als er die Geigenbaufirma seines Vaters übernommen hat. Plötzlich hielt er Geigen in der Hand, mit denen in deutschen Konzentrationslagern gespielt worden war. Viele der Geiger haben nicht überlebt.
    Den Autoren ist es gelungen, durch eine abwechslungsreiche und tiefgründige Erzählung die Erinnerung nicht nur an jüdische Musiker und Geiger wach zu rufen.
    Der Schriftstil ist ausgewogen. Bei Christa Roth überwiegt ein sachliches Erzählen. Titus Müllers Part ist emotionaler. Das liegt auch an der Thematik.
    An Amnons Beispiel wird klar, dass die Nachkriegsgeneration Probleme mit dem Opferstatus ihrer Eltern hatte. Als er dann eine Geige in der Hand hält, in der sich Asche befand, wurde die Vergangenheit zur Gegenwart. Nun widmet er sich den ramponierten Geigen, richtet sie wieder her und lässt sie von Orchestermusikern spielen. Gleichzeitig informiert er sich über die Geschichten, die hinter den Geigen stehen. Die Violins of Hope treten ihren Zug um die Welt an.
    Amnons Frau Assi blickt auf eine andere Familiengeschichte zurück. Auch sie hat Angehörige verloren, die aber als Partisanen hinter den deutschen Linien und später in der roten Armee gekämpft haben.
    Sehr gut gefallen haben mir die vielfältigen Informationen über jüdische Musik, die Tradition der Geiger und das jüdische Leben in Osteuropa, insbesondere in Vilnius.
    Marek und Stani werden aus einem Ghetto bei der Annäherung der Roten Armee nach Dachau gebracht. Mareks Überlebenschancen stehen anfangs schlecht, denn der SS-Mann Köcher zertritt seine Geige und will ihn brechen. Doch der Kapo Willi nimmt sich der Brüder an. Willi ist Kommunist und hat sich seine Menschlichkeit in all den Jahren seiner Lagerhaft bewahrt. Er sorgt dafür, dass die beiden nicht in den jüdischen Block kommen. Marek erhält die Chance, im Lagerorchester zu spielen.
    Das Eingangszitat stammt von Marek. Er stellt weitere ähnliche Fragen. Sein Ziel ist es, zumindest seinem Bruder das Überleben zu sichern. Als Geiger erhält er bessere Nahrung als die anderen. Davon gibt er ab. Trotzdem hat er ein schlechtes Gewissen, denn er weiss, was sie mehr bekommen, erhalten die andern Häftlinge weniger. Doch wer überleben will, muss Kompromisse machen.
    Dass eine geniale musikalische Gabe nicht vor dem tod schützt, zeigt sich am Beispiel eines jungen russischen Trompeters. Am Abend unterhält er mit dem Orchester und als Solist die Bewacher des KZs, am nächsten Tag ist er einer der russischen Gefangenen, die kaltblütig erschossen werden.
    Die Gefangenen spüren, dass der Krieg sich dem Ende zuneigt. Dabei fällt das folgende Zitat.

    „...Bevor es vorbei ist, ...bringen sie uns Juden noch um. Dann haben sie wenigstens an einer Front gewonnen...“

    Sehr bewegend war die Gegenüberstellung zweier Ärzte. Der eine, selbst Häftling, versucht zu retten, was zu retten ist. Für den anderen sind die Häftlinge Forschungsobjekte.
    Ein Nachwort und ein Quellenverzeichnis ergänzen die Geschichte. Im Nachwort wird auf dargelegt, wer welchen realen Personen entsprach.
    Das Buch hat mich tief berührt. Zweite Kapitel beginnt mit einem Zitat von Vaclav Havel. Damit möchte ich meine Rezension beenden.

    „...Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - egal wie es ausgeht...“

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