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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gesine R., 04.08.2017

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    Die Heldin dieser aussergewöhnlichen Geschichte ist Ludovica Fernandez Mano (1925 – 2010), eine Portugiesin, die zur Zeit der Bürgerkriege in Angola lebt.
    Erschrocken über die Schiessereien und Plünderungen kurz nach der Unabhängigkeitserklärung (1975), zieht sie sich komplett in ihre Wohnung zurück. Sie mauert sich fast 30 Jahre lang ein, lebt mit ihrem Hund Fantasma von Vorräten, Hühnern, Eiern, Regenwasser und Gemüse, das sie auf der grossen Dachterrasse anbaut. Oft fällt im chaotischen Land der Strom aus, und Ludovica muss nach und nach die Böden, die Möbel und zuletzt sogar die Bücher verbrennen, um zu überleben.
    Wenn Sie die Terrasse betritt, dann nur mit einer Pappschachtel auf dem Kopf – um nicht gesehen oder erkannt zu werden. Die Einsamkeit vertreibt sie sich mit Schreiben: erst braucht sie sämtliche Papiervorräte auf, dann beschriftet sie die Wände mit ihren Gedanken und Gedichten…

    Angolas Geschichte ist bis heute extrem bewegt: auf den Unabhängigkeitskrieg (1961–1974) folgt der Entkolonisierungskonflikt (1974/75), auf diesen wiederum der Bürgerkrieg (1975 – 2002). Dieser Bürgerkrieg „ …nahm zeitweise den Charakter eines Stellvertreterkrieges zwischen dem Ostblock (einschliesslich Kubas) und den Westmächten (einschliesslich des Apartheidregimes in Südafrika) an. Nach Ende des Kalten Krieges dauerte er über ein weiteres Jahrzehnt als innerangolanischer Konflikt um die politische Macht und um den Zugriff zu den wirtschaftlichen Ressourcen des Landes an.“ (Quelle: Wikipedia)

    Zum Autor:
    José Eduardo Agualusa wurde 1960 in Huambo, Angola, geboren. Er schrieb zahlreiche Romane und Kurzgeschichten sowie Lyrik sowie Kinder- und Jugendliteratur, ausserdem arbeitet er als freier Journalist.
    Portugiesisch ist für Agualusa „nicht mehr die Sprache der einstigen Kolonialherren, sondern eine afrikanische Sprache, die Begriffe, Ausdrücke, die Rhythmen und die Gefühle des angolanischen Volkes aufgenommen hat“. Als Angolaner portugiesischer Abstammung liegen ihm die Geschichte sowie die aktuellen politischen Strömungen Angolas sehr am Herzen. Seine Bücher sind politisch engagiert, aber auch poetisch und fantasievoll.
    Für den vorliegenden Roman „Teoria geral do esquecimento“, der bereits 2012 erschienen ist, erhielt er 2017 den International DUBLIN Literary Award; das Buch war zudem für den Booker Price nominiert.

    Meine Meinung:
    Auch wenn Ludo, Kleiner Soba, Sabalu und all die anderen Hauptfiguren plausibel gezeichnet sind und ihr Eigenleben entwickeln, stehen sie auch für bestimmte gesellschaftspolitische und internationale Strömungen.
    - Ludo verkörpert das alte Portugal, das seine ehemalige Kolonie aufgegeben hat, und wie erstarrt aus der Ferne die jahrzehntelangen Kämpfe beobachtet, ohne einzugreifen.
    - Kleiner Soba steht für die idealistischen Unabhängigkeitskämpfer, die von mehreren Seiten eingespannt wurden, und sich dann schliesslich auf ihre eigenen Beine stellen – um mit kapitalistischen Mitteln reich zu werden, ohne dabei ihre Werte zu verkaufen.
    - Der Strassenjunge Sabalu steht für die junge Generation, die sich in Armut durchschlägt, aber auf Menschlichkeit grossen Wert legt, und die alten Streitigkeiten endlich beilegen möchte, und sich mit der alten Generation der Portugiesen aussöhnt.

    All dies hat der Autor für mich auf bewundernswerte Weise in seine Geschichte eingeflochten, und zwar nicht mit dem Holzhammer, sondern subtil und plausibel. Diese gekonnte Mischung aus Fiktion und Fakten ist meiner Meinung nach eine originelle Methode, um die politischen Ereignisse zu verarbeiten, und um sie einem breiten, internationalen Publikum zuzuführen – und so vor dem Vergessen zu bewahren... und um aus der Geschichte zu lernen.
    Mir hat es sehr gut gefallen, wie der Autor uns seinen "Geschichtsunterricht" verpackt, auch die Abschnitte mit Poesie und Haikus haben einen ganz eigenen Charakter und tragen viel zur Besonderheit dieses Buches bei... irgendwie verspielt, bei allem Ernst des Inhalts. Ausserdem mag ich, dass das Buch in jedem Kapitel neue Überraschungen - lustige, traurige, tragische, wütend machende - bereit hält.
    Zuletzt haben mich Die Strasse der Geschichtenerzähler (K. Shamsie), Schnee (Pamuk) und Am Gletscher (H. Laxness) so begeistert.

    Fazit: was für ein Leseerlebnis! Dieses Buch ist für mich eines der Superlative: super Geschichte, spannende Verknüpfung von politischen, historischen Fakten und brillianter Fabulierkunst. Ich bin noch immer ganz benommen von all den Untergeschichten, und dem filmreifen Showdown... absolut lesenswert!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Runar RavenDark, 02.02.2018

    Als eBook bewertet

    Das Buch "Eine allgemeine Theorie des Vergessens" von José Eduardo Agualusa hat einen Umfang von 197 Seiten und ist bei C.H. Beck erschienen.

    In der Ebookausgabe ist das Werk übersichtlich gegliedert und gut zu lesen. Auch als Hardcoverausgabe erhältlich.

    Eine Geschichte die halb Wahrheit und halb Fiktion entspricht. Ludovica mauert sich am Abend der angolanischen Revolution für dreissig Jahre in ihrer Wohnung eines Hochhauses ein, nachdem sie einen Einbrecher erschossen hat.

    Die Sprache des Autors ist sehr nüchtern, dennoch schafft er es mit seinem Schreibstil den Leser in einen Bann zu ziehen. Das Werk ist erschütternd, einfach unglaublich, teilweise grotesk. Eine Revolution nachempfinden zu können, ist schier unmöglich, wenn man so etwas nicht selbst bereits erlebt hat, aber das ein Mensch sich aus Angst tatsächlich dreissig Jahre lang isoliert und einmauert sprengt den Menschenverstand. Wie mag sich Ludovica in all der Zeit gefühlt haben, was ging ihr durch den Kopf, wie war ihr Leben in der Einsamkeit? Sie hat die Entwicklung und das Ende der Revolution nicht mitbekommen. In ihrer Wohnung ist die Zeit stehen geblieben. Durch ein Trauma und durch die Verkettung von mehreren Ereignissen ist das Unfassbare geschehen, was jedem tief traumatisierten Menschen genauso wiederfahren könnte in einer solchen Ausnahmesituation. Die sich selbst eingemauerte Ludovica gab es tatsächlich. Die Geschichte im Buch ist jedoch halbe Fiktion, da der Autor aus den Fakten für sich ein stimmiges Werk mit Worten zauberte. Dies ist ihm sehr gut gelungen. Er hat authentisch Ludovicas Geschichte mit der Revolution, sowie den Beteiligten verknüpft und aus vielen Puzzleteilen ein Bild gezeichnet, welches tatsächlich der Wahrheit nahe kommen könnte. Grossartig!

    Fazit: Ein unglaublich tiefgehendes, berührendes Buch, welches noch lange in Erinnerung bleibt. Die nüchterne Sprache des Autors, schafft es den Leser zu fesseln. Er verknüpft authentisch Ludovicas Geschichte mit der angolanischen Revolution und den Beteiligten. Wie nah er der Realität mit seinem Werk kommt, vermag ich nicht zu sagen, aber es fühlt sich alles sehr stimmig an. Grossartiges Werk!

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Andrea Karminrot, 10.08.2017

    Als Buch bewertet

    Ludovica bringt versehentlich einen Menschen um und verscharrt ihn auf ihrer Terrasse. Aus Angst, geht und ging sie nicht mehr auf die Strasse und mauert sich in ihrer Wohnung ein. 30 Jahre lang, bekommt sie nichts von ihrer Umwelt mit. Manchmal nur, wenn es Strom gibt, hört sie Radio. Ihre Wohnung ist im elften Stock eines Hochhauses in Luanda, Angola. Während draussen, vor ihrem Fenster, die Menschen um Unabhängigkeit von Portugal kämpfen, versucht sie möglichst unsichtbar zu bleiben. Ernährt sich von dem was sie in ihrer Wohnung findet und was sie auf ihrer Dachterrasse anbauen kann.

    Der Autor José Eduardo Agualusa erzählt eine Geschichte, die wahr sein könnte. Er verstrickt viele kleine Geschichten zu einer Grossen. Geschickt, verknüpft er die Personen miteinander, so dass doch wieder alles zu der Wohnung im elften Stock führt. Wie viel davon fiktiv ist und was aus dem wahren Leben stammt, das verrät uns der Autor nicht. Nur soviel, dass die Zeitungen ihm genügend Material lieferten.

    Wie immer, wenn es um Ungerechtigkeit geht, vergessen viele Menschen, was sie für schlechte Dinge getan haben. Und darauf scheint Agualusa abzuzielen. Vergessen, was schlecht war, vergessen werden, vergessen, woher man stammt und wohin man gegangen ist.

    Wenn man versucht die Geschichte ohne Hintergründe zu lesen, dann findet man eine ausserordentlich lustige Geschichte und spassige Figuren. Mit Tragik, Gerechtigkeit und Groteske gewürzt. Ein Roman, der sich schnell wegliest und doch tiefgründig ist. Figuren, die interessant sind und viel Raum zum Hineindeuten lassen. Ein klasse Buch und eine seltsame Geschichte.

    Ich habe es gleich zweimal gelesen. Es hat mich amüsiert, erinnert, nachdenklich gemacht und auf die Suche nach Wissen geschickt. Ich kann es nur empfehlen zu lesen.

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  • 2 Sterne

    Hortensia13, 19.09.2017

    Als eBook bewertet

    Ludovica ist Portugiesin und lebt in Angola. Am Vorabend der angolanischen Revolution, nachdem sie einen Einbrecher in Notwehr erschossen und auf der Dachterrasse begraben hat, mauert sie sich für 30 Jahre in ihrer Wohnung in einem Hochhaus in Luanda ein. Sie fängt an darüber Tagebuch zu schreiben. In den Jahrzehnten, die Ludovica verborgen verbringt, kreuzen sich die Wege von Opfern und Tätern, den Beteiligten an der Revolution, ihren Profiteuren und Feinden. Bis sie alle eines Tages erneut vor Ludovicas Mauer in dem wieder glanzvollen Apartmenthaus stehen.
    Der Schreibstil war für mich etwas anstrengend. Der Autor nutzt keine wörtliche Rede und verzichtet oft auf das Subjekt des Satzes. Da es mir zudem etwas am Hintergrundwissen über die potugiesische Kolonisation in Angola und allgemein der afrikanischen Geschichte fehlt und die einzelnen Handlungen mir zu verwirrend waren, konnte ich mit dem Buch nicht viel anfangen.

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