20% Rabatt auf den tolino Epos 3!

 
 
Merken
Merken
 
 
sofort als Download lieferbar

Bestellnummer: 130827099

eBook (pdf) Fr. 12.00
inkl. MwSt.
Download bestellen
Verschenken
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte61, 22.04.2020

    Als Buch bewertet

    Ein dunkles Kapitel unserer Geschichte

    Klappentext:

    Frankfurt am Main, 1939. Die vierzehnjährige Hannah bricht vor ihren Mitschülern in einem Krampfanfall zusammen. Bisher war es ihr gelungen, ihre Epilepsie zu verheimlichen, doch jetzt meldet ihr linientreuer Lehrer sie bei der Obrigkeit. Hannah gerät ins Visier des NS-Terrorapparates, denn die Nazis haben sich zum Ziel gesetzt, alles „lebensunwerte Leben“ zu vernichten. Hannahs Schicksal liegt nun in den Händen des Gutachterarztes Joachim Lubeck, einem gewissenlosen Opportunisten, der für seine Karriere über Leichen geht.

    Fazit:

    Als ich den Klappentext gelesen hatte, überlegte ich, wie es wohl gelingen kann, dieses schwere Thema in einem Unterhaltungsroman unterzubringen. Meine Neugier war geweckt. Ich habe schon einige Tatsachenberichte aus dieser Zeit gelesen, doch in keinem wurde die Euthanasie näher behandelt. Was macht ein Leben lebenswert und wer hat das Recht darüber zu bestimmen?

    Hannah ist gleich doppelt benachteiligt. Sie leidet an Epilepsie und ist die Tochter einer Jüdin. Schon durch die Tatsache eine Halbjüdin zu sein muss sie einiges ertragen. Dennoch gelingt es ihr, ihre Epilepsie vor der Umwelt geheim zu halten. Doch leider kommt der dunkle Tag, an dem sie einen Anfall erleidet. Nun gerät sie in die grausamen Fänge der Obrigkeit. Ihr Leben gilt ab diesem Moment als unwert. Der Tod streckt die Arme nach ihr aus.

    Ab jetzt häufen sich die tragischen Ereignisse und Hannah muss ihren übermächtigen Verfolgern die Stirn bieten. Durch das Eingreifen von verschiedenen Personen und mit Hilfe von glücklichen Zufällen kann sie ihnen eine gewisse Zeit standhalten. Doch ob ihr dies auf Dauer gelingen kann? Das müsst ihr leider selbst lesen, es lohnt sich auf jeden Fall.

    Mit dem schönen Schreibstil, der das Lesen zum Genuss machte, fing mich der Autor schon auf den ersten Seiten ein. Ich hatte kaum mit dem Lesen begonnen, als ich tief in die Handlung eintauchte und das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Der Autor hat intensive Recherche betrieben, um diese grausame Maschinerie zu beschreiben und den Lesern näher zu bringen. Verpackt in eine spannende Handlung, die mir teilweise den Atem stocken lies, erlebte ich die grausame Härte der damaligen Zeit hautnah mit. Ich bangte, fühlte und litt mit Hannah, um dann manchmal wieder aufzuatmen und die wenigen glücklichen Momente mit ihr zu geniessen.

    Wieder einmal blieb ich geschockt, angesichts dieser Grausamkeiten, zurück. Doch gleichzeitig erlebte ich die Hoffnung, da es immer wieder Menschen gab, die das Herz am rechten Fleck hatten und die sich der Obrigkeit widersetzten. Für mich war es eine Achterbahnfahrt der Gefühle, da ich immer wieder dachte, so hätte es tatsächlich sein können. Toll gemacht.

    Natürlich war mir diese Handlungsweise dieses Regimes bekannt, doch sie in solch einer packenden Geschichte zu erleben, hat mich tief berührt. Mir ging die Geschichte tief unter die Haut.
    Von mir ein riesiges Kompliment an den Autor, dem es gelang, diese dunkle Zeit mit ihrem Geschehen und dem damaligen Hass, so gut darzustellen und eine glaubwürdige und spannende Geschichte aus diesem dunklen Kapitel unserer Vergangenheit zu schreiben. Dies gelang ihm ohne den üblichen erhobenen und mahnenden Zeigefinger.

    Sämtliche Charaktere wurden glaubwürdig und authentisch dargestellt und ich durfte an ihrer Weiterentwicklung teilhaben. Bei den unsympathischen Charakteren konnte ich nach und nach erkennen, wie sie in diese üble Maschinerie gedrängt wurden, ohne ihr entkommen zu können. Den Hass und wie er geschürt wurde und auch die Spaltung der damaligen Gesellschaft konnte ich mir immer besser vorstellen.

    Dieses Buch ist für mich ein Statement, dass niemand, auch keine Regierung, das Recht hat, über den Wert eines Menschen zu bestimmen. Es ist keine leichte Kost, gerade deshalb umso lesenswerter.

    Von mir eine absolute Leseempfehlung.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 11.04.2020

    Als Buch bewertet

    „...“Das Haus Gottes steht jedem offen, der in Not gerät.“ „Auch den Juden?“ Er lächelte. „Aber warum denn nicht? Irre ich mich, oder war nicht auch Jesus Jude?“...“

    Wir schreiben den 22.12.1939. Mathelehrer Pilz ist dafür bekannt, seine Schüler zu schikanieren. Heute hat er es auf Hannah abgesehen. Die erleidet einen Ohnmachtsanfall.
    Der Autor hat einen spannenden und bedrückenden historischen Roman geschrieben. Dafür hat er sich eines der dunkelsten Themen der deutschen Geschichte herausgesucht, die Euthanasie.
    Der Schriftstil ist den Zeitverhältnissen angepasst. Er spiegelt die Angst, aber auch den Hass und die Unmenschlichkeit wider.
    Hannah hat es so schon nicht einfach. Sie ist Halbjüdin und wird deshalb von einigen Mitschülern belauert und bedroht. Ihr Zusammenbruch deutet auf Epilepsie hin. Damit gerät sie in die Fänge des medizinischen Apparats und der Organisation T4.
    Nach der ersten Untersuchung gelingt ihr mit Hilfe ihrer Mutter die Flucht. Hilfe bekommen sie von dem Pfarrer Claudius Brendel. Das Eingangszitat gibt ein Gespräch mit ihm wieder.
    Die Personen werden gut charakterisiert. Hannah ist ein intelligentes Mädchen. Sie liest mit Begeisterung. Ausserdem nimmt sie sich der Schwächeren an. Sehr gut arbeitet der Autor heraus, wie die Zeitverhältnisse und die Erlebnisse sie beeinflussen. Wie geht ein Mensch damit um, wenn er jeden, den er mag, nach und nach verliert?
    Ihr Gegenspieler ist Joachim Lubeck. Der Arzt möchte seinen Vater nicht enttäuschen. Mit einer weniger sanften Drohung wird er dazu gebracht, seine Mitarbeit in T4 zu erklären. Es dem Mitläufer aber wird ganz schnell ein willfähiger Täter. Er bekommt nicht, was er will. Nun treiben ihn Hass und Rache. Sein Vorgesetzter gibt ihm zu verstehen:

    „...Heyde hat mich mit ihren labilen Charakter vertraut gemacht. Sie können es weit bringen, aber dazu müssen Sie härter werden...“

    Und er wird es.
    Die Verhältnisse in den Krankenhäusern und Anstalten werden vom Autor gekonnt angedeutet, aber glücklicherweise nicht bis ins Letzte ausgeschmückt. Nach ihrer Einlieferung trifft Hannah auf die Zwillinge Thea und Ruth. Sie gelten als nicht erziehbar. Vor allem Ruth hat die Gabe, aus jeder Situation das Beste für sich zu machen. Dazu gehört auch, dass sie sich im positiven Sinn um Hannah kümmert.
    Auch wenn bei manchen Personen ausgespart wird, was sie in der Gestapohaft oder im KZ erlebt haben, zeigt ihr Verhalten danach die Spuren, die sie für die Zukunft prägen.
    Im Roman werden verschiedene Lebensbilder vorgestellt. Verrat konnte selbst dort lauern, wo man es nicht erwartet hat.
    Manche Szenen werden sehr bildhaft wiedergegeben. Das betrifft insbesondere den Einblick in die Psyche der Protagonisten. Nochmals darf Lubeck zu Wort kommen:

    „...Das erklärte auch, warum er sich in Malishas Gegenwart minderwertig und unreif fühlte. Sie war das Spielzeug, das der kleine Junge in ihm haben wollte. Und wenn er es nicht bekommen konnte, würde er es unter seinen Füssen zertreten...“

    Sehr gut ausgearbeitete Gespräche erlauben mir einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. Dabei ist häufig schon die Wortwahl ein Beleg für die innere Einstellung.
    Ich darf das Auf und Ab im Leben der Protagonisten bis 1946 begleiten.
    Ein Nachwort des Autors vertieft die politischen Zusammenhänge.
    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es erlaubt nur ein Fazit: Nie wieder! Kein Regime hat das Recht, über die Würdigkeit des Lebens zu entscheiden.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Streiflicht, 04.06.2020

    Als Buch bewertet

    Schön und schrecklich zugleich

    Dieses Buch hat mich neugierig gemacht, weil das Thema auch unsere Familie berührte und es nie zu vergessen ist. Dass Menschen weggesperrt und getötet werden, weil sie krank sind oder behindert, das ist einfach unfassbar. Diese menschenverachtende Haltung macht mich immer wieder sprachlos. Vor diesem Hintergrund ist auch das Buch schön und schrecklich zugleich. Schrecklich, weil es eben um ein schlimmes Thema in einer schlimmen Zeit geht, die wir hoffentlich so nie mehr erleben müssen. Schön, weil der Autor es wunderbar schafft, dem Grauen ein Gesicht zu geben, die Opfer menschlich zu machen und das ganze Geschehen personalisiert. Hannah steht stellvertretend für die vielen Menschen, deren Leben damals ausgelöscht wurde. An ihrem Beispiel wird das Grauen so deutlich und noch schlimmer, weil es so greifbar und nah ist. Zugleich aber tritt auch die Menschlichkeit in den Vordergrund, wenn Christen Juden helfen, wenn eine Nonne ihr Leben riskiert, um Flüchtlingen zu helfen, wenn Menschen einander beistehen, sich gegenseitig unterstützen und für einander sorgen.
    Ich fand die Geschichte unglaublich berührend und faszinierend und trotz der schlimmen Dinge, die passieren, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es ist ein wichtiges Mahnmal für Unmenschliches, das sich nie wiederholen darf! Dieses Buch sollte Pflichtlektüre in allen Schulen sein!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philiene, 12.04.2020

    Als eBook bewertet

    Es ist ein schweres Thema und es ist bestimmt keine leichte Kost. Aber es ist wichtig, das solche Bücher geschrieben und vor allen auch gelesen werden. Denn wir dürfen nie vergessen, was damals passiert ist.

    1939

    Die Unwerten handelt in erster Linie von der Halbjüdin Hannah. Als diese in der Schule einen epileptischen Anfall bekommt, sieht der nazietreue Lehrer Pilz die Gelegenheit sie endlich loszuwerden. Hannah muss sich untersuchen lassen , bei dieser Untersuchung trifft sie auf den Arzt Lubeck. Dieser steht am Anfang seiner Karriere und tut was von ihm verlangt wird. Hannah soll in eine Anstalt....

    Es geht in dem Buch um das Thema Euthanasie im Dritten Reich. Ich finde das ist ein wichtiges Thema das gar nicht oft genug aufgegriffen werden kann. Das ganze in eine Romanhandlung zu verpacken gefällt mir sehr gut, da ich denke ein Roman packt einen Leser ganz anders als ein Sachbuch. Man ist viel tiefer in der Geschichte gefangen und leidet mit den Menschen.

    Es geht aber auch um Menschen die nicht aufgeben, die für Andere kämpfen und sich nicht unterkriegen lassen. Aber auch die Menschen auf der anderen Seite werden beschrieben und bekommen ein Gesicht.



    Kurz gesagt ein wichtiges Buch gegen das Vergessen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 09.04.2020

    Als Buch bewertet

    Wenn Leben nichts mehr wert sind, fesselnd und bewegend von Anfang bis Ende

    Dass Hannah als Halbjüdin, die noch geduldet wird, nachdem alle jüdischen Kinder die Schule verlassen mussten und auch deren Familien seltsamerweise nach und nach wie vom Erdboden verschwinden, bei einem linientreuen Lehrer kein leichtes Leben hat, bekommt sie so gut wie täglich eindrücklich demonstriert. Richtig gefährlich wird es aber erst für sie, als es ihr nicht länger gelingt, ihre epileptischen Anfälle zu verbergen und sie in der Schule zum ersten Mal zusammenbricht. Von den Mitschülern gehetzt, vom Lehrer denunziert, beginnt für Hannah eine Odyssee, die einen sprachlos macht. Hannah muss sich untersuchen lassen, ist sie es noch wert, weiter zu leben, oder nicht? Bei der Untersuchung triff sie gemeinsam mit ihrer Mutter Malisha auf Dr. Lubeck, den für sie zuständigen Psychologen. Dieser ist von Malisha geblendet, verrennt sich in den Gedanken, dass sie trotz Rassenschande, wenn er sich mit einer Jüdin einlässt, seine Geliebte werden muss, wenn nötig mit Gewalt. Doch Malisha hat ebenso wie ihre Tochter Hannah einen starken Willen, Malisha entkommt nur knapp einer Vergewaltigung, sein Gesicht ist danach entstellt. Grund genug für unbändige Wut, die Mutter und Tochter ewige Rache verspricht.

    Als Leser darf man nun mit Hannah diese Torturen, die Hetze und das Leid, beginnend im Januar 1939 bis kurz nach Kriegsende, durchleben. Lubeck nimmt ihr nicht nur nach und nach so gut wie all diejenigen, die ihr etwas bedeuten, sondern er bedroht auch massiv ihr Leben. Ganz oft kann sie nur mit Glück, guten Freunden, die sich erfreulicherweise doch noch finden, auch wenn Claudius meint, „In diesen Zeiten ist jeder Mensch des anderen Feind.“ und vielen Schutzengeln retten. Zeitgleich darf man auch die Entwicklung von Dr. Lubeck und vielen anderen Protagonisten verfolgen. Hatte der z.B. anfänglich noch Skrupel, hat er sich ganz leicht unter Druck setzen lassen und war dann aktives Rad der absurden Tötungsmaschinerie.

    „Die Verzweiflung, in den Augen des Piloten beraubte sie des letzten Funkens einer Illusion von Menschlichkeit. Der Krieg spülte die dünnen Tünche der Zivilisation ab und legte den wahren Kern der Bestie Mensch darunter frei.“, wie Recht der Autor mit diesen Gedanken hat, die er in Hannahs Kopf legt. Mich schockiert es immer wieder aufs Neue, wenn ich Romane und Sachbücher zur Zeit des Nationalsozialismus lese, wie abgrundtief schlecht Menschen sein können. Und auch hier musste ich oft schwer schlucken, wenn ich Sätze wie „Es sind verschiedenste Massnahmen zur Aufartung des deutschen Volkes unternommen worden, die sich in der Summe aber als unzureichend erwiesen haben.“, „Vor zwei Tagen war der zehntausendste Patient kremiert worden, zur Feier des Tages hatte die Anstaltsleitung jedem Mitarbeiter eine Flasche Bier spendiert.“, „Die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung dieser Schädlinge des arischen Blutes sind astronomisch, mein Lieber!“ oder „Dazu installieren wir ein System, um Volksschädlinge frühzeitig zu erkennen und auszusondern.“ Einiges davon auch tatsächlich so geäussert, wie man im Nachwort erfährt, darf einfach nicht vergessen werden und gerade in unserer heutigen Zeit, in der die Tendenz die Naziverbrechen zu verharmlosen zunehmend aufkeimt und die rechten Einstellungen erschreckend zunehmen, sind Bücher wie dieses deshalb so enorm wichtig.

    Die Aktion T4 wurde nach heftigem Protest der Kirchen für einige Zeit auf Eis gelegt, es waren mobile Gaswagen im Einsatz, Soldaten und Wehrmachtsangehörige, die nach Fronteinsätzen traumatisiert und nicht mehr kampffähig waren, fielen ebenfalls dem Euthanasieprogramm zum Opfer, wie ging das Fälschen von Pässen vor sich. Das sind nur wenige Beispiele von Detailwissen, die der Autor hier mehr als geschickt in seinem Roman verwebt, die mich unheimlich viel dazulernen haben lassen und genau das macht für mich auch die guten unter den historischen Romanen aus. Dieser hier hebt sich unter den guten meiner Meinung nach noch heraus.

    Der Autor hat mich mit seinem mitreissend, fesselnden Sprachstil sofort ins Geschehen gezogen. Er nimmt seinen Leser hier mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Tief schockiert, Hoffnung schöpfend, Freude, über das Schicksal, das es ab und an auch gut mit Hannah meint, wenn sie dem Tod von der Schippe springen kann, dann wieder der nächste Schlag, der so knüppelhart trifft, und das Ganze immer unter dem Damoklesschwert, dass ein Dr. Lubeck mal auftaucht, dann wieder in der Versenkung verschwindet, ich habe die Seiten nur so verschlungen. Volker Dützer weiss, wie er seine Leser emotional fesselt und seine Krimierfahrung, dem Genre, dem er sich bislang gewidmet hat, scheint der Schlüssel zu extrem viel Spannung zu sein, wie man sie sonst in historischen Romanen nicht unbedingt findet. Gut haben mir auch seine unzähligen treffenden Bilder gefallen, ein Beispiel dafür ist „Eine kleine Blume durchbrach die steinerne Schale, die ihr Herz umschloss. Sie hiess Hoffnung.“ Hannah und später auch ihre Bekannte und Freundin Ruth lassen sich die Butter nicht vom Brot nehmen und so kommt von den beiden auch immer wieder mal ein Spruch, der mir trotz all der Tragik der Handlung ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. „Ja sie hat geschmeckt, wie ein zähes Rindvieh“, kann es da schon mal heissen, wenn sie General Kowalski in die Hand beisst oder auch einem Heini wird die Stirn geboten, um kein „Opfer eines Schwachkopfes zu werden, der im Dunkeln seinen eigenen Hintern nicht fand.“

    Der Autor ist Meister der Figurendarstellung mit den unterschiedlichen Mitspielern zeigt er dem Leser dabei auch einen gelungenen Querschnitt der damaligen Bevölkerung. Beim kleinen Mitläufer angefangen, über den, der zwar anfangs noch Skrupel hat, aber unter Druck zu allem fähig ist, nach und nach immer mehr verroht und die, die sich in ihrer Macht suhlen, oder am Ende tatschlich davon überzeugt sind, dass sie mit ihren abscheulichen Taten Gutes tun, Nonnen, Geistliche, die das Gebot der Nächstenliebe plötzlich vergessen, aber auch solche die dagegen aufbegehren, Widerstand leisten, bis hin zum Fluchthelfer, der sein Leben selbstlos aufs Spiel setzt und doch zum Glück, einigen, die auch in der Zeit ihre Werte und ihre Menschlichkeit nicht verloren haben. Es gäbe unzählige Beispiele, die eigentlich hier Erwähnung finden müssten, stellvertretend vielleicht Pfarrer Claudius, den man zuerst als einen tief im Glauben verwurzelten Mann kennenlernen darf, der sich den Nazis tapfer entgegenstellt, dann aber mit einem solchen Gedankenkarussell leben muss: „Seine Weigerung, Joschi zu unterstützen und sich damit der Gefahr einer erneuten Verhaftung auszusetzen, frass an seinem Herzen und vergiftete seine Seele mehr als sein verloren gegangener Glaube. Was war nicht nur seine Pflicht, sondern ein ganzer Lebensinhalt, Menschen in Not zu helfen. Aber er war nicht mehr in der Lage, denn die verfluchte Angst lähmte ihn.“

    Alles in allem bräuchte dieser Roman den Aufkleber, Prädikat grandios, besonders lesenswert, unbedingt kaufen. Ich habe diese bewegende Geschichte nur so verschlungen und fiebere jetzt schon der Fortsetzung entgegen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 10.05.2020

    Als Buch bewertet

    Eines der dunkelsten Kapitel Deutschlands

    Die vierzehnjährige Hannah leidet an einer milden Form der Epilepsie. Ein öffentlicher Ausbruch in ihrer Schulklasse bringt sie aber in höchste Gefahr, da der Vorfall gemeldet wird und sie so in den Fokus der Nazis gerät, die das Volk arisieren wollen, in dem "unwertes Leben" eliminiert werden soll. Eine medizinische Untersuchung soll über Hannahs Zukunft und Leben entscheiden und sie gerät an den gewissenlosen Arzt Lubeck, dem ausschliesslich seine eigene Karriere am Herzen liegt und für die er sich profilieren möchte, indem er möglichst viel unwertes Leben auslöscht. So beginnt für Hannah und ihrer Mutter Malisha eine Odyssee in den Wirren des Zweiten Weltkriegs...
    Der Autor Volker Dützer greift in seinem Roman "Die Unwerten" mit der Euthanasie in der Nazizeit ein brisantes Thema auf. In einem Nachwort macht er deutlich, dass er sich lange mit der Frage schwer getan hat, ob man ein solch schweres und belastendes Thema in der Belletristik verwenden darf, aber sein eigenes Leben hat ihm gezeigt, dass es wichtig ist, gegen das Vergessen der Gräueltaten dieser Zeit anzukämpfen und die schrecklichen Bilder der damaligen Zeit in den Köpfen der Menschen zu halten. Ich bin sehr froh, dass sich Volker Dützer so entschieden hat, denn mit "Die Unwerten" hat er mir eine spannende und nicht immer leicht Reise in eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ermöglicht. Er erzählt die Geschichte um seine Hauptprotagonistin Hannah in einem lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, welcher mir die Bilder gut vor Augen führte. Der Spannungsbogen um das Schicksal der jungen Halbjüdin wird mit immer neuen Schicksalsschlägen und Wendungen auf einem hohen Niveau gehalten und bis zum Finale aufrecht gehalten. Aus meiner Sicht hat es der Autor Volker Dützer dabei sehr gut verstanden den Schrecken dieses Themas zu verdeutlichen ohne aber Effekthascherei mit genaueren Details u betreiben.
    "Die Unwerten" ist für mich ein äusserst spannender und lesenswerter Roman, der als Beginn einer Trilogie angelegt ist. Das Buch hat sehr viel Lust auch auf den Nachfolger gemacht, so dass ich es sehr gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Siglinde H., 13.04.2020

    Als eBook bewertet

    Ein beschämendes Kapitel deutscher Geschichte

    Die Jugendliche Hannah Bloch ist Halbjüdin und leidet an Epilepsie. Beides ist ein Grund um im Dritten Reich, um sein Leben zu fürchten. Als Hannah bei einer ärztlichen Untersuchung im Krankenhaus auf den NS-Arzt Lubeck trifft, der eine wichtige Rolle im Euthanasie-Programm Hitlers inne hat , ist ihrer Mutter sofort klar, dass Hannahs Leben nicht mehr sicher ist. Ihre alleinerziehende Mutter beschliesst mit Hannah zu fliehen. Zumal Lubeck ausserdem die gutaussehende Malisha für sich haben will und Hannah als Druckmittel benutzt, um sich Malisha gefügig zu machen. Hannah und Malisha werden auf der Flucht getrennt. Lubeck bleibt fortan eine ständige Bedrohung für Hannah . Mehrmals kreuzt er ihren Lebensweg und zerstört ihre brüchige Sicherheit. Auch als der Krieg zu Ende ist, trachtet er Hannah weiter nach dem Leben.
    Das Buch setzt sich mit den Euthanasie-Morden im Dritten Reich auseinander. Da der Autor die Grausamkeiten der NS-Schergen an manchen Stellen sehr eindrücklich schildert, ist der Roman nichts für schwache Nerven. Von Anfang an habe ich um Hannah gebangt und habe vor Wut , die Fäuste geballt ob der Ungerechtigkeit und Brutalität, die ihr widerfährt. Die Personen, die Hannah auf ihren verschiedenen Lebensstationen trifft, nutzt der Autor geschickt, um verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten unter dem Naziterror zu zeigen. Da ist zum Beispiel auf der einen Seite die hitlertreue Nonne, die Schutzsuchende verrät und auf der anderen der Pfarrer, der wegen seiner Überzeugungen in die Fänge der Gestapo gerät. Der Roman liest sich spannend und bietet trotz des sperrigen Themas gute Unterhaltung. Dem Autor ist der Balanceakt zwischen der Information über ein beschämendes Kapitel deutscher Geschichte und dem Erzählen eines bewegenden Einzelschicksals ausgesprochen gut gelungen. Tatsachen und Fiktion formen ein überzeugendes Ganzes.
    5 Sterne und eine überzeugte Leseempfehlung für ein wichtiges und unterhaltsames Buch !

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sunshine77, 19.04.2020

    Als eBook bewertet

    "Die Unwerten" von Volker Dützer erzählt von dem Mädchen Hannah Bloch. Hannah ist 14 Jahre alt, Halbjüdin und als solche in der Schule (noch) geduldet. Als Epileptikerin ist sie darüber hinaus besonders gefährdet, bisher gelingt es ihr allerdings, dies vor ihren Mitschülern und ihrern Lehrern geheim zu halten. Bis jetzt. Ausgerechnet bei ihrem Mathematiklehrer Pilz, der es als glühender Nationalsozialist sowieso schon als Zumutung empfindet, eine Halbjüdin in seiner Klasse zu haben, hat sie dann aber doch einen Anfall und fällt in Ohnmacht und bringt damit den Stein ins Rollen.

    Pilz nutzt die Chance und meldet Hannah. Durch einen befreundeten Arzt wird Hannah an den Dr. Rademann vermittelt. Doch sie hat kein Glück. Dr. Rademann ist durch den systemtreuen Dr. Lubeck ersetzt worden, der an dem Euthanasieprojekt T4 mitarbeiten soll. Sie gerät in die Fänge der Vernichtungsmaschinerie.

    Volker Dützer gelingt es bemerkenswert gut, viele Protagonisten sehr detailiert auszuarbeiten und mit Tiefe auszustatten. Dadurch wirken diese sehr realistisch und agieren glaubhaft. Auch die Erlebnisse der handelnden Personen sind sehr vielschichtig in ihren Auswirkungen. Hat mir insgesamt sehr gut gefallen.

    Ein weiterer sehr positiver Punkt ist die erzählte Handlung. Man schwankt bis fast zur letzten Seite zwischen Hoffnung, Bangen und Verzweiflung und wird immer wieder von Wendungen überrascht. Dabei belässt Volker Dützer es nicht bei den Euthanasie - Motiv, welches aber schon das Hauptthema bleibt, sondern lässt auch andere Geschehnisse der damaligen Zeit mit einfliessen. Dadurch wirkt das Buch sehr lebendig, ohne dass es - in meinen Augen - überladen wirkt.

    Man merkt im gesamten Buch, dass hier eine sehr gründliche Recherche betrieben wurde, um diese spannende und gut geschriebene Geschichte vor realistischen Hintergrund spielen zu lassen. Von daher kann ich hier nicht anders und muss 5 Sterne vergeben. Vielen Dank für dieses tolle und wichtige Buch!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Gertie G., 29.03.2020

    Als eBook bewertet

    Man schreibt das Jahr 1939. Eine Halbjüdin zu sein und an Epilepsie zu leiden ist in der Nazizeit in ganz Deutschland eine tödliche Konstellation. Es sind Gerüchte im unheimliche Umlauf, die so keiner wirklich glauben mag. Menschen, die dem Reich nicht nützlich sind, verschwinden einfach. Wohin? Darüber wird nur ganz leise geflüstert. Deshalb so versucht Hannah Bloch ihre Krankheit zu verheimlichen. Doch als sie in der Schule zusammenbricht, meldet sie ein linientreuer Lehrer. Sie wird zu einer Untersuchung vorgeladen und statt eines wohlwollenden Arztes, wird sie von Dr. Joachim Lubeck als „nicht abrichtbar“ beurteilt. Lubeck ist ein schwacher Mann, ein gewissenloser Opportunist, der von Hannahs Mutter Malisha besessen ist. Sie soll seine Geliebte werden, obwohl er sich damit des Verbrechens der „Rassenschande“ schuldig macht. Als sie sich weigert und der Vergewaltigung nur knapp entkommt, schwört Lubeck Malisha und Hannah ewige Rache...

    Meine Meinung:

    Volker Dützer ist hier ein Krimi gelungen, der unter die Haut geht.

    Da ist zum einen Hannah mit ihrer Odyssee und zum anderen das Netz der Fluchthelfer, das immer löchriger wird, weil die Nazis die Mitglieder verhaften und foltern. Nur ganz wenige bleiben standhaft wie Malisha und die bezahlt mit ihrem Leben.
    Doch auch bei den Nazis ist nicht alles so eitel Wonne wie der Führer es gern hätte. Es geht um Gier, um Macht und deren Erhalt. So schreckt Brunner nicht vor dem Mord an seiner eigenen Ehefrau zurück - Lubeck ist ein williger Helfer.

    Geschickt flicht er historische Details ein. So erwähnt er, dass die „Aktion T4“ kurzfristig eingestellt werden musste, nachdem die Bevölkerung auf die systematische Ermordung von Kranken und Behinderten aufmerksam wurde. Wenig später geht das Morden mit unerbittlicher Härte weiter. Ein interessanter Aspekt, der mir so nicht geläufig war, ist die Ermordung von Wehrmachtssoldaten die schwer traumatisiert in Lazaretten lagen und nicht mehr an die Front zurück wollten. Sie wurden ebenfalls als „lebensunwert“ eingestuft.

    Das Buch ist kaum aus der Hand zu legen. Der Autor gönnt weder seiner Hauptfigur Hannah eine Ruhepause noch seinen Lesern. Immer, wenn man glaubt, Hannah könnte jetzt einmal in Sicherheit sein (wobei Sicherheit ja relativ ist), taucht Lubeck wieder der Teufel aus der Schachtel wieder auf.

    Wie viel kann ein Mensch aushalten? Am Beispiel von Hannah ist Antwort - sehr viel. Und immer wieder sind es klitzekleine Zufälle, die Hannah das Überleben ermöglichen.

    In seinem Nachwort beschreibt der Autor was ihn bewogen hat, genau dieses Buch zu schreiben. Können die Verbrechen der Nazis Stoff für Belletristik sein?

    „Nun könnte man mir vorwerfen, dass die Euthanasie kein Thema für die Belletristik ist, aber ich bin anderer Meinung. Um Menschen schwierige Themen nahezubringen, ist der erhobene Zeigefinger meines Erachtens kein gutes Mittel. Warum nicht die zeitgeschichtlichen Aspekte und Hintergründe in eine spannende Geschichte verpacken und damit den Leser zur Beschäftigung mit diesen Inhalten anregen? Schliesslich geht es im Roman wie in der Realität um Menschen und deren Lebenswege.“

    Ja natürlich können (und vielleicht müssen) Romane sich mit diesen Themen beschäftigen. Damit können mehr Menschen erreicht werden als mit Sachbüchern. Und jeder Leser, der sich anschliessend mit dem Thema „Nazi-Verbrechen“ auseinander setzt und vielleicht doch zu einem Sachbuch greift, ist einermehr der genau hinsieht, damit solche Verbrechen nicht mehr passieren.

    Ich warte mit Spannung schon auf den nächsten Fall mit Hannah Bloch.

    Fazit:

    Ein aufwühlendes Buch, das sich mit einem der vielen Verbrechen der Nazis beschäftigt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johann B., 20.02.2020

    Als eBook bewertet

    Das Kind ist nicht abrichtfähig

    Das Buch mit dem oben angeführten Titel steht bei mir im Regal. Es beschreibt die Versuche, welche in der Klinik des Ortes Waldniel durchgeführt wurden. Es gab etliche dieser Anstalten, die sich das „Ausmerzen unwerten Lebens“ zur Aufgabe machten. Auch das Buch Die Unwerten beschreibt dieses Unrecht, wenn auch in Form eines Romans.

    Es ist der 22.12.1939 als der glühende Anhänger Hitlers, der Herr Pilz, die kleine Hannah vor der Klasse demütigte. Er ist ein Sadist und es macht ihm grosse Freude, die Halbjüdin so sehr aufzuregen, dass sie ohnmächtig wird. Nach dem Anfall schickt er sie zum Direktor und durchsucht in der Zeit ihre Hefte. Was er dabei entdeckt, wird für Hannah kaum übersehbare Folgen haben. Hannahs Mutter lässt ihre Tochter von einem Arzt untersuchen und der stellt fest, dass sie unter Fallsucht (Epilepsie) leidet. Hannah und ihre Mutter müssen fliehen und werden von den Nazis verfolgt. Sehr hartnäckig ist dabei ein Arzt, der zu den Verantwortlichen der Aktion T4 gehört. Wie auch seine Kollegen, nimmt er sich das Werk von Hermann Lubeck als Vorbild, das sogenannte Rassenbuch. Es ist das erste „Grundsatzwerk zur Rassenhygiene“.

    Am 01. Januar 1934 trat ein Gesetz in Kraft, welches den Namen: „Gesetz zur Verhütung erbranken Nachwuchses“ erhielt. Systematisch wurden Behinderte ermordet und das so lange, bis die Bevölkerung davon erfuhr. Die Predigten des Clemens Graf Galen führten unter anderem dazu, dass die Aktionen kurzfristig eingestellt wurden. Aber nur kurz, das Morden durch Verhungern oder Überdosierung von sedierenden Medikamenten gab es bis zum Kriegsende. Viele der Täter wurden nicht belangt. Sie konnten weiter als Ärzte arbeiten oder flohen ins Ausland.

    Das Buch zeugt von intensiver Recherche und zeigt, wie es damals in Deutschland zuging. Viele Kinder wurden den Eltern entrissen und in Heimen ermordet. In dem Roman Die Unwerten ist die Hauptperson auch ein Kind. Sie erlebt schreckliche Dinge und muss sich gegen Menschen durchsetzen, die sie verfolgen oder gar töten wollen. Es ist ein Auf und Ab und die Spannung hält sich auf hohem Niveau. Auch wenn mir der Schluss zu langatmig war, gebe ich fünf Sterne. Alleine schon deshalb, weil dieses Thema viel mehr Aufmerksamkeit benötigt. Niemals dürfen wir schweigen, wenn Nazis die Oberhand gewinnen wollen. Der Autor schreibt in seinem Nachwort, wie schwer es für ihn war, dieses Buch zu vollenden. Das kann ich sehr gut nachvollziehen und danke ihm daher ausdrücklich, dass er es trotz Schwierigkeiten abschloss.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Jeanette Lube, 10.05.2020

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch erschien 2020 in der Gmeiner Verlag GmbH und beinhaltet 472 Seiten.
    "Was ist ein Leben wert?"
    1939 in Frankfurt am Main: Hannah, 14 Jahre alt, bricht vor ihren Mitschülern in einem Krampfanfall zusammen. Bisher war es ihr immer gelungen, ihre Epilepsie zu verheimlichen, doch jetzt meldet sie ihr linientreuer Lehrer bei der Obrigkeit. Die Nazis haben sich zum Ziel gesetzt, alles "lebensunwerte Leben" zu vernichten. Hannah gerät ins Visier des Nazi-Terrorapparates. Nun liegt ihr Schicksal in den Händen des Gutachterarztes Joachim Lubeck, einem gewissen Opportunisten, der für seine Karriere über Leichen geht. Es handelt sich hier um eine aufwühlende Zeitreise in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.
    Der Schreibstil des Autoren gefällt mir sehr gut. Hier hat er ein wirklich schwieriges Thema gewählt, das man aber niemanls vergessen sollte. Wie mussten die jüdischen Menschen und auch die Menschen mit Einschränkungen, unter anderem mit Epilepsien, in der NS-Zeit leiden. Dies hat er wirklich gut am Beispiel der Hauptprotagonistin Hannah Bloch dargestellt. Ich habe das Gefühl gehabt, diese schlimme Zeit mit Hannah gemeinsam, hautnah zu erleben und bin doch so froh, dass ich so etwas nicht erleben musste. Hannah ist ein aussergewöhnliches Mädchen, die im Laufe dieser Geschichte zu einer tollen jungen Frau heranwächst und kämpft und sich nichts gefallen lässt. Ich habe mit ihr gelacht, geweint und gelitten und konnte mich richtig gut in sie hineinversetzen. Sie ist mutig, genau wie bestimmt viele Menschen in dieser Zeit waren. Es handelt sich hier um ein spannendes und aufregendes Buch, das mich sehr gefesselt hat und oft den Atem anhalten liess. Ich konnte es nicht mehr aus den Händen legen. Hannahs Geschichte ging mir sehr zu Herzen und ich konnte einige Male nicht mehr weiterlesen, weil mir die Tränen kullerten. Was für ein Leben, was für ein Schicksal! Der Autor hat sich an ein wirklich schwieriges Thema gewagt und hat es aufgrund gründlicher Recherchen wirklich sehr gut umgesetzt. Eine schlimme Zeit, die niemals in Vergessenheit geraten darf! Da regen wir uns heute auf, wenn es mal keine Seife oder kein Toilettenpapier gibt! Denkt immer daran, dass es Menschen gibt, die viel Schlimmeres durchmachen mussten, wie sie gelitten haben und hungern mussten! Eine Leseempfehlung für alle, die mehr über Hannah und die Zeit des Zweiten Weltkrieges erfahren möchten!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    leseratte1310, 30.07.2021

    Als eBook bewertet

    Wer mag darüber entscheiden, welches Leben lebenswert ist?
    Die Nazis fühlten sich jedenfalls berufen, darüber zu entscheiden. Als Hitler 1939 die Anordnung zur Ausrottung "lebensunwerten Lebens“ erlässt, ist das Töten behinderter Kinder schon längst im Gange. Es ist ein Thema, das einem wirklich nahe geht und es berührt einen noch mehr, wenn man ganz nahe an einer Person dran ist, wie an der Protagonistin Hannah in diesem Buch.
    Hannah ist vierzehn Jahre alt und Halbjüdin. Bisher konnte sie verstecken, dass sie unter Epilepsie leidet. Doch dann bricht sie vor ihren Mitschülern zusammen und ihr Lehrer Reinhold Pilz, der überzeugter Nationalsozialist ist, hat nichts Eiligeres zu tun, als den Vorfall zu melden. So gerät Hannah Bloch an den Gutachter Joachim Lubeck, der kein Gewissen und nur seine Karriere im Blick hat. Damit beginnt für Hannah eine grauenhafte Zeit.
    Es ist ein berührender und schockierender Roman, der mich gepackt hat und den ich doch immer wieder mal beiseitelegen musste, weil dieses menschenverachtende Umgehen mit den Schwachen der Gesellschaft einen wirklich nicht kalt lässt. Bestürzend finde ich aber auch, dass gerade Menschen, die nicht so selbstbewusst und stark sind, sich unter den Nazis zu besonders gefühllosen und grausamen Personen entwickeln. Sie verlieren anscheinend in der Gesellschaft Gleichgesinnter das Gefühl von Recht und Moral. Ein solcher Mensch ist auch Lubeck. Zum Glück aber waren nicht alle Menschen so, denn es gab immer wieder welche, die halfen und sich für andere einsetzten. Hannah ist ein starkes und mutiges Mädchen, das sich nicht kampflos in die Situation ergibt. Ich habe mit ihr gelitten.
    Ich finde es auch erschreckend, wie die Menschen in die Nazi-Organisationen gezwungen und dann indoktriniert werden.
    Auch wenn Hannah eine fiktive Person ist, so ist die Geschichte doch sehr realistisch erzählt.
    Dieser Roman ist wahrlich keine leichte Kost, dennoch kann ich ihn nur empfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bärbel K., 16.02.2020

    Als Buch bewertet

    Als Hass der von den Nazis gegen Juden, Kranke und andersdenkende geschürt wird immer grösser wird ist Hannah gerade 14 Jahre alt. Dabei ist sie als Halbjüdin und an Epilepsie leidendes Mädchen direkt im Fokus des Euthanasie-Wahnsinns der Nazis. Für sie beginnt ein leidvoller Weg während der Jahre der Naziherrschaft. Jahre in denen sie von vielen liebgewordenen Menschen Abschied nehmen muss und die für sie keine unbeschwerte Jugendzeit bedeuten…
    Hannah ist eine starke junge Frau. Ihr gelingt es gegen die immer wieder auftretenden Anfälle anzukämpfen. Sie spricht dann davon wie in Sirup zu versinken und festzustecken. Hannah begegnet auf ihrem Leidensweg vielen Menschen, denen Menschlichkeit noch etwas bedeutet, die trotz ihres Selbsterhaltungstriebes auch noch etwas wie Nächstenliebe empfinden. Aber immer wieder holt Hannah der Hass der Nazis, in Persona von Dr. Lubeck ein. Diese Figur, auch wenn sie eine negative Figur ist, finde ich im Roman wunderbar ausgearbeitet. Vom kariere-eifrigen, aber noch mit Skrupeln behafteten jungen Arzt bis hin zum Massenmörder. Irgendwann war dann (s)eine moralische Schwelle überschritten. Im Buch lernt man sehr viele unterschiedliche Charaktere kennen und das macht das Lesen so lebendig und unterhaltsam.
    Im Nachwort schreibt der Autor, dass er das Thema dieses Buches schon lange im Schreibtisch hatte, es mehrmals herausnahm und wieder zurücklegte. Ich bin froh, dass er es jetzt wieder herausgeholt und in so einen wunderbaren Roman umgesetzt hat. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin B., 16.04.2020

    Als Buch bewertet

    Mit grossem Interesse und anhaltender Begeisterung habe ich diese fesselnde Geschichte gelesen.

    Beschrieben wird die Zeitspanne vom Kriegsausbruch 1939 bis zum Kriegsende 1945, in der die Nationalsozialisten sich anmassten über lebenswertes und lebensunwertes Leben zu entscheiden. Schon das geringste Anzeichen einer bestimmten Krankheit konnte ausreichen, um Menschen in die Gaskammer zu schicken. Juden waren damit doppelt gestraft und kamen zuerst dran. Es gab kaum ein Entkommen. Zum Glück ging die Menschlichkeit in dieser düsteren Zeit nicht ganz verloren. So konnten wenigstens einige der Protagonisten überleben und hatten die Chance zu einem Neubeginn in einem besseren Deutschland.

    Mit viel Leidenschaft und Empathie für die bedauernswerten Opfer und alle anderen Betroffenen erzählt der Autor aus einem der dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte. Ein tolles Buch, das neugierig auf die angekündigte Fortsetzung macht.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buchwurm05, 01.05.2020

    Als Buch bewertet

    Dezember 1939. Die 14-jährige Hannah Bloch ist Halbjüdin. Nur diesem Umstand hat sie es zu verdanken, dass sie überhaupt noch in die Schule gehen darf. Ihr linientreuer Lehrer Reinhold Pilz macht ihr das Leben schwer. Aber auch vor ihren Schulkameraden muss sie sich in Acht nehmen. Erfolgreich konnte sie bisher ihre Epilepsie verbergen. Doch am letzten Schultag passiert es. Hannah erleidet einen Anfall und bricht vor der Klasse zusammen. Damit gerät sie in das Visier der Aktion T4, denn die Nationalsozialisten haben es sich zur Aufgabe gemacht, alles unwerte Leben zu vernichten.......

    "Die Unwerten" ist der Auftakt einer dreiteiligen Reihe um die Halbjüdin Hannah Bloch. Der Roman ist sehr aufwühlend geschrieben. Zeigt er doch auf, wie grausam das damalige Regime mit Menschen umgegangen ist, die des Lebens ihrer Ansicht nach nicht wert sind. Dabei hat der Autor die Schilderung wie es tatsächlich war dem Leser noch erträglich gemacht. Diese Gratwanderung ist sehr gut gelungen. Der Schreibstil ist flüssig. Von Anfang an bin ich tief in das Geschehen eingetaucht. Vieles habe ich hautnah miterlebt. Ich habe gebangt und gehofft. Musste mich aber oft der grausamen Realität stellen. Auch in die Charaktere konnte ich mich gut hineinversetzen. Die Entwicklung der Einzelnen gut nachvollziehen. Am Ende ergibt sich zwar viel durch Zufall, hat mich persönlich jedoch nicht gestört.

    Fazit: Ein fiktiver Roman, der auf historische Fakten beruht. Dessen Charaktere Züge von real existierenden Personen haben. Ein Thema aufwirft, welches man nie vergessen sollte. Ich danke dem Autor für diese Geschichte, deren Tragweite mir so nicht bewusst war. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und bin gespannt wie es mit Hannah weiter geht.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke F., 05.03.2020

    Als eBook bewertet

    Mit 'Die Unwerten' geht der Autor eine gewagte Kombination ein, denn als Kulisse für seinen Thriller dient die Zeit des Nationalsozialismus und die 'Aktion T4', unter deren Deckmantel die systematische 'Vernichtung unwerten Lebens' betrieben wurde.

    Hannah Bloch ist Halbjüdin, doch in den Fokus des Systems gerät sie, als sie in ihrer Klasse einen epileptischen Anfall erleidet - ein Grund sie auf die Liste der Aktion T4 zu setzen. Wie durch ein Wunder und mit Hilfe vieler vertrauter, aber auch neuer und unerwarteter Verbündeter schafft Hannah es jedoch mehr als einmal, ihrem Schicksal zu entfliehen und am Leben zu bleiben. Was Hannah auf ihrem Weg erlebt, ist sowohl ein unglaublich spannender Thriller als auch ein sehr erschütternder historischer Roman. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein