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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Verena W., 14.08.2023

    Als Buch bewertet

    Weinen um die Zukunft
    Bov Bjerg lässt seinen Roman in einem „Resteuropa" spielen, das aus diversen Rettungsversuchen vor den Folgen des Klimawandels entstanden ist - einem beklagenswerten, öden Ort. Hier kauft sich A. wie Anna einen jungen Flüchtling, der bei ihr leben und sie nach ihrem Tod öffentlich betrauern soll. Trauer wird (wie auch andere Arbeit) von der Oberschicht "Dienstleistern“ übertragen; denn Emotionen und Empathie gelten hier als nicht standesgemäss; doch ganz ohne Tränen soll eine Trauerfeier auch nicht verlaufen. Während sich Anna und ihr Vorweiner besser kennenlernen, passiert allerdings etwas Unvorhergesehenes, und Annas Zerstreuungsfeier verläuft anders als geplant...
    Vordergründig erzählt Bjerg Annas Geschichte, wechselweise aus der Sicht Annas und der ihrer Tochter Berta. Dahinter aber stecken zahlreiche grimmige, überspitzte Anspielungen auf (auch aktuelle) Gesellschaft und Politik, etwa wenn von der "endgültigen Rettung Resteuropas“ die Rede ist oder vom Umgang mit (Klima-)Flüchtlingen.
    Gefühle spielen keine Rolle; das Verhältnis zwischen Berta und ihrer Mutter oder auch ihrem Partner Pete erscheint eher zufällig und unbedeutend. Und ebenso findet der Leser kaum Zugang zu den Protagonisten oder soll ihn nicht finden.
    Der Roman ist in gut verständlichem Stil geschrieben, in knappen, deutlichen Sätzen und kurzen Kapiteln. Seine Form allerdings verlangt dem Leser mehr ab. Abgesehen von der wechselnden Erzählperspektive zwischen Anna und ihrer Tochter finden sich kursiv gedruckte kurze Szenen von Anna im Krankenhaus eingestreut. Wir erleben „schreiende" Nachrichten, verfasst von Berta, und erhalten immer wieder einmal einen Blick durch das allsehende, filmische „Gottesauge“.
    Neben spielerischem Umgang mit einzelnen Wörtern, die manchmal humorvoll sind, manchmal bösartig, blitzt auch immer wieder viel Sarkasmus auf.
    Eine Gesellschaft ohne Empathie, in der es keine emotionalen Bindungen und Beziehungen mehr gibt; eine Rest-Erde nach Klimakatastrophen - ein solches Leben ist zu beweinen!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Island, 13.08.2023

    Als Buch bewertet

    Die Handlung von Bov Bergs neuestem Werk spielt in "Resteuropa" Ende unseres Jahrhunderts. Der steigende Meeresspiegel hat dazu geführt, dass der verbliebene Teil des Kontinents mit einer Schicht Beton angehoben wurde, viele Menschen, egal ob aus Afrika oder aus Holland oder Dänemark mussten in Auffanglager flüchten. Sie arbeiten nun als "Vorweiner" für die reiche Oberschicht, damit an deren Ende wer überzeugend um sie trauert.

    Auch "A. wie Anna" holt sich einen solchen Vorweiner, Jan aus Holland. "B. wie Berta" ist ihre Tochter, sie ist die Erzählerin der Geschichte. Die Erzählung legt es aber (bewusst) nicht darauf an, dass man als Leser eine Bindung zu den beiden aufbaut und sich in sie hineinversetzen kann. Alles wird sehr distanziert und in einem neutralen Stil erzählt. Nach Vorbild Brechts wird zu Beginn der Kapitel in den Überschriften vorweggenommen, was passieren wird und es gibt, nicht ganz ernst gemeinte "Triggerwarnungen". Auch gibt es immer wieder so etwas wie Regieanweisungen für einen Film oder ein Theaterstück, die sehr genau veranschaulichen, wie man sich alles vorzustellen hat. Der Schreibstil ist also, genau wie die Wortwahl mit vielen Anspielungen und sprachlichen Bildern, sehr kreativ. Gut gefallen hat mir auch, wie die Thematiken Klimawandel, Flucht und das (ignorante) Verhalten der Oberschicht überspitzt dargestellt wurden. Allerdings erschloss sich mir der genaue Sinn einzelner Szenen für den Gesamtzusammenhang nicht ganz und diese erschienen mir so dann ziemlich abstrus.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Josephine L., 05.09.2023

    Als Buch bewertet

    In "Der Vorweiner" entführt Bov Berg seine Leser in eine dystopische Zukunft, die von den Auswirkungen des Klimawandels, Migrationsproblemen und einer ausufernden Dienstleistungsgesellschaft geprägt ist. Nach dem Lesen der Leseprobe erwartete ich eine satirische und unterhaltsame Auseinandersetzung mit unserer politischen und gesellschaftlichen Realität.

    Die Idee eines "Vorweiners" ist zweifellos skurril und aussergewöhnlich, und so verhält es sich auch mit dem Roman selbst. Es ist kein Buch für Leser, die eine klare und durchdachte Handlung bevorzugen oder nach leichter Unterhaltung suchen. "Der Vorweiner" beginnt mit einer unkonventionellen Kapitelanordnung, was zum Nachdenken anregt.

    Das Buch ist voller origineller Ideen und innovativer Konzepte. Wer sich darauf einlässt, kann ein tolles Leseerlebnis haben. Ich musste an vielen Stellen laut lachen, an anderen war ich überrascht oder manchmal auch ein bisschen verwirrt, weil ich die Handlung nicht ganz verstanden habe.

    Der Vorweiner ist ein abenteuerlicher Roman, der sprachlich und inhaltlich sehr mutig ist. Die Geschichte hat eine faszinierende Idee, aber sie verliert im Verlauf an Struktur und wird durch absurde und unwichtige Details unterbrochen. Dadurch wird ihr volles Potenzial nicht vollständig genutzt.

    Obwohl der Roman zweifellos interessante stilistische und sprachliche Elemente besitzt, fehlen mir die emotionale Tiefe und die inhaltliche Kraft, die ich erwartet hatte.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leser100, 14.08.2023

    Als Buch bewertet

    In einer, wohl nicht allzu ferner, Zukunft - wann genau erfahren wir nicht, hat sich nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unser gesellschaftliches Leben um einiges verändert. Der Meeresspiegel ist gestiegen, so dass weite Teile der einst mal bewohnten Erde nun unter Wasser stehen und die Temperaturen sind gestiegen und viele Gegenden sind lebensfeindlich. Auch die politischen Verhältnisse erschweren das Leben in vielen Ländern, z. B. in Österreich wo eine rechtspopulistische Regierung herrscht. Übrig geblieben ist jedoch Resteuropa. Hier lässt es sich noch einigermassen gut leben. Allerdings ist die Gesellschaft in eine privilegierte Oberschicht und eine Niederschicht gespalten.

    In dieser Welt leben A wie Anna und B. wie Berta, Mutter und Tocher eines weitestgehend anonymisierten Gesellschaft. Anna hat sich seit kurzem einen Vorweiner zugelegt, lange hatte sie sich zu diesem Schritt geweigert. Aber die Menschen in dieser Welt sind sehr gefühlskalt, pragmatisch und egoistisch geworden. Trauern ist bestenfalls der Niederschicht gestattet, auf die man mit Verachtung herabsieht. Wer etwas auf sich hält lässt für sich trauern - mithilfe eines Vorweiners. Diese Vorweiner stammen vorzugsweise aus Gegenden die unbewohnbar geworden sind. Sie leben bei ihren "Auftraggebern", werden mit allem versorgt und bauen so eine enge Bindung zu ihnen auf, so dass sie Jahrzehnte später glaubhaft und intensiv bei der Zerstreuungsfeier, der Beerdigung, trauen können, nur so bleiben sie der Nachwelt in Erinnerung.

    Insgesamt handelt es sich bei dem "Vorweiner" um ein sehr dystropisches Buch mit einer äusserst düsteren Atmosphäre. Es denkt ökologische und politische Szenarien die wir heute kennen weiter und stellt uns eine uns fremde Welt vor. Es begegnen uns auch immer wieder Kuriositäten über die man fast lachen möchte, wie z. B. "Papst Jesus I, Beiname der Dreiste", die jedoch einen faden Beigeschmack haben.

    Sicher erscheint das Buch auf den ersten Seiten sehr ungewöhnlich. Wenn man sich jedoch auf diese fremde Welt einlässt ist es mitunter sehr aufwühlend wie auch unterhaltsam. Mit seinen kurzen Kapiteln die in jeweils kurze Abschnitte unterteilt sind, lässt sich der Roman recht schnell lesen. Auch das das 1 Kapitel erst nach dem 3. Kapitel kommt ungewöhnlichen Kapitelüberschriften sowie das Cover haben mir gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    Buchjunkie, 12.11.2023

    Als Buch bewertet

    Wahnsinnig gut!

    Die Idee eines Vorweiners ist schon sehr skurril und besonders. Der Roman ebenso. Das ist definitv kein Roman für jemanden, der viel Wert auf stringente, logische Abläufe hat und Literatur, die man einfach runter lesen kann ohne gross nachzudenken.
    "Der Vorweiner" stösst einen schon mit der Kapitelreihenfolge, die das zweite vor das erste Kapitel stellt, zum nachdenken an. Im Buch tummeln sich jede Menge verrückter Ideen und Innovationen. Wer es schafft, sich darauf einzulassen, kann einen grandiosen Roman lesen. Ich habe an ganz vielen Stellen lachen müssen, an anderen war ich verblüfft, aber auch manchmal ratlos, weil ich noch nicht verstehen konnte, wie sich die Handlung gerade entwickelt.
    Mir haben schon der Klappentext und die Leseprobe gefallen, trotzdem hat das Buch es geschafft, mich mit dieser Fülle an Ideen zu überraschen. Eines der besten Bücher in diesem Jahr auf meiner Leseliste. Absolut empfehlenswert!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    literaturfreundin, 25.08.2023

    Als Buch bewertet

    Kann eine Dystopie komisch sein? Vermutlich muss sie das sogar, sonst wäre es nicht auszuhalten. Denn was, wenn es genau so kommt?

    Ich lese gern dystopische Romane, sie haben mehr mit unserem Jetzt zu tun, als uns vielleicht lieb sein mag.

    Das Inhaltsverzeichnis des Buches ist ungewöhnlich strukturiert und weckt das Interesse. Es beginnt sodann auch gleich mit dem zweiten Kapitel.

    So exotisch die Ausgangssituation des Romans ist, so ist sie doch - auch - ziemlich nah an unserem Leben. Was wir jetzt, 2023, als normal empfinden, ist eine Vergangenheit, die die Protagonistin A. wie Anna noch erlebt hat.

    Der Ist-Zustand: die Landmasse auf der Erde hat massiv abgenommen und nimmt täglich weiter ab. Resteuropa - das, was noch von Europa übrig ist - steht gegen die steigenden Fluten auf einem 35 m hohem Betonsockel. Das Wasser hat Land und etliche Länder geschluckt und in Nord und Süd sammeln Aufnahmelager wie Neuschwanstein und Neuflensburg die heimatlos Gewordenen auf.

    Sie kommen aus Österreich wegen des politischen Systems, der Schweiz, die aufgrund der Goldfäule kollabiert ist, aus dem pestverseuchten Britannien, den untergegangen Niederlanden, wo Menschen auf riesigen Flössen leben - oder fliehen. So auch A. wie Annas Vorweiner Jan.

    Das Wetter östlich des Regenäquators ist unbarmherzig heiss, westlich dauerregnet es dagegen.

    Menschen sind in Schichten eingeteilt. A. wie Anna gehört zu den Privilegierten, zu denen, die Geld bezahlen, um Gartenarbeit zu machen oder ein Fenster reparieren zu dürfen und für die ein Vorweiner völlig normal ist. Denn für die "normalen Menschen" - so sieht sie, die Elite, sich - werden Gefühle ausgelagert. So auch Trauer, was als zivilisatorischer Fortschritt betrachtet wird.

    Im Unterschied zur Niederschicht, die tatsächlich noch lacht (wie primitiv) klappert die Elite mit den Zähnen oder hält ein Schild hoch: "Lachen".

    Bov Bjerg schreibt eloquent und wortwitzig, erfindet mit viel Phantasie Dinge, Situationen und Lebensumstände, kreiert noch unbekannte Wortschöpfungen, und dennoch bleibt einem bei aller Skurilität das Lachen im Halse stecken. Denn der Spiegel, den er uns vorhält, ist nah: die Niederschicht demonstriert gegen ihre unerträglichen Lebensbedingungen. Die Flüchtlingspolitik sieht "migrationspolitische Massnahmen" vor - Versenken von Flüchtlingsbooten und Internierung in "Abschiedslagern". Die politische Situation überrascht durch Umkehrung der aktuell üblichen Einteilung der Welt in erste, zweite und dritte, denn hier sind es am Ende auch die wirtschaftlich erfolgreichen, privilegierten europäischen Länder, die kollabiert oder untergegangen sind.

    Ich vergebe vier Sterne und empfehle das Buch Lesern, die sich nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken bringen lassen wollen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Julia V., 16.08.2023

    Als Buch bewertet

    Humorvoll und ungewöhnlich
    Den Autor Bov Bjerg kannte ich bisher nur aus der medialen Berichterstattung, sein Roman Auerhaus liegt seit Jahren ungelesen bei mir zuhause herum. Aber der ungewöhnliche Titel (der durch die typografische Gestaltung des Covers noch hervorgehoben wird) hat mich neugierig gemacht.
    Es fällt mir schwer, etwas über den Roman zu sagen, ohne schon zu viel zu verraten, nur so viel: er hat mich begeistert! Das dystopische Setting dieser apokalyptischen Welt mit ihren schrägen Figuren, die Sprache mit ihren eigenen Wortschöpfungen … Allein das Inhaltsverzeichnis im Stil eines Schelmenromans! Ich mochte den Roman wirklich sehr gern und fand ihn sehr komisch. „Creativity is intelligence having fun.“ Dieses (fälschlicherweise Albert Einstein zugeschriebene) Zitat kam mir unweigerlich in den Sinn beim Lesen.
    Fazit: Unbedingte Leseempfehlung für Fans des Ungewöhnlichen.

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  • 3 Sterne

    R.S., 21.08.2023

    Als Buch bewertet

    Ein dystopischer Blick, der nicht ganz überzeugen kann

    Ende des 21. Jahrhunderts ist von Europa nur noch Resteuropa übrig, in dem auch Deutschland aufgegangen ist. Die Bevölkerung ist in eine Nieder- und eine Oberschicht gegliedert. Die Oberschicht ist nicht mehr in der Lage Gefühle zu zeigen und stellt deswegen Vorweiner, Trauergastarbeiter, in ihren Dienst, die auch bei den ihnen mit ihm Haus leben. Die Vorweiner übernehmen die Aufgabe öffentlich Trauer zu zeigen, für diejenige Person, für die sie tätig sind. Sie sind selbst Flüchtlinge, die nach Resteuropa wollen, da ihre eigenen Länder von Bürgerkriegen und Naturkatastrophen zerstört wurden.
    Einblicke in diese gefühllose dystopische Welt erhält man durch die Protagonisten des Romanes A wie Anna, ihrem Vorweiner und B wie Berta.
    Berta erzählt aus ihrer Perspektive die Geschichte ihrer Mutter Anna, wodurch man auch das Leben und die Gesellschaft an sich im Resteuropa kennenlernt. Das Leben und die Gesellschaft sind von Zerstreuung, fehlender Emotionalität und Grausamkeiten, die keinen wirklich mehr berühren, geprägt.

    Auch wenn der eigenwillige und etwas abstruse Roman in einer fernen Zukunft spielt, besitzen die angesprochenen Themen, wie Flüchtlingskrise und Fake-News, Aktualitätsbezug.
    Anfangs liest sich Bjergs dystopischer Blick auf Deutschland, Europa und die restliche Welt noch interessant, doch mit zunehmender Seitenzahl wirken manche Romanelemente ermüdend.
    Die einzelnen Kapitel sind ähnlich eines Filmskripts aufgebaut und so bekommen die verschiedenen Erzählstränge auch einen episodenhaften Charakter. Das führt dazu, dass der Roman inhaltlich oberflächlich bleibt und sich eher in Belanglosigkeiten verliert. Es soll wahrscheinlich die emotionale Verarmung der Gesellschaft widerspiegeln, ein flüssiger Lesefluss, der das Interesse an der Geschichte hochhält, entsteht dadurch nicht gerade.
    Darüber hinaus waren mir manche Textpassagen auch zu derb formuliert oder erschlossen sich mir auch nicht so wirklich in ihrem Sinn. Vielleicht ist es aber auch genau der Sinn der Handlung, dass sie stellenweise keinen Sinn ergibt...

    Die Stärke des Romanes liegt für mich in seiner, wenn auch etwas befremdlichen, dystopischen Version und in seinen einzelnen starken Szenen, die jedoch leider nicht im Gesamtpaket überzeugen konnten.

    "Der Vorweiner" ist ein sprachlich und inhaltlich gewagter Roman, der eine interessante dystopische Welt beschreibt. Er fängt stark an, verliert sich dann aber enttäuschenderweise etwas in Absurditäten und Belanglosigkeiten, sodass er es nicht schafft sein ganzes Potenzial auszuschöpfen.
    Stilistisch und sprachlich ist der Roman durchaus interessant, jedoch fehlt mir die emotionale Wucht und die inhaltliche Stärke, die ich mir erhofft habe.

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  • 3 Sterne

    Birgit S., 08.10.2023

    Als Buch bewertet

    Interessante Dystopie mit Schwächen

    In "Die Vorweiner" findet man sich in einer dystopischen Welt Ende des 21. Jahrhunderts wieder. Von dem uns bekannten Europa gibt es nur noch Resteuropa, dass mittels von einer dicken Schicht aus Beton über den steigenden Meeresspiegel angehoben wird. Zu Resteuropa gehört das, was einmal Deutschland war und ist ein beliebtes Ziel von Flüchtlingen, wie heute auch. Viele der Flüchtlinge werden als sogenannte Vorweiner für die Oberschicht der Resteuropäer. Vorweiner sind Trauergastarbeiter, die die Tränen vergiessen und die Trauer zeigen, zu der die Resteuropäer nicht mehr fähig sind.
    A wie Anna hat Jan als Vorweiner in ihren Dienst gestellt. Die Geschichte der beiden wird von B wie Berta, ihre Tochter erzählt.

    Wie die Inhaltsangabe schon vermuten lässt, handelt es sich um "Die Vorweiner" um ein eigenwilliges und skurriles Buch, auf das man sich einlassen muss und das demzufolge nicht jeden ansprechen wird.
    Beginnend mit Kapitel 2 anstatt mit Kapitel 1 und geschrieben ähnlich wie ein Filmdrehbuch und abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Berta und dann der Er-Perspektive von Anna erzählt, lernt man die wichtigsten handelnden Personen kennen und gewinnt einen Einblick in eine Welt, die durch Bürgerkriege, Naturkatastrophen und Zerstreuung auf den ersten Blick stark verändert daherkommt, aber nicht unrealistisch in ihrer Darstellung erscheint.

    Dem Autor gelingt es hierbei kurzweilig auf etwas mehr als 200 Seiten eine durchaus interessante und fesselnde Geschichte über eine dystopische Welt zu erschaffen, die jedoch zum Ende hin etwas zu mäandern anfängt und sich teilweise zu absurd und abstrus präsentiert. So konnte sich mir auch nicht immer der Sinn mancher Handlungsszenen erschliessen, sodass der Roman mich etwas zwiespältig zurücklässt. Zudem waren mir manche Textabschnitte zu geschmacklos formuliert, was aber vielleicht auch einfach nur die Entmenschlichung der Resteuropäer Rechnung tragen sollte.

    Einerseits fand ich Bjergs düster dystopischen Blick auf ein Europa in ferner Zukunft interessant und auch nicht so abwegig, andererseits konnte mich die Erzählstruktur und die fehlende inhaltliche Tiefe nicht ganz überzeugen.
    Für Liebhaber von experimenteller Literatur mit Aktualitätsbezug sicherlich interessant.

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  • 3 Sterne

    Katharina L., 31.07.2023

    Als Buch bewertet

    In der Vorweiner schildert Bov Bjerg die Geschichten seiner Hauptpersonen in einer dystopischen Zukunft in „Resteuropa“. Die Menschheit hat sich selber in Form der Klimakatastrophe an den Rand der Vernichtung manövriert, dabei klafft auch die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Die Superreichen haben alles outgesourct, sie bezahlen, um arbeiten zu dürfen und einen Rest Erfüllung in ihrem Leben zu erreichen. Die „Niederschicht“ kämpft um ihre Existenz. Noch unter dieser stehen die Flüchtlinge; aus Afrika, Skandinavien, den Niederlanden, Teilen von Osteuropa, alle Länder die der Erhaltung Resteuropas geopfert wurden und/oder ins Chaos verfallen sind. Innerhalb dieser Flüchtlinge sucht sich A. wie Anna einen Vorweiner, denn auch das Trauern wurde outgesourct und nur um wen ordentlich geweint wird, an den wird sich auch erinnert, also versucht A. „ihren“ Vorweiner an sich zu binden, damit er glaubhaft trauern kann, wenn es soweit ist. B. hingegen ist noch weit vom Tod entfernt, verdient ihr Geld als dystopische Journalistin und verfasst reisserische Kurznachrichten. Obwohl die beiden Mutter und Tochter sind, laufen ihre Leben vollkommen aneinander vorbei. Der Leser wird ohne weitere Erklärungen von Anfang an in diese beiden Leben mitgenommen, wobei sich im kurz gehaltenen Schreibstil stets die volle Gefühlslage und das Innenleben der Protagonistinnen darstellt. Im Verlaufe der Geschichte bekommt man mehr und mehr einen Einblick in die Realität und die Vergangenheit der Welt, in welcher die Hauptpersonen leben und langsam fügt sich alles zusammen. Das gesamte Buch ist in einem prägnanten, verknappten Schreibstil gehalten, zeitweise skriptartig anmutend, dieser ist zunächst ungewohnt, trägt und unterstreicht jedoch auf seine Art die Absurdität der Geschichte. Insgesamt eine interessante Story mit unerwarteten Wendungen, ein mahnender Zeigefinger zum Stand der heutigen Gesellschaft, welche in vollkommener Überspitztheit beleuchtet wird. Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, welches einen dann jedoch schnell in seinen Bann ziehen kann.

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  • 3 Sterne

    Anita, 13.08.2023

    Als Buch bewertet

    ungewöhnlich

    Worum geht es?
    Das Resteuropa Ende des 20. Jahrhunderts ist eher trostlos, karg und ohne Emotionen. Nur die dorthin geflüchteten Menschen können noch trauern und die reiche Oberschicht leistet sich Vorweiner, für den Falle ihres Todes. Von so einer Beziehung handelt dieses Buch.

    Worum geht es wirklich?
    Herkunft, Hoffnung und Lebensgefühl

    Lesenswert?
    Ja, aber wird keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Aufbau der meist kurzen Kapitel ist sehr speziell und ungewohnt, oft kommen Einschübe und leere Zeilen. Dadurch ist der gesamte Text eigentlich noch viel kürzer als nur gut zweihundert Seiten.
    Die Sprache ist ebenfalls eher interessant, schwankt zwischen keiner einfachen Lektüre und dann plapperndes Spiel mit bestimmten Worten. Fand ich interessant zu lesen, würde daher aber auf jeden Fall eine Leseprobe vor dem Kauf empfehlen.
    Die ganze Welt, in der diese Geschichte spielt, fand ich cool konstruiert, interessante Ideen und habe ich in der Form bei nahen Dystopien noch nicht gelesen. Man erfährt nur häppchenweise etwas über die Situation und was passiert ist - war für mich völlig okay.
    Dadurch, dass den Figuren der Oberschicht die Emotionen grösstenteils fehlen und genau aus dieser Oberschicht die Protagonistinnen kommen, bekommt man kein Gefühl für die Figuren. Sie wirken nicht richtig menschlich, eher skurril und trostlos und agieren teilweise wie Roboter. Dabei sind sie oft auf der Suche nach Gefühlen oder nach einmaligen „echten“ Erlebnissen, wie es sie in der alten Welt gab.
    Durch die Kürze des Textes gibt es auch keine grosse spannungsvolle Handlung.
    Alles in allem finde ich das Buch spannend, weil irgendwie experimentell und auch humorvoll an einigen Stellen, zeitgleich finden sich schon ab und an ernste Themen wodurch man Dinge hinterfragen kann. Dennoch hat mir etwas gefehlt, damit ich dieses Buch im Hinterkopf behalten werde.

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  • 3 Sterne

    hundeliebhaberin, 31.08.2023

    Als Buch bewertet

    Bov Bjerg hat mich mit "Auerhaus" begeistert, weshalb ich mich sehr über und vor allem auf sein neuestes Werk "Der Vorweiner" gefreut habe. In dieser dystopischen Welt herrschen massive klimatische Veränderungen - den Grossteil der Landflächen gibt es nicht mehr. Bürgerkriege und Naturkatastrophen hinterliessen ihre Spuren, denn es gibt noch ein Resteuropa, weitestgehend Betonschichten und die Bevölkerung ist entweder von Dürre oder Regen betroffen. Die Emotionalität und Empfindungen sind den Menschen abhandengekommen. Lediglich die Geflüchteten aus nicht europäischen Ländern können noch empfinden, weshalb deren Tränen besonders wertvoll sind. Aus Angst, dass nach dem eigenen Ableben keine Tränen mehr fliessen können, legen sich viele Menschen einen Vorweiner zu. So auch A wie Anna, deren Geschichte von ihrer Tochter B wie Berta erzählt wird.

    Bov Bjerg erzählt konfus, durcheinander und nicht chronologisch. So steht beispielsweise das zweite Kapitel vor dem ersten Kapitel und die Sichtweisen von B wie Berta werden doch immer mal wieder subjektiv und rutschen in die Ich-Perspektive, weg von A wie Anna. Es wird erzählt von der Kälte, vom Werteverfall, der Bedeutung von Herkunft, Tränen als Prestige und in allem fehlt es an Mitgefühl und Mitleid, was den Ton einer Dystopie sehr gut trifft.
    Ich empfinde "Der Vorweiner" als recht konfus, verwirrend, an einigen Stellen habe ich den Anschluss verloren. Dennoch ist der Plot clever überlegt und die Umsetzung und die Rezeption erfordern eine hohe Aufmerksamkeitsspanne und Intellekt, um die Bedeutung der Schilderungen zu entschlüsseln.
    Bov Bjergs Stil ist sehr eigenwillig und ungewöhnlich, weshalb ich speziell bei diesem Buch empfehlen würde, zunächst die Leseprobe zu lesen.

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  • 3 Sterne

    Melanie B., 21.08.2023

    Als Buch bewertet

    Skurill
    Dieses Buch zu bewerten fällt unglaublich schwer, da es wirklich thematisch so skurill ist und eine gefühlte Dystopie der anderen Art, die einen mit vielen Fragen zurücklässt.
    Zunächst einmal ist die Idee sehr ansprechend. Der Gedanke dieser sehr fernen Zukunft ist spannend und zieht einen magisch an. Es bleibt auch bis zum Schluss auf eine gewisse Art und Weise aufregend, aber dem Autor gelingt es meines Erachtens nicht die aufgeworfenen Fragen alle gewinnbringend aufzuklären. Dabei hat er interessante Charaktere erschaffen, die sich absolut in die Handlung einfügen ohne an Authentizität zu verlieren, aber dieses Emotionslose bleibt einfach zu erschreckend. Z.T ist die Gefühlskälte so erschütternd, dass man sehr in sich geht und sich fragt, was kann dazu geführt haben. Und hier kommt mir in den Sinn, dass wir manchmal vielleicht schon gar nicht mehr so weit davon entfernt sind. Und dieses Nachdenken über diesen einen Punkt, der darf meines Erachtens offen bleiben. Aber bestimmte Kausalitäten und Beziehungen der Figuren hätte ich gerne etwas weniger angedeutet und klarer geklärt gehabt.
    Dennoch ist ein Spannungsbogen da, der einen trotz kleiner Vorhersehbarkeiten an das Buch bindet.

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  • 3 Sterne

    Suzann K., 30.11.2023

    Als Buch bewertet

    Dystopie in Tränen
    "Der Vorweiner" von Bov Bjerg ist ein dystopischer Roman, der sich nicht so einfach weglesen lässt. Trotz der Kürze braucht es über einige Längen schon etwas Durchhaltevermögen.
    Wir bleiben hier in Europa, ein Europa, das fremd wirkt, leider aber in einige Aspekten allzu vertraut. Die Idee hier ist überspitzt vertraut, die Menschen haben soviel erlebt, sie sind gefühllos geworden und können nicht mehr weinen.
    Also werden andere Menschen engagiert, so wie Hilfsarbeiter, Menschen zweiter Klasse, die das mit dem weinen und trauern übernehmen.
    Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, aber es gibt viele Parallelen zu unserer Zeit, der Gesellschaft und Politik. Hier wird auf ganz harte Weise der Spiegel vorgehalten.
    Erzählt wird viel aus der Sicht von A wie Anna, ihrem Vorweiner und der Tochter B wie Berta.
    Der Schreibstil ist überspitzt, sarkastisch und treffend. Ich hatte die erste Hälfte mit grossem Interesse gelesen, danach wurde es mir teils zu abstrus und auch langatmig. Insgesamt trotz allem eine Erzählung, die einem länger im Gedächtnis bleibt.

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  • 3 Sterne

    Hornita, 01.09.2023

    Als Buch bewertet

    Nicht stringent;
    Dieses zynische Buch ist schwer zu lesen und genauso schwer zu bewerten. Der Schreibstil ist eigentlich nicht schlecht und wäre gut zu lesen, wenn der Inhalt etwas verdaulicher und logischer aufbereitet gewesen wäre. Durch die wirre Handlung in der Zukunft und der dystopischen Atmosphäre braucht man eine ganze Weile, um die Handlung zu verstehen und die Details richtig einordnen zu können. Auch das alles sehende „Auge“ fand ich anstrengend, da Sinn und Zweck sich mir nicht erschlossen haben. Von den Ideen her sind einige interessante und intelligente Aspekte vorhanden, die die Probleme der heutigen Zeit überhöhen und ins Extreme ziehen, z. B. Fake News, Flüchtlingskrise, Gefühllosigkeit, Vereinsamung, Schönheitswahn, Klassengesellschaft. Einige der angedeuteten Themen hätten tiefgründiger behandelt werden können, andere sind nichts Neues. Das Gesamtkonstrukt lässt wesentliche Bereiche einer Gesellschaft unerwähnt und verliert dadurch an Nachvollziehbarkeit. Interessante Ansätze, aber leider nicht stringent umgesetzt.

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  • 2 Sterne

    MeinSohnPrinzAndreas, 20.08.2023

    Als Buch bewertet

    Europa ist im politischen und klimatisch bedingtem Chaos versunken. Als stabiler Staat bleit nur mehr Resteuropa zurück, an dessen Grenzen sich die Flüchtlinge aus aller Welt tummeln. In diesem Resteuropa leben A. wie Anna und ihre Tochter B. wie Berta. A. wie Anna beschliesst sich einen Vorweiner zuzulegen und B. wie Berta erzählt die Geschichte, zumindest versucht sie es. Der Vorweiner hat die Aufgabe, sich emotional an seinen Herren oder seine Herrin zu binden und nach deren Ableben das Publikum der Zerstreuungszeremonie, der zukünftigen Form der Beerdigung, beim Trauern anzuführen.

    B. wie Berta soll also die Erzählerin der Geschichte darstellen, schafft es irgendwie aber nicht, von sich selbst in der dritten person als neutrale Beobachterin zu erzählen, sondern schweift ständig in die erste Person zurück, wenn es um sie geht. B. wie Berta zeiht aus dem elterlichen Haus in Nordostresteuropa, einer sehr trockenen Gegend, aus und beginnt ein Leben auf eigenen Beinen in Neuhamburg in Nordwestresteuropa, wo es immer regnet. Irgendwie muss sie Platz machen für den Vorweiner, oder will einfach nicht mit diesem unter einem Dach leben. Darauf, das der Leserschaft genauer mitzuteilen wird verzichtet. Ingesamt wird in dem buch generell auf sehr viel verzichtet. Man hat zwar ständig Einblicke in die Gesellschaft Resteuropas, in die dortigen gesellschaftlichen Spannungen und vor allem in deren Sterberitual, mit der Geschichte rund um A. wie Anna und ihren Vorweiner und B. wie Berta geht es aber nur sehr dünn her. Ich habe schnell gemerkt, dass ich mich zunehmend begonnen, zu langweilen. Stark zu langweilen. Dann wird die Geschichte immer wieder unterbrochen vom Bild in Bild, irgendetwas mit Götterauge. Banale Beschreibungen von irgendetwas, das absolut keine Bedeutung für die Geschichte hat und diese nur noch zäher und noch sterbenslangweiliger macht.

    Kurzum, mein Interesse war gross, die Enttäuschung leider auch. Ich hatte mir ein besser ausgestaltetes dystopisches Szenario vorgestellt, dass ich ja weitestgehend auch bekommen habe. Von einer ansatzweise interessanten Geschichte rund um A. wie Anna und B. wie Berta fehlt leider jede Spur.

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  • 1 Sterne

    brauneye29, 01.09.2023

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Bürgerkriege und Naturkatastrophen haben die Welt nahezu zerstört. Der Rumpfkontinent wird durch eine dicke Betonschicht über dem Meeresspiegel gehalten. In Auffanglagern versammeln sich diverse Flüchtlinge aus aller Herren Länder. Einer von ihnen ist Jan, der bei A. wie Anna in den Dienst als Vorweiner tritt, denn echte Trauer kann keiner mehr wirklich zeigen.
    Meine Meinung:
    Das Cover und auch der Klappentext haben mich neugierig gemacht, nur leider hat mich das Buch und die dystopische Geschichte überhaupt nicht gepackt und ich habe letztendlich das Buch abgebrochen, weil ich weder einen roten Faden in der Geschichte fand, noch mit dem verworrenen Stil des Buches etwas anfangen konnte. Auch dieses hin und her Gespringe zwischen den Protagonisten hat mich mehr verwirrt als das Buch lebhaft zu machen. Nach der Hälfte habe ich schliesslich aufgegeben.
    Fazit:
    Nicht meins

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kristina B., 22.09.2023

    Als Buch bewertet

    Eine ziemlich verkopfte und doch rührige Dystopie - ein moderner Ansatz, der mich, wie schon der Klappentext, sehr an die Ideen von Margret Artwood erinnert hat. Die zeitliche Achse wird zurecht erfreulich durcheinander geworfen, man beginnt irgendwie mittendrin und wird nach und nach an die eigentliche Geschichte, Story, Intrige herangeführt. Und das ist herrlich. Unerwartet, amüsant und sprachlich verspielt ist dieses Werk. Mir als Hobbyliteratin ist dieser Ansatz immer sehr viel lieber als die abgedroschenen üblichen Vorgehensweisen. So kann definitiv niemand von einem Groschenroman sprechen, wenn man sich mit diesem Werk auseinandersetzt. Der Einband ist sowohl von der Farbgestaltung als auch von der Schriftart ebenfalls ziemlich ansprechend. Insgesamt sehr gelungenes und ungewöhnliches Werk eines vielversprechenden Autors.

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    Marianna T., 17.08.2023

    Als Buch bewertet

    Verstörende Dystopie

    Weite Teile Europas und der ganzen Welt sind durch Katastrophen umbewohnbar geworden. Die Welt besteht nur noch aus Beton und entweder unaufhörlichem Regen oder Dürre. Die Oberschicht hat sich die menschlichen Gefühle von Trauer und Verlust komplett abgewöhnt und beschäftigt jetzt Vorweiner, Geflüchtete, die noch zu echter Trauer fähig sind.
    Es ist beeindruckend mit welcher Wortgewalt aber auch geschicktem Sprachgebrauch der Autor diese unmenschliche Welt zeichnet. Dabei geht er mit viel bösem Sarkusmus vor und überzeichnet, grenzwertig und grenzüberschreitend. Beim Lesen war ich zwischen Vergnügen und Entsetzen hin und hergerissen. Das ist ein Roman, der entweder begeistert oder entsetzt.
    Mit tiefsinnigen Wortspielen, wie "Zerstreuungsfeiern", schafft er es auf humorvolle Art das Makabre hervorzuheben. A wie Anna und B wie Berta fügen sich nahtlos in diese zerstörte und brutale Welt ein. Jedes Mitgefühl ist ihnen abhanden gekommen und damit auch jede Bedeutsamkeit füreinander. Es ist verstörend und eklig wie die Menschen miteinerander umgehen. Dem Autor gelingt es sowohl psychologische als auch soziologische Aspekte und vorallem Gesellschaftskritik glaubwürdig zu platzieren. So bringen die Medien zum Beispiel nur noch Fake-Nachrichten mit entsetzlichem Inhalt. Die Aussagekraft der Geschichte ist enorm.
    Es stehen starke philosophische Fragen dahinter. Ist es möglich sich die Trauer abzugewöhnen? Woran bemisst sich der Wert von Menschen? Was braucht es für ein zufriedenes Leben? Wie können wir den grossen Krisen unserer Zeit vorausschauend und umsichtig begegnen?
    Das hat auch dafür gesorgt, dass ich das Buch nicht aus den Händen legen konnte - trotz innerer Abwehr, Ekelgefühlen und Entsetzen.
    Schwierigkeiten hatte ich auch mit der undurchsichtigen zeitlichen Erzählabfolge. Es ist alles irgendwie durcheinandergewürfelt und wird dann auch infrage gestellt. Die Erzählerin ist nicht durchgehend zuverlässig.
    Bemerkenswert erscheinen mir die sarkastischen Kapitelüberschriften zusammen mit dem kurzgefassten Inhalt vor jedem Kapitel wie "worin Berta ... (Dosenananas, sexuelle Inhalte)". Alles hat Bedeutung und braucht eigentlich einen zweiten Blick, müsste ein zweites Mal gelesen werden.
    Der Roman hat mich sehr bewegt. Der geschickte Sprachgebrauch, viel böser Sarkasmus und die bedeutsame Botschaft sind positiv gegenüber den provokativ verstörenden Inhalten hervorzuheben.

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    Heike R., 31.07.2023

    Als Buch bewertet

    Der Vorweiner ist eine Dystopie, welche Resteuropa beschreibt, welches übrig blieb, nach dem der Rest Europas durch die Klimakrise quasi unbewohnbar geworden ist.
    Es ist sehr überspitzt dargestellt, die Reichen bezahlen für die Ausübung sinnvoller Arbeit, die Niederschicht ist grossflächig vertreten und hält die Gesellschaft am Laufen, noch unter dieser Rangieren die Flüchtlinge, welche von der Niederschicht rassistisch angegangen werden.
    Alles wird outgesourced, Emotionen sind nicht erwünscht, dafür gibt es die Vorweiner.

    Ein Menschenleben zählt nicht viel, die Verlängerung der Jugend jedoch alles. Für den, der es sich leisten kann.

    Ich fand diese stilistisch interessante Dystopie durchaus lesenswert, sie hatte etwas drehbuchartiges, mit verschiedenen Zeitsprüngen und Perspektiven. Das Buch regt sehr zum Nachdenken an und lässt sich wunderbar interpretieren, ist aber auch ohne jegliche Interpretation fesselnd, da es schön ist, wenn sich die anfängliche Verwirrung legt.

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