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  • 5 Sterne

    29 von 38 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 14.08.2018

    Als Buch bewertet

    fesselnde Romanbiografie, die auf Tatsachen, die man nie vergessen darf, beruht

    „Mengele ist der Fürst der europäischen Finsternis. Der stolze Arzt hat Kinder seziert, gefoltert und verbrannt. Der Sohn aus gutem Hause hat fröhlich pfeifend vierhunderttausend Menschen in die Gaskammer geschickt.“

    Oliver Guez hat seinen fesselnden Tatsachenroman ist in zwei Teile gegliedert, „Der Pascha“ und „Die Ratte“. Schon alleine der Titel verrät, worum es in dem ersten Teil geht. Um nicht wegen Kriegsverbrechen angeklagt zu werden, flüchtet Josef Mengele unter falschen Namen über die sogenannte „Rattenlinie“ von Deutschland über Südtirol und Italien nach Südamerika. „Perón öffnet sein Land Abertausenden von Nazis, Faschisten und ..., die eingeladen sind, Argentinien mit Staudämmern, Raketen und Atomkraftwerken auszurüsten und in eine Supermacht zu verwandeln.“, so ist er dort vom Staatsoberhaupt beschützt erst einmal sicher. Nicht nur durch die finanzielle Unterstützung durch die Familie, die sich in Günzburg, meiner Nachbarstadt, mit Mengele Landmaschinen einen Namen gemacht und grossen Erfolg hat, gilt für Josef Mengele in Argentinien schnell „Er hat sich das Ansehen seiner Kollegen erworben, seine kleinen Geschäfte laufen gut. Gregor hat Spass und scheffelt Geld.“. Mengele der Pascha, lässt sich bedienen, feiern, hält sich immer noch für einen Halbgott, eine Selbsteinschätzung, die er wohl auch sein Leben lang nicht verliert, und geniesst das Leben mit seiner verwitweten Schwägerin, die nach seiner Scheidung seine zweite Ehefrau wird, in vollen Zügen. Erste Risse bekommt diese Sicherheit, das beschützte Luxusleben nach dem Putsch gegen Perón und mit der Machtübernahme durch Aramburu. Weiter geht es deshalb nach Paraguay, was solange einen sicheren Zufluchtsort bietet, bis die ersten Nachforschungen beginnen. Die Mossad sucht nach Kriegsverbrechern, kann Eichmann entführen und lässt ihn später hinrichten, Journalisten sind auf der Suche nach Mengele und ein Kopfgeld ist ebenfalls auf ihn ausgesetzt, was Neugierige anlockt. Die Wohnorte wechseln, seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus gelingt es Mengele in letzter Sekunde im brasilianischen Urwald unterzutauchen, und damit beginnt eine Zeit, mit der sich dann der zweite Teil beschäftigt. Verfolgungswahn, Delirium, Festungsbau, ständige Angst. Von nun an gilt „Mengele, der Musterangestellte der Todesfabriken, glaubte seiner Strafe zu entkommen. Nun aber ist er sich selbst ausgeliefert, seinem Dasein unterworfen, in Brasilien in die Enge getrieben, ein moderner, rastloser Kain. Jetzt beginnt Mengeles Höllenfahrt. Er wird sich selbst zerfleischen und in der Nacht verirren.“ Hier wird lediglich unterbrochen von einigen Phasen des Aufbäumens, in denen er versucht die Macht über die Familien, die ihn verstecken, zu erlangen, ein völlig anderes Bild des selbstverliebten Todesengels von Ausschwitz gezeichnet. „Er ergeht sich, wie immer ohne Reue oder Gewissensbisse, in Selbstmitleid und lässt seine Wut an seinen Vierbeinern und Boaboas im Urwald aus.“, und ein weinerlicher, depressiver Mann mit Verfolgungswahn, der ihm das Leben schwer macht.

    Als Leser begleitet man die Flucht Mengeles, lernt Unterstützer und Freunde kennen, erfährt wer Jagd auf ihn gemacht hat, wie, und warum es nicht geklappt hat ihn vor das Kriegsverbrechergericht zu stellen und auch wie ihn seine Familie unterstützt hat. Zeitgleich verfolgt man mit Mengele, was die Presse über ihn schreibt, wie die Suche nach ihm beginnt. In Rückblicken erfährt man auch von seiner Kindheit, von seinem Konkurrenzkampf mit dem Bruder, seiner Leidenschaft für die Biologie und das Experimentieren, seiner Ausbildung und auch von den Schrecken, die in Ausschwitz an der Tagesordnung standen. Ebenfalls wird mit so manchen Phantasiegeschichten über ihn aufgeräumt.

    Der Autor hat hier einen Tatsachenroman geschaffen, den ich geradezu verschlungen habe. Die kurzen Kapitel verschaffen der Geschichte unheimlich viel Fahrt und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Josef Mengele stirbt 1979 an einem Schlaganfall und wird als „Wolfgang Gerhard“ in Embu, Brasilien begraben, seit 1992 ist zudem eindeutig bewiesen, dass es sich um sein Skelett handelt. Ungeachtet der Tatsache, dass ich wusste, dass es nicht gelungen ist, ihn für seine Taten zur Verantwortung zu ziehen, habe ich gefesselt gelesen, dachte jetzt muss es doch klappen, ihn zu fassen. Obwohl ich den Erzählstil eher als distanziert, nüchtern betrachtet habe, war ich emotional total in der Geschichte gefangen, konnte kaum fassen, dass es nicht auch nur die Spur von Einsehen bei ihm gibt.

    Schon allein der Rat den er seinem Sohn Rolf gibt, der sehr darunter leidet, dass sein Vater als Todesengel gilt und bei einem Besuch kurz vor dem Tod zumindest Reue, lieber noch die Gewissheit, dass es nicht so war, haben möchte, ist bezeichnend „Und lass es dir gesagt sein, Rolf, das Gewissen ist eine widernatürliche, von kranken Menschen erfundene Instanz, um die Tatkraft zu unterbinden und die Tatkräftigen zu lähmen.“

    Immer wieder, wenn ich mich mit dieser Zeit beschäftige, will mir nicht in den Kopf, wie solch grausames Unrecht geschehen konnte, wie es möglich ist, dass es Menschen gibt, wie diesen Kriegsverbrecher Josef Mengele, denen jegliches Gewissen und Unrechtsbewusstsein völlig fehlt. Alles in allem eine grossartige Romanbiografie, die auf Tatsachen beruht und die ich jedem geschichtsinteressierten Leser nur wärmstens empfehlen kann.

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  • 5 Sterne

    7 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 31.10.2018

    Als Buch bewertet

    Der Todesengel

    Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende Juden in den Tod und forschte mit unmenschlichen Methoden an Behinderten und Zwillingen, um den Theorien der Rassenhygiene neuen Inhalt zu geben. Seine Gräuel-taten kannten keine Grenzen und so wurde er zum gefürchtetsten Lagerarzt des dritten Reichs. Nach dem Krieg tauch Mengele unter und es gelang ihm, wie vielen anderen hochdotierten Nazis, im Jahre 1949 die Flucht nach Argentinien.

    Olivier Guez setzt sich in seinem Buch "Das Verschwinden des Josef Mengele" mit der Zeit, die Josef Mengele in Südamerika auf der Flucht war, auseinander. Er schildert das Leben mit einer solch erzählerischen Kraft und Authentizität, dass es mir beim Lesen schauderte und den Protagonisten real vor Augen führte. Das Gedankengut Mengeles machte mich immer wieder sprachlos, wie emotionslos er über den Tod anderer Menschen sprach und sich selbst noch als aufopferungsvollen und treuen Diener des Staates sah. Seine Flucht entwickelt sich aber zum Trost des Lesers, der es als schreiendes Unrecht empfinden muss, dass dieser Mann für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, anders als gehofft. Die anfängliche Unterstützung vieler Nazis in Südamerika nimmt zunehmend ab und Mengele vereinsamt. Stets getrieben von Angst und Alpträumen wird sein Leben zunehmend unattraktiver und der Mann, für den Hygiene und Disziplin an erster Stelle stand, muss immer mehr Kompromisse machen, um unentdeckt zu bleiben. Hier beschreibt Olivier Guez sehr schön, wie sehr Mengele unter seinen Lebensumständen und seiner fehlenden Anerkennung leidet.
    Zudem rechne ich dem Autor hoch an, dass er mit Gräueltaten Mengeles nicht inflationär umgeht, um Effekthascherei zu betreiben, sondern wenige teilweise unglaubliche Taten lediglich kurz schildert und so zumindest bei mir eine viel höhere Wirkung erzielt.

    Die historischen Fakten zu dem Buch wirken sehr gut recherchiert und der Autor führt auch im Anhang eine grosse Anzahl lesenswerter Bücher an, die sein Studium mit der damaligen Zeit begünstigt haben. "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist für mich ein äusserst lesenswertes Buch, da es Olivier Guez hervorragend gelingt, das Leben des kaltblütigen Arztes, der sicherlich zu Recht auch als Monster bezeichnet wurde, lebendig zu skizzieren, um so mit dem Mythos abzurechnen und aus den historischen Fakten zu lernen. Ein beeindruckendes und nachwirkendes Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

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  • 5 Sterne

    17 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 06.09.2018

    Als Buch bewertet

    Josef Mengele – Todesengel von Auschwitz, der wohl grausamste und rücksichtsloseste Arzt der Geschichte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelingt ihm die Flucht über mehrere europäische Länder nach Südamerika, wo er dank der Hilfe eifriger Unterstützer und mit falscher Identität untertauchen kann. Unter Perón führt er in Argentinien zunächst ein sicheres Leben, die deutsche Community ist gut vernetzt und steht unter dem Schutz des Diktators, doch nach dessen Sturz wird die Lage unbequem. Es folgen Jahrzehnte des Irrens über mehrere Länder, immer wieder auf der Flucht und in Angst vor Entdeckung. Mehrfach sind ihm Israelis wie auch andere auf den Spuren, aber dank eines guten Netzes starker Verbündeter gelingt es dem tausendfachen Mörder immer wieder, sich seiner gerechten Strafe zu entziehen.

    Olivier Guez‘ Roman „Das Verschwinden des Josef Mengele“ zeichnet die Spuren eines der schlimmsten Verbrecher des Nazi-Regimes nach. Dies gelingt dem Autor eindrucksvoll und dafür wurde er 2017 völlig zurecht mit den renommierten französischen Literaturpreis Prix Renaudot ausgezeichnet. Drei Jahre hat er an dem Buch gearbeitet, das auf wahren Eckdaten basiert, in weiten Teilen jedoch fiktiv bleiben muss, da bis heute das komplette Leben des Arztes nicht lückenlos dokumentiert ist.

    In erster Linie besticht der Roman natürlich durch die Person des Josef Mengele. Er ist sicher eine der bekanntesten Figuren des Hitler-Regimes und viel wurde über ihn berichtet und geschrieben. Am beeindruckendsten war für mich jedoch die Haltung, die er bis zum letzten Tag standhaft beibehielt: er leugnete seine Taten nicht, aber die Bewertung dessen, was er getan hat, steht in starkem Kontrast zu Realität. Vermutlich um sich selbst zu schützen und sich nicht dem stellen zu müssen, was er verbrochen hat, sah er sich als Wissenschaftler und Forscher, der der Menschheit einen Dienst erweisen wollte:

    „Was ist denn nun mit Auschwitz, Papa? Mengele weist die Schuld von sich. Er hat gekämpft, um „unbestrittene traditionelle Werte“ zu verteidigen, nie jemanden umgebracht. Im Gegenteil: Indem er bestimmte, wer arbeitsfähig ist, konnte er Leben retten. Er verspürt keinerlei Schuld.“


    Seine grenzenlose Angst gerade von den Israelis entdeckt zu werden, zeigt jedoch auch, dass ihm trotz allem sehr bewusst gewesen sein muss, dass diese nicht nur Rache an ihm walten lassen würden, sondern durchaus mit guten Grund und Recht eine Verurteilung forderten. Womöglich ist das Leben in Angst schon die irdische Strafe, die ihm mehr zusetzt, als man vermuten mag:

    „Nun ist er dem Fluch Kains ausgeliefert, dem ersten Mörder der Menschheit: ein Getriebener, der über die Erde irrt, wer ihm begegnet, wird ihn töten.“

    Aber auch Guez Sprachgewalt ist überzeugend. Die nuancierten Zwischentöne, die die Verachtung seines Protagonisten deutlich hervortreten lassen, sind glänzend platziert. Aber auch die Kritik an den nachlässigen deutschen Behörden, die Mengele schon zeitnah nach Kriegsende hätten auffinden können, wird nachhaltig zum Ausdruck gebracht.

    Man spürt eine gewisse Fassungslosigkeit ob der Haltung Mengeles, aber auch, weil auf Erden die Taten nicht gesühnt wurden. Auch wenn der Text letztlich eine fiktive Erzählung ist, was jedoch dem Erzählfluss zugutekommt, kann er als Mahnmal verstanden werden, das in breiter Masse gelesen werden sollte, damit die Geschichte sich nicht wiederholt.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 31.10.2018

    Als Buch bewertet

    Der Todesengel

    Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende Juden in den Tod und forschte mit unmenschlichen Methoden an Behinderten und Zwillingen, um den Theorien der Rassenhygiene neuen Inhalt zu geben. Seine Gräuel-taten kannten keine Grenzen und so wurde er zum gefürchtetsten Lagerarzt des dritten Reichs. Nach dem Krieg tauch Mengele unter und es gelang ihm, wie vielen anderen hochdotierten Nazis, im Jahre 1949 die Flucht nach Argentinien.

    Olivier Guez setzt sich in seinem Buch "Das Verschwinden des Josef Mengele" mit der Zeit, die Josef Mengele in Südamerika auf der Flucht war, auseinander. Er schildert das Leben mit einer solch erzählerischen Kraft und Authentizität, dass es mir beim Lesen schauderte und den Protagonisten real vor Augen führte. Das Gedankengut Mengeles machte mich immer wieder sprachlos, wie emotionslos er über den Tod anderer Menschen sprach und sich selbst noch als aufopferungsvollen und treuen Diener des Staates sah. Seine Flucht entwickelt sich aber zum Trost des Lesers, der es als schreiendes Unrecht empfinden muss, dass dieser Mann für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, anders als gehofft. Die anfängliche Unterstützung vieler Nazis in Südamerika nimmt zunehmend ab und Mengele vereinsamt. Stets getrieben von Angst und Alpträumen wird sein Leben zunehmend unattraktiver und der Mann, für den Hygiene und Disziplin an erster Stelle stand, muss immer mehr Kompromisse machen, um unentdeckt zu bleiben. Hier beschreibt Olivier Guez sehr schön, wie sehr Mengele unter seinen Lebensumständen und seiner fehlenden Anerkennung leidet.
    Zudem rechne ich dem Autor hoch an, dass er mit Gräueltaten Mengeles nicht inflationär umgeht, um Effekthascherei zu betreiben, sondern wenige teilweise unglaubliche Taten lediglich kurz schildert und so zumindest bei mir eine viel höhere Wirkung erzielt.

    Die historischen Fakten zu dem Buch wirken sehr gut recherchiert und der Autor führt auch im Anhang eine grosse Anzahl lesenswerter Bücher an, die sein Studium mit der damaligen Zeit begünstigt haben. "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist für mich ein äusserst lesenswertes Buch, da es Olivier Guez hervorragend gelingt, das Leben des kaltblütigen Arztes, der sicherlich zu Recht auch als Monster bezeichnet wurde, lebendig zu skizzieren, um so mit dem Mythos abzurechnen und aus den historischen Fakten zu lernen. Ein beeindruckendes und nachwirkendes Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 31.10.2018

    Als Buch bewertet

    Der Todesengel

    Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende Juden in den Tod und forschte mit unmenschlichen Methoden an Behinderten und Zwillingen, um den Theorien der Rassenhygiene neuen Inhalt zu geben. Seine Gräuel-taten kannten keine Grenzen und so wurde er zum gefürchtetsten Lagerarzt des dritten Reichs. Nach dem Krieg tauch Mengele unter und es gelang ihm, wie vielen anderen hochdotierten Nazis, im Jahre 1949 die Flucht nach Argentinien.

    Olivier Guez setzt sich in seinem Buch "Das Verschwinden des Josef Mengele" mit der Zeit, die Josef Mengele in Südamerika auf der Flucht war, auseinander. Er schildert das Leben mit einer solch erzählerischen Kraft und Authentizität, dass es mir beim Lesen schauderte und den Protagonisten real vor Augen führte. Das Gedankengut Mengeles machte mich immer wieder sprachlos, wie emotionslos er über den Tod anderer Menschen sprach und sich selbst noch als aufopferungsvollen und treuen Diener des Staates sah. Seine Flucht entwickelt sich aber zum Trost des Lesers, der es als schreiendes Unrecht empfinden muss, dass dieser Mann für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, anders als gehofft. Die anfängliche Unterstützung vieler Nazis in Südamerika nimmt zunehmend ab und Mengele vereinsamt. Stets getrieben von Angst und Alpträumen wird sein Leben zunehmend unattraktiver und der Mann, für den Hygiene und Disziplin an erster Stelle stand, muss immer mehr Kompromisse machen, um unentdeckt zu bleiben. Hier beschreibt Olivier Guez sehr schön, wie sehr Mengele unter seinen Lebensumständen und seiner fehlenden Anerkennung leidet.
    Zudem rechne ich dem Autor hoch an, dass er mit Gräueltaten Mengeles nicht inflationär umgeht, um Effekthascherei zu betreiben, sondern wenige teilweise unglaubliche Taten lediglich kurz schildert und so zumindest bei mir eine viel höhere Wirkung erzielt.

    Die historischen Fakten zu dem Buch wirken sehr gut recherchiert und der Autor führt auch im Anhang eine grosse Anzahl lesenswerter Bücher an, die sein Studium mit der damaligen Zeit begünstigt haben. "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist für mich ein äusserst lesenswertes Buch, da es Olivier Guez hervorragend gelingt, das Leben des kaltblütigen Arztes, der sicherlich zu Recht auch als Monster bezeichnet wurde, lebendig zu skizzieren, um so mit dem Mythos abzurechnen und aus den historischen Fakten zu lernen. Ein beeindruckendes und nachwirkendes Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

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  • 4 Sterne

    6 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 17.08.2018

    Als eBook bewertet

    Bei Kriegsende flüchtet der K-Z-Arzt Josef Mengele nach Argentinien. Es ist das Argentinien Perons und Evita, die den Tätern Deutschlands eine neue Heimat bieten.
    Mengele baut sich mit neuer Identität ein neues Leben auf. Das Leben meint es in den fünfziger Jahren gut mit ihm. Einen kurzen Besuch in Deutschland riskiert er, geht dann aber schnell zurück nach Argentinien. Doch Anfang der sechziger Jahre wird dort nach Kriegsverbrechern gesucht, Eichmann wird vom Mossad nach Israel entführt. Mengele muss wieder untertauchen.

    Olivier Guez sachlicher Stil erinnert leicht an Eric Vulliards Fiktionalisierung historischer Ereignisse. Auch Guez Text wirkt streckenweise wie ein Sachbuch, Dialoge gibt es wenig, aber es ist auf seine Art doch wieder Prosa mit einem journalistischem Ansatz und ermöglicht es, dem Schicksal der Täter nach dem Krieg zu folgen.

    Olivier Guez führt viele Fakten auf, teilweise überraschende. Seine Recherchearbeit muss enorm gewesen sein!

    Für am Thema interessierte Leser ist Olivier Huez preisgekröntes Buch empfehlenswert, wer jedoch einen spannend lesbaren Roman sucht, ist hier vielleicht nicht ganz richtig.

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  • 4 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Rainer D., 16.10.2018

    Als Buch bewertet

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  • 5 Sterne

    8 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfee, 18.08.2018

    Als eBook bewertet

    In seinem Tatsachenroman folgt Oliver Guez den Spuren von Josef Mengele, eines deutschen Mediziners und Anthropologen. 1949 flüchtet der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos Aires trifft er auf ein dichtes Netzwerk aus Unterstützern, unter ihnen Diktator Perón, und baut sich Stück für Stück eine neue Existenz auf. Mengele begegnet auch Adolf Eichmann, der ihn zu seiner grossen Enttäuschung nicht einmal kennt. Der Mossad sowie Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen schliesslich die Verfolgung auf. Mengele rettet sich von einem Versteck ins nächste, lebt isoliert und wird finanziell von seiner Familie in Günzburg unterstützt. Erst 1979, nach dreissig Jahren Flucht, findet man die Leiche von Josef Mengele an einem brasilianischen Strand.

    Das Cover wirkt nichtssagend, aber es greift das Spiel mit wechselnden Identitäten auf. Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man eine Portraitaufnähme von Dr. Josef Mengele. Sie scheint in Flammen aufzugehen. Nichts von der alten Identität soll übrig bleiben, seine Spur soll sich im Nichts verlieren. Übrig bleibt ein weisses Stück Papier. Der Todesengel von Auschwitz wird zu einem scheinbar unbeschriebenen Blatt, das in einem weit entfernten Land weiterhin existieren konnte, ohne für seine Verbrechen jemals zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Auch der Titel ist bewusst zurückhaltend gewählt worden. Durch seine signalrote Farbe fällt er ins Auge und weist auf das vergossene Blut von unschuldigen Opfern hin.

    Oliver Guez schreibt in einer einfachen, klaren, schlichten Sprache. Er fühlt sich in die Psyche eines Kriegsverbrechers ein, wahrt aber eine kritische Distanz. Nichts an diesem Buch ist reisserisch aufgemacht. Trotzdem wird es jeden Leser erschüttern, der sich mit diesem Werk auseinandersetzt.

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte Dr. Josef Mengele ein banales, unauffälliges Leben, finanziell unterstützt von seiner vermögenden Familie in Deutschland, geschützt durch ein gut funktionierendes Netzwerk in Südamerika, verborgen von geldgierigen Sympathisanten und weitgehend unbehelligt von seinen Jägern, die seine Fährte aufgenommen, ihn aber im Gegensatz zu anderen Kriegsverbrechern nicht gestellt und vor Gericht gebracht hatten. Sein Denken kreiste ausschliesslich um ihn selbst; für andere Menschen fehlte ihm jegliches Einfühlungsvermögen und Verständnis.

    Was bleibt von Josef Mengele? Die Erinnerung an einen egozentrischen, feigen, jähzornigen, unbelehrbaren Menschen, der sich Selbstmitleid suhlte und nicht imstande war, seine Fehler zu erkennen, sich seiner Verantwortung zu stellen, für seine Verbrechen zu büssen und seine Opfer um Vergebung zu bitten.

    Mich hat diese längst überfällige historische Spurensuche tief beeindruckt. Aus diesem Grunde vergebe ich fünf Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

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  • 5 Sterne

    Bernd F., 25.03.2019

    Als Buch bewertet

    Unfassbar, unglaublich wie er (Mengele) der
    Justiz immer wieder entkommen kann.

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