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  • 4 Sterne

    6 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ursula P., 14.07.2023

    Als Buch bewertet

    Als die Russen 1945 vor Breslau stehen, fliehen Ruth und ihre jüdische Familie mit gefälschten Pässen und landen auf Umwegen schliesslich in Freiburg. Nicht nur die Oma, sondern insbesondere ihren Geliebten Ilan musste Ruth schweren Herzes in der Heimat zurücklassen. In Freiburg heiratet sie in eine Juweliersfamilie ein, wird dort aber nicht so richtig glücklich.
    Dieses von der Thematik her interessante und sprachlich für mich gut ausgeformte Buch hat mir mit Einschränkungen gut gefallen. Die Protagonistin Ruth ist diesmal nicht die vielleicht immer erwartete starke Frau, sondern lässt vieles über sich ergehen, hat sie es doch eigentlich in den damaligen Zeiten nicht so schlecht angetroffen. Ihre Geschwister wissen da schon genauer, welche Ansprüche sie noch an das Leben haben. Diese Erwartungen Ruths flammen immer mal wieder auf, werden aber von ihr nicht so richtig ausgelebt, was mich insgesamt auch nicht störte, hier passt Ruth recht gut in das Frauenbild der damaligen Zeit.
    Genauere Ausblicke in das Goldschmiedehandwerk wären hier noch interessant gewesen, ebenso Hintergründe zum Leben als Jude nach dem Krieg, nicht umsonst hat die Familie ihre Herkunft ja bewusst verschleiert.
    Insgesamt hat mich die Geschichte jedoch gut unterhalten, bei der Gesamtbewertung ziehe ich einen Stern ab, da mir das Ende etwas zu glatt lief.

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  • 2 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 12.07.2023

    Als Buch bewertet

    Im Jahre 1945 muss Ruth ,gemeinsam mit ihrer Familie, Breslau verlassen und findet eine neue Heimat in Freiburg.Mit im Gepäck reist das Familiengeheimnis - Ruths Mutter ist Jüdin. Ausserdem muss Ruth ihre grosse Liebe Ilan ,dem sie ein wertvolles Armband als Pfand gibt,zurücklassen.Nach anfänglichen Schwierigkeiten lebt sich die Familie ein. Ruth lernt den Sohn eines angesehenen Juweliers kennen und heiratet ihn. Ihr Schwiegervater ist ihr nicht wohlgesonnen und ihr Mann Albert kann sich gegen seinen Vater nicht behaupten.So ist Ruth in einer unglücklichen Ehe gefangen,in der sie lediglich Unterstützung durch ihre Schwiegermutter erhält.
    Als herauskommt, dass ihr Schwiegervater unlautere Geschäfte mit dem jüdischen Vorbesitzer gemacht hat, kippt die gesamte Geschichte.
    Laut Klappentext wird die Protagonistin als eine starke Frau beschrieben,die sich behauptet,davon ist im Buch leider nichts zu spüren. Ungefähr bis zur Hälfte des Buches konnte ich die Geschichte nachvollziehen, das änderte sich aber schlagartig und es entwickelte sich in eine völlig unglaubwürdige Richtung. Die Schilderung der Ereignisse war in meinen Augen nicht nachvollziehbar, ausserdem wurden wichtige Sachen nur kurz abgehandelt, während andere Themen viel zu breit ausgewalzt wurden. Das Thema Goldschmiedekunst war auch völlig unterrepräsentiert.
    Das Buch hätte viel Potenzial gehabt, leider wurde dieses,nach meinem Empfinden verschenkt.

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  • 5 Sterne

    Gerd Sch., 02.09.2023

    Als Buch bewertet

    In „Das Leben, das uns bleibt“ entführt uns die Autorin in eine bewegende Zeitreise in die frühen 1950er Jahre und erzählt die berührende Geschichte von drei Geschwistern Ruth, Gili und Jo. Das Buch von Tanja Steinlechner zeichnet sich durch seine tiefgründige und emotionale Darstellung einer Familie aus, die gezwungen ist, ihre Heimatstadt Breslau aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zu verlassen und in der Nachkriegszeit in Freiburg eine neue Heimat zu finden.
    Was sofort beeindruckt, ist die eindrucksvolle Art und Weise, wie die Autorin die Atmosphäre der 1950er Jahre zum Leben erweckt. Die Leser werden in eine Zeit versetzt, die von ihren eigenen Herausforderungen und Beschränkungen geprägt ist. Es gelingt ihr hervorragend, das Lebensgefühl und die gesellschaftlichen Veränderungen dieser Ära einzufangen. Man spürt förmlich die Nostalgie, die in der Luft liegt.
    Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die Geschwister Ruth, Gili und Jo, deren individuelle Erfahrungen und Perspektiven den Leser tief in die Geschichte hineinziehen. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf das Leben und ihre persönlichen Entwicklungen sind faszinierend dargestellt. Besonders beeindruckend ist, wie die Autorin die Dynamik zwischen den Geschwistern einfängt – die Liebe, die Konflikte und die unzerbrechliche Bindung, die sie trotz aller Widrigkeiten verbindet.
    Die Flucht und die Suche nach einer neuen Heimat sind zentrale Themen des Buches. Die Spannung und der emotionale Tiefgang bleiben während des gesamten Romans erhalten, da die Geschwister versuchen, in Freiburg Fuss zu fassen und sich mit den Spuren ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Besonders bewegend ist Ruths Suche nach ihrem verschollenen Geliebten Ilan, die das Herz der Geschichte bildet und den Leser bis zur letzten Seite fesselt.
    Die Sprache des Buches ist ebenso beeindruckend wie die Geschichte selbst. Tanja Steinlechner schreibt einfühlsam und bildhaft, was es dem Leser ermöglicht, sich vollständig in die Welt der Protagonisten einzufühlen. Der Roman ist ein Meisterwerk der Charakterentwicklung und der zwischenmenschlichen Beziehungen.
    „Das Leben, das uns bleibt“ ist ein Buch, das sich in die Herzen der Leser gräbt. Es fängt die Essenz der Nachkriegszeit und der menschlichen Resilienz ein und erzählt eine bewegende Geschichte von Liebe, Verlust, Vergebung und Hoffnung. Dieses Buch ist ein absolutes Muss für alle, die tiefgründige Familiengeschichten und historische Romane lieben. Es wird Sie noch lange nach der letzten Seite begleiten und zum Nachdenken anregen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Julia V., 22.10.2023

    Als Buch bewertet

    Eine fesselnde Familiengeschichte und ein spannendes Stück Zeitgeschichte
    „Das Leben, das uns bleibt“ erzählt die Geschichte der jungen Ruth, die mit ihrer Familie in den letzten Kriegsmonaten unter falscher Identität aus Breslau flüchtet. Dabei muss Ruth ihre grosse Liebe, den Juden Ilan, zurücklassen. In der Nachkriegszeit baut sie sich in Freiburg ein neues Leben auf, aber die schmerzliche Vergangenheit und das Verschweigen ihrer eigenen (jüdischen) Identität lasten auf ihr. Somit erzählt der Roman auch ein wichtiges Stück deutscher Zeitgeschichte. Irreführend fand ich den Untertitel „Die Goldschmiedin“, weil es im Kern um etwas Anderes geht.
    Besonders gut gefallen hat mir der Schreibstil, wie unheimlich sinnlich der Roman geschrieben ist. Durch viele Details hat man die vergangene Zeitepoche plastisch vor Augen, man hört, riecht und schmeckt sie, und vor allem fühlt man mit den Figuren. Neben Ruth wird auch aus der Sicht ihres Bruders Jo und ihrer Schwester Gili erzählt. Tanja Steinlechner erzählt ganz nah dran an ihren Figuren, ihren Gedanken und Gefühlen, ihren Wünschen, Ängsten und Träumen.
    Eine klare Empfehlung an alle, die gerne Romane mit historischem Hintergrund lesen – vorallem, weil hier ein Stück deutscher Geschichte mal aus einem eher unbekannten Blickwinkel beleuchtet wird.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Island, 17.07.2023

    Als Buch bewertet

    Ruth flieht 1945 mit ihrer Familie aus Breslau, weil die Russen näher kommen. Sie selbst haben falsche Pässe, damit nicht herauskommt, dass die Grossmutter mütterlicherseits jüdisch ist. Die Grossmutter muss zurückbleiben, da mit ihr das Risiko, Probleme zu bekommen, zu gross werden. Ruth lässt auch ihre erste Liebe Ilan, einen Juden, der im Untergrund lebt, schweren Herzens zurück, sie hofft aber, ihn nach Kriegsende wiederzusehen. Vier Jahre nach Kriegsende heiratet sie dann aber einen Freiburger Juwelierssohn, nachdem sie von ihm schwanger wurde. Seine Familie, insbesondere der Vater ist jedoch wenig begeistert, von ihr als Schwiegertochter, da sie als Flüchtling wenig repräsentativ ist.

    Grundsätzlich fand ich die Rahmenhandlung sehr interessant, wie Ruths Familie auch nach Kriegsende lieber ihre jüdische Herkunft verschweigt und wie sie mit den Schuldgefühlen der Grossmutter und des im Krieg gefallenen ältesten Sohnes umgehen. Aber auch, wie Ruths Schwester versucht, das Beste aus ihrem neuen Leben zu machen. Es kam aber auch immer wieder zu Begebenheiten, die ich nicht nachvollziehen konnte und die mir, insbesondere in der damaligen Zeit, kurz nach Kriegsende, unrealistisch erscheinen. Das betrifft auch den Ausgang der Geschichte. Auch das Verhalten der Charaktere war nicht immer komplett schlüssig. Der Schreibstil war grundsätzlich gut lesbar, manche Passagen hätten aber auch noch etwas komprimiert werden können.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Siglinde H., 16.07.2023

    Als eBook bewertet

    Berührender Nachkriegsroman mit einigen Mängeln
    Breslau Januar 1944. Die Russen kommen näher und es bleibt nur noch die Flucht, auch für Ruth und ihre Familie. Zurück bleibt die kranke Grossmutter und Ilan, Ruths grosse Liebe.

    Nach dem Krieg soll in Freiburg ein Neuanfang gelingen. Doch in den Köpfen der Menschen ist der Krieg noch präsent. Ruths Bruder Jo engagiert sich in der Hilfe für displaced people, voller Wut darüber, dass die Täter von damals unbehelligt weiter leben.

    Die jüngere Schwester Gili beginnt als Schauspielerin zu arbeiten, geht ihren eigenen steinigen Weg und scherrt sich nicht um Konventionen. Ruths Mutter glaubt, dass sie ein neues Leben beginnen kann, wenn sie die Vergangenheit leugnet - ihre jüdischen Wurzeln, den Tod des ältesten Sohnes und das Zurücklassen der eigenen Mutter.

    Ruth hofft lange auf Ilans Rückkehr zu ihr, aber vergebens. Schliesslich heiratet sie den Juwelierssohn Albert. Als sich herausstellt, dass Ruths Schwiegereltern Kriegsgewinnler sind, bekommt die heile Welt Risse.

    Der Einstieg in Ruths Geschichte ist sehr emotional. Ihre Liebe zu Ilan und die erzwungene Trennung wird in sehr bewegenden Bildern geschildert. Ich konnte den Schmerz gut nachempfinden. Auch die Schwierigkeiten des Neustarts in Freiburg waren realistisch dargestellt und die verschiedenen Bewältigungsstrategien nachvollziehbar.

    Jo war zurecht wütend, weil es den Opfern des Krieges oft schlechter ging als den Tätern, die ihr altes Leben wieder aufnehmen konnten und einfach nur vergessen wollten. Gili will ihre Jugend nachholen , frei von Zwängen sein und den Krieg hinter sich lassen. Ruth wartet lange vergeblich auf Ilan. Dass sie dann einen anderen heiratet, habe ich gut nachempfinden können. was mich gestört hat, war die Haltung von Ruths Mutter, die weiterhin ihr jüdisches Erbe leugnet.

    Bis zu diesem Punkt konnte mich der Roman fesseln. Die weiteren Geschehnisse nach Ruths Heirat waren für mich oft unrealistisch. Nichts gestaltet sich in dieser Ehe ,wie erhofft . Ruth lässt sich treiben, wird nicht selbst aktiv. Die Familie wird angefeindet wegen der Umtriebe während des Krieges. Ruth bleibt passiv. Dann stirbt Ruths Mutter und Jo ist verschwunden. Und plötzlich nimmt Ruth ihr Schicksal selbst in die Hand. Auch das lässt sich noch mit gutem Willen erklären. Was mich nicht überzeugen konnte, war die geradezu märchenhafte Lösung aller Probleme. Das passte für mich nicht zu den vorher glaubwürdig dargestellten Charakteren.

    Trotzdem bietet der Roman gute Unterhaltung mit grossen Emotionen. Und Ruth hatte sich auf jeden Fall ein Happyend verdient.

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  • 3 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philiene, 14.07.2023

    Als Buch bewertet

    Zu Beginn des Romanes war ich wirklich begeistert. Der Aufbruch in Bresslau war emotional und bildhaft beschrieben und so habe ich auf einen Roman mit einer starken Protagonistin und einem spannenden Familien Geheimniss gehofft.

    Leider konnte mich das Buch dann immer weniger fesseln. Vor allem Ruth hat mich enttäuscht. Sie war nicht die starke Frau, die der Klappentext versprochen hat.
    Interessant beschrieben waren die unterschiedlichen Entwicklungen von Ruth und ihren Geschwistern. Sie sind alle sehr unterschiedlich mit ihren Erinnerungen an den Krieg und die Schuld der Deutschen umgegangen. Hier hat mir vor allem die Beschreibung von Jo gefallen.

    Zum Ende hin wurden mir dann einige Handelsstränge nicht ganz nachvollziehbar aufgelöst. Ich hatte hier das Gefühl, als ob die Autorin noch schnell alles zu Ende bringen muss.

    Das Buch ist in einem sehr flüssigen Schreibstil geschrieben und lässt sich schnell lesen, leider hat die Autorin es aber nicht geschafft mir konkrete Bilder in den Kopf zu zaubern und so konnte mich der Roman nicht so richtig fesseln.

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  • 1 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maria H., 13.07.2023

    Als eBook bewertet

    "Das Leben, das uns bleibt - Die Goldschmiedin" spielt im Jahr 1945. Ruth muss mit ihrer Familie aus dem belagerten Breslau fliehen, und dabei ihre jüdische Herkunft verschleiern. Ihr ältester Bruder kämpft im Krieg und fällt schliesslich, ihre jüngeren Geschwister Gili und Jo, sowie die Mutter, später auch der Vater landen schliesslich in Freiburg.
    Einige Jahre später heiratet Ruth in eine wohlhabende Juwelierfamilie ein, die von einem patriarchischen Oberhaupt geführt wird.
    Die Ereignisse werden oft nicht direkt geschildert, sondern nur in Gedanken oder Gesprächen angerissen. So wird beispielsweise oft von den harten Entbehrungen auf der Flucht gesprochen, die Flucht selbst wird aber gar nicht beschrieben. Diese Art zu schreiben hat mich nicht wirklich in der Geschichte ankommen lassen. Ich konnte mich mit keine der Personen wirklich einfühlen. Viele Kleinigkeiten und Beschreibungen wurden mir hingegen zu ausschweifend beschrieben. So kommt schnell Langeweile auf.
    Die vielen Perspektivenwechsel empfand ich als störend. Ich hatte oft das Gefühl, die Autorin hat die Perspektive so oft gewechselt, um auch wirklich alles unterzukriegen, was sie sagen wollte.
    Im zweiten Teil des Romans passiert etwas mehr, allerdings konnte ich oft nicht nachvollziehen, warum etwas passiert. Insgesamt fehlte mir hier der Tiefgang und die Handlung.
    Mir hat weder der Schreibstil noch die Geschichte gefallen, die sicher viel Potential gehabt hätte.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    JDaizy, 05.07.2023

    Als Buch bewertet

    Nach "Die Tänzerin vom Moulin Rouge" war ich sehr gespannt auf den neuen Roman der Autorin.
    In "Das Leben, das uns bleibt" nimmt uns Tanja Steinlechner mit auf die Spuren einer Familiengeschichte, die im Januar 1945 in den Wirren des Krieges beginnt und bis in die frühen 50-er Nachkriegsjahre hineinreicht, wo der Schwerpunkt der Geschichte liegt. Es gibt drei sehr unterschiedliche Geschwisterstimmen aus deren Perspektiven erzählt wird.
    Achtung Spoiler:
    Während die jüngste Schwester, den Krieg hinter sich lassen und endlich leben will, treibt den Bruder der Drang nach Gerechtigkeit um, insbesondere für die jüdische Bevölkerung. Er ist zunächst auch der Einzige, der über die eigenen jüdischen Wurzeln nicht schweigt und gegen das Vergessen anlebt. Sehr zum Ärger seiner Familie. Die Hauptfigur Ruth ist die Ausgleichende unter den Geschwistern; sie versucht Zwist zu schlichten und gibt daher dem Wunsch der Mutter nach, den falschen Mann zu heiraten, um nur ja die eigene Herkunft zu verschleiern und ein vermeintlich besseres Leben führen zu können. Bei allen sitzt auch nach dem Krieg das traumatische Erleben noch tief. Dass Ruth ausgerechnet in eine Familie einheiratet, deren Schmuckgeschäft von den Kriegsverbrechen profitiert hat und dessen jüdischer Vorbesitzer enteignet worden ist, ahnt sie zunächst nicht, derweil sie selbst ihr Talent fürs Schmuckentwickeln entdeckt und ihre grosse Liebe Ilan wieder auf den Plan tritt. Sie ist jedoch verheiratet und schwanger von einem anderen. Das Leben selbst zwingt sie nunmehr zu handeln, und darüber entwickelt sie sich.
    Mehr will ich an dieser Stelle nicht über die Handlung verraten.
    Ende Spoiler.
    Aber soviel sei gesagt: Von Steinlechners Figuren darf man nicht erwarten, dass sie immer und stets richtig handeln. Sie sind dreidimensional gebaut und charakterlich ambivalent. Man mag das anfangs irritierend finden, aber mich hat es für sie eingenommen, weil ihr Tun eben dadurch glaubwürdig wird. Ausserdem mag ich die dichte Atmosphäre des Buches und die Sprache, deren Bildreichtum und Rhythmus.
    Das Thema, das hier verhandelt wird, ist aktueller denn je: Wie lebt man mit Kriegstraumata, wenn der Kriegszustand endet? Kann ein und diesselbe Person Opfer wie Täter sein? Und vor allem, wie kann man das Schweigen über das Unsagbare brechen? Der Autorin gelingt all dies mit ihrer Geschichte. Es hat mich sehr berührt, dass Ruth und ihre Geschwister wieder zueinander finden und aus der einstmaligen Entfernung Nähe entsteht. Meine absolute Lesempfehlung!

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 16.07.2023

    Als Buch bewertet

    Nach dem Zweiten Weltkrieg
    „Das Leben, das uns bleibt – Die Goldschmiedin“ ist ein historischer Roman der Autorin Tanja Steinlechner, den sie mit Blick auf das Leben ihrer Grossmutter geschrieben hat.
    Die Handlung umfasst die Jahre von 1945 bis 1951.
    Ruth und ihre Familie – ihre Schwester Gili, ihr Bruder Jo und ihre Eltern - müssen ihre Heimatstadt Breslau mit gefälschten Pässen verlassen, um ihre jüdischer Herkunft zu verschleiern. Ihr Bruder Harry ist im Krieg und die Grossmutter bleibt zurück. Ruth lässt aber nicht nur ihre Grossmutter, sondern auch ihre grosse Liebe Ilan zurück. Während Gili der Neustart gut gelingt und sie das Leben geniesst, Jo Rachegefühle für das, was Hitler den Juden angetan hat, hegt, ist Ruth still und in sich gekehrt. Sie hängt ihrer Liebe zu Ilan nach. Dennoch lässt sie sich auf Juweliersohn Albert ein und heiratet diesen.
    Der Schreibstil von Tanja Steinlechner liest sich angenehm leicht und flüssig. Sie beschreibt ihre Charaktere sehr detailliert und ich habe mit grossem Interesse die unterschiedlichen Entwicklungen der drei Geschwister verfolgt. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Weg, mit dem Erlebten umzugehen.
    Das Schicksal der Familie ist eines, dass so oder in ähnlicher Weise viele Menschen nach dem Krieg erleben mussten. Der Autorin ist es gut gelungen die Gefühle der einzelnen Charaktere authentisch zu vermitteln. Da ist die unbändige Wut von Jo über alles, was den Juden im Krieg angetan wurde. Die Angst der Mutter, die weiterhin leugnet jüdische Wurzeln zu haben. Gili, die einfach nur noch leben, tanzen, feiern und vergessen möchte. Ruth, die ihrer Liebe zu Ilan nachhängt und trotzdem eine Ehe mit einem anderen Mann eingeht und viele andere Charaktere, die alle unter den Nachwehen des Krieges leiden oder auch Vorteile daraus gezogen haben.
    Der Zeitgeist, die Atmosphäre in der Gesellschaft werden hier in den verschiedensten Gesellschaftsschichten gelungen eingefangen.

    Leider leitet der Klappentext ein wenig in die Irre und wer ihn noch nicht gelesen hat, dem möchte ich davon abraten, da er zu viel von der Handlung verrät und falsche Erwartungen weckt. Ich habe das Buch gerne gelesen, hatte aber durch die Kurzbeschreibung etwas Anderes erwartet.
    Mit ihrem Nachwort rundet die Autorin ihr Werk gelungen ab. Ihr Roman ist fiktiv, aber sie hat viele Details aus dem Leben ihrer jüdischen Grossmutter entnommen, wodurch die Handlung sicherlich noch an Authentizität gewonnen hat.

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  • 2 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseleucht, 23.07.2023

    Als Buch bewertet

    Erfüllt die Erwartungen nicht

    Ruth ist eigentlich keine Goldschmiedin. Sie muss ihre Lehre in der Schmuckabteilung eines Kaufhauses abbrechen, als sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern wegen ihrer jüdischen Herkunft oder wegen der herannahenden Russen aus Breslau fliehen muss. Dabei verliert sie nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihre grosse Liebe. In Freiburg lernt sie dann den Sohn des Inhabers eines Juwelierladens kennen. Und weil sie es immer allen Recht und ihrer Familie keine Sorgen machen möchte, heiratet sie ihn, obwohl sie noch immer an ihre alte Liebe denken muss. Eine starke Frau ist sie also (lange) auch nicht. Im stillen Kämmerlein entwirft sie Schmuck und lässt sich nach Feierabend von einem Goldschmied a. D. Nachhilfestunden in Sachen Handwerk geben. Und natürlich ist sie es, die mit ihrem Verkaufstalent und ihren Entwürfen den Laden vor dem Untergang rettet, als Vorwürfe laut werden, ihre Schwiegervater habe den Laden einst einem Juden abgepresst.
    Obwohl die Idee eigentlich viel Potential zu einem spannenden historischen Roman böte, ist dieser das schliesslich auch nicht. Statt spannender Handlung arbeitet sich der Leser seitenweise durch Gefühlsergüsse der Protagonistin oder zur Abwechslung den Träumen ihrer jüngeren Schwester sowie die sozialkritischen Anwandlungen des Bruders, der sich anklägerisch an die Nachkriegsgesellschaft wendet, die die Vergangenheit zu vergessen bestrebt ist. Allein durch den sprunghaften Wechsel fällt es schwer, in der Geschichte anzukommen. Im letzten Drittel dann verhalten sich die Figuren so unmotiviert, dass es schwer fällt, das Gelesene noch Ernst zu nehmen. Figuren, die zuvor noch aus Liebesschmerz bereit waren, alles zu tun, entdecken auf einmal, dass sie sich dem eigenen Geschlecht eher zugehörig fühlen, oder vermeintlich Turtelnde offenbaren, dass dies alles nur vorgetäuscht war und in Wirklichkeit alles ganz anders.
    Für Ruth erscheint quasi als deus ex machina die alte Freundin Marga aus Berlin, die die Lösung all ihrer Probleme auf einem Silbertablett serviert. Dabei gerät sie mit ihren markigen Sprüchen und Lebensweisheiten und ihrer pseudo-berliner Schnauze wohl eher unfreiwillig zur Witzfigur.
    Ruth muss sich nur noch entscheiden, zu allem Ja und Amen zu sagen. Macht das eine starke Frau aus, als die sie dem Leser angepriesen wird?

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