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  • 4 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Laura W., 03.09.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    3.5 Sterne

    Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestossenen. Dort muss der junge Protagonist Glupschaug zusammen mit seiner Mutter leben, beim "Baron", der für ihn eine Art Stiefvater wird. Er freundet sich mit Glatzfleck an, dem Sohn des Barons und lernt das Überleben und die Hackordnungen auf dieser Müllhalde.

    Ich fand das Buch sehr schonungslos und heftig beschrieben, dabei sehr lebendig und bildhaft. Ich hatte diese Müllhalde richtig vor Augen, den Dreck, denn Müll, den Gestank und das Leben darin. Das Buch ist nichts für Menschen die mit solchen Thematiken nicht umgehen können.

    Das Buch zeigt einem auch schonungslos mit Ressourcen in unserer heutiger Gesellschaft umgegangen wird und wie viele Menschen dabei auf der Strecke bleiben. Es zeigt auch das harte Überleben von noch zwei minderjährigen Jungs, die in diese Welt "geboren sind". Dennoch zwigt es aber auch die zarten Bande von Freundschaft und wie wichtig es ist in so einer düsteren Welt einen Freund an seiner Seite zu haben.

    Fazit: Hart und schonungslos, aber auch sehr interessant zu lesen und mit wichtigen Themen gespickt. Trotzdem war mir der Schreibstil manchmal zu zäh, deshalb hab ich auch ziemlich lange für das Buch gebraucht. Ich kann aber durchaus Interessierten das Buch weiter empfehlen.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wanderer of words, 30.07.2022

    Als Buch bewertet

    Der Autor verwendet im Buch keine Namen, alle Protagonisten werden mit ihren Spitznamen bezeichnet. So erleben wir, wie Glupschaug mit seiner Mutter (die ebenfalls namenslos bleibt) von den Bergslums zur Blumeninsel übersiedelt und sich den Müllsammlern anschliesst. Die Mutter findet schnell einen neuen Lebenspartner und Glupschaug erhält einen jüngeren Stiefbruder namens Glatzfleck. Ihr Leben ist nicht leicht, die Kinder haben zwar die Möglichkeit zur Schule zu gehen, aber da sich die Erwachsenen nicht wirklich darum kümmern was der Nachwuchs treibt wird die meiste Zeit geschwänzt.

    Die Themen Müll und Wegwerfgesellschaft sind sehr aktuell, wir leben in einer Zeit, wo massenweise Lebensmittel verschwendet werden und fast grenzenlos Müll produziert wird. Vieles das noch repariert oder wiederverwendet werden könnte landet auf dem Müll, oft ist es einfacher und bequemer Neues zu kaufen als Altes zu verwerten. Hwang Sok-yong beschreibt das Leben auf der Müllkippe sehr greifbar, man hat die ärmlichen Hütten, das tägliche Wühlen im Dreck und den Schmutz und den Gestank vor Augen. Trotzdem hatte ich an manchen Stellen das Gefühl nicht zu verstehen, was er mit einer Szene eigentlich vermitteln will.

    Es gibt auch ein paar übersinnliche Elemente, die für mich nicht wirklich in die Geschichte passen wollten und sich für mich daher etwas seltsam anfühlten.

    Auch der Spannungsbogen ist nicht durchgängig vorhanden. Vor allem in der Mitte gibt es grössere Durchhänger, wo die Geschichte nur noch vor sich hinplätschert und ich mich irgendwann auch zum Weiterlesen zwingen musste. Gerne hätte ich gesagt, dass das Ende dafür entschädigt hat, doch das war nur zum Teil der Fall. Insgesamt lässt mich das Buch damit zwiegespalten zurück. Einerseits ist es eine sehr eindringliche Geschichte, über deren Inhalt und die Protagonisten ich noch lange nachgedacht habe, andererseits hat das Buch mich im Mittelteil fast verloren.

    Fazit:
    Das Buch hatte ich schon eine Weile auf dem Wunschzettel und auch recht hohe Erwartungen an die Geschichte. Nicht alle meine Erwartungen konnten erfüllt werden, dennoch hat es mich zum Nachdenken angeregt wie oft man doch etwas wegwirft das eigentlich noch „gut“ ist.

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  • 5 Sterne

    Sigrid, 28.10.2021

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch lernen wir den 13 jährigen Jungen "Glubschaug" kennen und begleiten ihn ein Stück auf seinem Lebensweg. Und sein Leben ist kein einfaches. Denn erst lebt er mit seiner Mutter in einem Berghangslum am Rande von Seoul. Und nachdem sein Vater in eine Umerziehungslager gesteckt wird und für die Familie nicht mehr da ist, zieht seine Mutter mit ihm zu einem anderen Mann auf die sogenannte Blumeninsel. Leider bezieht sich der Name auf eine vergangene Zeit dieses Gebietes, denn heute ist es eine riesige Müllhalde, auf der die ärmsten Menschen leben und arbeiten. Allerdings hat der Autor in der Erzählung die Erinnerung an die schöneren Zeiten der Insel in einem kleinen Bereich beibehalten. Das ist aber eher im geistigen Sinne zu verstehen und bringt den westlichen Leser mit den Geisterwesen einer anderen Kultur zusammen. Für mich war das Lesen dieses Buches auf der einen Seite sehr interessant und lehrreich, aber auf der anderen Seite wird man mit den negativen Folgen des Überflusses an materiellen Dingen in der Welt konfrontiert und regt zum Nachdenken an. Es ist kein Roman für vergnügliche Stunden. Man erlebt die fürchterlichen Lebensbedingungen unter denen die Menschen dort leben müssen. Eine richtige glückliche Kindheit erleben wir jedenfalls für die Protagonisten nicht. Allerdings zeigt es sich hier auch, dass Kinder sich ihren eigenen Raum schaffen und dort auch spielen und träumen können. Unvorstellbar für mich, aber es zeigt den Überlebenswillen und die Anpassungsfähigkeit der Kinder, wenn es lebensnotwenig ist. Es gibt Freundschaften und enge Beziehungen, wie auch Glupschaug (ein Spitzname, wie ihn die meisten Kinder haben) feststellen muss. Er freundest sich mit dem Sohn seines fast Stiefvaters an. Auch Glatzfleck leidet unter seinem Vater und so finden die beiden Jungen zueinander. Glatzfleck zeigt ihm seine Welt auf der Blumeninsel und dadurch findet auch Glubschaug seinen Platz unter den Bewohnern. Die Schilderungen über die Lebensbedingungen sind sehr authentisch und man mag es manchmal einfach nicht glauben, unter welchen Umständen die Menschen hier leben. Aber sie haben sich irgendwie damit arrangiert und hoffen immer auf eine Verbesserung ihrer Lage. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Welten könnten nicht klarer dargestellt sein. Man erlebt es überall. Besonders zeigt es sich, wenn die Slumbewohner mal in die anderen Stadtteile fahren. Es gibt sogar dafür besondere Vorbereitungen zu treffen, damit die Leute nicht sofort auffallen. Aber es lässt sich nie verheimlichen, woher sie kommen. Und dementsprechend werden sie auch behandelt. Man kommt den Protagonisten sehr nahe und erlebt ihre Emotionen hautnah. Das macht es für den Leser nicht einfach, denn man wünscht sich ein anderes Leben für sie. Es ist ein interessantes Buch und macht den Leser nachdenklich. Ich habe mich sehr betroffen gefühlt und die Problematik unseres überfüllten Lebens wieder klar vor Augen gesehen. Dieses Buch zeigt dem Leser, welche Folgen ein Leben im Überfluss und im Zuge der Wegwerfgesellschaft hat. Es regt zum Nachdenken und zum Ändern von Gewohnheiten an. Ich fand das Buch sehr lesenswert und kann es gut weiterempfehlen. Denn es zeigt uns eben eine sehr fremde Welt, die zwar weit weg ist, aber auch wir mit zu Verantworten haben. Die Geschichte rüttelt den Leser auf und bringt ihm zum Nachdenken. Und vielleicht auch zum Handeln.

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  • 5 Sterne

    Kristall, 20.10.2021

    Als Buch bewertet

    Klappentext:

    „Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestossenen. Hier landet der Held des Romans, der 14-jährige „Glupschaug“, zusammen mit seiner Mutter, für die sich ein in der Hackordnung weit oben stehender Müllhaldenbewohner interessiert. Dieser „Baron“ ist für den Helden eine verhasste Stiefvaterfigur. Mit „Glatzfleck“, dem Sohn des Barons, freundet sich „Glupschaug“ jedoch an und lernt von ihm alles, was man zum Überleben wissen muss.“



    „Vertraute Welt“ - welch Titel für so eine Geschichte und ist sie doch so treffend und berührend zugleich. Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll, hier etwas niederzuschreiben, denn die Geschichte ist gewaltig, obwohl sie mit nur 208 Seiten bedacht wurde. Diese Geschichte strotz nur so vor Metaphern, vor dem eigentlichen Detail zwischen den Zeilen (und hier gibt es unzählige davon!). Einerseits werden wir Leser beim lesen der Geschichte auf die moderne Wegwerfgesellschaft aufmerksam gemacht, wir werden hier mit der Nase wahrlich auf unseren stinkenden Unrat darauf gestossen, was mit diesem so alles passiert und was er für andere Menschen wiederum noch für eine Existenzgrundlage bildet - von Menschen, die vom Müll leben, da sie selbst der letzte Rest der Gesellschaftskette sind und dem Müll gleichzusetzen sind. Danach kommt nichts mehr als nur noch der Tod. Wenn man da unten angekommen ist, kann einem nichts mehr schocken und aus der Bahn werfen…

    Der Hauptprotagonist hier ist Glupschaug (nicht über den Namen wundern! Alles hat hier sehr bedacht seine Bedeutung!) und dieser eröffnet uns die stinkende Welt, aber es ist seine Welt, seine vertraute Welt. Aber nicht nur das. Auch seine Mutter wird uns gekonnt näher gebracht und zeigt uns auf, dass eben diese vertraute Welt der beiden auch in gewisser Weise lebenswert ist - auch wenn wir uns das nicht vorstellen können. Hier geht es einfach um Gesellschaftsklassen, Politik, Rangordnungen und dem eigentlichen Sinn des Lebens. Glatzfleck kommt ebenfalls noch mit ins Spiel und es ist wahrlich schön anzusehen, wie die beiden eine Art Freundschaft entwickeln und sich sogar auf der Müllhalde beschützen….auch vor bösen, blauen Geistern. Keine Angst, hier wird es zwar ab und an etwas mystisch aber hier erfährt der intensive Leser durch die Blume auch warum und weshalb. Aufmerksames lesen ist hier Pflicht!

    Man hofft mit den Jungs mit, aus diesem Elend zu entschwinden und es gibt tatsächlich Lichtblicke. Nur was ist, wenn man aus dieser vertrauten Welt herausgerissen wird? Man kennt doch nichts anderes!? Man vermisst doch dadurch eigentlich nichts? Sie merken schon, hier ist das Denkpotential nach beenden der Geschichte enorm. Wir sehen die Vermüllung unserer Erde, an der jeder von uns mit drehen kann und wir sehen eine äusserst gesellschaftskritische Sichtweise eines Landes…

    Dieses Buch hallt nicht nur nach, es knallt regelrecht und wir denken schlussendlich über jedes Teil, welches wir wegwerfen, nochmal genauer nach. Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne, denn die Wortwahl und der Ausdruck haben mir äusserst gut gefallen. Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Michaela E., 17.10.2021

    Als Buch bewertet

    Glupschaug und seine Mutter können die Miete am Berhangslum nicht mehr bezahlen, weil der Vater in ein Umerziehungslager verfrachtet wurde. Ihre einzige Chance bietet ihnen der Baron, der ihnen den Umzug auf die Blumeninsel ermöglicht.
    Die Blumeninsel ist die grösste Müllhalde in der Nähe von Seoul. Dort lebt die Gesellschaft der Müllsammler; die Menschen, die es in der Stadt nicht geschafft haben, die die Stadt ausgestossen hat, wie den Müll, von dem sie leben.
    Diese Welt, die Glupschaug und seiner Mutter schnell vertraut wird und die wir uns kaum vorstellen mögen, beschreibt der Autor mit einer unglaublichen Verve. Er zeigt uns eine Gesellschaft, die gut organisiert und strukturiert ist. Wo die Kinder auch einfach Kinder sind. Sie sind neugierig, spielerisch, lieben es ein Geheimversteck zu finden und manchmal ihre Tage einfach dahinplätschern zu lassen.
    Die Erwachsenen lassen ihre Tage an den Tonnenfeuern ausklingen, essen und trinken zusammen und natürlich gibt es auch Streit und Rankeleien. Aber der Autor schafft es, die Menschen, die an der untersten Stufe angekommen sind, mit Würde darzustellen.
    Hang Sok-yong hat eine Geschichte geschrieben, die gar nicht so trostlos ist, wie man es vermuten würde. Man könnte jetzt meinen, er verzärtelt das Leben der Müllsammler. Aber das macht er nicht. Er beschönigt nicht. Er zeigt uns lediglich, dass Menschen die unter giftigen Dämpfen und bestialischem Gestank leben, auch Träume haben, sich amüsieren wollen, Freundschaften pflegen, lieben und Kinder erziehen. Sie sind gar nicht so anders als wir. Sie essen nur, was wir für nicht mehr gut genug befinden.
    Zusätzlich zur Tatsache, dass der Autor uns eine Welt nahebringt, die leider vielen Menschen vertraut ist, gibt es in diesem Roman noch ein Element des magischen Realismus. Es könnte auch ein Element aus dem Shintokult sein. Auf jeden Fall zeigt er auf, dass die Welt der Geister einfach neben unserer Welt besteht und zeigt uns somit, wie die Blumeninsel vor ihrer neuen Bestimmung als Misthaufen ausgesehen hat und wie sie ja auch jetzt wieder aussieht. Denn die Geschichte spielt in den 70er oder 80er Jahren. Was aus den Menschen wurde, die ihr Auskommen dort fanden, weiss ich leider nicht. Es bleibt die Hoffnung, dass es diesen Broterwerb einfach nicht mehr braucht.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich fand es beeindruckend, wie behutsam der Autor mit seinen Figuren umgeht, ihre Würde bewahrt. Ausserdem gibt das Buch ordentlich zu denken, was unser Konsumverhalten anbelangt.
    Uns zusätzlich gefällt mir, wie schön der Autor die dreckige Seite Südkoreas zeichnet!

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  • 5 Sterne

    Monika S., 17.10.2021

    Als Buch bewertet

    Eine Geschichte über Freundschaft, Armut und die Liebe zu Dingen, Orten und Menschen. Mit knappen, aber eindringlichen Worten zeichnet der Autor ein erschreckendes und, trotz allem, zutiefst menschliches Bild der südkoreanischen Gesellschaft und ihres Mülls. Eines, dass so oder ähnlich in vielen Ländern zu finden ist.

    In „Vertraute Welt“ erzählt der koreanische Autor Hwang Sok-Yong die Geschichte des Strassenjungen Glupschaug, der im Slum einer grossen Stadt lebt. Sein Vater wurde in ein Umerziehungslager gesperrt. Als der Vermieter seiner Mutter das Zimmer kündigt, bietet der „Baron“ ihr eine günstige Baracke und einen Job an. So ziehen sie um auf die „Blumeninsel“ (korean. Nanjido), die Müllhalde der Stadt. Er freundet sich mit Glatzfleck an, dem Sohn des Barons, und erkundet mit ihm diese andere Welt.

    Die Handlung spielt wohl irgendwann in den 1980er-Jahren in Seoul (Industrieller Aufschwung, Militärdiktatur). Sie kritisiert den Umgang mit Müll, die Schere in der Gesellschaft und den Umgang mit den Armen.

    Die Freundschaft der beiden Jungen Glupschaug und Glatzfleck, ihre Entdeckungen und Streifzüge, bilden den Kern der Geschichte. Sie ist berührend und einfühlsam beschrieben und hat mir besonders gut gefallen.

    Auf der anderen Seite wird die Parallel-Gesellschaft der Menschen, die auf der Müllhalde „Blumeninsel“ leben müssen mit deutlichen und zum Teil grotesk schönen Bildern beschrieben. Beim Lesen habe ich mich einerseits vor dem Gestank und den Fliegen geekelt und andererseits den im Fluss glitzernden Sonnenuntergang von der Müllhalde aus genossen.

    Mit Hilfe von Schrumpels Mama und Meister Kim gibt es einen kleinen Einblick in die Vergangenheit dieser Welt und auf die Wichtigkeit der Liebe zu Dingen, Orten und Menschen.

    Auf nur ca. 200 Seiten wird die Geschichte mit oft knappen Worten erzählt. Umso erstaunlicher ist die Intensität, die Hwan Sok-Yong damit erzeugt. Ein Buch, das zum Nachdenken zwingt und bei jedem Gang zum Mülleimer ein Echo erzeugt.

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  • 5 Sterne

    Christina P., 24.10.2021

    Als Buch bewertet

    Ein Leben im Müll der Gesellschaft
    Faszinierend, bewegend, erschütternd. In seinem Roman beschreibt Hwang Sok-Yong, wie ein Jugendlicher und seine Mutter auf die tiefste Stufe der Gesellschaft hinabrutschen. Mit dem Umzug auf die Blumeninsel landen sie inmitten einer Barackensiedlung auf der grössten Müllkippe Seouls, wo die Bewohner unter unwürdigen Bedingen Urban Mining betreiben. Täglich rollen die Laster an und laden den Müll der Gesellschaft dort ab. Und täglich durchkämmen die Müllsammler die Abfälle nach verwertbaren Rohstoffen, welche von Recyclern aufgekauft werden.
    Nicht nur das dortige Leben an sich, welches der Autor erschreckend detailreich und einfühlsam beschreibt, ist bewegend, sondern vor allem der Umstand, dass dieses System der menschlichen Müllsortierer von den Verantwortlichen sogar durch käufliche Lizenzen noch regelrecht gefördert wird. Ein weiterer Aspekt, welcher thematisiert wird, ist der schwindende Glaube an das Volk in der Anderswelt, eine Art Naturgeister, welches dem dortigen Glauben nach parallel zu den Menschen das Land bevölkert und dessen Lebensraum durch den Raubbau und die Vergiftung der Natur zunehmend schwindet.
    Ein sehr bewegender, gesellschaftskritischer Roman, welcher eine Welt beleuchtet, die den meisten wohl nicht vertraut ist und den Opfern der Konsumgesellschaft eine überzeugende Stimme verleiht.

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  • 4 Sterne

    Magnolia, 19.10.2021

    Als Buch bewertet

    Seoul – die Megacity produziert Unmengen von Müll. Eine der reichsten Städte karrte seinen Unrat in den 1980er Jahren auf die riesige Deponie, an dessen Rand diejenigen ihr Dasein fristeten, die in all dem Weggeworfenen nach erneut Verwertbarem suchten.

    Auf mehr Einkommen hoffend, zieht es Glupschaug und seine Mutter mitten hinein in die „Blumeninsel“. Blumig ist weder ihr neues Zuhause noch sind es die Gerüche, die ihnen anhaften. Ihre ärmlichen Hütten bilden eine eigene Stadt neben einem riesigen Müllhaufen vor der grossen, pulsierenden Grossstadt. Sie sind unter sich - Menschen am Rande der Gesellschaft.

    Die Überflussgesellschaft wirft weg, kauft neu, entsorgt wieder. Die Müllberge werden immer mehr und hier entstanden Arbeitsplätze für diejenigen, die all den Überfluss wieder und immer wieder umschichteten, sich das Wiederverwertbare herausfischten und so ihr Auskommen einigermassen sichern konnten.

    Es geht strukturiert zu, jeder hat seinen Platz. Der Müll wird an vorderster Reihe systematisch durchforstet und erst wenn es diese Vorhut dahin drängt, wo der nächste LKW seine Ladung abkippt, dürfen die nächsten ran. Neben dem ständigen Versprühen von Insektiziden lauern hier noch viele andere Gefahren, aber da müssen sie alle durch, hier haben sie ihre Lebensgrundlage.

    Hwang Sok-Yong erzählt von Glupschaug und Glatzfleck und ihrem Umfeld, von zwei Jungen, die auch mit anpacken und doch auch Kind sein wollen, sich ihre Zufluchtsorte schaffen. Bruderherz, so nennt Glatzfleck seinen Freund und Kameraden. Ihr Leben auf der Deponie ist hart und entbehrungsreich, sie holen ihr Essen aus dem Müll. Genug wird weggeworfen, trotzdem möchte man bei so mancher kulinarischen Beschreibung nicht unbedingt Gast sein.

    Neben dem doch oftmals desillusionierenden Alltag blitzt immer wieder ein blaues Licht auf. Meister Kim und seine Familie nimmt sie mit in eine Traumwelt. Es sind die früheren Bewohner als durchscheinende Gestalten, als Geister, die sich ihnen zeigen, um dann im Nebel zu entschwinden. Dieses mystische Bild, die heile Welt, weit entfernt vom Ist-Zustand, hat was Tröstliches. Ein Wunschland gar nicht weit weg und doch unerreichbar. Da ist einerseits das nicht Greifbare, Nebulöse und andererseits der nüchterne Alltag. Dieses immer wieder aufflackernde wunderschöne Gemälde vermittelt Geborgenheit.

    Der Autor nimmt seine Leser mit in eine Welt, von der wir alle wissen, dass sie existiert. Beschreibt das Leben derer, die hier leben, sehr einfühlsam. Sie arbeiten, leben und lieben, lachen und sind traurig wie jeder von uns. Deren „Vertraute Welt“ hat nichts anrüchiges, seine Sprache ist leicht verständlich.

    Südkoreas bekanntester Schriftsteller Hwang Sok-Yong bringt seinen Lesern sowohl das Mystische seiner Heimat als auch den Konsumirrsinn mit seinen nur zu bekannten Auswüchsen näher. Nicht anklagend, aber doch sehr eindringlich. Auf der Sonnenseite sind diejenigen, die bald achtlos all diese Dinge entsorgen, die den anderen ein bescheidenes Auskommen sichern. So schliesst sich der Kreis des Konsums, des Wegwerfen und Wiederverwertens. Ein Buch, das alle möglichen Gefühle freisetzt. Es ist traurig und doch schimmert immer wieder ein Hoffnungsstrahl durch, es ist entmutigend und dann wieder so voller Leben.

    Seoul hat sie nicht mehr, die unendlich weiten Mülldeponien. Sie sind den modernen Projekten zur Müllbeseitigung gewichen, wir waren in der Vergangenheit. Glupschaug und die seinen haben einen Einblick in ihre „Vertraute Welt“ gewährt. Gerne habe ich hineingeblickt, bin ein Stück ihres Weges mitgegangen.

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 07.07.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Koreanisches Sozialdrama

    Vertraute Welt von Hwang Sok-Yong ist im Original schon von 2011 und weniger opulent gestaltet als sein historischer Roman Die Lotusblüte.
    Aber auch hier gibt es viel Atmosphäre und intensive Sprachbilder.

    Wer in dem Vorort von Seoul nahe der grossen Müllhalde lebt, befindet sich im sozialen Abseits. Die Kinder und Jugendliche, die hier aufwachsen, haben wenig Perspektiven.

    Manche versuchen, von den Funden auf der Blumeninsel, wie die giftige Müllhalde genannt, zu leben. Eine ganz eigene Hierarchie bestimmt hier das Leben. Das Leben als Müllsammler ist hart.
    Die Stärke des Romans ist, dass die Jugendlichen Glubschaug und Glatzfleck im Mittelpunkt stehen. Das gemeinsame Schicksal macht sie zu Brüder.

    Hwang Sok-Yong hat ein packendes Sozialdrama geschrieben.

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  • 4 Sterne

    Martina E., 18.10.2021

    Als Buch bewertet

    „Vertraute Welt“ von Autor Hwang Sok-yong nimmt unsere Wegwerfgesellschaft aufs Korn und legt den Finger tief in die Wunde unserer modernen Welt.

    Die „Blumeninsel“ am Rande der südkoreanischen Metropole Seoul wird zu Glubschaugs neuem Zuhause. Auf der Mülldeponie herrschen eigene Regeln. Teil seiner Patchworkfamilie wird Glatzfleck. Die beiden freunden sich an und lüften ein Geheimnis.

    „Seinen Namen verriet der Junge nie. Schon gar nicht seinen Familiennamen.“ Glubschaugs Geschichte ist voller ungewöhnlicher Spitznamen. Hinter jedem steckt eine passende Erklärung. Vom Berghangslum zur Mülldeponie, Glubschaug ahnt anfangs nicht, wohin es ihn und seine Mutter verschlägt. Die Arbeit auf der Mülldeponie ist alles andere als einfach und ungefährlich, und trotzdem schaffen es die beiden, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Die Themen, Aussenseiter, Umweltzerstörung, Wegwerfgesellschaft werden in eine ungewöhnliche Geschichte verpackt, in der unterschwellig immer eine gewisse Hoffnung herrscht. Es geht um eine wachsende Freundschaft, Zusammenhalt und tägliche Herausforderungen. Auf der Suche nach Schätzen im Abfall herrscht eine strenge Hierarchie und Ordnung. Was Andere wegwerfen, kann für die Müllsammler zum Highlight des Tages werden. Glatzfleck erweist sich als pfiffiger als gedacht. Wie alle hat auch er seine Geheimnisse. Bald wird die Mülldeponie auch für Glubschaug zur vertrauten Welt. Zeitweise wirken die Alltagserlebnisse etwas langatmig erzählt. Das ändert sich mit einem schicksalhaften Ereignis. Wendungen und Auflösungen sind gut inszeniert. Von einem auf den anderen Moment wird alles auf den Kopf gestellt. Verzweiflung und kleines Glück liegen dicht beieinander. Zum Nachdenken regen Bemühungen an, die Natur wenigstens schrittweise wieder herzustellen. Ist alles verloren? Nicht, wenn ein Umdenken erfolgt. Das Schicksal mischt die Karten für Glubschaug und Glatzfleck immer wieder neu. Ein Happy End scheint aussichtslos.

    Der Titel spielt auf das Leben auf der Mülldeponie an, kann aber auch als Provokation gelten. Wie gehen wir mit der Natur und den Lebewesen am Rande der Gesellschaft um? „Vertraute Welt“ ist eine aufrüttelnde Geschichte und hält uns den Spiegel vor. Wollen wir weiter so machen oder etwas ändern? Es ist die Geschichte zweier Kinder und am Ende die von uns allen.

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  • 4 Sterne

    Laura W., 03.09.2021

    Als eBook bewertet

    3.5 Sterne

    Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestossenen. Dort muss der junge Protagonist Glupschaug zusammen mit seiner Mutter leben, beim "Baron", der für ihn eine Art Stiefvater wird. Er freundet sich mit Glatzfleck an, dem Sohn des Barons und lernt das Überleben und die Hackordnungen auf dieser Müllhalde.

    Ich fand das Buch sehr schonungslos und heftig beschrieben, dabei sehr lebendig und bildhaft. Ich hatte diese Müllhalde richtig vor Augen, den Dreck, denn Müll, den Gestank und das Leben darin. Das Buch ist nichts für Menschen die mit solchen Thematiken nicht umgehen können.

    Das Buch zeigt einem auch schonungslos mit Ressourcen in unserer heutiger Gesellschaft umgegangen wird und wie viele Menschen dabei auf der Strecke bleiben. Es zeigt auch das harte Überleben von noch zwei minderjährigen Jungs, die in diese Welt "geboren sind". Dennoch zwigt es aber auch die zarten Bande von Freundschaft und wie wichtig es ist in so einer düsteren Welt einen Freund an seiner Seite zu haben.

    Fazit: Hart und schonungslos, aber auch sehr interessant zu lesen und mit wichtigen Themen gespickt. Trotzdem war mir der Schreibstil manchmal zu zäh, deshalb hab ich auch ziemlich lange für das Buch gebraucht. Ich kann aber durchaus Interessierten das Buch weiter empfehlen.

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