Tolino vision 6 - Preis dauerhaft gesenkt!

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  • 4 Sterne

    12 von 24 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 25.03.2017

    Aus der pfälzischen Provinz begibt sich eine Familie nicht ganz freiwillig auf eine Reise. Mit den drei Kindern im Gepäck geht es zunächst nach Südfrankreich, wo sie aufleben und das Dasein in einer Villa oberhalb der Côte d’Azur geniessen. Doch das süsse Leben währt nicht lange und bald schon steht die Weiterreise an, Portugal ist dieses Mal das Ziel. An den Rand Europas führt sie die Flucht und allmählich schwant den Kindern, dass diese Reise nicht ganz freiwillig ist und dass ihr liebender Vater kein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern ein gesuchter Ganove ist, der sich samt Familie vor der Polizei versteckt. Doch da droht schon wieder der nächste Aufbruch, nach Paris wird angesteuert, wo alles besser werden soll – oder doch alles plötzlich ein Ende findet?

    Beim Lesen des Buchs schwankt man zwischen Entsetzen und Vergnügen. Ganz wunderbar gefällt mir der junge Erzähler, der in glaubwürdig naiver Weise seine Eltern beobachtet und vieles sieht, aber nicht verstehen oder einordnen kann. So manches schwant dem Leser recht schnell, aber es wird durch die noch kindliche Sicht auf die Dinge in eine Leichtigkeit versetzt, die einem immer wieder schmunzeln lässt. Der Vergleich mit den Klassenkameraden beispielsweise, die Markenkleidung tragen und deren Eltern hohe Posten begleiten, während er als „Sohn eines Wimpelhändlers von der Ausfallstrasse“ nicht mithalten kann. Auch kann er nicht verstehen, was dieses ominöse „Dédé Air“ eigentlich ist, er vermutet ein französisches Protektorat, auch wenn dort irgendwelche Deutschen offenbar wohnen. Ein Highlight auch der Besuch des Betzenbergs mit dem Opa, der zugleich eine wichtige Lektion fürs Leben parat hat:
    „Wenn um dich herum die Massen eine bestimmte Meinung haben, dann musst du auf deiner eigenen Meinung beharren. Dann ganz besonders, verstehst du? Die Masse wird dann aber meistens sauer. Und dann ist es besser, man verzieht sich.“ (Pos. 801)

    Die kriminelle Energie der Eltern wird lange Zeit nicht offen thematisiert, für die Kinder ist die Reise in die Fremde spannend und ein Spass zugleich. Dass das Verhalten verantwortungslos und indiskutabel ist, steht ausser Frage; jedoch spürt man auch die Verzweiflung, der vergebliche Versuch irgendwie wieder auf die Beine zu kommen und die Sorgen von den Kindern fernzuhalten, ihnen trotz der Widrigkeiten ein gutes und sorgenfreies Leben zu bieten. In diesem Punkt kann man den Eltern kaum einen Vorwurf machen, bis zum Ende sind sie um das Wohl der drei bemüht und besorgt, aber es geht ihnen die Luft aus. Man ist kritisch ihnen gegenüber und kann doch nicht umhin, auch Sympathien zu entwickeln, gerade ob der Bauernschläue, die Vater Jürgen an den Tag legt. In Portugal erläutert er seinem Sohn sein Konzept von Wahrheit, als sie bei dem Concierge Mitleid wecken wollen. Entsetzt fragt der junge Arno, ob der Vater die Wahrheit erzählt habe: „Aber natürlich. Manchmal muss man einfach ehrlich sein. (…) – das ist doch gar nicht die Wahrheit. – Für ihn jetzt schon.“ (Pos. 3087).

    Viele spannende Themen werden bei diesem ungewöhnlichen Roadtrip verarbeitet. Das Erwachsenwerden und der Blick auf die Eltern und die Realisierung, dass diese vielleicht nicht die Personen sind, für die man sie hält. Das fragile Gebilde einer Ehe, die durch die Umstände strapaziert wird. Das Zurechtfinden an anderen Orten, in anderen Ländern. Und die Frage, wieviel eine Familie aushalten kann und muss und ob es eine Grenze des Zumutbaren gibt.

    Ein Roman, der gekonnt zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit balanciert.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelinde R., 05.03.2017 bei bewertet

    So, und jetzt kommst du, von Arno Frank

    Cover:
    Beim Lesen hat man immer dieses Foto vor Augen und der Titel wird auch mehrmals im Buch erwähnt, und dann wird auch klar wie das gemeint ist.

    Inhalt:
    Der eigene Vater ein Hochstapler!
    Auf der Flucht vor der Polizei macht die Familie Frank eine unglaubliche Zeit durch. Vom „normalen“ Leben als Kleinbürger in Deutschland, zum ultrareichen Snob an der Cote d’Azur, dann auf der Flucht durch Spanien, Portugal und wieder zurück nach Deutschland, mit eigentlich nichts als dem was sie auf der Haut tragen. Und dazu noch zwei Hunde von denen einer krank ist.
    Ein Roman wie ein Roadmovie? Eher wie eine Höllenfahrt!
    Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte.

    Meine Meinung:
    Ein unglaubliches Buch, es wirkt über lange Strecken so unwirklich, dann wieder so alltäglich und normal, dass ich als Leser hin und her gerissen bin.
    Schon die Erzählweise ist irgendwie paradox.
    Es wird in der Ich-Form aus der Sicht des älteren Jungen der Familie erzählt, aber der Name des Jungen wird nie genannt, die der anderen Familienmitglieder schon. Wir erfahren auch nie eine genaue Altersangabe, ausser einmal im Prolog, der mich aber auch total verwirrt hat. Bei der Zeit müssen wir uns an ein paar wenige aktuelle Daten wie z.B. den Atomunfall in Tschernobyl halten.
    Eine Kindheit in der das Lügen und Betrügen schon erlernt wird.
    Einmal erzählt der Erzähler wie ein naives Kind das alles glaubt was man ihm sagt , dann wieder sehr „altklug“ und viel zu erwachsen für sein Alter, passt oft nicht (für mich als Leser).
    Es werden total groteske und bizarre Verhaltensauffälligkeiten beschrieben, z. B. die Mutter die daumenlutscht, oder vor allem bei Jeanys „Kapriolen“ kann ich teilweise nur unverständlich mit den Augen rollen.
    Der betrügerische Vater ist irgendwie die Überfigur der sich alle unterordnen, am Anfang noch freiwillig und gerne, später nur noch weil man es nicht anders gewohnt ist. Die Kinder und die Mutter durchschauen bald (denke ich) was hier läuft, wollen oder können es aber nicht wahr haben.
    Und immer wird der Zusammenhalt „beschworen“, selbst als sie gar nichts mehr haben, und sogar die Hunde werden krampfhaft mitgeschleppt. Wobei ich mich frage: ist das Fürsorge, Zusammenhalt, Dummheit, Naivität, Liebe?
    In meinen Augen grenzt es schon an Tierquälerei.

    Der Schreibstil ist ganz unglaublich.
    Mit einer blumenreichen und ausschmückenden Wortwahl die ich so, selten gelesen habe. Manche Sätze habe ich zwei dreimal gelesen so poetisch klingen sie.
    Hier einige Zitate:
    --…, lehnen adipöse Wolken über dem Horizont wie über einer Brüstung.
    --Ich weiss, dass ich es glaube, oder glaube ich es zu wissen?
    --..,die aufgehende Sonne im tropfenförmigen Rückspiegel und dem Weg der Morgenröte entgegen.
    --Wir Kinder fielen von der Mutter ab wie reife Früchte von einem Baum und kullerten den Abhang hinunter, der das Leben ist.
    --Wer Rücken an Rücken steht, kann nicht mit dem Rücken zur Wand stehen.

    Autor:
    Arno Frank, geboren 1971 in Kaiserslautern, ist Publizist und freier Journalist. Er lebt mit seiner Familie in Wiesbaden.

    Mein Fazit:
    Eine wirklich ebenso tragische wie komische Familiengeschichte und ich war immer wieder erstaunt und konnte kaum glauben was ich gelesen habe.
    Ein Buch wie ein Drama oder eine Tragödie, und die Schwächsten müssen immer am meisten darunter leiden, ich finde hier die Kinder.
    Von mir 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    TheUjulala, 18.03.2017

    Bildgewaltige Erzählung aus der ergreifend nüchternen Realität eines Kindes!

    Zum Cover kann ich nur sagen, absolut passend für die 80er Jahre. Polaroid, der Inbegriff der fotografischen Freiheit mit der fetten Bauhaus-Schrift passen wie die Faust aufs Auge. Kein Schnick-Schnak, keine Schnörkel, plakativ wie die Zeit damals auch war. Ob es geschmacklich meine Vorstellung trifft sei dahingestellt, es trifft auf jeden Fall den Nerv der Zeit. Ich finde es köstlich hässlich.

    In 4 Teilen begleiten wir den Jungen Arno mit seiner Familie auf einer Odysee durch Frankreich und Portugal. In der kindlichen Naivität eines kleinen Jungen erzählt er zunächst von seiner unbeschwerten und verklärten Kindheit, in der in allen Ecken und Winkeln noch die grossen Wunder stecken. Er wird von seinem Vater mit Vorstadt-Weisheiten überschüttet, die der arme Junge für bare Münze nimmt. Getrieben von den betrügerischen Machenschaften des Vaters muss die Familie aber plötzlich von einem Ort zum Anderen ziehen, immer auf den Kosten der Kinder. Bis sie zum Schluss wieder da ankommen, wo alles begann. Die anfänglich unerschütterliche Liebe der Eltern bröckelt, genauso wie der Fassade des Felses in der Brandung, der haltgebende Anker für die Kinder. Bis sie sich zum Schluss nur noch verwahrlost und abgestumpft ihrem Schicksal ergeben müssen.

    Mit einer bildgewaltigen Kulisse beschreibt Arno Frank in seiner Autofiktion in sehr wortgewandter, pointierter und ironischen Sprache die Geschehnisse in der ergreifenden, sarkastischen Nüchternheit, die aus der Sicht eines Jungen entspringt. Einige Andeutungen bleiben im Raum stehen, da sie aus der Perspektive des Kindes nicht anders wahrgenommen wurden und aus seiner Erzählung heraus nicht erklärt werden können. Ein Junge, der fast bis zum Schluss den Vater auf kindlichen Charme idealisiert. Aus der Angst heraus die Eltern und die Familie zu verlieren, lassen die Kinder die Geschehnisse über sich ergehen und ziehen bedingungslos mit.
    Und bis zum Schluss klingt es fast wie eine Hommage an seinen Vater, der niemals die Familie aufgeben wollte. Es gibt keinen Vorwurf, keine Infragestellung, keine Verurteilung.

    Einige der Passagen wirken für mich trotz herausragender Erzählung etwas lang und zu viel. Es ist kein „Roadmovie" mit wilder Verfolgungsjagd, sondern bleibt von der Dramaturgie eher flach. Es ist vielmehr die subtile Erdrückung und Machtlosigkeit durch die bedingungslose Liebe der Kinder, die einem beim Lesen immer wieder das Herz zuschnüren lässt.

    Der Epilog hat mich selber dann noch mal sehr ergriffen.

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  • 4 Sterne

    TheUjulala, 18.03.2017 bei bewertet

    Bildgewaltige Erzählung aus der ergreifend nüchternen Realität eines Kindes!

    Zum Cover kann ich nur sagen, absolut passend für die 80er Jahre. Polaroid, der Inbegriff der fotografischen Freiheit mit der fetten Bauhaus-Schrift passen wie die Faust aufs Auge. Kein Schnick-Schnak, keine Schnörkel, plakativ wie die Zeit damals auch war. Ob es geschmacklich meine Vorstellung trifft sei dahingestellt, es trifft auf jeden Fall den Nerv der Zeit. Ich finde es köstlich hässlich.

    In 4 Teilen begleiten wir den Jungen Arno mit seiner Familie auf einer Odysee durch Frankreich und Portugal. In der kindlichen Naivität eines kleinen Jungen erzählt er zunächst von seiner unbeschwerten und verklärten Kindheit, in der in allen Ecken und Winkeln noch die grossen Wunder stecken. Er wird von seinem Vater mit Vorstadt-Weisheiten überschüttet, die der arme Junge für bare Münze nimmt. Getrieben von den betrügerischen Machenschaften des Vaters muss die Familie aber plötzlich von einem Ort zum Anderen ziehen, immer auf den Kosten der Kinder. Bis sie zum Schluss wieder da ankommen, wo alles begann. Die anfänglich unerschütterliche Liebe der Eltern bröckelt, genauso wie der Fassade des Felses in der Brandung, der haltgebende Anker für die Kinder. Bis sie sich zum Schluss nur noch verwahrlost und abgestumpft ihrem Schicksal ergeben müssen.

    Mit einer bildgewaltigen Kulisse beschreibt Arno Frank in seiner Autofiktion in sehr wortgewandter, pointierter und ironischen Sprache die Geschehnisse in der ergreifenden, sarkastischen Nüchternheit, die aus der Sicht eines Jungen entspringt. Einige Andeutungen bleiben im Raum stehen, da sie aus der Perspektive des Kindes nicht anders wahrgenommen wurden und aus seiner Erzählung heraus nicht erklärt werden können. Ein Junge, der fast bis zum Schluss den Vater auf kindlichen Charme idealisiert. Aus der Angst heraus die Eltern und die Familie zu verlieren, lassen die Kinder die Geschehnisse über sich ergehen und ziehen bedingungslos mit.
    Und bis zum Schluss klingt es fast wie eine Hommage an seinen Vater, der niemals die Familie aufgeben wollte. Es gibt keinen Vorwurf, keine Infragestellung, keine Verurteilung.

    Einige der Passagen wirken für mich trotz herausragender Erzählung etwas lang und zu viel. Es ist kein „Roadmovie" mit wilder Verfolgungsjagd, sondern bleibt von der Dramaturgie eher flach. Es ist vielmehr die subtile Erdrückung und Machtlosigkeit durch die bedingungslose Liebe der Kinder, die einem beim Lesen immer wieder das Herz zuschnüren lässt.

    Der Epilog hat mich selber dann noch mal sehr ergriffen.

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  • 4 Sterne

    Tany B., 13.03.2017 bei bewertet

    Der Ich-Erzähler in „So, und jetzt kommst du“ erzählt uns von seiner Kindheit. Diese wurde vor allem durch den Vater geprägt, der immer irgendein Geschäft am Laufen hatte und davon überzeugt war, dass sie bald reich sein würden. Doch selbst ein Kind merkt, dass etwas nicht stimmt: sie müssen aus ihrem Haus ausziehen, der Vater bekommt Briefe mit offiziellen Wappen, die er jedoch nicht öffnet. Und immer wieder das Versprechen, dass sie bald reich sein würden. Eines Tages ist es dann scheinbar so weit, von einem Tag auf den anderen fahren sie nach Südfrankreich, Vater, Mutter, der Erzähler und seine beiden kleinen Geschwister. Doch diese Auswanderung erinnert eher an eine Flucht und das ist sie auch.

    Nachdem ich die ersten Seiten von „So, und jetzt kommst du“ gelesen hatte, habe ich eine skurrile Familiengeschichte mit schrulligen Charakteren erwartet. Aber schon bald hat mich die Wahrheit eingeholt. Denn der Vater ist ein Hochstapler und auf der Flucht vor der Polizei und die Kinder müssen es ausbaden. Die Eltern haben kaum Verantwortungsbewusstsein für ihre Kinder, der Vater ist phasenweise sogar aggressiv und gewalttätig, die Kinder haben manchmal nicht mal genug zu essen und sind meistens auf sich alleine gestellt. Der Vater versucht sogar, den Sohn auf seine Seite zu ziehen, indem er ihm erklärt, wie man sich im Leben durchtricksen kann, denn: „Jeden Tag steht irgendwo ein Dummer auf.“

    Dabei bleibt der Ton des Erzählers immer leicht und man merkt, wie sich Kinder ihrer Umgebung und den Umständen anpassen können, wie sie immer versuchen, das Beste aus einer Situation zu machen. Das ist dem Autor sehr gut gelungen.

    Das bedrückendste an dem Buch ist, dass der Arno Frank anscheinend seine eigene Kindheit schildert. Solche Erfahrungen wünscht man wirklich niemandem! Während er Lektüre hat mein Mutterherz die ganze Zeit geweint und ich hätte am liebsten nicht weitergelesen. Die Kinder werden seelisch und körperlich misshandelt und vernachlässigt, ebenso die Hunde, die später angeschafft werden.

    Trotz der Kritikpunkte (die sehr subjektiv sind) gebe ich vier Sterne, denn: Erzählen kann der Autor. Man sollte sich vor dem Lesen aber gut überlegen, ob man sich auf solch eine bedrückende Geschichte einlassen kann und will.

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  • 4 Sterne

    Amena25, 08.03.2017 bei bewertet

    Nimm dir, was du willst!

    Dieser Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Der Autor Arno Frank erzählt von einer (seiner?) Kindheit in einem kleinen Ort bei Kaiserslautern in den 80er Jahren. Der Vater Jürgen ist ein Macher, der ständig irgendwelche ,,Projekte“ und kleine Geschäfte am Laufen hat. Von zu Hause aus verscherbelt er Krimskrams wie z.B. Hirschgeweihe aus Plastik, Heimtrainer, ja sogar alte Kübelwagen der Wehrmacht, bis das Geschäftsmodell scheitert, die Familie das Haus aufgeben und umziehen muss. Später arbeitet der Vater als Verkäufer von Gebrauchtwagen, wo er seine Talente als Blender voll einsetzen kann. Er erzählt den Leuten, was sie hören wollen und hat damit Erfolg. Sein Motto: ,,Du musst dir nehmen, was du willst. Niemand schenkt dir was.“ Und ganz plötzlich ist die Familie reich. Genauso plötzlich verlassen sie die Heimat für einen sehr langen Urlaub in Südfrankreich. Für die Kinder ist das Leben dort zunächst paradiesisch: in einer Villa mit Pool, mit Sportwagen.... Bis allmählich das Wasser für den Pool zu teuer ist, die Mutter kaum mehr das Haus verlässt und immer wieder merkwürdige Briefe kommen, die der Vater sofort zerreisst. Als eines Abends die Polizei vor der Tür steht, flieht die Familie Hals über Kopf nach Portugal.
    Die kindliche Perspektive des Jungen, der manches spürt und ahnt, aber erst allmählich durchschaut, dass sein Vater kein Held ist, sondern er das Geld offenbar illegal beschafft hat, ist sehr eindringlich und packend. Auch die Mutter Jutta, die immer zum Vater steht und seine Entscheidungen nie in Frage stellt, ist von der Situation so überfordert, dass sie sich oft in eine eigene Welt zurückzieht. Sie vernachlässigt die Kinder, sodass sie am Ende regelrecht verwahrlosen. Erschütternd wird geschildert, wie die vermeintliche Realisierung der elterlichen Träume verhindert, dass die Kinder eine ,,normale“ Kindheit mit Schule, Freunden und Alltag erleben dürfen.
    Während sich der Beginn des Romans noch etwas zäh gestaltet, bringt die Flucht deutliche Dynamik in die Geschichte – bis zu ihrem schlechten Ende. Erschütternd und sehr berührend.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    inya, 05.04.2017

    Eine wahre Geschichte

    Eine kleine Familie mit drei Kindern aus Kaiserlautern, der Vater ist Autohändler mit einem Hang zu dubiosen Geschäften. Eigentlich nichts Besonderes, würde der Vater nicht ständig das grosse Geschäft ankündigen und alle in einer Dauerschleife hängen. So geht es den Kindern der Familie. Als dann die Polizei klingelt und die Mutter mit Ihnen verstecken spielt, wird den Kindern schon ein wenig klar, dass nicht alles normal ist. Doch dann geht alles los, die Koffer werden über Nacht gepackt und auf geht es in das Abenteuer nach Südfrankreich. Von da an gibt es nur noch die beste Privatschule, die schönste Villa und die teuersten Klamotten. Es scheint alles perfekt zu sein. Bis der Vater nur noch teilnahmslos in der Wohnung lungert und es wieder über Nacht los geht, dieses Mal nach Portugal und von da an geht es nur noch abwärts. Dieses Buch schildert eindrucksvoll die Ausgesetztheit von Kindern gegenüber ihren Eltern und wie eine Kindheit verlaufen kann, wenn die Eltern auf den falschen Weg geraten. So und jetzt kommst du, ist auf jeder Seite spannend und der Leser fragt sich, wann fliegen sie endlich auf? Unbedingt lesenswert!!!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Norma K., 15.03.2017

    Das Buch beginnt grandios: Ein 4-jähriges Kind findet seine ohnmächtige Mutter, spielt in kindlicher Naivität an ihr herum, hopst auf ihr herum, bis die Mutter aus der Ohnmacht erwacht. Eine unglaublich intensiv geschilderte Szene, die symptomatisch ist für dieses Buch: Naives Spiel und Existentielles in unauflösbarer Verbindung.

    Wir begleiten dieses Kind über ca. 9 Jahre hinweg auf einem geradezu unfassbaren Lebensweg. In den 80er Jahren lebt die Familie in bescheidenen Verhältnissen in der Provinz, die Eltern lieben sich, der Vater hat viele Ideen, um an Geld zu kommen, die Mutter steht stets verlässlich an seiner Seite. Und plötzlich hat der Vater Erfolg, die Familie baut sich sozusagen über Nacht ein neues Leben in Frankreich auf, die Kinder bekommen alles, was sie sich wünschen, bis klar wird, dass es sich um unterschlagenes Geld handelt und die Familie vor dem Zugriff der Behörden weiter durch Europa fliehen muss.

    Diese Geschichte, so authentisch erzählt, als habe der Autor alles selbst erlebt, ist das Eine. Das Andere aber, das was das Buch ausmacht, ist das unglaubliche Sprachtalent, dem ich auf jeder Seite begegne. Die Hauptperson, der Junge, den wir ca. 9 Jahre begleiten, hat eine unfassbare Leidensfähigkeit. Er rettet sich in das seismographische Beobachten, um zu überleben. Der Junge, und damit der Autor, verfügt über eine ganz fein ziselierte Kunst des Wahrnehmens und findet ungekünstelte Sprache dafür. Die Wahrnehmungen hat man alle selbst schon gemacht, unbewusst, ohne je Worte dafür zu finden, und an die man sich beim Lesen erinnert. Ein Buch, das lange, lange nachwirkt...

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jonas1704, 12.03.2017

    Ein grandioses Familiendrama, das nüchtern den Untergang einer Familie beschreibt vom Reichtum zur Armut, wegen den illegalen Machenschaften des Vaters. Es dauert nicht lange und Jutta, Jürgen und ihre drei Kinder wechseln von einem normalen Leben in einem Leben auf der Flucht, da der Vater Geld unterschlägt. Anfangs ist das Leben in Südfrankreich wo es sie verschlägt noch sehr angenehm und luxuriös. Sie leben in einer Luxusvilla und der Vater schafft es mit seinem charismatischem Reden, die Kinder auf seiner Seite zu haben. Der Ich-Erzähler, einer der Jungen, bewundert seinen Vater noch zu dem Zeitpunkt, doch schnell kommt es zu einer weiteren Flucht und das Geld wird knapp. Als das Überleben immer schwieriger wird und das Geld aufgebraucht ist, kommt es zum grossen Familienbruch und sie erkennen, dass der Vater nichts anderes als ein Betrüger ist.
    Eine faszinierende Geschichte, bildreich mit einem Schuss Humor erzählt. Äusserst lesenswert.

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  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    KH, 18.03.2017

    Erzählt wird der mutmasslich autobiographisch angehauchte Roman aus Sicht des Sohnes, der in dem Glauben aufwächst, dass sein Vater alles regeln könnte und das Geld sozusagen auf der Strasse findet. Um welche Geschäfte es sich dabei handelt, wird dem Leser erst später offenbart. Zunächst scheint das Lebensmotto des Mannes auch zu funktionieren. Die Familie sonnt sich im Luxus, gibt das Geld für teure Dinge aus und macht sich die Gutgläubigkeit der Menschen zu nutze. Auch dass die Familie plötzlich umzieht und zu teilweise dubiosen Bekannten Kontakt aufnimmt, ist für den Sohn noch nicht durchschaubar. Was eine verzweifelte Flucht vor dem Gesetz ist, stellt sich den Kindern zunächst als langer Urlaub dar. Diese Reise führt die Familie durch halb Europa. Der Vater spielt den lässigen Geschäftsmann, der alles im Griff hat. Die Mutter ignoriert am Daumen lutschend die Realität. Und die Kinder werden mit Geschenken und Hunden bei Laune gehalten. Nach und nach vergeht die Zeit, der Junge wird grösser und so langsam erwacht in ihm der Zweifel. Was sind das für Geschäfte, die sein Vater in seinem Kämmerchen betreibt? Als die Flucht zunehmend chaotischer wird, die Familie hungern muss und der Vater zu Gewaltausbrüchen neigt, bröckelt die Fassade. Panik und Hoffnungslosigkeit treiben die Familie von einem dürftigen Zufluchtsort zum nächsten. Der Abgrund scheint schon lange erreicht. Auch gut gemeinte Rettungsversuche durch die Grossmutter helfen nicht. Letztendlich sieht der Vater sogar eine Fahrt an einen Brückenpfeiler als letzten Ausweg…
    Das Buch ist alles, nur nicht komisch. Selbst Ansätze von Schmunzeln bleiben dem Leser schnell im Halse stecken in Anbetracht der Aussichtslosigkeit der Familientragödie. Aus den unschuldig und naiven Blicken des Kindes verfolgt man gebannt, schockiert, aber auch gefesselt die Abwärtsspirale der Flucht. Wie der Tankinhalt des Fluchtfahrzeuges in Frankreich, verrinnt auch die letzte Aussicht auf ein glückliches Ende der Odyssee. Dem Autor gelingt es, durch seine meisterlich bildhafte Erzählweise die Situation authentisch und zum Greifen nahe zu beschreiben. Seite für Seite steigert sich das beklemmende Gefühl, wächst das Erkennen des Jungen der Wahrheit. Das Buch berührt deshalb umso mehr, wird weder der moralische Zeigefinger erhoben noch eine unangebrachte Heroisierung praktiziert. Der Eindruck des Buches wirkt lange nach und lässt den Leser mehr als einmal mit Knoten im Hals und fassungslosem Blick zurück. Ein zutiefst bewegendes Buch und hervorragend erzähltes Erstlingswerk.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hagazussa, 14.03.2017

    Die besten Geschichten schreibt doch das Leben selbst. Das Buch kommt mit seinem schmucklosen Cover und dem ziemlich nichtssagendem Titel recht bescheiden daher. Doch die Geschichte hat es in sich und fesselt den Leser von den ersten Seiten an. Ein Junge erzählt von seinem Leben: der gottgleiche Vater zu dem er bewundernd aufschaut, seine freundliche stets strahlende Mutter, die dem Vater den Rücken stärkt, die kleine Schwester, fasziniert von Fäulnis, und der kleine Bruder, ein Nachzügler. Stets erzählt der Vater vom grossen Geld und eines Tages scheint es so weit zu sein. Die Reise geht nach Frankreich und dort erlebt er eine kurze Zeit in Saus und Braus. Allein, das Glück währt nicht lange, das Geld ist aufgebraucht und die Polizei dem Vater auf der Spur. Eine irrwitzige Flucht auf Kosten der Familie beginnt …
    Ein Junge, der aufgrund der Geldgier seines Vaters Reichtum und Überfluss, aber auch Hunger, Schmerz und grenzenlose Armut kennenlernen muss.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Serenissima, 01.04.2017

    "So, und jetzt kommst du" ist eines der grossartigsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Vom ersten Satz an wird man tief in die Momentaufnahmen hineingezogen. Der Autor mäandert von einer Szene zur nächsten, es offenbart sich immer deutlicher, wie ungewöhnlich diese Familie ist. Das von Anfang an präsente bedrückende und bedrohliche Gefühl nimmt immer stärker zu, man sieht die Katastrophe und die Auswegslosigkeit kommen. Doch genauso hilflos fasziniert wie die Kinder steht man passiv daneben und wartet, schicksalsergeben.
    Franks Sprache ist so dicht, so unmittelbar und so bildgewaltig, dass die Sätze unter die Haut kriechen, sich dort einnisten und man sie nicht mehr abstreifen kann.
    Grossartig.

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  • 3 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tino G., 24.03.2017

    aktualisiert am 26.03.2017

    Zum Inhalt
    "Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte. Vater, Mutter und drei Kinder in der pfälzischen Provinz der Achtzigerjahre. Der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das »grosse Geld« da ist, wandert die Familie fluchtartig nach Südfrankreich aus. Dort leben vor allem die drei Geschwister wie im Paradies, doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis ein Zufall enthüllt, dass der Vater ein Hochstapler ist. Er hat das Geld unterschlagen und bereits aufgebraucht, als sich die Schlinge enger zieht. Im letzten Moment flieht die Familie vor dem Zugriff der Behörden und die Jagd durch Europa geht weiter. Es ist ein freier Fall auf Kosten der Kinder, bis es unweigerlich zum Aufprall kommt" (Quelle: Klett-Cotta)

    Meine Meinung
    Der Schreibstil ist flüssig, deshalb fiel mir der Einstig in den Roman nicht schwer. ich finde, Arno Frank hat die Geschichte der Familie nachvollziehbar geschrieben, obwohl ich aber sagen muss, dass mir die Mutter ziemlich blass vorkam, sie nimmt alles so hin, sie hinterfragt meines Erachtens zu wenig bzw. versucht den drohenden Untergang zu wenig entgegenzusetzen bzw. ihn aufzuhalten, der Vater kann schalten und walten wie er möchte, er kommt und geht wie es ihm passt.
    Aber dafür fand ich die Kinder wieder stark beschrieben, möglich, dass es auch daran liegt, dass wir die Handlung aus der Sicht des ältesten Kindes erleben und er uns die Werdegang aus seiner Sicht schildert.
    So nach und nach merkt man, dass das Buch nicht gut enden wird und die Flucht auf Kosten der Kinder geht, die anfangs noch vom "Wohlstand" geblendet sind, aber nichtsdestotrotz taucht immer wieder die Frage auf, was sein wird, wenn das Geld alle ist, es vermehrt sich ja nicht von allein. Was passiert, merkt man nach und nach, als die Familie von einem Ort zum nächsten ziehen muss und auf die Gutmütigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen ist, bis es irgendwann halt nicht mehr weitergeht.
    Arno Frank hat uns eine spannende und zugleich erschreckende Geschichte geliefert, die mich bis zum Ende in seinem Bann gezogen hat.

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  • 5 Sterne

    11 von 23 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Andreas S., 09.03.2017

    Lachen und Weinen, das liegt beim Lesen dieser Geschichte dicht beieinander. Jedenfalls bei mir war es so. Wunderbar erzählt aus der Sicht eines Kindes, mal begeistert und mal frustriert, aber immer mit einer Prise Humor. Die Kinder versuchen, ihre Eltern und ihr manchmal seltsames Verhalten zu verstehen; sie können es nicht. Die Eltern, die ihre Kinder ja verstehen könnten, versuchen es nicht. Der Vater hat Geld unterschlagen, er muss fliehen und nimmt seine Frau und seine drei Kinder mit. Für die Kinder wirkt das zunächst wie ein Abenteuer, das Familienleben scheint intakt zu sein, jedenfalls so lange, wie sie ein Auskommen haben. Doch irgendwann in Südfrankreich ist das Geld aufgebraucht. Was dann kommt, ist zwar auch noch ein Abenteuer, aber für die Kinder wird es zunehmend zur Belastung. Und auch die Eltern sind bald überfordert, es kommt zu unschönen Situationen. Das Leben wird zum Überlebenskampf, auch das Essen wird knapp. Der Vater weigert sich bis zuletzt, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Die Mutter steht nur noch neben sich. Es sind die Kinder, die schliesslich dem Grauen ein Ende bereiten.
    Da die Geschichte wahr ist, hat sie die Kinder natürlich geprägt. Sie haben auf dieser Odyssee am meisten gelitten, aber sie haben auch wichtige Erfahrungen gesammelt. Man muss die Erfahrungen sammeln, wie sie kommen. Und sie sind nicht immer gut. Es ist, wie es ist. Ein tolles Buch, den Schreibstil fand ich grossartig, sehr lesenswert!

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    marina w., 05.04.2017

    In diesem Buch erzählt uns ein während der überwiegenden Handlungszeit etwa 12 Jahre alter in der Ich-Form kommunizierender Protagonist von seinem Leben. Die Namensgleichheit und die Tatsache, dass die Geschichte auf wahren Gegebenheiten beruhen soll, deuten darauf hin, dass es sich hier um einen autobiografischen Roman handelt. Das Cover passt in die Zeit der erzählten Geschehnisse und der Titel bezieht sich auf eine häufig vom Vater dem Protagonisten gegenüber geäusserte Aufforderung.
    Die Familie bestand aus Vater, Mutter und drei Kindern, von denen Arno das älteste war. In der letzten Zeit hatte man innerhalb Deutschlands bereits mehrfach unerwartet die Adresse gewechselt. Jetzt ging es Hals über Kopf an die Côte d' Azur. Das Leben war wie eine Achterbahn, abhängig von den finanziellen Experimenten des Vaters wechselten höchste Freude und Luxus ,Hoffnung, Reichtum, Armut, Verzweiflung, Hunger und Kriminalität mit einander ab. So ging es dann auch bald wieder weiter, durch Spanien nach Lissabon und von dort über Paris schliesslich zurück nach Deutschland zu Verwandten, dann Bekannten... immer tiefer ins Elend.
    Obwohl es ab einem bestimmten Zeitpunkt alles auf einen vorhersehbaren Selbstläufer hinaus ging, fehlte mir häufig das Verständnis für die Eltern.
    Dem ehemaligen Jungen gelten meine ganze Sympathie und mein Respekt.
    Das Buch ist leicht lesbar geschrieben, es hat mich tief berührt und zählt zu den Lesehighlights des ersten Quartals 2017.

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  • 4 Sterne

    9 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tany B., 13.03.2017

    Der Ich-Erzähler in „So, und jetzt kommst du“ erzählt uns von seiner Kindheit. Diese wurde vor allem durch den Vater geprägt, der immer irgendein Geschäft am Laufen hatte und davon überzeugt war, dass sie bald reich sein würden. Doch selbst ein Kind merkt, dass etwas nicht stimmt: sie müssen aus ihrem Haus ausziehen, der Vater bekommt Briefe mit offiziellen Wappen, die er jedoch nicht öffnet. Und immer wieder das Versprechen, dass sie bald reich sein würden. Eines Tages ist es dann scheinbar so weit, von einem Tag auf den anderen fahren sie nach Südfrankreich, Vater, Mutter, der Erzähler und seine beiden kleinen Geschwister. Doch diese Auswanderung erinnert eher an eine Flucht und das ist sie auch.

    Nachdem ich die ersten Seiten von „So, und jetzt kommst du“ gelesen hatte, habe ich eine skurrile Familiengeschichte mit schrulligen Charakteren erwartet. Aber schon bald hat mich die Wahrheit eingeholt. Denn der Vater ist ein Hochstapler und auf der Flucht vor der Polizei und die Kinder müssen es ausbaden. Die Eltern haben kaum Verantwortungsbewusstsein für ihre Kinder, der Vater ist phasenweise sogar aggressiv und gewalttätig, die Kinder haben manchmal nicht mal genug zu essen und sind meistens auf sich alleine gestellt. Der Vater versucht sogar, den Sohn auf seine Seite zu ziehen, indem er ihm erklärt, wie man sich im Leben durchtricksen kann, denn: „Jeden Tag steht irgendwo ein Dummer auf.“

    Dabei bleibt der Ton des Erzählers immer leicht und man merkt, wie sich Kinder ihrer Umgebung und den Umständen anpassen können, wie sie immer versuchen, das Beste aus einer Situation zu machen. Das ist dem Autor sehr gut gelungen.

    Das bedrückendste an dem Buch ist, dass der Arno Frank anscheinend seine eigene Kindheit schildert. Solche Erfahrungen wünscht man wirklich niemandem! Während er Lektüre hat mein Mutterherz die ganze Zeit geweint und ich hätte am liebsten nicht weitergelesen. Die Kinder werden seelisch und körperlich misshandelt und vernachlässigt, ebenso die Hunde, die später angeschafft werden.

    Trotz der Kritikpunkte (die sehr subjektiv sind) gebe ich vier Sterne, denn: Erzählen kann der Autor. Man sollte sich vor dem Lesen aber gut überlegen, ob man sich auf solch eine bedrückende Geschichte einlassen kann und will.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 26.03.2017

    Ein Buch mit Tempo und voller Energie
    Arno Franks "So, und jetzt kommst du" ist ein grossartiger Roman, weil er wahrhaftig die Emotionen des Protagonisten widergibt. Es geht um die schwierige Kindheit eines Jungen und seiner Geschwister bei einem kriminellen Vater und einer labilen Mutter.

    Das Buch ist leicht und schnell zu lesen, dabei geschickt in vier Teilen plus Epilog konzipiert. Der erste Teil zeigt eine Kindheit in den siebziger jahren. Wer aus dieser Zeit stammt, wird viel wiedererkennen. Die Erzählweise ist sehr gelungen, da der Junge eine beobachtende Position einnimmt, dabei auch nicht immer alles versteht. Das gibt dem Text viel Glaubwürigkeit. Arno Frank taucht in die Erinnerungen tief ein, Aufgrund der Thematik wurde ich an Jeanette Walls "Schloss aus Glas" erinnert. Doch bei Arno Frank dominiert zuerst die deutsche Provinz, bis die Familie überraschend nach Frankreich geht. Später müssen sie sogar durch verschiedene Länder fliehen, weil der Vater polizeilich gesucht wird. Eine schwere Lage für die Kinder. Tragisch, dasss die Kinder so leiden müssen, denn sie sind der Situation hilflos ausgesetzt. Der Vater ist oft unberechenbar, deswegen nimmt sich der Junge auch oft in Acht vor ihm. Mit der Mutter ist es einfacher und von Liebe geprägt, aber sie wirkt schon sehr labil.Es gibt wenige Momente für den Jungen, in denen er Normalität erlebt, schnell wird er wieder daraus herausgerissen. Die Flucht geht an die Sibstanz, bis hin zur seelischen Erschöpfung.
    Ich schätze es sehr, wie Arno Frank den Zeitverlauf durch Anspielungen auf Ereignsse setzt, z.B. von Grace Kellys Tod bis hin zu Tschernobyl. So kann man sich als Leser gut orientieren, ohne das auf platte Weise Jahresdaten genannt werden.

    Das Buch besitzt eine innere Spannung, man ist nah dran an dem Icherzähler und kann emotional mitfühlen. Das liegt auch daran, dass eine wahre Geschichte erzählt wird.

    Wirklich wieder eine originelle und gute Veröffentlichung des Tropen-Verlags.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Arietta A., 20.03.2017 bei bewertet

    Eine tragische Familiengeschichte

    nhaltsangabe:
    Aufregend, wenn die Eltern auf der Flucht vor der Polizei ihre Kinder mitschleppen. Aber für die drei Geschwister verwandelt sich das Abenteuer bald in einen Albtraum. Ihre Odyssee führt sie quer durch Europa. Ein Roman wie ein Roadmovie.

    Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte. Vater, Mutter und drei Kinder in der pfälzischen Provinz der Achtzigerjahre. Der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das »grosse Geld« da ist, wandert die Familie fluchtartig nach Südfrankreich aus. Dort leben vor allem die drei Geschwister wie im Paradies, doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis ein Zufall enthüllt, dass der Vater ein Hochstapler ist. Er hat das Geld unterschlagen und bereits aufgebraucht, als sich die Schlinge enger zieht. Im letzten Moment flieht die Familie vor dem Zugriff der Behörden und die Jagd durch Europa geht weiter. Es ist ein freier Fall auf Kosten der Kinder, bis es unweigerlich zum Aufprall kommt …


    Meine Meinung zum Buch und Autor:
    Der Autor Arno Frank, hat mit seinem Roman eine Aufregende und bewegende Familiengeschichte geschrieben. Es ist seine eigene, die seiner Kindheit, umso mehr hat sie mich bewegt, aufgewühlt und berührt beim Lesen. Sein Schreibstil ist flüssig, bildhaft und er verstand es einem in die Geschichte mit einzubeziehen. Seine Figuren sind Authentisch und lebendig herüber gebracht, während des Lesens erkannte man die wahren Charaktere, der einzelnen Familienmitglieder und konnte hinter deren wahre Fassade blicken. Ein Familienvater, der sich in die eigene Tasche log.
    Alles hätte so harmonisch verlaufen können, wäre der Vater nicht grössenwahnsinnig geworden, seine sichre Stelle nicht gekündigt, nur um an das grosse Geld zukommen um etwas eigenes aufzuziehen. Für mich ein unverantwortlicher Mensch, der sich über beide Ohren verschuldete, das war noch nicht das schlimmste er log und betrog auch noch seine eigene Kinder, und betrügt die Menschen.Kein wunder das sie bei Nacht und Nebel fliehen mussten, auch hier wird den Kindern wieder etwas vorgegaukelt. Sie landen in Südfrankreich an der Cote de Azur, hier geht er dem Glücksspiel nach, dort wird munter weiter gemacht, die Mutter wirft das Geld mir vollen Händen zum Fenster hinaus, ich fand sie keinen Deut besser als ihren Mann. Die Kinder waren für mich die Leidtragenden, sie wurden manipuliert und später sogar mal zum Diebstahl angestiftet, Eltern die das Vertrauen ihrer Kinder missbrauchten. Auch hier ist ihnen die Polizei auf den Fersen, sie fliehen nach Spanien, man lebt dort auf kosten anderer. Mich hat es am Ende nicht gewundert, das all dieses Eskalierte und eines der Kinder die Reissleine zog.
    Ich fand alles so unendlich traurig, ein Mann der getrieben war vom Glücksspiel, dem grossen Geld, Unterschlagungen und dunklen Geschäften. Es war schon mutig und bewundernswert vom Autor uns einen Einblick in seine Lebensgeschichte zu gewähren.

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  • 5 Sterne

    8 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Alexandra B., 19.03.2017

    Auf der Flucht

    Was als Abenteuer beginnt, wird zum Albtraum – mit den Eltern auf der Flucht vor der Polizei. Die Familie wandert zunächst nach Südfrankreich aus und leben dort, vor allem die Kinder, zunächst wie im Paradies. Doch die Idylle zerbricht, als herauskommt, dass der Vater ein Hochstapler ist und Geld unterschlagen hat. Die Familie flieht im letzten Moment und eine Jagd durch Europa beginnt.

    Das Cover ist recht unscheinbar, passt aber hervorragend zum Buch und nach dem Lesen des Klappentextes war ich gespannt, was mich hier erwartet. Die handelnden Personen sind gut beschrieben und ich konnte mir alle gut vorstellen, ebenso die Handlungsorte des Buches. Der Schreibstil von Arno Frank ist flüssig und locker und es hat Spass gemacht, der Geschichte zu folgen. Die Erzählweise besticht durch viel Humor, aber auch traurigen Stellen und immer aus der Sicht des Kindes erzählt. Das macht es umso berührender.

    Ein unterhaltsamer und bewegender Roadmovie, den man einfach mal lesen muss.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kindder80er, 04.04.2017 bei bewertet

    Wahre Autofiktion mit einem wunderbaren Sprachstil - Durch das Eingangszitat von Heimito von Doderer, aus "Ein Mord, den jeder begeht", das da lautet: "Ein jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln, wie er will.", war ich schon völlig gefangen! Normalerweise wird ja über die Kindheit gesagt, dass sie die schönste Zeit in unserem Leben ist, aber leider gilt das beileibe nicht für jeden, auch nicht in unseren Breitengraden.

    Auch der Prolog, in dem das 4jährige Kind seine Mutter leblos auf dem Boden findet und bevor es weiss, wie ihm geschieht durch die Trommelschläge mit seinen kleinen Fäustchen diese wiederbelebt, ist berührend. Und bevor auch der Leser weiss, wie ihm geschieht, ist er schon vollends in der Geschichte drin!

    Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass sich die Eltern des kleinen Ich-Erzählers zu Höherem berufen fühlen. Besonders der Vater will nicht einfach so arbeiten bis er "tot umfällt". Es wird vertickt, getauscht und eingelagert, was nicht niet- und nagelfest ist. Als das Haus von den Banken gepfändet wird, zieht die Familie um und nicht viel später danach flüchtet sie sogar nach Südfrankreich, wo die Familie eine sehr, sehr gute Zeit verlebt - bis das Geld alle ist...

    Wenn man den Schutzumschlag mit dem 80er Jahre Coverabzieht, findet sich auf dem Buch eine Tankstandsanzeige, deren Nadel auf "Null" steht, was ich schon sehr sinnbildlich finde. Die Familie hält zusammen, die Kinder, vor allem der Ich-Erzähler hinterfragen nicht gross, denn sie sind ja schliesslich den Lebensumständen ausgeliefert. Die Gedankengänge sind immer nachvollziehbar und in der Tat oft lakonisch, denn man muss durchaus schmunzeln, wenn das Kind überlegt, welche Masseinheit eigentlich dem Ausdruck "Ein Arsch voll Geld" zu Grunde liegt...

    Trotz der humorvollen Ausdrucksweise, ist das Buch Zeugnis einer schweren Kindheit und die Geschichte ist wahr! Als Roman ausgelegt ist es eine Autofiktion, aber das Buch lebt vor allem von der einzigartigen Sprache des Autors! Es gibt keinen konkreten Spannungsbogen, alles wird chronologisch erzählt und Cliffhanger zwischen den Kapitel sind auch nicht vorhanden, aber die zum Teil wundervollen Vergleiche und die poetische Sprachgewalt, macht das Lesen wirklich zum Genuss!

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