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Bewertungen zu rowohlt Hundert Augen / Bis wieder einer weint
Die Aussage «Bis wieder einer weint» ist wahrscheinlich kaum jemandem fremd.
Jeder Erwachsene wird diese Warnung wohl schon gehört oder ausgesprochen haben, die sich darauf bezieht, dass albernes Herumtoben von Kindern plötzlich bitterernst wird und in Streit oder Weinen umschlägt.
Diese Aussage zum Titel zu machen, ist originell und macht neugierig.
Was wird hier kippen? Und warum?
Der Roman, gleichermassen westdeutsche Familiengeschichte wie Gesellschaftsportrait, der laut Autorin autobiografisch gefärbt ist, beginnt in der Adenauerzeit und dauert bis in die frühen 1990-er Jahre an.
Kurz und knapp gesagt geht es in dieser kurzweiligen, fesselnden und berührenden Geschichte, die chronologisch und mit gekonnten Zeitsprüngen erzählt wird, um Aufstieg und Fall der Rautenberg-Dynastie, einer Unternehmerfamilie aus dem Ruhrgebiet, in der Nachkriegszeit.
Nun etwas ausführlicher:
Die schöne 17-jährige Arzttochter Inga und der stattliche, um 12 Jahre ältere Dressurreiter und erfolgreiche Geschäftsmann Wilhelm werden ein Paar.
Nach aussen hin scheint alles perfekt. Finanzieller Reichtum, materielle Fülle, eine schöne Frau, ein ansehnlicher, erfolgreicher und wohlhabender Mann, eine sechsjährige Tochter.
Aber die Schattenseite des Lebens macht vor diesem sonnigen und schillernden Bild nicht Halt:
Kurz nach der Geburt ihrer zweiten Tochter Suse stirbt Inga 1971 an Leukämie.
Während Asta, das ältere Mädchen bei ihrem Vater Wilhelm bleibt, wächst die kleine Suse bis zu ihrer Einschulung bei den Grosseltern mütterlicherseits auf.
Erst dann holt der Vater auch seine jüngere Tochter zu sich und der grossen Schwester nach Hause.
Für Suse, die ihre Grossmutter innig liebt, bricht eine Welt zusammen, zumal sie jetzt auch noch mit der lieblosen Grossmutter Marianne, der Mutter ihres Vaters, zurechtkommen muss.
Die heimlich ausgelebte Homosexualität von Wilhelm und die Verhaltensauffälligkeit von Suse, die zur Aussenseiterin wird, erleichtern das familiäre Zusammenleben nicht.
Nach und nach geht es bergab.
Der äussere Schein kann nicht mehr gewahrt werden.
Lebenslügen kommen ans Tageslicht.
Wilhelms Firma geht pleite.
Es ist eine rasante Talfahrt, die ihre Spuren hinterlässt.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Ebenen und aus zwei Perspektiven.
Der auktoriale Erzähler bringt uns das Pärchen Inga und Wilhelm nahe, die Ich-Erzählerin Suse erzählt aus ihrer Kindheit bis ins frühe Erwachsenenalter.
Eva Sichelschmidt zeichnet ihre Charaktere in all ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit.
Auf diese Weise entstehen lebendige und realistische Figuren mit Ecken und Kanten.
Die Atmosphäre des Verdrängens und der Wortkargheit im Nachkriegsdeutschland wird von der Autorin gut eingefangen und typische Werbeslogans oder Hits sorgen für Erinnerungen, wenn man selbst in dieser Zeit aufgewachsen ist.
Ich empfehle diesen gleichermassen erschütternden, tragischen wie humorvollen und manchmal sogar ziemlich komischen Roman gerne weiter.
Er befriedigt den literarischen Anspruch und sorgt für gute Unterhaltung.
Eine schwierige Familie
Die Schriftstellerin Eva Sichelschmidt zieht uns mit ihrer Erzählkunst in ihren Bann.
Bis wieder einer weint ist ein Roman der Wirtschaftswunderjahre im Ruhrgebiet, der von 1960 bis Ende der 1980 Jahre zeigt.
Der Unternehmer Wilhelm Rautenberg heiratet die Arzttochter Inga. Die stirbt nach der Geburt der zweiten Tochter an Leukämie. Das kleine Mädchen wird von Ingas Eltern aufgezogen.
Das Mädchen wächst einsam auf. So wie es oft bei Grosseltern ist, sie wollen das Enkelkind besonders beschützen. Damit wird es auch unselbständig. Dann ist der Umzug zum Vater schwer. Der ist auch so ein Kapitel für sich.
Die Autorin lässt uns in die Geschichte eintauchen.
Der Roman ist lesenswert.
Bis wieder jemand weint ist eine Familiengeschichte Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland. Natürlich ist es eine erfolgreiche Unternehmerfamilie und es wird über mehrere Generationen erzählt. Von dieser Art gibt es viele Bücher im Unterhaltungsgenre und fast alle sind gleich gemacht. Aber diese Romane landet normalerweise nicht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Wie konnte das nur passieren?
Eva Sichelschmidt gestaltet ihren Roman im Prinzip nicht anders als andere. Besonders literarisch finde ich ihren Stil leider nicht, obwohl es gut versteckt ein paar bemerkenswerte Motive gibt.
Zu den verhaltenen Figuren konnte ich keine Zugang finden. Weder zu Inga noch zu Wilhelm, eher noch zu der jüngeren Generation.
Vielleicht unterschätze ich den Roman ja auch, aber für mich war er nur gehobenes Mittelmass.
Ich habe mich anfangs mit diesem Buch sehr schwer getan. Das lag am Schreibstil der sehr kühl und nüchtern ist. Das ganze Buch über bleibt er irgendwie distanziert... und im Endeffekt war es dann genau dieser Schreibstil der mich an das Buch gefesselt hat!
Das Buch besteht eigentlich aus 2 Geschichten. Die eine ist die Geschichte des Vaters Wilhelm und seiner Frau Inga, die kurz nach der Geburt des zweiten Kindes stirbt.
Parallel dazu erzählt dieses Kind, eine Tochter, von ihrem Leben. Vom Aufwachsen bei den Grosseltern, von der Rückkehr zum Vater usw. Dieser Teil des Buches ist eine Ich Erzählung.
Beide Stränge stimmen zeitlich nicht überein, wodurch vielleicht die Distanz in der Erzählung zustande kommt - ich fand es auf jeden Fall faszinierend und habe das so auch noch nicht gelesen.
Die Geschichte selber ist stimmig und ein wenig traurig. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und muss sein Leben leben, so gut er es vermag.
Ein gutes Buch, aber keine leichte Unterhaltungsliteratur!
Die Inhaltsangabe las sich gut - das Buch leider nicht so.
Ich hatte mich auf die Geschichte gefreut, weil ich solche Romane - speziell über diese Zeit - sehr gern lese, aber hier musste ich die Lektüre leider abbrechen.
Zum einen kann ich nur sehr schwer Bücher lesen, die im Präsens geschrieben sind - und hier sind die Kapitel über die Familie im Präsens geschrieben - zum anderen empfand ich den Stil als ziemlich hölzern und steif.
Das alles hat mich wenig angesprochen. Also lese ich lieber etwas Anderes.
Sehr schade.
Bewertungen zu rowohlt Hundert Augen / Bis wieder einer weint
Bestellnummer: 113959522
3.5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "rowohlt Hundert Augen / Bis wieder einer weint".
Kommentar verfassen3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
https://lieslos.blog/, 23.10.2020
Als eBook bewertetDie Aussage «Bis wieder einer weint» ist wahrscheinlich kaum jemandem fremd.
Jeder Erwachsene wird diese Warnung wohl schon gehört oder ausgesprochen haben, die sich darauf bezieht, dass albernes Herumtoben von Kindern plötzlich bitterernst wird und in Streit oder Weinen umschlägt.
Diese Aussage zum Titel zu machen, ist originell und macht neugierig.
Was wird hier kippen? Und warum?
Der Roman, gleichermassen westdeutsche Familiengeschichte wie Gesellschaftsportrait, der laut Autorin autobiografisch gefärbt ist, beginnt in der Adenauerzeit und dauert bis in die frühen 1990-er Jahre an.
Kurz und knapp gesagt geht es in dieser kurzweiligen, fesselnden und berührenden Geschichte, die chronologisch und mit gekonnten Zeitsprüngen erzählt wird, um Aufstieg und Fall der Rautenberg-Dynastie, einer Unternehmerfamilie aus dem Ruhrgebiet, in der Nachkriegszeit.
Nun etwas ausführlicher:
Die schöne 17-jährige Arzttochter Inga und der stattliche, um 12 Jahre ältere Dressurreiter und erfolgreiche Geschäftsmann Wilhelm werden ein Paar.
Nach aussen hin scheint alles perfekt. Finanzieller Reichtum, materielle Fülle, eine schöne Frau, ein ansehnlicher, erfolgreicher und wohlhabender Mann, eine sechsjährige Tochter.
Aber die Schattenseite des Lebens macht vor diesem sonnigen und schillernden Bild nicht Halt:
Kurz nach der Geburt ihrer zweiten Tochter Suse stirbt Inga 1971 an Leukämie.
Während Asta, das ältere Mädchen bei ihrem Vater Wilhelm bleibt, wächst die kleine Suse bis zu ihrer Einschulung bei den Grosseltern mütterlicherseits auf.
Erst dann holt der Vater auch seine jüngere Tochter zu sich und der grossen Schwester nach Hause.
Für Suse, die ihre Grossmutter innig liebt, bricht eine Welt zusammen, zumal sie jetzt auch noch mit der lieblosen Grossmutter Marianne, der Mutter ihres Vaters, zurechtkommen muss.
Die heimlich ausgelebte Homosexualität von Wilhelm und die Verhaltensauffälligkeit von Suse, die zur Aussenseiterin wird, erleichtern das familiäre Zusammenleben nicht.
Nach und nach geht es bergab.
Der äussere Schein kann nicht mehr gewahrt werden.
Lebenslügen kommen ans Tageslicht.
Wilhelms Firma geht pleite.
Es ist eine rasante Talfahrt, die ihre Spuren hinterlässt.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Ebenen und aus zwei Perspektiven.
Der auktoriale Erzähler bringt uns das Pärchen Inga und Wilhelm nahe, die Ich-Erzählerin Suse erzählt aus ihrer Kindheit bis ins frühe Erwachsenenalter.
Eva Sichelschmidt zeichnet ihre Charaktere in all ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit.
Auf diese Weise entstehen lebendige und realistische Figuren mit Ecken und Kanten.
Die Atmosphäre des Verdrängens und der Wortkargheit im Nachkriegsdeutschland wird von der Autorin gut eingefangen und typische Werbeslogans oder Hits sorgen für Erinnerungen, wenn man selbst in dieser Zeit aufgewachsen ist.
Ich empfehle diesen gleichermassen erschütternden, tragischen wie humorvollen und manchmal sogar ziemlich komischen Roman gerne weiter.
Er befriedigt den literarischen Anspruch und sorgt für gute Unterhaltung.
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
ja nein2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
begine, 05.09.2020 bei bewertet
Als Buch bewertetEine schwierige Familie
Die Schriftstellerin Eva Sichelschmidt zieht uns mit ihrer Erzählkunst in ihren Bann.
Bis wieder einer weint ist ein Roman der Wirtschaftswunderjahre im Ruhrgebiet, der von 1960 bis Ende der 1980 Jahre zeigt.
Der Unternehmer Wilhelm Rautenberg heiratet die Arzttochter Inga. Die stirbt nach der Geburt der zweiten Tochter an Leukämie. Das kleine Mädchen wird von Ingas Eltern aufgezogen.
Das Mädchen wächst einsam auf. So wie es oft bei Grosseltern ist, sie wollen das Enkelkind besonders beschützen. Damit wird es auch unselbständig. Dann ist der Umzug zum Vater schwer. Der ist auch so ein Kapitel für sich.
Die Autorin lässt uns in die Geschichte eintauchen.
Der Roman ist lesenswert.
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ja nein2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
yellowdog, 19.09.2020 bei bewertet
Als Buch bewertetBis wieder jemand weint ist eine Familiengeschichte Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland. Natürlich ist es eine erfolgreiche Unternehmerfamilie und es wird über mehrere Generationen erzählt. Von dieser Art gibt es viele Bücher im Unterhaltungsgenre und fast alle sind gleich gemacht. Aber diese Romane landet normalerweise nicht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Wie konnte das nur passieren?
Eva Sichelschmidt gestaltet ihren Roman im Prinzip nicht anders als andere. Besonders literarisch finde ich ihren Stil leider nicht, obwohl es gut versteckt ein paar bemerkenswerte Motive gibt.
Zu den verhaltenen Figuren konnte ich keine Zugang finden. Weder zu Inga noch zu Wilhelm, eher noch zu der jüngeren Generation.
Vielleicht unterschätze ich den Roman ja auch, aber für mich war er nur gehobenes Mittelmass.
War dieser Kommentar für Sie hilfreich?
ja neinDaniela H., 16.02.2021
Als Buch bewertetIch habe mich anfangs mit diesem Buch sehr schwer getan. Das lag am Schreibstil der sehr kühl und nüchtern ist. Das ganze Buch über bleibt er irgendwie distanziert... und im Endeffekt war es dann genau dieser Schreibstil der mich an das Buch gefesselt hat!
Das Buch besteht eigentlich aus 2 Geschichten. Die eine ist die Geschichte des Vaters Wilhelm und seiner Frau Inga, die kurz nach der Geburt des zweiten Kindes stirbt.
Parallel dazu erzählt dieses Kind, eine Tochter, von ihrem Leben. Vom Aufwachsen bei den Grosseltern, von der Rückkehr zum Vater usw. Dieser Teil des Buches ist eine Ich Erzählung.
Beide Stränge stimmen zeitlich nicht überein, wodurch vielleicht die Distanz in der Erzählung zustande kommt - ich fand es auf jeden Fall faszinierend und habe das so auch noch nicht gelesen.
Die Geschichte selber ist stimmig und ein wenig traurig. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und muss sein Leben leben, so gut er es vermag.
Ein gutes Buch, aber keine leichte Unterhaltungsliteratur!
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ja nein2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Martina W., 18.09.2020
Als eBook bewertetDie Inhaltsangabe las sich gut - das Buch leider nicht so.
Ich hatte mich auf die Geschichte gefreut, weil ich solche Romane - speziell über diese Zeit - sehr gern lese, aber hier musste ich die Lektüre leider abbrechen.
Zum einen kann ich nur sehr schwer Bücher lesen, die im Präsens geschrieben sind - und hier sind die Kapitel über die Familie im Präsens geschrieben - zum anderen empfand ich den Stil als ziemlich hölzern und steif.
Das alles hat mich wenig angesprochen. Also lese ich lieber etwas Anderes.
Sehr schade.
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