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  • 4 Sterne

    10 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S. K., 02.11.2019 bei bewertet

    Das Leben des knapp 50-jährigen Arthur Ophof mit Ehefrau Afra in einem Reihenhaus vor den Toren Amsterdams könnte man als unaufgeregt und geruhsam beschreiben, doch von einem Tag auf den anderen weht ein anderer Wind hinein. Als er aufgrund von Stellenabbau seine Kündigung bekommt, beschliesst Arthur, seinen Tod zu inszenieren, um dann völlig unbescholten und mit neuer Identität seinen tatsächlichen Lebensabend in der Toskana zu frönen, alles allerdings möglichst ohne seine ihn liebende Ehefrau Afra. Mit Hilfe von engen Freunden täuscht er seinen Tod vor und sucht sich einen neuen Namen aus. Irgendwie scheint alles wunderbar glattzugehen - oder doch nicht?
    Hendrik Groen hat mit „Lieber Rotwein als tot sein“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser allerlei Möglichkeiten offeriert, wie man sich aus dem Leben stehlen kann. Der Erzählstil ist flüssig-leicht und entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn mal im Ernst, wer denkt sich solch eine Räuberpistole aus, um sich aus seinem gelangweilten und frustrierten Alltag zu stehlen? Es soll tatsächlich Menschen geben, die meinen, wenn sie alles hinter sich lassen und irgendwo mit weisser Weste neu anfangen, wäre die Vergangenheit ad acta gelegt. Ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht, denn am Ende holt einen die Vergangenheit immer wieder ein. So auch in diesem Roman. Allein schon die Sisyphusarbeit, an wirklich alle Eventualitäten zu denken und möglichst keine Spuren zu hinterlassen, wenn man verschwinden will. Der Autor lässt den Leser teilhaben an all diesen verqueren Gedanken seines Protagonisten, wobei man oftmals ungläubig schluckt oder einen Lachanfall unterdrücken muss. Doch was beim Rotwein gilt, ist auch hier der Fall: das letzte Glas war wahrscheinlich schlecht, denn der Katzenjammer kommt bestimmt. Die Vielzahl von witzigen Ideen lässt Langweile aufkommen, besser ein paar wenige, als den Leser zu überfordern wäre hier die Devise. Trotz allem weiss der Autor den Leser zu unterhalten, denn auch die ganzen nicht aufgearbeiteten Probleme des Ehelebens werden hier thematisiert und lassen Verständnis für Arthur und Afra erwachsen.
    Die Charaktere sind sehr lebendig in Szene gesetzt und wachsen dem Leser mit ihren Ecken und Kanten sowie ihren Problemen schnell ans Herz. Arthur ist ein vom Leben und der Ehe frustrierter Mann, der sich einfach etwas Aufregung und Zufriedenheit wünscht. Ehefrau Afra ist eine ruhige und verständige Person, in der allerdings auch der Frust brodelt, denn das Nebeneinanderher leben geht auch ihr an die Nerven. Interessant ist, wie sehr Arthur seine eigene Frau unterschätzt, denn sie entpuppt sich als recht clevere Zeitgenossin, die ihren Mann besser kennt als er sie. Arthurs Golfbuddies Joost und Wouter sind zwei ausgefuchste Kaliber, ohne die Arthur sang- und klanglos untergegangen wäre mit seinen Plänen. Aber auch Toon oder Stijn drücken der Handlung ihren Stempel auf.
    „Lieber Rotwein als tot sein“ ist ein rundum sehr amüsanter Roman über den komplizierten Aufbruch in ein neues Leben, wenn man die Vergangenheit nicht loswird. Kurzweilig zu lesen und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 13.10.2019

    Ganz knapp an den fünf Sternen vorbeigeschrammt mit den Tücken des gemeinsam glücklich Altwerden

    Als Afra das Lied »Ein Mann weiss erst, was er verloren hat, wenn sie weg ist.« trällert, weiss sie noch nicht welchen Gedanken sie bei ihrem frustrierten Ehemann Arthur auslöst. »Spiel das doch auf meiner Beerdigung«, […] »Nein, Arthur, auf meiner Beerdigung. Deine erlebst du schliesslich nicht selbst mit.« »Leider nicht.« Das war der entscheidende Moment. Der Moment, in dem ich dachte: Warum eigentlich nicht? Der Moment, in dem ich zum ersten Mal dachte: Wäre das nicht eine gute Idee“ Denn genau eine solche zu planen ist nun angesagt. „Trostlose Ehe, grossartige Schwiegermutter verstorben, Job losgeworden“, dreiundzwanzig Jahre im Toilettenpapiervertrieb, fast ebenso lange eher unglücklich im selben Reihenhaus eines Örtchens nahe Amsterdam, damit ist jetzt Schluss. So tun wie wenn und sich dann einen schönen Lebensabend irgendwo im Süden machen, die ultimativ gute Idee.

    Als Leser lernt man Arthur Ophof kennen, erfährt von seinem Frust. Anfangs auch noch bei der Arbeit, begleitet man ihn mit seinen Freunden zum Freitagsgolf und muss dann die Kündigung und auch den Tod der geliebten Schwiegermutter mit ihm durchstehen. Gleichzeitig bekommt man eine gute Vorstellung davon, wie sehr er und seine Ehefrau sich auseinandergelebt haben und ganz klar gilt es auch das Ableben, die Beerdigung und vor allem auch die Zeit danach gründlich zu planen und vorzubereiten.

    Der Äusserst kurzweilige Sprachstil des Autors macht wirklich Spass und man darf hier teilweise Tränen lachen. Immer wieder bitterböse Kommentare, „Einen Herzanfall wünscht man keinem, aber wenn denn unbedingt einer verteilt werden soll, dann ist mein Schwiegervater Piet schon ein prima Kandidat.“, ab und an auch etwas makaber, „Ich will auch absolut nicht unter oder über jemandem begraben werden. Ich weiss, dass das Unsinn ist, aber ich finde den Gedanken einfach nicht schön. So ein Sarg über einem fängt vielleicht doch mal ein bisschen an zu lecken. Ich will ein eigenes Grab, auch wenn das teurer ist.“ und auch so mancher schräge Gedanke „Seit ich mir vorgenommen habe, meine eigene Beerdigung zu organisieren, sehe ich Trauerfeiern mit anderen Augen. Sogar dieses Begräbnis eines toten Meerschweinchens rührte mich. Irgendwie wäre es schön, wenn ich auch einen Gartenzwerg mit Schubkarre auf meinem Grab hätte. Einen mannshohen Gartenzwerg.“, garantieren hier jede Menge Lesevergnügen.

    „Ich beschäftige mich zu viel mit Kremierungen und Beerdigungen.“, das trifft das Jahr der Vorbereitungen das sich dem Entschluss anschliesst, mehr als perfekt. Vieles fand ich wirklich interessant. So wusste ich z.B. nicht, dass beim Verbrennen grosse Knochen übrigbleiben und es gilt, „Die würden ja in der Urne herumklötern, weswegen die Reste in die Knochenmühle müssen, wo sie zu schöner feiner Asche vermahlen werden.“ Allerdings ist mir das dann irgendwann fast ein wenig viel der zur Vorbereitung angeschauten Reportagen und Museumsbesuche geworden. „ Immer wieder kommen mir neue Ideen. Man könnte nach der Beerdigung Tassen, Käppis und T-Shirts mit dem Porträt des Verstorbenen verkaufen, um ein bisschen von den Kosten reinzuholen. Und Stofftaschentücher. Aber die müsste man wohl erst einmal waschen, denn sonst saugen sie ja die Tränen nicht auf. ….“, Arthur kommt schon auf so manchen schrägen Gedanken. Klar alle witzig, pointiert formuliert, für sich genommen zum Lachen und Schmunzeln, aber in der Mitte der Geschichte hat sich bei mir irgendwann eine kleine Länge eingestellt, da hatte es den Reiz des Neuen ein wenig verloren, ausserdem wollte ich endlich wissen, was aus seinem Plan und seiner Ehe mit Afra werden wird. Richtig ans Buch gefesselt habe ich dann erst wieder weitergelesen, als es gegen Ende darauf hin zuging. Aber ich habe stets gerne gelesen, denn ganz oft hat der Autor mir nicht nur Lachtränen beschert, sondern konnte mich auch tief berühren. Haben mir doch Sätze wie „Nur bei einer Gelegenheit kuschelt er sich an mich, wenn er ins Bett kommt. Nämlich wenn er kalte Hände hat. Später habe ich noch mal über den Hund nachgedacht. Es würde wirklich keinen grossen Unterschied machen, wenn ich Arthur gegen einen Hund eintauschen würde. Einen Labrador oder einen Stabij zum Beispiel.“ oder auch „Die Zeit hat ganz schön grosse Löcher in den Mantel unserer Liebe gefressen. Wir ignorieren einander im Allgemeinen, bis irgendwann die Grenze der Gereiztheit überschritten ist. Dann werden wir sarkastisch….“, einen regelrechten Stich im Herzen versetzt. Wenn ich ehrlich sein muss, habe ich auch immer ein wenig gehofft, dass sich bei den ganzen Vorbereitungen vielleicht doch so etwas wie wiederentdeckte Liebe einstellt, denn ganz egal sind sich die beiden nicht, das wird deutlich spürbar.

    Arthurs Plan ist schräg ganz klar, aber irgendwie mochte ich ihn und konnte ihn kein bisschen für seinen ja teils fiesen Plan, der Afra so hintergeht, hassen oder gar richtig verurteilen. Ich habe eher mit ihm und seiner Frau unter dem frustrierten Zusammenleben gelitten. Beide sind wirklich toll dargestellt und mir hat äusserst gut gefallen, dass auch Afra in zwischengeschobenen Kapiteln immer wieder zu Wort kommen darf und ihre Perspektive deutlich machen kann. Sie ist nicht blind und weiss sehr gut, was ihr Arthur so treibt, wenn auch hier nicht genau was hinter seinem seltsam, nachgiebigen Verhalten steckt. Joost und Wouter, die beiden eingeweihten Golffreunde sind raffinierter und sicher auch durchtriebener als Arthur selbst, ohne deren tatkräftige Unterstützung wäre es sicher beim Planen und Träumen geblieben. Lehrer Stijn der Golferfreunde wird nicht eingeweiht. Sicher auch besser so, denn er ist ein empfindlicheres Pflänzchen, das einiges einstecken muss und ein gutes Gegengewicht zu den anderen beiden bildet. Besonders amüsiert habe ich mich auch über Maskenbildner Toon, der Arthur für sein weiteres Leben Pferdeschwanz und Warze verpassen will und Bestatter Hummel, der sichtlich die Hosen voll hat, zu blöd nur, dass Joost ihn so im Griff hat.

    Alles in allem eine witzige Geschichte, die mit vielen berührenden Momenten vom Alt werden und von der Suche nach dem Glück im Leben erzählt und bei mir ganz knapp an fünf Sternen vorbeischrammt. Aber sehr gute vier sind mehr als verdient und eine Leseempfehlung ist der Roman auf jeden Fall wert.

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