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  • 5 Sterne

    15 von 21 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    nicigirl85, 05.02.2020

    Als Buch bewertet

    Titel: Wer war mein Vater?

    Der mysteriöse Titel und der spannende Klappentext liessen mich bei diesem Buch aufhorchen, weshalb ich es dann gespannt las und regelrecht überwältigt wurde.

    In der Geschichte geht es um Johanna, die ohne ihren Vater aufgewachsen ist. Nun ruft er an, doch was will er eigentlich von ihr? Und was ist damals wirklich geschehen? Hat er die Familie tatsächlich verlassen oder steckt ein ganz anderer Grund dahinter?

    Johanna fungiert als Ich- Erzählerin und man erlebt ihre Gefühls- und Gedankenwelt sehr intensiv mit. Ich liebe gerade so eine Perspektive, weil man so noch mehr an der Hauptfigur dran ist. Johanna ihre Probleme habe ich direkt verstanden, denn wer möchte nicht seine Wurzeln kennen? Auch die Suche nach Liebe und Geborgenheit war hier für unsere heutige Zeit sehr passend dargestellt. Besonders gefallen hat mir ihre Ausdrucksweise, ganz einfach weil bei uns daheim genauso gesprochen wird. Das hat man eher selten, dass statt Hochdeutsch mal Ostdeutsch zum Tragen kommt. Da war bei mir direkt ein Wohlfühlgefühl beim Lesen da.

    Die eigentliche Handlung wird immer mal unterbrochen von vermeintlichen Stasiakten. Der Autorin ist es sehr gut gelungen mich an der Nase herumzuführen. Beim Lesen der Aktenauszüge hatte ich persönlich ein eher mulmiges Gefühl, weil die echten Akten ja wirklich durch Bespitzelung gefüllt worden sind.

    Richtig klasse fand ich zudem das Einbinden vom Strassenbahnfahrten und wie dies so abläuft. Auch wenn der Job sicher wenig Romantisches hat, so ist er dennoch wichtig. Ich bin ab und zu in Berlin und einige Strecken kamen mir direkt bekannt vor.

    Die DDR Witze von Ausbilder Reiner versteht man wahrscheinlich nur, wenn man in dieser Zeit gelebt hat. Bei längerem Nachdenken habe ich sie zwar verstanden, aber das Lachen bleibt einem irgendwie im Halse stecken.

    Das offene Ende hat mich zunächst etwas verwirrt. Am liebsten hätte ich Johanna den Brief aus der Hand gerissen, um alles zu erfahren. Aber nach einer kleinen Bedenkzeit ist diese Lösung für mich auch in Ordnung, da man als Leser sich deswegen seine eigenen Gedanken machen kann und sich vielleicht auch noch etwas längr mit dem Roman beschäftigt.

    Vom Schreibstil hat mich Frau Fürstenberg übrigens enorm an Simone Lappert erinnert, deren Roman "Der Sprung" ich ebenfalls verschlungen habe.

    Fazit: Mit Begeisterung habe ich dieses Buch gelesen und kann es uneingeschränkt weiterempfehlen. Spitzenklasse!

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 23.09.2016

    Als Buch bewertet

    Johanna ist ohne Vater grossgeworden. Der hat sich kurz vor dem Mauerfall davon gemacht. Nun ist Johanna Anfang zwanzig und wohnt in Berlin. Dort macht sie eine Ausbildung zum Strassenbahnfahrer, obwohl die Mutter gerne gehabt hätte, dass sie studiert. Johanna ist zu Besuch bei ihrer Mutter in der Uckermark, als ihr die Mutter sagt, dass ihr Vater Jens eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Bei Johanna entsteht ein Gefühlschaos, schliesslich kennt sie ihren Vater nicht, der seit einer Postkarte kurz nach seinem Verschwinden sich nicht mehr gemeldet hat. Doch ihre Neugier siegt. Sie hat so viele Fragen. Jens liegt sterbenskrank in einem Berliner Krankenhaus. Als Johanna sich dazu aufgerafft hat, ihn zu besuchen, erlebt sie eine Überraschung. Sie hat eine Halbschwester.
    Obwohl die Geschichte sich sehr angenehm lesen lässt, hat sie mich nicht so sehr angesprochen.
    Johanna ist aufgewachsen mit der Version ihrer Mutter über das Verschwinden von Jens. Nun lernt sie noch andere Sichtweisen darüber kennen. Ihre Halbschwester Antonia berichtet aus ihre Warte und die Grossmutter Hilde hat sowieso ihre höchst eigene Sicht auf die Dinge. Was ist wirklich geschehen?
    Die Personen und das ganze Umfeld sind sehr gut und authentisch beschrieben. Die Geschichte wird immer wieder durch Protokolle und Berichte unterbrochen. Lange konnte ich damit nichts anfangen.
    Johanna ist sympathisch und trotzdem kann ich ihr Verhalten nicht wirklich nachvollziehen. Dass sie mehr über Jens wissen will, ist verständlich, aber sie bastelt sich da etwas zurecht und das kommt mir doch seltsam vor. Ihr Weg zu ihrem Vater ist gleichzeitig auch ein Weg zu sich selbst.
    Vieles bleibt so undeutlich und lückenhaft, dass ich meine Version der Geschichte bilden muss.
    Das Buch ist nicht schlecht, konnte mich aber nicht so wirklich packen.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 08.09.2016

    Als Buch bewertet

    Johannas Vater verschwand am 4.10.1989, kurz vor der Wende, da war sie 2. Sie ist 19, als er sich plötzlich bei ihr meldet. Für sie ist er nicht Papa oder Vater, sondern Jens - er war ja nie da, aber sie hat ihn auch nicht vermisst. „Er ist wie der geflügelte Tiger auf der Landkarte, ein Fabelwesen aber trotzdem irgendwie da.“
    Natürlich hat sie sich so ihre Gedanken gemacht, was damals passiert ist. Ist er wirklich in den Westen abgehauen, wie ihre Mutter erzählt? Oder wurde er gar bei einem Fluchtversuch erwischt und verhaftet? Aber warum hat er sich nie gemeldet? Das wird plötzlich die zentrale Frage in Johannas Leben ...
    Dabei ist dieses auch so schon aufregend genug. Sie macht gerade eine Ausbildung zur Strassenbahnfahrerin in Berlin – wo auch ihr Vater wohnt, mit Blick auf einen Mauerrest, soviel hat er ihr am Telefon erzählt. Johanna könnte ihn also jederzeit treffen, ohne ihn zu (er)kennen.
    Auch Johannas Beziehung zu ihrer Mutter ist heikel, beide wollen jeweils das Leben der anderen ändern, aber nicht ihr eigenes. Sie reden nicht wirklich miteinander und bei Fragen bekommt Johanna von ihr Ratgeber oder Bücher, nie einen Rat. Wobei, das stimmt nicht ganz, einen gibt sie ihr doch: „Und vielleicht hörst du mal auf, nach hinten zu schauen, und schaust stattdessen ein bisschen nach vorne.“
    Zudem hat Johanna eine Affäre mit Karl, einem Kollegen. Auch er ist vaterlos, das verbindet sie seines Erachtens. Karl weiss, was er im Leben will – reisen, so viel und so weit wie möglich, eine Heimat suchen. Johanna sieht das anders: „Vielleicht muss man, um sich zu Hause zu fühlen, einfach lange genug an einem Ort bleiben ...“

    Das Buch ist wie „Nach-Hause-Kommen“ – es fühlt sich vertraut an und bereitet doch Herzklopfen. Ich kenne Berlin, mein Bruder wohnt mitten auf dem ehemaligen Grenzstreifen, im Hof ist ein Gedenkstein. Manchmal reden wir darüber und es ist immer noch unwirklich.
    Den Oberuckersee und die Umgebung, wo Johann aufgewachsen ist, kenne ich ebenfalls, mein Mann hat lange in Prenzlau gelebt.
    Jens ist ein typischer DDR-Name, „Sonnenallee“ mein Lieblingsfilm und die erwähnte DDR-Musik kann ich sofort mitsummen.
    Die Geschichte ruft bei mir eine echte Gänsehaut hervor! Und sie macht nachdenklich, wirkt stellenweise surreal, wirft Fragen auf:
    Steht die Strassenbahn für Johannas Ziellosigkeit im Umgang mit Jens und ihrer Suche nach festen Strukturen im Leben?
    Die immer wiederkehrende Badewanne bzw. blaue Zinkwanne: Steht sie für das Abwaschen von etwas? Ärger, Wut, Einsamkeit?! Die Geschichte geht viel tiefer, als es auf den ersten Blick scheint.

    Als ich die „Familie der geflügelten Tiger“ zu Ende gelesen hatte, habe ich mich erst mal geärgert: es hat mir nicht gefallen, zu viele Fragen sind offen geblieben. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto logischer wurde es. Johanna ist endlich angekommen. Sie muss nicht alles wissen: „In einer Familie gibt es keine Wahrheit, es gibt nur Geschichten.“
    Manchmal muss man einfach nach vorn schauen und mit der Vergangenheit abschliessen ...

    Der Roman ist angenehm unauffällig und zurückhaltend, (be)wertet nicht, will nicht überzeugen. Er ist leise, aber nicht anschmiegsam, nichts für zwischendurch sondern regt zur Reflexion an. Durch ihn hab ich wieder an meine Kindheit und Jugend (in der DDR) gedacht, mich erinnert. Es hat Spass gemacht zu überlegen, wie wir eigentlich zu dem geworden sind, was wir jetzt sind.

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