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  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 19.05.2017

    „...Im Halbschlaf lösten sich Schatten aus der Dunkelheit. Meine Mutter winkte mir zu. Komm, schien sie zu sagen, ich nehme dich an die Hand und wir gehen noch einmal den Weg, den wir damals gegangen sind...“
    Eine junge Frau reist 1972 beruflich nach Paris. Doch innerlich hofft sie, dort Hanno wiederzusehen, den Freund ihrer Jugend. Sie sieht ihn zwar, aber zu einer Begegnung kommt es nicht. Am Abend fallen die Sätze, die ich zu Beginn zitiert habe.
    Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1945. Sophie ist drei Jahre und erlebt das Kriegsende in einem Dorf bei Görlitz. 1948 holt sie die Mutter an den Niederrhein, wo der Vater auf die Familie wartet. Dort verlebt sie ihre Kindheit. Dann aber zieht eine neue Familie in den Ort.
    Die Autorin hat in ihrem Buch zwei unterschiedliche Lebensbilder miteinander verknüpft. Sie zeichnet gleichzeitig ein vielschichtiges Bild der Nachkriegszeit. Die Geschichte lässt sich gut lesen und regt zum Nachdenken an.
    Das Geschehen wird von Sophie erzählt. Die Begegnung mit Hanno wird ihr ganzes Leben prägen. Sie will nicht ohne ihn sein. Aber die Gräben, die sie trennen, sind tief. Hanno ist Jude. Seine Eltern haben die Hölle von Auschwitz überlebt. Doch diese Zeit überschattet ihr zukünftiges Leben. Hanno selbst hat diese Jahre in England bei einer Tante verbracht.
    Der Schriftstil des Buches ist ausgefeilt. Das braucht es bei dem Thema auch. In der Schule trifft Hanno auf eine Lehrerin, die noch nicht in der neuen Zeit angekommen ist. Anfangs verletzt sie den Jungen mit brutalen Worten, später sind es subtile Stiche, die Wunden hinterlassen. Für mich unverständlich war das lange Schweigen der Erwachsenen. Schuldgefühle werden verdrängt. Währenddessen wächst eine sanfte Zuneigung zwischen Sophie und Hanno. Aber die Vergangenheit stellt sich immer wieder zwischen sie. Einige Bewohner lassen Hannos Familie ihre Abneigung spüren, andererseits macht der Hass von Hannos Vater auch vor den Kindern nicht Halt. Einer der stilistischen und inhaltlichen Höhepunkte ist der Brief von Ursel. Sie war in Berlin die Freundin von Sophies Mutter – und Jüdin. Ihren Eltern war es gelungen, mit dem Kind nach Chile auszuwandern. Als Arzt konnte sich ihr Vater dort ein neues Leben aufbauen. Der Brief ist vielschichtig. Hier wird in wenigen Zeilen wiedergegeben, wie es sich anfühlt, wenn man die Heimat unfreiwillig verlassen muss und immer wieder Todesnachrichten von Angehörigen bekommt.
    Hanno und Sophie kommen mir im Verlaufe der Geschichte immer mehr als Getriebene vor. In Hanno steckt eine Rastlosigkeit, die ihn keine Ruhe finden lässt. Selbst bei seiner Arbeit als Arzt fragt er sich, ob er die Entscheidungen, die er fällen muss, fällen kann. Das Bild des KZ-Arztes wird ihn sein Leben lang begleiten. Er kennt ihn aus den Gesprächen der Eltern, die eigentlich nicht für ihn bestimmt waren. Bei Sophie sieht die Situation anders aus. Sie hat in Berlin Arbeit und Heimat gefunden. Allerdings ist sie nicht bindungsfähig. Für sie gibt es nur Hanno. Sie kann sich nicht von ihm lösen, auch wenn sie tausende Kilometer trennen.
    Was mich betroffen gemacht hat, sind die Widersprüche, die in der Nachkriegszeit offen zutage treten. Sophies Oma öffnet den Flüchtlingen aus dem Osten Haus und Keller. Am Niederrhein erlebt Sophie, dass die Hausbesitzerin mit kleinen Schikanen die Familie ihre Abneigung spüren lässt. Die offene Feindseligkeit der katholischen Bevölkerung gegenüber den evangelischen Ankömmlingen ist für mich nicht nachvollziehbar. Sie überschattet Sophies Kindheit, denn oft spürt sie, dass sie nicht dazu gehört. Das Kriegsende hat in den Köpfen nur wenig geändert. Man ist zwar entnazifiziert, doch in vielen regiert noch der alte Geist.
    Das gelbe Cover mit der einzelnen Kastanienblüte weckt Interesse. Diese Kastanienblüte zieht sich an vielen Stellen als Bild der Beständigkeit, aber auch der Veränderung – je nach Sichtweise – durch die Handlung.
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, darzustellen, wie sehr erlebte Verletzungen nicht nur das Leben des Verletzten, sondern unter Umständen auch das der folgenden Generation prägen.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 08.06.2017

    Bettina Klusemann schildert in ihrem Buch die deutsche Nachkriegszeit. Vor allem schildert sie das Schweigen und Verdrängen der Nazi-Gräuel sowie den nach wie vor verbreiteten Antisemitismus der Menschen.
    Zwei Kinder, die aus Sachsen geflüchtete Sophia und der Jude Hanno, begegnen einander in der Schule. Anders als in den meisten Familien erhält Sophia viele ihrer Fragen zu Hitler beantwortet.
    Die beiden werden älter und ihre Lebenswege berühren einander und trennen sich wieder. Hanno führt das unstete Leben eines "Wanderjuden" und reisst Sophia, die eine recht ungesunde Obsession zu ihm entwickelt hat, mit in seinen persönlichen Abgrund.
    Meine Meinung:
    Die Schilderung der Kriegs- und Nachkriegsumgebung ist der Autorin gut gelungen. Besonders die Situation von Hannos jüdischer Familie sowie die Grausamkeit der Schulkinder Hanno gegenüber, ist glaubwürdig dargestellt.
    Die kindliche bzw. jugendliche Sophie kann ich auch noch verstehen. Aber, dass sich sie sich als Erwachsene in diese Abhängigkeit von Hanno begibt, versteh' ich nicht ganz. Sie kreist wie ein Trabant um Hanno. Der tut und lässt, was ihm gerade gefällt. Nicht alles kann man mit seinen Erlebnissen in der Nazizeit entschuldigen.
    Warum sich Sophie beinahe schon pathologisch an Hanno hängt, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Hier hätte ich mir persönlich noch ein paar erklärende Seiten gewünscht. Daher nur drei Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Vampir989, 21.05.2017

    Vampir989 vor einem Augenblick Vampir989 (0)
    Klapptext:
    Die Kinder Sophie und Hanno finden in der Nachkriegszeit am katholischen Niederrhein zueinander. Hannos Eltern haben Auschwitz überlebt. Noch ist der Geist des Nationalsozialismus überall deutlich spürbar. Die Familien kämpfen gegen Ablehnung und Vorurteile, an denen Hannos Vater zerbricht. Er nimmt sich das Leben. Für Hanno beginnt eine rastlose Zeit des Suchens nach Identität. Als aus der kindlichen Freundschaft Liebe wird, hofft Sophie auf eine gemeinsame glückliche Zeit. Wird Hanno ihr diesen Wunsch erfüllen können? Sophie gibt die Hoffnung nicht auf.

    Wir lesen hier eine Geschichte von zwei Menschen aus der Nachkriegszeit.Es geht um Sophie und Hanno.Erzählt wird diese aus der Sicht von Sophie.
    Mich hat das Buch von Anfang an sehr beeindruckt.Der Schreibstil ist leicht und flüssig.Man kommt mit dem Lesen sehr gut voran.Die Seiten fliegen nur so dahin.Einmal angefangen mit Lesen möchte man gar nicht mehr aufhören.
    Die Protoganisten wurden uns sehr gut beschrieben und ich konnte Sie mir bildlich gut vorstellen.Durch die sehr guten Recherchen der Autorin erhalten wir viele Informationen und Wissenswertes über die schwere Zeit nach dem Krieg.Die Menschen hatten zu kämpfen mit Not,Hunger,Elend,Krankheiten und Judenhass.Speziell auf das Thema "Juden " geht die Autorin besonders ein und versucht es uns nahe zu bringen.Sehr realistisch und authentisch erzählt Sie uns wie dieses Menschen teilweise abwertend ,grausam und brutal behandelt wurden.Und dies auch noch nachdem der Krieg beendet war.Das hat mich tief bewegt und sehr berührt.Gut gefallen hat mir,wie die Autorin die Entwicklung und Beziehung zwischen Hanno und Sophie beschreibt.Geprägt von unterschiedlicher Herkunft,war diese nicht immer leicht.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich wurde in eine Zeit verführt die sehr schwer war.Es war interessant darüber zu lesen und ich wurde zum Nachdenken angeregt.Für geschichtsinteressierte Leser ist diese Lektüre sehr zu empfehlen.

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