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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    https://lieslos.blog/, 06.11.2020

    Die Spur des Schweigens (Amelie Fried)

    Die ca. 40-jährige Julia Feldmann arbeitet als freie Journalistin bei einem Gesundheitsmagazin.
    Sie kämpft sich durch den Alltag, findet die Beschäftigung mit Venenleiden nicht besonders reizvoll, hangelt sich von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob und träumt vom Durchbruch und von DER Enthüllungsstory schlechthin.

    Auch das aktuelle und private Drumherum ist nicht ganz leicht. Beziehungstechnisch läuft es alles andere als vielversprechend, ihre Mutter wird zunehmend dement und ihre Wohnung wurde ihr wegen Eigenbedarf gekündigt.
    Und was dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist, dass ihr Bruder Robert vor ca. 12 Jahren nicht von seinem Trekkingurlaub in Norwegen zurückkam. Niemand hat eine Ahnung von dessen Verbleib oder Schicksal.
    Er ist seither verschwunden. Niemand weiss, ob er überhaupt noch am Leben ist.
    Der Verlust begleitet sie schmerzlich und immer wieder wird sie von Erinnerungen eingeholt und Gefühlen übermannt.

    Eines Tages erhält Julia einen Hinweis, der ihren journalistischen Wissensdurst wecken könnte, der sie zunächst aber nicht besonders neugierig macht, weil sie der Thematik des Hinweises überdrüssig ist:
    Es geht um sexuelle Belästigung und sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz.
    Julia ist schlicht genervt von dem öffentlichen Rummel, der um dieses Thema gemacht wird und steht ihm eher skeptisch gegenüber.

    In einem renommierten Forschungsinstitut soll es zu Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch gekommen sein.
    Schliesslich meldet sich eine Betroffene bei ihr und spätestens, als sie den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt und vom Suizid einer chinesischen Studentin erfährt, sind ihre journalistischen Antennen ausgefahren.
    Noch ahnt sie nicht, dass genau dieser Auftrag ihrem Leben eine drastische Wende geben wird, dass sie dunkle Familiengeheimnisse aufdecken und ihrem Bruder, der an diesem Institut gearbeitet hat, auf die Spur kommen wird.

    Obwohl sie zunächst auf eine Mauer des Schweigens stösst, bekommt Julia nach und nach eine Ahnung davon, was im Institut vor sich geht.
    Sie spürt bei ihren Nachforschungen fragwürdige Machenschaften auf und entdeckt Machtmissbrauch, Geheimnisse, Schweigen und Vertuschung.

    Sie fragt sich, ob die Frauen wirklich belästigt wurden, oder ob es sich in Wahrheit um ein Komplott gegen die Führungskräfte handelt.

    All das kann sie mit einer gewissen Distanz und Nüchternheit betrachten, aber als sie mehr oder weniger zufällig eine unfassbare und bestürzende Spur zu ihrem verschollenen Bruder wittert, ist sie im Nu persönlich involviert und betroffen.

    Steht Robert mit dem Suizid einer chinesischen Doktoranden in Verbindung?
    Was ist mit ihrem Bruder passiert?
    Lebt er noch, musste aber untertauchen, weil er sich etwas zu Schulden kommen liess oder weil er zu viel wusste?
    Hat er sich suizidiert?
    Wurde ihm etwas angetan?
    Hatte er einen Unfall?
    Warum wurde seine Leiche nie gefunden?
    Hat sie sich all die Jahre etwas vorgemacht?
    Was hat sie übersehen?

    Die Trauerverarbeitung konnte und kann wegen all dieser offener Fragen noch nicht abgeschlossen werden.

    Neben der Journalistin Julia lernen wir auch die private Julia kennen, die sich um ihre demenzkranke Mutter kümmert, die zwei zuverlässige Freundinnen, Kathrin und Nina, hat und die den Verlust ihres Bruders Robert, den wir in Rückblenden kennenlernen, noch nicht verwunden hat.

    Abwechselnd und mühelos tauchen wir in zwei Handlungsstränge ein, wobei wir immer die ca. 40- jährige Protagonistin Julia begleiten:
    Einerseits im Kontext ihrer tragischen Familiengeschichte und andererseits vor dem Hintergrund ihrer journalistischen Tätigkeit.
    Wir verfolgen eine turbulente Entwicklung im privaten und skandalöse Entdeckungen im beruflichen Bereich.

    Amelie Fried zeichnet ihre Protagonistin in all ihrer Komplexität, Vielschichtigkeit und Unzulänglichkeit.
    Wir lernen ihre sympathischen, selbstdestruktiven und weniger reizvollen Seiten kennen und es fällt leicht, mit ihr zu fühlen, zu hoffen, zu leiden und sich mit ihr zu freuen.
    Julia ist eine Person aus Fleisch und Blut mit Ecken und Kanten.
    Auch die anderen Personen und die geschilderten Geschehnisse werden authentisch und realitätsnah dargestellt.

    Sehr gelungen empfinde ich, dass die MeToo-Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und überhaupt nicht platt und klischeehaft dargestellt wird und dass Tagebucheinträge eingestreut werden, die die Geschichte noch abwechslungsreicher machen.

    Mir gefällt die gelungene Verwebung von Vergangenheit und Gegenwart sowie die geschickte Vernetzung des MeToo-Themas mit den familiären und persönlichen Belastungen und Herausforderungen der Protagonistin.

    Die Autorin verpackt ein interessantes, wichtiges und aktuelles Thema in einen Unterhaltungsroman, der sich flüssig, einfach und leicht lesen lässt und aufgrund seines eindringlichen Schreibstils enorm fesselt, so dass man ihn in einem Rutsch weglesen kann.

    „Die Spur des Schweigens“ erfüllt sicher keine hohen literarischen Erwartungen, ist aber unterhaltsam und entspannend. Es ist ein intensives und kurzweiliges Leseerlebnis.

    Auf die Frage nach dem Genre würde ich antworten, dass es sich hier um eine Familiengeschichte mit Krimielementen handelt, die das brandaktuelle und sensible Sujet „sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ aufgreift und weitere wichtige gesellschaftspolitische und soziale Themen, wie Demenz, Alkohol als Selbstmedikation, Bindungsängste, Machtmissbrauch, soziale Medien als Platform für Anfeindungen und Demütigungen, Probleme junger Ausländer mit unserer Kultur oder Schwierigkeiten einer alleinerziehenden Mutter, streift.
    Trotz dieser thematischen Vielfalt wirkte der Roman, in dem man auf Schritt und Tritt Geheimnissen und Tabus begegnet, auf mich nicht überladen, sondern eher wie das echte Leben, in dem es ja auch keine Begrenzung der Themenvielfalt gibt.

    Die Autorin hat sich an viele heikle Themen herangewagt, sie differenziert beleuchtet und unterhaltsam verpackt.

    Es ist ein ideales Buch für ein verregnetes Wochenende!
    Spannend, packend, unterhaltsam, informativ und mit überraschenden, unvorhersehbaren Wendungen,

    Amelie Fried packt ein heisses Eisen an und setzt sich differenziert mit dem hochaktuellen und brisanten Thema sexuelle Gewalt auseinander. Dabei beleuchtet sie auch die vielfältigen Fragestellungen und Probleme, die damit einhergehen:
    Anfeindungen, Scham- und Schuldgefühle des Opfers , Traumatisierung und Selbstzweifel.
    Sie geht dabei auch auf die inneren Hemmnisse ein, die es für die Betroffenen zu überwinden gilt, bevor sie das Trauma hinter sich lassen, Anklage erheben oder an die Öffentlichkeit gehen können.

    Lesenswert!

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  • 5 Sterne

    ilse l., 17.11.2020

    Verifizierter Kommentar

    Amelie Fried versteht es, dieses Thema der "Übergriffe" so aufzuzeigen, um der Schwierigkeit der Wahrheitsfindung auf die Spur zu kommen und berührt die Emotionalität des Alleingelassen Werdens. Zeigt aber auch die Stärke, nach Aussen aufzutreten und andererseits den Zusammenhalt zu unterstreichen....

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  • 4 Sterne

    Anni, 27.09.2020

    Ich habe sofort ins Buch hineingefunden.

    Julia ist eine mässig gute freie Journalistin die sich so durchs Leben schlägt. Ihr Bruder Robert ist seit Jahren Spurlos verschwunden woran Ihre Familie letzlich zerbrochen ist und auch ein Stück von Julia selbst. Seither konnte oder vielleicht wollte Sie keine einzige Beziehung die sie zu Männern hatte, aufrecht erhalten.

    Julia hat dennoch zwei gute Freundinnen die sie versuchen im Leben etwas auf andere Gedanken zu bringen. Das hat zur Folge, dass Julia plötzlich einen Salsa Kurs macht, auf den sie eigentlich keine Lust hat. :-)

    Als sie ihren Freund und Chef Chris um irgendeinen Auftrag bittet den sie machen kann, ahnt sie noch nicht was dies für folgen haben wird. Plötzlich befindet sie sich in einer Story die mit mögliche sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut zu tun hat. Wie soll sie das nur hinbekommen. Als sie versucht Kontakt auf zu nehmen mit Btroffenen, stösst Julia auf eine Mauer des Schweigens, da die Frauen Angst vor dem Beschuldigten Jens Höger sowie ihren Job haben.

    Wird Julia die Story überhaupt schreiben können? Schafft sie es irgend jemanden zum Reden zu bringen?

    Und zwischen diesen ganzen Chaos hat sie auch noch selbst probleme mit einem Mann,den sie selbst nicht an sich hetran lassen will, da sie Angst hat ihn eh wieder zu vergraueln.

    Also seit gespannt auf deises Buch ich kann es wärmstens empfehlen.

    Ps: Das Ende hätte ich etwas anders ertwartet aber man kann nicht immer das bekommen was man sich wünscht. :-)

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  • 5 Sterne

    3 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 02.09.2020

    Julias Bruder verschwand vor zwölf Jahren bei einem Trekkingunfall in Norwegen, ein Ereignis, das die ganze Familie aus der Bahn geworfen hat. Eine Trauer und ein Abschluss mit dem Verlust war bisher nicht möglich, da immer noch die Hoffnung bleibt, dass Robert überlebt haben könnte. Julia erträgt die Ungewissheit nur schwer, kann keine langfristigen Beziehungen eingehen, ertränkt ihre Sorgen im Alkohol und schlägt sich als freie Journalistin bei einem Gesundheitsmagazin so durch. Artikel über Venenleiden können ihren journalistischen Ehrgeiz nicht wecken, weshalb sie den Chefredakteur um eine reizvollere Aufgabe bittet. Dieser stösst sie auf ein Forschungsinstitut, in dem es zu sexuellen Übergriffen auf Studentinnen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen gekommen sein soll. Julia sah die Metoo-Debatte bisher kritisch, beginnt jedoch mit Recherchen an dem Institut, in dem auch ihr Bruder als Assistent gearbeitet hatte. Sie stösst zunächst auf eine Mauer des Schweigens, bis sich ihr eine der chinesischen Mitarbeiterinnen öffnet, jedoch anonym bleiben möchte. Je tiefer Julia bohrt, desto grössere Ausmasse nimmt die Story an, mit der Julia nicht gerechnet hätte.

    "Die Spur des Schweigens" greift ein Thema auf, das immer wieder Schlagzeilen in den Medien macht und ist deshalb brandaktuell. Es geht um sexuelle Übergriffe auf Frauen im Berufsleben und den Druck der von Vorgesetzten ausgelöst wird, um Frauen an einer Karriere zu hindern. Bei den Übergriffen kann es sich um scheinbar harmlose Sprüche, aber auch um angrapschen bis hin zu Vergewaltigungen handeln. All dies soll sich über die Jahre in dem Forschungsinstitut ereignet haben, ohne dass sich eine Frau getraut hätte, dies zur Anzeige zu bringen oder die Vorwürfe waren mit Beschwichtigungen und mittels Versetzungen unter den Teppich gekehrt worden.
    Das Szenario ist realistisch und auch die Charaktere wirken sehr authentisch. Insbesondere in Julia, deren Leben vom Verlust ihres Bruders gezeichnet ist, kann man sich gut hineinversetzen. Durch ihre Recherche wird jedoch auch bewusst, was Frauen im Berufsleben erleben und ertragen müssen und wie schwierig es ist darauf zu reagieren bzw. welche Folgen ausgelöst werden, wenn ein Skandal dieser Art aufgedeckt wird und an die Öffentlichkeit gelangt. Insbesondere der Vorwurf, das Frauen aus Rache solche Gerüchte in die Welt setzen, wiegt schwer und ist einer der wesentlichen Gründe, warum viele Frauen sich nicht trauen, sich zu wehren.

    Die Geschichte ist sehr eindringlich geschildert und bis zum Ende spannend. Sowohl die Recherche für Julias Artikel als auch die Suche nach ihrem Bruder, für die sie durch ihre Recherche neue Hinweise erhalten hat, erzeugen eine Sogwirkung. Durch den Einblick in das Seelenleben der Figuren und durch Julias bewegtes Privatleben berührt der Roman aber auch auf der Gefühlsebene.
    "Die Spur des Schweigens" bietet damit die perfekte Mischung aus emotionalen und spannenden Momenten und greift engagiert ein diskussionswürdiges Thema auf, das nicht nur einseitig beleuchtet wird. Auch die Problematik von gebrandmarkten Männern, die zu unrecht verdächtigt werden, Frauen zu nahe getreten zu sein, findet ihre berechtige Erwähnung.

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  • 5 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ariettas Bücherwelt, 31.08.2020

    Julia auf der Suche nach der Wahrheit


    Die Spur des Schweigens
    Inhaltsangabe Quelle: Heyne Verlag

    Journalistin Julia schlägt sich mühsam als freie Schreiberin durch und träumt von der grossen, investigativen Story. Sie erhält einen Hinweis auf mögliche sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut. Der Me-too-Debatte überdrüssig, geht sie dem Verdacht zunächst nur halbherzig nach. Als sich aber die erste Betroffene bei ihr meldet und Julia den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt, ist ihr Reporterinnen-Instinkt geweckt.

    Am Institut stösst sie auf ein gefährliches Gemisch aus Machtmissbrauch, Schweigen und Vertuschung – und auf eine schockierende Verbindung zu ihrem Bruder Robert, der zwölf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Plötzlich muss Julia sich unangenehme Fragen stellen: Was hat Robert mit dem Selbstmord einer chinesischen Doktorandin zu tun? Warum wurde seine Leiche nie gefunden? Hat sie all die Jahre etwas übersehen?

    Meine Meinung zur Autorin und Buch
    Es ist mein erster Roman von der Autorin Amelie Fried, und ich war angenehm überrascht, von ihrem Schreibstil und Inhalt. Sie greift in dem Buch das Thema sexuelle Übergriffe auf, und wie die Betroffenen vor lauter Angst und Scham schweigen. Sie erlaubt uns tiefe Einblicke in das Seelenleben ihrer Protagonisten. Alles ist so glaub-und Bildhaft ,Authentisch und spannend erzählt, das man das Gefühl hatte ein Teil der Geschichte zu sein. Ein toller und spannender Kriminalroman , der einem Betroffen machte beim Lesen, den was sie uns erzählt geschieht Tagtäglich auf der ganzen Welt, an den Arbeitsplätzen.

    Man spürt wie schwer es Julia als freie journalistin hat. Natürlich träumt sie vom grossen Durchbruch und gefragt sein, in der Welt der Medien. Da ist dann auch noch die schwere Last und Sorge um den vor 12 Jahren totgeglaubten Bruder Robert, der auf einer seiner Trekking Touren spurlos verschwunden ist, der ihr wie ein Mühlstein auf der Seele liegt, und die Sorge um die Mutter.
    Julia glaubt es nicht so richtig, sie waren immer unzertrennlich. Chris der Redakteur, bei der Medizinischen Zeitung, für die Julia schreibt, braucht unbedingt einen Knaller, und bittet sie über das Thema Sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz zu recherchieren. Ausgerechnet landet sie an einem sehr renommierten Forschungsinstitut, bei dem ausgerechnet auch ihr Bruder Robert beschäftigt war. Ich muss zugeben am Anfang hatte Julia nicht viel Lust, und machte ihre Aufgabe sehr halbherzig. Aber langsam wird sie sehr neugierig und Aufmerksam, ihre Journalistische Lust wird geweckt. Auch wenn einige der Betroffenen sich am Anfang in Schweigen hüllen, aus lauter Angst, Verlust des Arbeits- oder Studiumplatzes. Aber auch aus lauter Scham, wird vieles verschwiegen. Besonders die Doktorandinnen , sind die Opfer an dem Johannes-Löwe-Institut , den es würde dem Image der Firma schaden. So, gibt es weiterhin Mobbing, Übergriffe und Missbrauch. Aber Julia lässt nicht locker, sie hat Blut geleckt, und fordert die Frauen auf ihr alles zu erzählen, sie verspricht das sie Anonym bleiben. Was war ich erleichtert als sie die erste der Frauen eine junge Chinesin meldete. Es tun sich unerhörte Dinge auf, besonders der Hauptverdächtige am Institut ein sehr charmanter und Attraktiver Mann, wird auch zur Gefahr für Julia auf. Sie stösst auch auf ein schreckliches gesehen in dem ihr verschwundener Bruder Robert verwickelt zu sein scheint, was hatte er mit dem Selbstmord eine

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gaby2707, 01.09.2020

    Allerbeste Unterhaltung

    Die freie Journalistin Julia Feldmann lernt bei einer Produktvorstellung durch den Tritt eines Kameramannes auf ihren Fuss den sehr sympathischen Nachrichtensprecher Sebastian Bayer kennen. Aber sie, die es, warum fragt sie sich selbst, mit keinem Mann lange aushält, vergrault ihn schnell wieder. Durch einen neuen Auftrag, der sich mit der Me-too-Debatte beschäftigt, kommt sie an ein renommiertes Forschungsinstitut, an dem ihr Bruder Robert beschäftigt war, bevor er in Norwegen seit seinem letzten Urlaub als verschollen gilt. Bei ihren Recherchen trifft sie auf den äusserst attraktiven Dr. Jens Höger, der von mehreren Frauen beschuldigt wird, sie sexuell belästigt zu haben. Durch Zufall kommt sie den Spuren ihres Bruders wieder nahe. Denn entgegen jeder Vernunft hat sie die Hoffnung ihn wiederzufinden nie aufgegeben…

    Mit „Die Spur des Schweigens“ legt Amelie Fried einen sehr dicht gewebten Roman vor, bei dem es nicht nur um sexuelle Anmache und Gewalt an Frauen geht, sondern auch um das Verschwinden ihres Bruders Robert in 2007 und um das Thema Demenz, von der ihre Mutter Gitta betroffen ist. Auch die Probleme einer alleinerziehenden Mutter, hier ihrer Freundin Kathrin, werden eingeflochten. Probleme, die ausländische junge Menschen hier mit unserer Kultur haben, kommen ans Licht. Die Entwürdigungen und Hasskommentare in den sozialen Medien werden ebenfalls zum Thema gemacht. Genauso wie fragwürdige Wunder-Schlankheitsprodukte, die immer wieder angeboten werden.

    Julia ist mir ab dem ersten Kennenlernen sehr sympathisch. Sie ist einfühlsam und zielstrebig, lässt sich nicht von ihrem einmal eingeschlagenen Weg abbringen. Sie ist aber auch irgendwie zerrissen, innerlich unsicher, manchmal leichtsinnig und macht Sachen, die ihr absolut nicht guttun. So stört mich z.B. ihr Alkoholkonsum hier etwas. Besonders ans Herz gewachsen sind mir auch ihre beiden Freundinnen Kathrin und Nina. Solch verlässliche junge Frauen, die immer für einen da sind, wenn man sie braucht, wünscht sich bestimmt jeder in seinem Freundeskreis. Durch Rückblicke ins Jahr 2007 lerne ich auch Robert kennen und bekomme immer neue Sequenzen aus seinem Leben geboten. Das macht auch ihn für mich real und vorstellbar. Alle Personen, die ich hier kennenlerne haben ihren ganz eigenen Charakter, ganz eigene Wesenszüge, Ecken und Kanten und ich kann sie mir sehr gut vorstellen.

    „Die Spur des Schweigens“ ist so eine Geschichte, in der ich alles bekomme, was ich von einem guten Roman erwarte. Es macht mich wütend, wenn ich an Männer denke, die bis heute nicht verstanden haben, was NEIN bedeutet oder die sich am geistigen Eigentum Anderer vergreifen. Hier und da sind ein paar Tränen geflossen. Zusammen mit Julia habe ich mich aber auch bei verschiedenen Anlässen sehr freuen können und sie vor allem für ihre Durchhaltekraft und ihre Stärke bewundert.

    Ein Buch, das mich spitzenmässig unterhalten hat, das meine Emotionen hervor gelockt hat und von dem ich hoffe, dass es noch sehr viele Leser und Leserinnen finden wird.
    Von mir bekommt es die vollen 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

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