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  • 3 Sterne

    8 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 12.08.2022

    Benjamin Grossmann, Europachef eines amerikanischen Streaminganbieters in Paris, vermisst sein Handy und hat schnell den in seinen Augen Schuldigen ausgemacht. Er folgt dem halbwüchsigen Jungen, stellt ihn zur Rede und attackiert ihn, als dieser leugnet, etwas mit dem Diebstahl zu tun zu haben. Am nächsten Tag kursiert im Internet ein Video über Polizeigewalt, eine Polizistin tritt eine am Boden liegende Person mit Schwung in die Seite. Diese Person ist tot. Entsetzt stellt Benjamin fest, dass es sich bei dem Toten um den mutmasslichen Dieb seines Handys handelt.

    Ich habe schwer in das Buch reingefunden. Dies liegt daran, dass die Autorin eine sehr bildliche und ausschweifende Erzählweise gewählt hat. Zusätzlich zur eigentlichen Geschichte gibt es immer wieder Informationen aller Art zu verarbeiten und viele Hinweise auf vermeintlich wichtige oder unwichtige Ereignisse, die die Autorin zusätzlich eingeflochten hat. Hinzukommen die Beschreibungen der Örtlichkeiten, die für meine Begriffe überhand genommen haben. Dies mag für Liebhaber von Kulturreisen, besonders für solche, die sich für Paris erwärmen, total interessant sein, mich rissen diese ungewohnt klingenden Strassen-, Gassen-, Platz-, Gebäude- und sonstigen Namen immer wieder aus der Konzentration. Diese Kritikpunkte resultieren meines Erachtens daraus, dass Négar Djavadi Schriftstellerin, aber auch Drehbuchautorin und Regisseurin ist.

    Die eigentliche Story wiederum war grandios. Die Autorin legt den Finger in die Wunde und zeigt die Welt so, wie sie ist. Die Gesellschaftskritik sickert aus fast jeder Seite, ironisch und unterhaltsam bekommt jeder sein Fett weg. Sie zeigt uns, wie nah Armut und Reichtum, Freude und Trauer, Glück und Tragik nebeneinander liegen. Sie hält uns den Spiegel vor und zwingt uns zu sehen, wie und wer wir sind.

    „Wenn du einmal begriffen hast, dass nicht alle Menschen rechtliche Ansprüche haben, weder hier noch in Los Angeles, Sydney, Rom, Brasilia, Naypyidaw oder Soweto, dass Gerechtigkeit in erster Linie eine Frage der Herkunft und der Postanschrift ist, dann siehst du die Welt nicht mehr mit denselben Augen.“ (Seite 219)

    Wir werden in die Welt der Armen und der Reichen, aber auch der Migranten und der Gangs katapultiert, wo jeder gegen jeden und alle gegen den Rest sind; diejenigen, die es geschafft haben, triumphieren, der Rest resigniert oder lebt nur dumpf vor sich hin. Die Polizei ist machtlos, die Politik produziert nur heisse Luft und schürt in der Regel noch mehr Hass, als notwendige Lösungen anzubieten. Ich würde gerne behaupten, dass die Story überspitzt ist, aber das Gegenteil beweisen mir täglich die Nachrichten aus der ganzen Welt.

    Dies war keine leichte Lektüre, der Aufbau war oft chaotisch und manchmal wusste ich am Anfang eines Kapitels nicht, welche Person überhaupt gemeint war. Dies und meine eingangs geschilderten Kritikpunkte führen damit zu einem Abzug in der Wertung, der mich die goldene Mitte nehmen und solide drei Sterne vergeben lässt. Wer meine Kritik nicht nachvollziehen kann, rechnet gerne einen Stern hinzu, denn wie immer ist es mein Empfinden, das mich so bewerten lässt.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kristall, 30.10.2022

    Klappentext:

    „Benjamin Grossman hat es geschafft, so glaubt er: Einst in einem Pariser Problemviertel aufgewachsen, ist er als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, vergleichbar mit Netflix, in die Stadt zurückgekehrt. Ein kleiner, banaler Fehler zieht aberwitzige Folgen nach sich: Er verliert sein kostbares Handy - mit George Clooneys Privatnummer! - oder wurde es ihm gestohlen? Der Junge, den er als Dieb verdächtigt und gegen einen Eisenzaun geschubst hatte, wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. War er Schuld daran?



    Eine junge, türkischstämmige Polizistin tritt dem Toten, den sie für betrunken hält, in die Seite. Ein zusammengeschnittenes Video davon geht viral: Ganz Paris, die dauererregte Stadt der sozialen Gegensätze, der Reichen und Geflüchteten, der Migranten und Medienmogule, ist in Aufruhr – und die sozialen Medien wirken als Brandbeschleuniger. In einer Art Victor Hugo-Roman 2.0 über Paris als eine Weltstadt des radikalen Wandels erzählt Négar Djavadi in dieser rasanten Geschichte von Menschen unter Druck, von Siegern und Besiegten, von einer Jugend, die keinen Schutz mehr zu geniessen scheint, und von einem Erfolgszwang, der immer neue Opfer fordert. Ein faszinierendes Panorama unterschiedlichster Milieus, ein grosser Gesellschaftsroman über eine Stadt, in der ein kleiner Funke riesige Brände entfachen kann.“



    „Die Arena“ - treffender könnte dieser Roman eigentlich nicht heissen, denn das Leben ist wahrlich eine Arena und Autorin Négar Djavadi zeigt das hier mehr als treffend. Jeder kämpft für sich allein ums blanke Überleben. Es gibt Reich, es gibt Arm, es gibt die Gebildeten und es gibt die, die nur einen „einfachen“ Schulabschluss haben, es gibt die eine Religion und es gibt die andere - kurzum: der Mensch denkt mittlerweile nur noch in Schubladen. Djavadi beschreibt dies in ihrer Geschichte anhand verschiedenster Figuren. Ihr Sprachstil hat es mir beim lesen dennoch nicht einfach gemacht konstant an der Geschichte zu bleiben. Djavadi schweift aus und zwar wirklich grosszügig, sie beschreibt die Umgebungen so detailliert, dass man zwar meint, man stehe in Paris, aber weiss irgendwann nicht mehr warum und in welcher Strasse. Der rote Faden der Geschichte geht durch diese extremen Beschreibungen immer etwas verloren und man muss sich schon konzentrieren um hier bei der Sache zu bleiben und nicht zu meinen man mache hier eine Stadtführung. Ihre Geschichten sind real aufgebaut und ja, wenn wir ehrlich sind, könnten solche Storys Realität werden bzw. sind es schon. Sie zeigt Milleus auf und die damit resultierende Meinung dazu und sie zeigt auch den Fehler auf, wenn man diese Milleus alle in einen Topf steckt. Jeder Mensch ist individuell! Djavadi verzettelt sich nach meiner Meinung zu sehr in ihren Wortspielereien und Beschreibungen. Der Tenor der Geschichte kommt schon irgendwie heraus aber er liegt auch oft im Nebel der Arena selbst.

    Fazit: interessante Geschichte die der Realität in nichts nachsteht aber ihre Umsetzung war mir einfach zu anstrengend und zu speziell. 3 von 5 Sterne.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Petra K., 13.08.2022

    Sittengemälde einer Stadt

    Ein verloren gegangenes Handy ist der Auslöser für eine vielschichtige Erzählung, die ein Brennpunktviertel von Paris in den Mittelpunkt stellt. Schier unendlich erscheinende Perspektiven mit einer Vielzahl an Protagonisten zeigen eine unbekannte Seite der Stadt der Liebe. Aufgewachsen im Problemviertel hat Benjamin es in die höheren Sphären der Gesellschaft geschafft. Der Verlust seines Mobiltelefons bringt ihn zurück in seine Jugend. Dort haben sich zwischenzeitlich diverse Gesellschaftsgruppen niedergelassen, die für beängstigende Szenarien sorgen. Die Themenvielfalt ist in diesem Buch ungewöhnlich gross. Neben der Welt der Streaming-Dienste tauchen wir ein in die Arbeit der Polizei, die Probleme von Migranten und Geflüchteten, das Gangmilieu und nicht zuletzt das Vorgehen der Politiker, wobei die sozialen Medien eine sehr grosse Rolle spielen. Diese Bandbreite erfordert die ganze Aufmerksamkeit seiner Leserschaft.

    Die Welt der Streaming Dienste ist nicht die meine, daher hat dieser Teil mit seinen tiefgehenden Details mich sehr angestrengt. Ebenso die Vielzahl der Charaktere, die in abwechselnden Perspektiven ihren Part erzählen. Themen wie verpfuschte Träume, Zerrissenheit, Hoffnungslosigkeit, gesellschaftliche Missstände werden in einer passenden, fast provokativen Sprache ungeschönt dargestellt. Dies ist einerseits bedrückend, andererseits beeindruckend. Das Lesen hat sich dadurch für mich zeitweise sehr schwierig gestaltet. Die Gesellschaftskritik ist schon sehr gut auf dem Cover eingefangen, was mir wirklich gut gefällt. Wer tief in die Gesellschaft eintauchen möchte, ist bei diesem Buch genau richtig.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke H., 13.07.2022

    Négar Djavadi stammt aus dem Iran und musste 1980 als Elfjährige aus politischen Gründen auf abenteuerlichen Wegen mit ihrer Familie aus ihrem Heimatland nach Frankreich fliehen. Seit vielen Jahren lebt sie nun in Belleville im Osten von Paris, wo auch ihr zweiter Roman „Die Arena“ verortet ist.

    Belleville ist ein geschichtsträchtiges Quartier, fielen dort doch 1871 die letzten Barrikaden der „Commune“. Mit dem Zuzug der Menschen aus den Kolonien, vornehmlich aus dem Maghreb, veränderte sich die Bevölkerungsstruktur hin zu der eines typischen multikulturellen Einwandererviertels, in dem die unterschiedlichsten Nationalitäten ihren Platz fanden. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde dieses Viertel von der Künstlerszene entdeckt, Galerien eröffnet und viele der alten Häuser abgerissen oder von Investoren saniert, um Wohnungen für einen neue Klientel zu schaffen. Doch noch gibt es sie, die Strassenzüge, die ihren alten Charakter beibehalten haben, nicht gentrifiziert sind. Die Frage ist nur, wie lange diese Gegensätze noch nebeneinander existieren können, bevor die Luft zu brennen beginnt. Und es ist genau dieser Zustand der Ungewissheit, den Djavadi in ihrem Roman beschreibt, wo nur ein Funke genügt, um diese explosive Mischung in die Luft zu jagen.

    „Die Arena“ ist ein Noir- bzw. Polar-Roman, in dem die Autorin offen Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen ihrer Wahlheimat übt. Djavadi beschönigt nichts, ist kompromisslos in ihren Beschreibungen, und ja, man spürt ihren Furor, denn es sind Aussagen, die eigentlich für alle westlichen Gesellschaften zutreffen. Dabei bricht sie Allgemeines auf Individuelles herunter, wählt quasi Stellvertreter, nennt Opfer und Täter ohne zu bewerten. Sei es Social Media, die Unterhaltungsindustrie, Fake News, Angst vor Statusverlust, Konkurrenzkampf, überforderte Eltern, Perspektivlosigkeit und daraus folgerndes Abrutschen in die Kleinkriminalität, bis hin zu blindwütigem Aktionismus wie dem Umgang mit Migranten. Aber trotz dieser Themenvielfalt wirkt die Handlung nie überfrachtet, jedes Rädchen hat seinen Platz und erledigt seine Aufgabe.

    Ein aktueller, ein grosser Roman in der Tradition Zolas und Hugos, der den Zeitgeist in all seinen Facetten einfängt, in dem wir als Zuschauer auf der Tribüne Platz nehmen und mit Kopfschütteln betrachten, was unten in der Arena geschieht.

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  • 5 Sterne

    Katrin F., 25.07.2022

    Diese Welt ist die „Arena“ Paris, Brot und Spiele zur Ablenkung des Volkes? Die „öffentliche Meinung“ überwiegt die persönliche Meinung. Beim Lesen bin ich hin- und hergerissen zwischen Dystopie und Realität. So muss es sich angefühlt haben, im 19. Jahrhundert Dickens‘ Romane in London gelesen zu haben. Es gibt viele Handlungsstränge, die netzartig miteinander verbunden werden, der Roman ist spannend und dynamisch. Der Zufall spielt eine Rolle, aber da die Charaktere nicht nur individuelle Handlungsträger der Geschichte sind, sondern jeweils Stellvertreter ihrer Gruppe (z.B. Jugendliche der Cites in Paris, Aktivist mit islamistischen Zügen, afghanische Flüchtlinge oder Polizei), werden aus den Zufällen zwanghafte Begegnungen und Verknüpfungen. Eine Aktion löst automatisch eine andere aus.
    Hier zeigt sich eines der grossen Themen des Romans: Der Einzelne hat seine Individualität verloren. Man entscheidet nicht mehr reflektiert je nach Situation und wird auch nicht mehr nach Persönlichkeit oder Handlungen be- und verurteilt, sondern vorschnell aufgrund von vorgefertigten und vorfabrizierten Meinungen. Keine Gruppe ist davor gefeit. Daher findet kaum echte Kommunikation statt. Woran liegt das? Haben alle verlernt, genauer hinzusehen? Bilder spielen eine grosse Rolle, die Inszenierung, die Selektion der Darstellung, das Posten in Social Media, Streaming, Zuschauerquoten, die Rezeption. Die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt sind verwischt, wollen meist nicht hinterfragt werden. Alles geschieht sehr schnell. Was wie ein kleiner Krimi beginnt, wird zur Lawine, die in einer Apokalypse kulminiert. Reflektion und Vernunft sind verloren, an ihre Stelle treten Aktionismus und Chaos. Der Roman spielt an einem Tag, kaum zu glauben, wenn man ihn beendet hat, denn vieles passiert. Stilistisch liest sich der Roman toll in der Tradition der grossen Romane, Dickens, Heinrich Mann, Döblin, Joyce, Zola, aber sehr modern und filmisch erzählt. Am Ende bleibt einem das Herz stehen und das ist gut so. Wir brauchen Entschleunigung, Zuhören, Hinsehen, Hinterfragen, Reflektieren und gesunden Menschenverstand.

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  • 5 Sterne

    Batyr, 16.07.2022 bei bewertet

    Abseits

    Die Autorin führt den Leser in ein Paris abseits der Touristenattraktionen, in dieser Härte allenfalls bekannt aus den Fernsehnachrichten.
    Doch in diesem Roman sind wir hautnah dabei!

    Kreuz und quer geht es durch die wenig spektakulären Arrondissements, die Viertel des Präkariats und der Kriminalität. Die kleinen Leute, die Auslandsfranzosen, die Migranten, die Dealer und Kleinkriminellen leben hier. Sie alle lernen wir kennen, wie auch die Figuren, die es angeblich geschafft haben.

    Ein Angelpunkt der Handlung ist ein Jude, der zum Frankreich-Chef eines amerikanischen Streaming-Konzerns aufgestiegen ist, durch die Mutter immer noch diesem Stadtteil verbunden. Durch eine rasante Verkettung von Ereignissen wird diese Figur verknüpft mit der Szene der depravierten migrantischen Jugendlichen, einer jungen Polizistin, die aufgrund eines einmaligen Fehlverhaltens zum Bauernopfer der machthungrigen, bedingungslos zum politischen Aufstieg entschlossenen Kaste der ansonsten gänzlich charakterlosen Apparatschiks wird. Präsentiert wird das Heer der leidenden, hilflosen Mütter, die entweder, ihren Kindern weitgehend entfremdet, keine Ahnung von deren Treiben haben, oder die von der Trauer gelähmt, immer wieder mitansehen müssen, wie ihre Kinder vom Moloch dieser Stadt der sozialen Kontraste verschlungen werden.

    Das sich immer weiter steigernde Tempo der Handlung gipfelt schliesslich in einer Gewaltexplosion, von der der Leser allerdings weiss, dass sie letztlich ad infinitum wiederholbar und im Ablauf der Ereignisse austauschbar ist.

    Souverän gestaltet Négar Djavan den Verlauf dieser wenigen Tage wie ein klassisches Musikstück, um unmittelbar am Ende noch eins draufzusetzen. Es zeigt sich, dass es ein Rondo ist, das Ende des Romans wird direkt mit dem Anfang verbunden, wenn die dramatischen Ereignisse der Wirklichkeit umgeformt werden zu einem quotenträchtigen Inhalt des Streaming-Portals.

    Ein ganz grosser Wurf!

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  • 5 Sterne

    Batyr, 16.07.2022

    Abseits

    Die Autorin führt den Leser in ein Paris abseits der Touristenattraktionen, in dieser Härte allenfalls bekannt aus den Fernsehnachrichten.
    Doch in diesem Roman sind wir hautnah dabei!

    Kreuz und quer geht es durch die wenig spektakulären Arrondissements, die Viertel des Präkariats und der Kriminalität. Die kleinen Leute, die Auslandsfranzosen, die Migranten, die Dealer und Kleinkriminellen leben hier. Sie alle lernen wir kennen, wie auch die Figuren, die es angeblich geschafft haben.

    Ein Angelpunkt der Handlung ist ein Jude, der zum Frankreich-Chef eines amerikanischen Streaming-Konzerns aufgestiegen ist, durch die Mutter immer noch diesem Stadtteil verbunden. Durch eine rasante Verkettung von Ereignissen wird diese Figur verknüpft mit der Szene der depravierten migrantischen Jugendlichen, einer jungen Polizistin, die aufgrund eines einmaligen Fehlverhaltens zum Bauernopfer der machthungrigen, bedingungslos zum politischen Aufstieg entschlossenen Kaste der ansonsten gänzlich charakterlosen Apparatschiks wird. Präsentiert wird das Heer der leidenden, hilflosen Mütter, die entweder, ihren Kindern weitgehend entfremdet, keine Ahnung von deren Treiben haben, oder die von der Trauer gelähmt, immer wieder mitansehen müssen, wie ihre Kinder vom Moloch dieser Stadt der sozialen Kontraste verschlungen werden.

    Das sich immer weiter steigernde Tempo der Handlung gipfelt schliesslich in einer Gewaltexplosion, von der der Leser allerdings weiss, dass sie letztlich ad infinitum wiederholbar und im Ablauf der Ereignisse austauschbar ist.

    Souverän gestaltet Négar Djavan den Verlauf dieser wenigen Tage wie ein klassisches Musikstück, um unmittelbar am Ende noch eins draufzusetzen. Es zeigt sich, dass es ein Rondo ist, das Ende des Romans wird direkt mit dem Anfang verbunden, wenn die dramatischen Ereignisse der Wirklichkeit umgeformt werden zu einem quotenträchtigen Inhalt des Streaming-Portals.

    Ein ganz grosser Wurf!

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  • 5 Sterne

    R.S., 14.07.2022

    Für Benjamin Grossmann könnte es in seinem Leben nicht besser laufen. Er hat einen spannenden und erfolgreichen Job bei BeCurrent, ein Netflix-ähnliches Unternehmen. Er ist glücklich verheiratet und wird bald Vater. Doch als bei einem Besuch seiner Mutter im Pariser Stadtteil Belleville sein Handy von Issa Zeitouni gestohlen wird, löst dies eine Kettenreaktion aus. Am Tag nach dem Diebstahl lädt Camille, ein junges Mädchen, ein Video in den sozialen Netzwerken hoch, in dem die junge Polizistin Sam zu sehen ist, die eine Leiche beim Abbau eines Migrantenlagers mit dem Fuss einen Tritt versetzt. Bei der Leiche handelt es sich um niemand anderes als um Issa Zeitouni. Im Verlauf der nächsten vier Tage wird aus einem unglücklichen Unfall ein Inferno, dass den ganzen Osten von Paris in Brand setzt. In der Spirale aus Abrechnung und Gewalt finden sich hierbei Jugendliche aus dem Viertel, Polizisten, Bürgermeisterkandidaten und Arbeiter wieder.

    In Négar Djavadis fesselndem Roman wird Paris zur Arena, in der jeder Einzelne gegen etwas kämpft, sei es gegen die Welt und Gesellschaft, in der sie leben, gegen die Eltern oder gegen sich selbst, ebenfalls ist ein Aufbegehren des Pariser Arbeiterviertel.
    „Die Arena“ ist ein schonungsloses und zeitgemässes Porträt der heutigen Gesellschaft ist. Es geht um soziale Netzwerke, Likes, 15-Minuten-Ruhm, verlassene und sozial benachteiligte Viertel, das Elend von Migranten. Ebenso werden Fragen zu Gewalt und Rassismus aufgeworfen.

    Die Autorin hat mit ihrem wortgewaltigen und atmosphärischen Schreibstil ein gesellschaftliches und soziales Fresko erschaffen, das einen nicht mehr loslässt, auch wenn der Roman zu Ende ist. Niemand kommt in „Die Arena“ von Négar Djavadi ungeschoren davon, weder die Charaktere des Buchs noch die Leser*innen.

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  • 4 Sterne

    Azyria Sun, 12.07.2022

    Ein ausdrucksstarker Roman über die Gesellschaftsschichten von Paris

    Worum geht’s?
    In einem kleinen Laden wird Benjamin Grossmanns Handy gestohlen. Er verfolgt den Jugendlichen, den er als Täter vermutet, um ihn zur Rede zu stellen. Am nächsten Tag wird der Junge von einer Polizistin tot aufgefunden, die mit einem Fusstritt versucht, den vermeintlich Bewusstlosen zu wecken. Kurz darauf geht ein Video über diese angebliche Polizeigewalt viral.

    Meine Meinung:
    In ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ beschreibt Négar Djavadi eindrucksvoll die Gesellschaftsschichten in Paris. Ihr Schreibstil lässt die unterschiedlichen Milieus lebendig werden. Die Viertel der Reichen, der Ärmeren, die Gangs und die Lager der Immigranten.

    Mit Benjamin Grossmann lernen wir die gehobene Pariser Schicht kennen. Er stammt aus einem ärmeren Viertel, in dem seine Mutter noch immer wohnt. Zu ihr hat er kaum mehr Kontakt, hat ein neues Leben begonnen. Ohne Sorgen. Es ist so schön wie schade zu sehen, wie er und seine Mutter tief verbunden sind und sich dasselbe voneinander wünschen, ohne es auszusprechen. Mit Asya Baydar erleben wir die Mittelschicht. Sie ist Polizistin und gerät aufgrund eines zusammengeschnittenen Videos, das viral geht, in den Mittelpunkt von Ermittlungen wegen Polizeigewalt. Sie, die als Ausländerin und eine der wenigen Frauen bei der Polizei zu einer Minderheit zählt, die sich hart hochgearbeitet hat und alles gibt erlebt, wie schnell das Leben durch ein kurzes Video zerstört werden kann. Und mit Camille alias @corky und den Jungs aus ihrem Viertel erleben wir die ärmere Schicht. Die Gangs. Anhand von ihnen und den Immigranten, wie z.B. Amir, zeigt Négar den Kampf ums Leben und Überleben. Und mit dem Journalisten Stéphane Jahanguir sehen wir, wie der Erfolgsdruck und Drogen ein Leben beeinflussen können.

    Am Anfang habe ich etwas gebraucht, um in das Buch hineinzukommen, da die ersten Kapitel zwischen den unterschiedlichen Hauptprotagonisten doch etwas gesprungen sind. Als ich alle dann zugeordnet hatte, war das Buch aber umso spannender. Die Autorin hat uns mit hineingenommen in das bunte Leben von Paris. Mit Camilles Video haben wir gesehen, wie schnell man seine 5 Minuten Ruhm bekommt, wie schnell Leben zerstört werden können und wie schnell alles wieder vergessen ist. Und wir haben erlebt, wie Eskalation entsteht und die Leute aufgehetzt werden. Gut haben mir auch die unterschiedlichen Darstellungen der Arrondissements gefallen, nur ein paar Blocks auseinander und schon ist man in einer komplett anderen Welt. Das Buch ist ein Roman, der die Gesellschaft Paris auf wunderbare Weise widerspiegelt und uns am Leben einzelner Personen teilhaben lässt. Es gibt spannende Momente, es gibt Morde, es gibt lebensverändernde Ereignisse und es ist von Anfang bis Ende wirklich interessant zu Lesen. Man merkt, dass die Autorin in dieser Stadt lebt und einen tiefen Einblick hat – dieses Buch atmet Paris!

    Fazit:
    Négar Djavadi lässt in ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ Paris lebendig werden. Wir erleben die Stadt und ihre unterschiedlichen Milieus. Mit Benjamin Grossmann lernen wir die wohlhabende Bevölkerungsschicht kennen. Und wir sehen, wie eine Verwechslung ein ganzes Leben ändern kann. Ein bisschen leidgetan hat mir, dass er und seine Mutter dasselbe voneinander wünschen, es sich aber nicht auszusprechen trauen. Dass die beiden eigentlich eine tiefe Verbindung haben, die aber versteckt ist. Mit Camille erleben wir, wie schnell man mit einem Video 5 Minuten Ruhm erlangt. Und wie ein Video, das viral geht, Leben zerstören kann, obwohl es die Allgemeinheit schon einen Tag später wieder vergessen hat. Mit ihr bekommen wir auch einen Eindruck in die Welt der dort lebenden Immigranten und den Drogenhandel. Und anhand der Polizistin Asya, genannt Sam, erleben wir, wie gegen Polizeigewalt vorgegangen wird. Und wie mit gezielt geschnittenen Videos Leben zerstört werden können. Das Buch gibt ein eindrucksvolles Bild von Paris ab und ist zugleich spannend, erhellend und wirklich interessant zu lesen. Lediglich am Anfang hatte es einige Längen, bis ich in dann in die Geschichte eintauchen konnte.

    4 Sterne für diesen spannenden Gesellschaftsroman über eine lebendige Stadt der Unterschiede und Kulturen!

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  • 4 Sterne

    Azyria Sun, 12.07.2022

    Ein ausdrucksstarker Roman über die Gesellschaftsschichten von Paris

    Worum geht’s?
    In einem kleinen Laden wird Benjamin Grossmanns Handy gestohlen. Er verfolgt den Jugendlichen, den er als Täter vermutet, um ihn zur Rede zu stellen. Am nächsten Tag wird der Junge von einer Polizistin tot aufgefunden, die mit einem Fusstritt versucht, den vermeintlich Bewusstlosen zu wecken. Kurz darauf geht ein Video über diese angebliche Polizeigewalt viral.

    Meine Meinung:
    In ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ beschreibt Négar Djavadi eindrucksvoll die Gesellschaftsschichten in Paris. Ihr Schreibstil lässt die unterschiedlichen Milieus lebendig werden. Die Viertel der Reichen, der Ärmeren, die Gangs und die Lager der Immigranten.

    Mit Benjamin Grossmann lernen wir die gehobene Pariser Schicht kennen. Er stammt aus einem ärmeren Viertel, in dem seine Mutter noch immer wohnt. Zu ihr hat er kaum mehr Kontakt, hat ein neues Leben begonnen. Ohne Sorgen. Es ist so schön wie schade zu sehen, wie er und seine Mutter tief verbunden sind und sich dasselbe voneinander wünschen, ohne es auszusprechen. Mit Asya Baydar erleben wir die Mittelschicht. Sie ist Polizistin und gerät aufgrund eines zusammengeschnittenen Videos, das viral geht, in den Mittelpunkt von Ermittlungen wegen Polizeigewalt. Sie, die als Ausländerin und eine der wenigen Frauen bei der Polizei zu einer Minderheit zählt, die sich hart hochgearbeitet hat und alles gibt erlebt, wie schnell das Leben durch ein kurzes Video zerstört werden kann. Und mit Camille alias @corky und den Jungs aus ihrem Viertel erleben wir die ärmere Schicht. Die Gangs. Anhand von ihnen und den Immigranten, wie z.B. Amir, zeigt Négar den Kampf ums Leben und Überleben. Und mit dem Journalisten Stéphane Jahanguir sehen wir, wie der Erfolgsdruck und Drogen ein Leben beeinflussen können.

    Am Anfang habe ich etwas gebraucht, um in das Buch hineinzukommen, da die ersten Kapitel zwischen den unterschiedlichen Hauptprotagonisten doch etwas gesprungen sind. Als ich alle dann zugeordnet hatte, war das Buch aber umso spannender. Die Autorin hat uns mit hineingenommen in das bunte Leben von Paris. Mit Camilles Video haben wir gesehen, wie schnell man seine 5 Minuten Ruhm bekommt, wie schnell Leben zerstört werden können und wie schnell alles wieder vergessen ist. Und wir haben erlebt, wie Eskalation entsteht und die Leute aufgehetzt werden. Gut haben mir auch die unterschiedlichen Darstellungen der Arrondissements gefallen, nur ein paar Blocks auseinander und schon ist man in einer komplett anderen Welt. Das Buch ist ein Roman, der die Gesellschaft Paris auf wunderbare Weise widerspiegelt und uns am Leben einzelner Personen teilhaben lässt. Es gibt spannende Momente, es gibt Morde, es gibt lebensverändernde Ereignisse und es ist von Anfang bis Ende wirklich interessant zu Lesen. Man merkt, dass die Autorin in dieser Stadt lebt und einen tiefen Einblick hat – dieses Buch atmet Paris!

    Fazit:
    Négar Djavadi lässt in ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ Paris lebendig werden. Wir erleben die Stadt und ihre unterschiedlichen Milieus. Mit Benjamin Grossmann lernen wir die wohlhabende Bevölkerungsschicht kennen. Und wir sehen, wie eine Verwechslung ein ganzes Leben ändern kann. Ein bisschen leidgetan hat mir, dass er und seine Mutter dasselbe voneinander wünschen, es sich aber nicht auszusprechen trauen. Dass die beiden eigentlich eine tiefe Verbindung haben, die aber versteckt ist. Mit Camille erleben wir, wie schnell man mit einem Video 5 Minuten Ruhm erlangt. Und wie ein Video, das viral geht, Leben zerstören kann, obwohl es die Allgemeinheit schon einen Tag später wieder vergessen hat. Mit ihr bekommen wir auch einen Eindruck in die Welt der dort lebenden Immigranten und den Drogenhandel. Und anhand der Polizistin Asya, genannt Sam, erleben wir, wie gegen Polizeigewalt vorgegangen wird. Und wie mit gezielt geschnittenen Videos Leben zerstört werden können. Das Buch gibt ein eindrucksvolles Bild von Paris ab und ist zugleich spannend, erhellend und wirklich interessant zu lesen. Lediglich am Anfang hatte es einige Längen, bis ich in dann in die Geschichte eintauchen konnte.

    4 Sterne für diesen spannenden Gesellschaftsroman über eine lebendige Stadt der Unterschiede und Kulturen!

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  • 4 Sterne

    Cosmea, 16.07.2022

    Gesellschaft in der Krise
    Dass Paris nicht nur ein fotogenes Traumziel für Touristen aus aller Welt, sondern durchaus auch Schauplatz von blutigen Konflikten und Terrorakten ist, wissen wir spätesten seit Charlie Hebdo und Bataclan. Benjamin Grossmann stammt aus dem armen Pariser Osten, hat es aber beruflich geschafft. Er ist Chef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent und geht demnächst nach Dublin. Eines Tages wird ihm in einem Lokal sein Handy gestohlen. Er denkt, es war ein junger Mann, der ihn angerempelt hat. Er verfolgt ihn und schlägt ihn brutal. Einen Tag später wird dieser junge Mann am Canal St. Martin tot aufgefunden. Eine türkischstämmige Polizistin findet den Jungen und versetzt ihm einen Tritt in die Seite, um ihn zum Aufstehen zu bewegen. Schülerin Camille alias @corky filmt die Szene und schneidet aus den Bildern ihre bisher eindrucksvollste Sequenz über Polizeigewalt, die sofort viral geht, allerdings nichts mit dem Vorfall zu tun hat, wie er sich wirklich abgespielt hat. Unsicherheit und Angst, Hass und Gewalt nehmen zu, und es kommt zu einer unaufhaltsamen Eskalation mit vielen Toten und hohen Sachschäden. Das Leben aller Menschen, die zu den genannten Ereignissen in irgendeiner Beziehung stehen, verändert sich für immer. Vor allem Benjamin Grossmann muss sich von nun an fragen, ob er am Tod des Jungen eine Mitschuld trägt, oder ob es sich tatsächlich um eine weitere blutige Auseinandersetzung von verfeindeten Gangs verschiedener Cités handelt.

    Die gebürtige Iranerin Djavadi lebt selbst seit Jahrzehnten im Pariser Osten und kennt die Probleme sehr genau. Anhand ihrer fiktiven Geschichte übt sie scharfe Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen, die sich so lange nicht ändern werden, wie die Mächtigen nicht sehen, dass solche Ereignisse kein lokales Problem sind, sondern eine Folge der Art und Weise, wie die Franzosen mit Immigration, Integration und den Flüchtlingsströmen umgehen. Wenn Menschen anderer Rassen und einer ursprünglich anderen Nationalität auch in der zweiten und dritten Generation nicht integriert sind, wenn junge Menschen keine Lebensperspektive haben und Drogen und Kriminalität ihr Leben bestimmen, läuft etwas grundlegend falsch.

    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, obwohl er sich wegen der Personenvielfalt, den vielen verschiedenen Geschichten und Schauplätzen nicht mühelos liest und durchaus einige Längen hat. Ich halte ihn für ein gelungenes, sehr wichtiges Gesellschaftsporträt.

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  • 4 Sterne

    Sigrid, 24.07.2022

    Ich muss sagen, dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Ich weiss nicht genau, was ich erwartet habe, aber diese viellschichtige Handlung hat mich regelrecht überfallen. Dieser Roman hat eine sehr komplexe Geschichte und ich war gerade am Anfang etwas überfordert mit den ganzen Hinweisen und Ereignissen aus der Vergangenheit und Gegenwart. Die einzelnen Protagonisten konnte ich auch nicht sofort als sympathisch oder unsympathisch zuordnen, denn auch sie zeigen sehr verschiedene Charaktereigenschaften und ihre Handlungen waren unvorhersehbar. Alleine die Erinnerungen an die Vergangenheit und welchen Einfluss ihr früheres Leben auf die Personen genommen hat, sind sehr wichtig für das Veständnis ihrer jetzigen Handlungen. Es hat mich wirklich sehr überrascht, wie diese verschiedenen Menschen dann durch die Erlebnisse irgendwie zusammengeführt wurden, auch wenn sie sich nicht unbedingt kennnelernen. Es zeigt jedenfalls mal eine ganz andere Seite von Paris. Auch wenn jeder weiss, dass es sie gibt, aber man wird sonst nicht so tief hineingezogen. Aber hier erlebt man die Dramen hautnah mit und durch diese sehr authentischen Protagonisten erlebt mandie Höhen und Tiefen dieser Leben mit. Man muss beim Lesen schon gut aufpassen, um immer den Durchblick zu behalten. Die Perspektiven wechseln schnell und Vergangenheit und Gegenwart wirbeln durcheinander. Aber man wird von der Handlung gefesselt. Man möchte nicht den Anschluss verlieren und den Protagonisten auf ihrem Weg folgen. Es wird alles sehr detailreich und klar erzählt - man sieht die Wohnungen, Stadteile und vor allen Dingen die Menschen vor sich. Mir hat dieser Erzählstil jedenfalls gut gefallen. Es geht alles sehr schnell und man wird mit Informationen überhäuft. Mir haben die Gedankengänge und Erinnerungen der Personen gut gefallen. Man sieht alles aus verschiedenen Blickwinkeln und versteht danach manche Handlungen besser. Es gab einige Überraschungen zu verarbeiten, aber für mich war es sehr interessant. Es ist ein Buch, das man nicht so leicht vergisst und es ist definitiv keine leichte Lektüre. Aber man wird mit dem wahren Leben konfrontiert und mit seinen vielen verschiedenen zufälligen,geplanten und verzwickten Ereignissen. Langweile kommt jedenfalls nicht auf und ich hatte eine sehr aufregende und interessante Lesezeit mit dem Buch.

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  • 2 Sterne

    Yvette H., 26.07.2022

    Meine Meinung:

    Ich habe mich lange gefragt, warum das Buch "Arena" heisst und finde Paris als Arena zu sehen ist irgendwie merkwürdig. Leider konnte mich das Buch so gar nicht überzeugen, denn ich hatte mir nach dem Klappentext etwas anderes erwartet.

    Der Schreibstil war sehr langatmig, distanziert und oberflächlich. Ich konnte nicht eintauchen in die Geschichte, denn der Schreibstil vermittelte den Eindruck des aussenstehenden Betrachters. Streckenweise las es sich eher wie ein Bericht als ein Roman.

    Es gibt viele Figuren, die aber leider eher farblos bleiben und zu denen ich keine Verbindung aufbauen konnte.

    In der Handlung werden viele topaktuelle Themen aufgegriffen, die allerdings eher wirr und zusammenhanglos aneinandergereiht wirken. Mir fehlte definitiv der rote Faden.

    Mein Fazit:

    Für viele sicher ein tolles Buch - für mich leider nicht. Aufgrund der wichtigen Themen gebe ich schwache

    2 Sterne.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Azyria Sun, 12.07.2022

    Ein ausdrucksstarker Roman über die Gesellschaftsschichten von Paris

    Worum geht’s?
    In einem kleinen Laden wird Benjamin Grossmanns Handy gestohlen. Er verfolgt den Jugendlichen, den er als Täter vermutet, um ihn zur Rede zu stellen. Am nächsten Tag wird der Junge von einer Polizistin tot aufgefunden, die mit einem Fusstritt versucht, den vermeintlich Bewusstlosen zu wecken. Kurz darauf geht ein Video über diese angebliche Polizeigewalt viral.

    Meine Meinung:
    In ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ beschreibt Négar Djavadi eindrucksvoll die Gesellschaftsschichten in Paris. Ihr Schreibstil lässt die unterschiedlichen Milieus lebendig werden. Die Viertel der Reichen, der Ärmeren, die Gangs und die Lager der Immigranten.

    Mit Benjamin Grossmann lernen wir die gehobene Pariser Schicht kennen. Er stammt aus einem ärmeren Viertel, in dem seine Mutter noch immer wohnt. Zu ihr hat er kaum mehr Kontakt, hat ein neues Leben begonnen. Ohne Sorgen. Es ist so schön wie schade zu sehen, wie er und seine Mutter tief verbunden sind und sich dasselbe voneinander wünschen, ohne es auszusprechen. Mit Asya Baydar erleben wir die Mittelschicht. Sie ist Polizistin und gerät aufgrund eines zusammengeschnittenen Videos, das viral geht, in den Mittelpunkt von Ermittlungen wegen Polizeigewalt. Sie, die als Ausländerin und eine der wenigen Frauen bei der Polizei zu einer Minderheit zählt, die sich hart hochgearbeitet hat und alles gibt erlebt, wie schnell das Leben durch ein kurzes Video zerstört werden kann. Und mit Camille alias @corky und den Jungs aus ihrem Viertel erleben wir die ärmere Schicht. Die Gangs. Anhand von ihnen und den Immigranten, wie z.B. Amir, zeigt Négar den Kampf ums Leben und Überleben. Und mit dem Journalisten Stéphane Jahanguir sehen wir, wie der Erfolgsdruck und Drogen ein Leben beeinflussen können.

    Am Anfang habe ich etwas gebraucht, um in das Buch hineinzukommen, da die ersten Kapitel zwischen den unterschiedlichen Hauptprotagonisten doch etwas gesprungen sind. Als ich alle dann zugeordnet hatte, war das Buch aber umso spannender. Die Autorin hat uns mit hineingenommen in das bunte Leben von Paris. Mit Camilles Video haben wir gesehen, wie schnell man seine 5 Minuten Ruhm bekommt, wie schnell Leben zerstört werden können und wie schnell alles wieder vergessen ist. Und wir haben erlebt, wie Eskalation entsteht und die Leute aufgehetzt werden. Gut haben mir auch die unterschiedlichen Darstellungen der Arrondissements gefallen, nur ein paar Blocks auseinander und schon ist man in einer komplett anderen Welt. Das Buch ist ein Roman, der die Gesellschaft Paris auf wunderbare Weise widerspiegelt und uns am Leben einzelner Personen teilhaben lässt. Es gibt spannende Momente, es gibt Morde, es gibt lebensverändernde Ereignisse und es ist von Anfang bis Ende wirklich interessant zu Lesen. Man merkt, dass die Autorin in dieser Stadt lebt und einen tiefen Einblick hat – dieses Buch atmet Paris!

    Fazit:
    Négar Djavadi lässt in ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ Paris lebendig werden. Wir erleben die Stadt und ihre unterschiedlichen Milieus. Mit Benjamin Grossmann lernen wir die wohlhabende Bevölkerungsschicht kennen. Und wir sehen, wie eine Verwechslung ein ganzes Leben ändern kann. Ein bisschen leidgetan hat mir, dass er und seine Mutter dasselbe voneinander wünschen, es sich aber nicht auszusprechen trauen. Dass die beiden eigentlich eine tiefe Verbindung haben, die aber versteckt ist. Mit Camille erleben wir, wie schnell man mit einem Video 5 Minuten Ruhm erlangt. Und wie ein Video, das viral geht, Leben zerstören kann, obwohl es die Allgemeinheit schon einen Tag später wieder vergessen hat. Mit ihr bekommen wir auch einen Eindruck in die Welt der dort lebenden Immigranten und den Drogenhandel. Und anhand der Polizistin Asya, genannt Sam, erleben wir, wie gegen Polizeigewalt vorgegangen wird. Und wie mit gezielt geschnittenen Videos Leben zerstört werden können. Das Buch gibt ein eindrucksvolles Bild von Paris ab und ist zugleich spannend, erhellend und wirklich interessant zu lesen. Lediglich am Anfang hatte es einige Längen, bis ich in dann in die Geschichte eintauchen konnte.

    4 Sterne für diesen spannenden Gesellschaftsroman über eine lebendige Stadt der Unterschiede und Kulturen!

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    katrin k., 27.07.2022

    In der römischen Antike war die Arena der Kampfplatz. Hier wurden sportliche Wettkämpfe ausgetragen, aber oft ging es auch schlicht um Leben und Tod. Belleville, ein Stadtteil von Paris als Kampfplatz zu bezeichnen, klingt erst einmal gewagt, gilt doch Paris als romantisch und verspielt. Doch bei näherer Betrachtung ist Paris ein Molloch wie jede andere Grossstadt auch. Négar Djavadi erzählt die Geschichte jener Menschen, die im Schatten stehen. Wir tauchen ein in ein düsteres Strassenbild, bleiben bei dem ein und anderen Protagonisten stehen und lassen uns von seinem Leben erzählen. Benjamin bietet uns Beständigkeit. Er hat es hinausgeschafft aus Belleville. Er ist erfolgreicher Geschäftsführer einer Streaming Plattform. Äusserlich ein Lebemann, innerlich zutiefst verunsichert, wird er Zeuge der sich zuspitzenden Kampfhandlungen. Bei den teils langen Beschreibungen der Szenerie hatte man das Gefühl, wie durch eine Kameralinse auf das Geschehen zu gucken. Und man betrachtete das Leben der Menschen in Belleville wie in einer Serie. Unnahbar hinter Glas kommen sie einem vor. Mir hat gefallen, wie schonungslos in diesem Roman das Leben in der Grossstadt geschildert wird. Wie die Romantisierung des Grossstadtlebens ad absurdum geführt wird. Ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, da ich ihn als sehr war empfunden habe. Benjamin ist im dichten Gedränge in der Metro und beschreibt sein Gefühl als „Einsamkeit“ inmitten von Menschen. Und so ist es: In einer Grossstadt geht jeder seiner Wege, kreuzt die Wege anderer, nimmt teil, vergisst, verdrängt, stumpft ab. Je stärker, je mehr man aus Not dort leben muss und keine freie Wahl und Perspektive hat. Und es ist eine merkwürdige Welt, in der Menschen mit Geld es chic und trendy finden in solchen Stadtteilen zu leben. Négar Djavadi hat gut beobachtet und den Nagel auf den Kopf getroffen.

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    Isabel R. (engi), 28.07.2022

    Inhaltsmässig geht es laut Klappentext um einen erfolgreichen Manager eines modernen Medienunternehmens, dem sein Handy abhanden kommt – ob gestohlen oder verloren ist unklar – und einen Jungen mit Migrationshintergrund, der in diesem Zusammenhang plötzlich ermordet aufgefunden wird.

    Ich reimte mir aus diesen paar Zeilen einen rasanten Thriller zusammen, bei dem der Wettlauf von Gut versus Böse eine entscheidende Rolle spielt. Gut, in Ansätzen kommt das auch hin, doch dieses Buch, bzw. die Autorin, will mehr. Sie zeichnet ein Bild von den Brandherden in Paris, die sofort Kopfkino bei mir verursachten. Vor einigen Wochen bin ich selbst auf dem Boulevard Périphérique um Paris gefahren und wurde mit den furchtbaren Hochhäusern konfrontiert, die schon von Weitem sichtbar sind und sofort Unwohlsein erzeugen. „Da sollte man sich nicht reintrauen“ wurde mir eingeschärft und „Die Arena“ hat das eindrücklich bestätigt. Eindringlich zeigt der Roman die unzähligen Probleme auf, die aufgrund der vielen zusammengemischten Nationalitäten, niedrigen Einkommen und daraus resultierender hoher Gewaltbereitschaft entstehen. Die Polizei scheint machtlos, schaut oft weg und reagiert an anderer Stelle wieder vollkommen überzogen.

    Vom Thema her ist dieses Buch hochspannend doch der sprunghafte Schreibstil nahm mir mit der Zeit einfach die Lesefreude. Immer wieder musste man sich in komplexe Zusammenhänge eindenken, doch sobald man den Lesefluss gefunden hatte, wurden diese schon wieder verlassen. Die Meinungen zu diesem Roman sind sehr gespalten und reichen von „sehr gut“ bis „geht gar nicht“. Ich vergebe nach einiger Überlegung drei von fünf Sternen und denke, dass dies für mich auch das einzige Buch der Autorin Négar Djavadi bleiben wird.

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