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  • 5 Sterne

    14 von 21 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Connie Ruoff, 14.11.2019

    „Der Revolver“ von Fuminori Nakamura (Rezension)
    „Der Revolver“ war der Debütroman von Fuminori Nakamura und mein zweiter Roman von ihm. Ich hatte 2018 „Die Maske“ gelesen und rezensiert. Schon damals hatte er mich begeistert und dementsprechend neugierig und gespannt war ich auf „Der Revolver“. Fuminori Nakamura hat mich nicht enttäuscht.

    Der Inhalt in drei Sätzen
    Ein junger Mann, Tooru Nishikawa, findet eine Leiche, bei der ein Revolver liegt. Er nimmt diesen Revolver an sich, der fortan sein Leben und die Handlung bestimmt. Nishikawa wird in einen Strudel der Ereignisse hineingerissen.

    Beim Lesen erinnerte mich die Konzeption an das Musikstück „Bolero“ von Maurice Ravel. Genauso inszeniert Fuminori Nakamura das Geschehen.

    Tooru Nishikawa ist ein ganz normaler durchschnittlicher Student mit Freunden und Affären, über den es am Anfang nicht viel zu sagen gibt. Der Lesen lernt ihn durch seine Handlungen, Gefühle und Gedanken kennen. Nicht nur der Protagonist wird von der Handlung mit gerissen, sondern mir ging es als Leser genauso.

    Tooru ist nicht pessimistisch, er neigt sich immer mehr einem Nihilismus zu, ausser diesem Revolver hat nichts mehr einen Sinn oder Wert für ihn.

    „Der Revolver war mein Ein und Alles. Ohne ihn hatte mein Leben keinen Sinn. Ich liebte ihn leidenschaftlich.

    Worum geht es?
    Es geht um kriminelle Energie, die einmal entzündet, wie ein schwarzes Loch, jeden der ihr zu nahe kommt, den Ereignishorizont betritt, unweigerlich in die Verdammnis führt. Es ist das Aufzeigen einer unausweichlichen Kausalität. Ich würde ihn als einen Crime Noir einordnen, die fast schon Züge einer griechischen Tragödie aufweist.

    Es geht um eine Art Besessenheit oder Hörigkeit. Kann man von Objekten besessen sein? Kann man tote Dinge lieben? Diese Hingabe ist auch als Objektsexualität, eine Art der sexuellen Orientierung, bekannt. Der Besessene sieht die Objekte als perfekt, ohne jeglichen Mangel oder Fehler.

    „Dazu kaufte ich ein Taschentuch aus dem gleichen Stoff, aber in Schwarz. Um den Revolver zu polieren. Mein Revolver glänzte so sehr, dass es eigentlich gar nicht nötig war, aber durch den Akt des Polierens, davon war ich überzeugt, würde unsere Beziehung immer tiefer und enger werden.“

    Seite 40

    Tooru verändert sich, vor allem sein Sozialverhalten ändert sich.

    Wird sich Tooru aus diesem Strudel noch befreien können?
    Obwohl Tooru durchaus, wie schon erwähnt, einen Freundeskreis und mehr als eine Beziehung hat, zeigt das Buch die Einsamkeit in der Grossstadt. Es sind eher oberflächliche Beziehungen. Tooru wurde von seinen Eltern als kleines Kind adoptiert, vielleicht ist das der Grund! Fehlendes Urvertrauen. Die Angst, verlassen zu werden. Obwohl Tooru rückblickend, seine Adoption als Rettung betrachtet. In seinem Leben und den Beziehungen fehlt die Intimität.

    „Der Revolver“ ist durchgehend aus der Perspektive Tooru Nishikawas und in der Ichform geschrieben. Der Roman wird geradezu zu einem Psychogramm.

    Die Spannung ist extrem hoch. Ich musste auf den letzten Seiten mehrfach das Buch aus der Hand legen, weil es mich so ergriffen hat und ich glaubte vorherzusehen, wie es ausgeht und ich wollte nicht, dass es auf diese Weise endet. Tooru rennt mit offenen Augen ins Messer.

    Der Autor wählt so eindringliche, Beschreibungen, dass sich der Leser nicht entziehen kann:

    „Der Ausdruck auf dem Gesicht der Katze war kläglich. Unverwandt starrten mich ihre Augen an, liessen nicht mehr von mir ab. Auch ihr Schreien hörte nicht auf. Je länger, je mehr glaubte ich, das Schreien müsse aus meinem eigenen Kopf kommen, und auf einmal erlosch alles.“

    Das Covermotiv ist Andy Warhols „Gun“. Sehr passendes Motiv! Gefällt mir ausserordentlich gut!

    Der Text wurde aus dem Japanischen, wie schon „Die Maske“ von Thomas Eggenberg übersetzt, der selbst einige Jahre in Japan gelebt und gearbeitet hat.

    Was nehme ich aus der Lektüre mit?
    Fuminori Nakamura zeigt hier eine meisterhafte Choreografie, ohne dass es konstruiert wirkt. So würde ich gerne schreiben können.

    Wer kennt nicht das Gefühl, einer Sache oder einem Menschen verbunden zu sein, das oder der einem selbst nicht gut tut und dennoch kann man sich nicht lösen?

    Steckt in jedem von uns das Böse? Ja! Ich, ich glaube schon! Ich glaube auch an einen freien Willen, der uns die Möglichkeit bietet, dem Bösen die Stirn zu bieten und uns abzuwenden. Sicherlich ist es hilfreich, wenn man den eigenen Platz im Leben gefunden hat. Schwierig wird es für die, die von der Gesellschaft ausgegrenzt leben, oder sich selbst ausgrenzen. Auch eine liebevolle Kindheit trägt positiv dazu bei. Aber der Einzelne muss sich selbst für das Gute entscheiden und diszipliniert die Verführungen abwehren. Jeder von uns wird täglich verlockt, verführt oder aufgefordert, unsere eigenen Grenzen in eine Richtung zu verlassen, die nicht „gut“ ist.

    Es ist nicht einfach, täglich die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist die Komplexität des Lebens. Genau das will der Autor aufzeigen, und dass es schwierig ist, die einmal eingeschlagene Richtung zu ändern.

    Von mir gibt es eine riesengrosse

    L E S E E M P F E H L U N G

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lia48, 06.10.2019

    “In einem Winkel meines Bewusstseins nahm ich gerade noch wahr, wie alles um mich herum verschwamm und von weit weg her eine Stimme sagte: Dieser Revolver gehört von nun an dir.“ (S.14)

    “Es fühlte sich an, als würde der Revolver mir helfen, aus meiner verschlossenen Welt auszubrechen, als würde er mich dahin führen, wo alles möglich war.“ (S.20)

    INHALT:
    Sein eigenes Verhalten ist Nishikawa oftmals selbst ein Rätsel. So auch, warum er in jener Nacht lieber im strömenden Regen herumläuft, als nach Hause zu gehen. Als dabei plötzlich in den Strassen Tokios eine Leiche vor ihm auftaucht, sieht der junge Mann dies als sein grosses Glück an. Denn daneben liegt ein Revolver, der ihn wie magisch anzieht. Er muss ihn haben! Bisher hatte er in seinem eintönigen Leben keinerlei Interesse an Waffen gehabt. Doch irgendetwas daran fasziniert ihn und er muss den "Schatz" einfach an sich nehmen.
    Ab sofort dreht sich im Leben des Studenten alles nur noch um den Revolver und um dessen letzte Kugeln. Doch diese bloss zu besitzen, reicht ihm irgendwann nicht mehr aus...

    MEINUNG:
    Was würde ich tun, wenn ich einen Toten finden würde und neben ihm eine Waffe? Vermutlich wäre ich erst mal total geschockt, würde zitternd die Polizei rufen und hätte Bedenken, dass ein eventueller Mörder noch in der Nähe sein könnte...
    Für Nishikawa dagegen scheint es, als er den Revolver entdeckt, ein einziger Glückstag zu sein - so angetan ist er von der "Schönheit" der Waffe.
    Seine Faszination dafür kommt während dem Lesen sehr gut zum Ausdruck.
    Der junge Mann hat durch sein mir fremdes Denken und Handeln, mein Interesse an ihm und an der Geschichte geweckt, obwohl er mir als Protagonist mit der Zeit immer unsympathischer wurde. Auf mich wirkte er etwas sonderbar und rätselhaft, da ich einfach nicht nachvollziehen konnte, was er an diesem Revolver so toll findet, dass er eine regelrechte Obsession entwickelt. Doch genau das machte das Buch für mich interessant und hielt auch meine Aufmerksamkeit während dem Lesen aufrecht.
    Lediglich Nishikawas Frauengeschichten waren thematisch nicht immer meins.
    Besonders gut gefiel mir dagegen die bildliche, lebendige und atmosphärische Sprache, so dass ich z.B. den Regen regelrecht spüren und hören konnte. Auch sprangen mir viele schöne und aussagekräftige Sätze ins Auge. Insgesamt entsteht beim Lesen eine eher melancholische Stimmung, die meines Erachtens perfekt zum regnerischen Herbst-Wetter passt!
    Das langsame Fortschreiten der Handlung, liess das Buch ausserdem zumeist authentisch wirken.

    FAZIT: Ein wunderbares Buch für einen verregneten Herbsttag! Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4/5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 27.12.2019

    Der Student Nishikawa spaziert gerne durch die Gegend, um sich zu beruhigen, den Kopf frei zu bekommen.
    Bei einem seiner nächtlichen Streifzüge findet er unter einer Brücke eine Leiche, wohl Selbstmord, aber dies alles wird nebensächlich denn der Revolver des Toten erregt die Aufmerksamkeit von Nishikawa.
    Ohne nachzudenken gibt er dem Wunsch nach und nimmt den Revolver an sich... und schon nach kurzer Zeit drehen sich seine Gedanken nur noch um diesen Revolver und wie es sich wohl anfühlt ihn zu benutzen....
    Ich bin von diesem Buch absolut fasziniert und begeistert.
    Nicht dass es zig Seiten hat wo sich eine ganz grosse Geschichte aufbaut, nein, aber mit einer Intensität die ich diesem kleinen Büchlein gar nicht zugetraut habe zieht es mich in seinen Bann um den Studenten Nishikawa und seinen Revolver.

    Nishikawa ist eher zurückhaltend, ruhig, introvertiert und pflegt kaum Freundschaften oder gar eine Beziehung.
    Er macht sich um vieles seine Gedanken und traut sich nicht mehr aus sich herauszukommen.
    Dies ändert sich jedoch in der Nacht als Nishikawa den Revolver findet.
    Plötzlich gehen Veränderungen und eine Wandlung in ihm vor die auch seinen Kommilitonen auffällt, er zeigt sich mehr und agiert öfters.

    Die Wandlung des Studenten war für mich absolut faszinierend, erschreckend, manchmal nachvollziehbar und dann wieder nicht, aber in keinster Weise übertrieben.
    Auch hält der Autor hier kein Für und Wieder über Waffen, sondern erzählt eine Geschichte die sich jederzeit so zutragen könnte oder sicherlich würde.

    Warum diese Faszination?

    Ich bewundere diese Liebe, die ja schon eher einseitig ist, diesen Drang jederzeit den Revolver in der Nähe zu wissen, dieses Wissen – keiner hat eine Ahnung was ich bei mir trage, was ich in meiner kleinen Wohnung aufbewahre, aber wenn mir einer dumm kommt würde er sich schneller entschuldigen, mich eher achten und Respekt vor mir haben.
    Diese unbekannte und doch magische Kraft und Anziehung die dieser Revolver auf den Studenten ausübt hat mich schockiert und doch angezogen, diese Geschichte unbedingt zu lesen.

    Wie Nishikawa das Verbrechen oder die Tat ausblendet, die er gesehen hat, dass er sich nicht weiter um den Verlauf schert sondern irgendwann nur wissen möchte – wie fühlt es sich an diesen Revolver zu benutzen.
    Könnte ich damit einen Menschen erschiessen?
    Was würde es mich stören, was würde ich empfinden, würde ich überhaupt leiden oder Gefühle aufbringen oder wäre ich so kühl und kalt wie mein Revolver?

    Diese Wandlung von Nishikawa selbst, aber auch seine Gedanken, sein ganzes Wesen was sich durch diesen „Fund“ ändert, darin besteht diese Faszination, das Aufwühlen dieser Geschichte.
    Immer dieses nicht Ahnen was als nächstes kommt, wie sich die Dinge entwickeln werden, wird Vernunft einkehren oder sich die Dinge nochmals komplett ändern?

    Wer hat die Macht wirklich?
    Die Waffe oder der Mensch?
    Wenn was passiert, wer trägt denn die wahre Schuld – Waffe oder Mensch?
    Ist diese Faszination nachvollziehbar?
    Was üben Waffen für eine Wirkung aus, könnte man sie verallgemeinern?

    Wie gesagt, ein kleines aber durchaus spannendes Buch voller Faszination, Wendungen und einem Ende das ich so nicht hätte kommen sehen.
    Mich konnte der Autor mit diesem Roman „Der Revolver“ auf jeden Fall in seinen Bann ziehen und ich spreche eine klare Leseempfehlung aus!

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