Von einigen Kollegen wurde der stets etwas mürrisch dreinblickende Spencer Tracy (1900-1967) als "Schauspieler aller Schauspieler" gewertet, was mit der Zurückhaltung und dem Understatement bzw. der Coolness zu tun haben mag, mit denen er seine Rolle gestaltete. Angefangen hatte Tracy als Gangster. Mitte der 1930er wandelten sich seine Rollen mit Fritz Langs "Fury", in dem er das Opfer eines Lynchmobs, das sich zum Gangster wandelt, spielte. Er war vor Tom Hanks der erste Schauspieler, der zwei "Ocars" in Folge erhielt: als Schiffer in "Manuel" und als Pater in "Teufelskerle", Filme, die eigentlich Edelschnulzen sind, aber durch ihn aufgewertet werden. Von weitaus grösserem Reiz sind die neun Filme, die er mit seiner Geliebten Katharine Hepburn spielte ("Die Frau, von der man spricht", "Ehekrieg"). Tracy und Hepburn liefern sich dort brillante Wortgefechte, ihre Eleganz und Eloquenz sind ein wunderbarer Kontrast zu seiner rauen Hemdsärmeligkeit und mürrischen Macho-Attitüde. Über die beiden eigenwillig-gegensätzlichen Schauspieler-Geliebten hat der Drehbuchautor Garson Kanin, der sie gut kannte, 1970 das Buch "Tracy und Hepburn" geschrieben. Als Vater der bildschönen Elizabeth Taylor war er in "Vater der Braut" und "Ein Geschenk des Himmels" zu sehen, Filme, in deren Remakes Steve Martin seine Rolle spielte. Tracy, der als Alkoholiker berüchtigt war für seine Ausfälle am Drehort, fand ab Mitte der 1950er-Jahre einige dankbare Altersrollen, von denen "Stadt in Angst", inhaltlich ein Vorläufer von "Schnee, der auf Zedern fällt", und "Der alte Mann und das Meer" (nach Hemingways Kurzroman) sowie "Rat mal, wer zum Essen kommt", die bekanntesten sind.
... weniger