Who You Gonna Call? Ghostbusters! Der Schlachtruf der New Yorker Geisterjäger war zugleich Erkennungsmotto des Regisseurs und Erfolgsproduzenten Ivan Reitman, der die Karrieren von Arnold Schwarzenegger, Bill Murray, Dan Aykroyd, John Belushi und Anne Heche teils wesentlich förderte oder im Fall von Ghostbuster Bill Murray ins Rollen brachte. Als Regisseur hatte sich Reitman auf Komödienstoffe jeder Art spezialisiert, angefangen mit den den Durchbruch bringenden Blödelfilmen der frühen 80er-Jahre: Babyspeck und Fleischklösschen und die Militärkomödie Ich glaub', mich knutscht ein Elch, in der Murray eine Gurkentruppe von Rekruten mit Schweijk-Haltung eine US-Garnison retten lässt. Die 1984 und 1989 entstandenen Ghostbusters-Gruselkomödien mit Murray, Aykroyd und Alien-Heroine Sigourney Weaver, in denen Geister und gigantische Marshmallow Men Kinder entführen, gehörten zu den einspielträchtigsten Kinokomödien der Filmgeschichte. Der relativ grobe Unfug-Humor der Filme wurde aufgewogen durch stilvolle Arbeiten, so Rechtsanwälte küsst man nicht, in dem sich Robert Redford und Debra Winger als gegnerische Anwälte bekriegen und lieben und Darryl Hannah aus einem Mordkomplott retten, und Dave, in dem Kevin Kline in einer Doppelrolle den US-Präsidenten und sein zwangsweises Double, einen Autovertreter spielt, der die Nation durch kluges Handeln rettet und sogar die Gattin des echten Regierungschefs beeindruckt. Drei Filme brachten die komische Natur von Action-Held Arnold Schwarzenegger zum Tragen: In Twins ist er als gutmütiger Hüne der Zwillingsbruder von Kleingauner Danny De Vito, in Kindergarten Cop lässt er sich von den Kids einer Grundschule einwickeln, und in Junior bringt er als Wissenschaftler im Selbstversuch ein Kind zur Welt und verliebt sich in Emma Thompson. Weniger erfolgreich waren die Südseekomödie Sechs Tage, sieben Nächte, weil die Chemie zwischen Harrison Ford und Anne Heche nicht stimmte, und Ein Vater zuviel, der das komische Potenzial des französischen Originals (mit Gérard Depardieu) nicht ausreizte. 2001 unterwanderte er die Welle der Weltuntergangsfilme mit Evolution, in dem ein Meteorit auf die Erde fällt. Gegen die tödlichen Lebewesen, die er mitbringt, tritt eine Gruppe Wissenschaftler, darunter Julianne Moore, an. Als Produzent war Reitman ausser bei den eigenen Filmen unter anderem an der Live-Action-Zeichentrick-Komödie Space Jam, in der Bugs Bunnys Team mit dem Basketball-Star Air Jordan und Murray gegen animierte Aliens antritt, und an den Beethoven-Filmen um den gleichnamigen Bernhardiner beteiligt. Reitman wurde 1946 in der Tschechoslowakei geboren, ging mit den Eltern nach Kanada, schloss ein Musikstudium ab, studierte im Sommer-Institut der nationalen Filmstiftung Kanadas und drehte mehrere Kurzfilme, bevor er mit der Verfilmung eines viktorianischen Schundromans 1970 als Spielfilmregisseur debütierte: Columbus of Sex brachte ihm eine Geldstrafe von 300 Dollar und ein Jahr Haft auf Bewährung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses ein. Er war mit der Schauspielerin und Regisseurin Geneviève Robert verheiratet.
Zu seinen letzten Produktionsarbeiten gehörten Old School - Wir lassen absolut nichts anbrennen, ein Studentenklamauk, der trotz einiger Plattitüden bestens als Komödie funktioniert, und Eurotrip, eine Teeniekomödie, die die Zuschauer im Zickzack-Kurs durch Europa führt. 2006 in Die Super-Ex dekonstruierte Reitman - diesmal wieder als Regisseur - ironisch das Superhelden-Genre, in dem er eine Protagonistin (Uma Thurman) mit Superkräften vorstellte, die statt waghalsiger Abenteuer zu lösen, eigene Beziehungsprobleme fokussiert. Dabei geht sie nicht zimperlich mit ihrer Gegenspielerin um. Wie nicht anders zu erwarten, gelang es dem Routinier in Sachen Unterhaltung, kurzerhand alles auf den Kopf zu stellen und trotzdem die Heldin am Ende das Böse besiegen zu lassen.
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