Die Tapetentür
Roman. Nachw. v. Manuela Reichart
Die Neuausgabe von Marlen Haushofers grossem Roman "Die Tapetentür" zum 80. Geburtstag der Autorin. 1957 erstmals erschienen, handelt er von Liebe und Traurigkeit, der Einsamkeit und dem Bekenntnis zum Leid. Ein unheilvolles, wenn auch unbewusstes Wissen...
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Produktinformationen zu „Die Tapetentür “
Klappentext zu „Die Tapetentür “
Die Neuausgabe von Marlen Haushofers grossem Roman "Die Tapetentür" zum 80. Geburtstag der Autorin. 1957 erstmals erschienen, handelt er von Liebe und Traurigkeit, der Einsamkeit und dem Bekenntnis zum Leid. Ein unheilvolles, wenn auch unbewusstes Wissen klingt in jeder Zeile dieses faszinierenden Psychogramms einer Frau um die Dreissig an.
Lese-Probe zu „Die Tapetentür “
Annette trat ans Fenster und wartete, bis Gregor aus dem Haus kam. Mit beschwingten Schritten ging er auf den Wagen zu, stieg ein und steckte den Zündschlüssel an. Der Motor fing an zu brummen, und Annette sah einen flüchtigen Augenblick lang die vertrauten Hände auf dem Lenkrad liegen. Dann bog der Wagen in die Allee ein und verschwand. Gregor hatte nicht einmal zurückgeblickt, nicht aus Unfreundlichkeit, sondern weil er ganz und gar mit der Aufgabe beschäftigt war, seinen Wagen zu starten, ausserdem wäre ihm nie eingefallen, Annette könne dort oben am Fenster stehen und ihm nachsehen. "Leg dich doch noch einmal hin", hatte er gesagt, "du siehst nicht gut aus" und "du hast ja heute Zeit". Ja, sie hatte Zeit, ihr freier Tag war heute, ein ganzer Tag ohne Bibliothek, aber auch ohne Gregor. Sie fühlte sich müde und schwindlig, wie immer in den letzten Monaten; es war vielleicht wirklich besser, noch einmal zu versuchen einzuschlafen. Auf dem Tisch stand die Schale, aus der Gregor eben noch getrunken hatte, ein Zigarettenstummel lag zerdrückt im Aschenbecher. Annette nahm die Schale in die Hand und setzte sie an den Mund, genau an der Stelle, an der Gregor getrunken hatte. Der kleine Kaffeerest schmeckte bitter und war schon ganz kalt. Annette lächelte über sich selbst bei dem Gedanken, wie sehr sie es immer verabscheut hatte, aus einer fremden Schale zu trinken oder einen schon benützten Löffel zu verwenden. Ich kenne mich selbst nicht wieder, dachte sie, ich bin einfach nicht mehr der Mensch, der ich einmal war. Sie trug das Geschirr in die Küche, spülte es ab und ging dann ins Schlafzimmer. Die Vorhänge waren über den offenen Fenstern zugezogen, und sie fröstelte. Sie legte den Morgenrock ab und kroch in Gregors Bett, das noch ein wenig Wärme seines grossen Körpers aufbewahrt hatte. Das Gesicht in die Mulde des Kissens gedrückt, streckte sie sich lang aus und schloss die Augen. Warum war Gregor nicht bei ihr? Niemals war er so bei ihr, wie sie es wünschte. Er nahm sie
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in die Arme, und sie war betäubt und unfähig zu denken und zu fühlen, und später war er völlig wach, klar und sehr weit weg von ihr. Er konnte einfach nicht neben ihr liegen, ihre Hand halten und nichts als zärtlich sein. Was ihr blieb, war immer nur der Abdruck seines Körpers im Bett, ein Hauch seiner Wärme und sein besonderer Duft auf dem Kissen. Ja, eigentlich war seine Gegenwart nie intensiver als kurz nach seinem Weggehen. Und auch das blieb ihr nur selten, da sie ja auch nicht zu Hause bleiben konnte. Annette streichelte den Polster und schämte sich. Sie versuchte niemals, Gregor zu Zärtlichkeiten zu bewegen, denn sie spürte deutlich, dass sie für ihn nicht mehr bedeuteten als die Einleitung, die eine Frau eben brauchte, um in Stimmung zu kommen, oder die unvermeidliche Rücksichtnahme, die man ihr schuldete, wenn man sie besessen hatte. Und das gab ihr ein hässliches Gefühl und machte sie unsicher. Selbst Gregor, so erfahren er in Liebesdingen war, konnte dieses leise Unbehagen in ihr nicht ersticken. Es war nicht seine Schuld, dass er ein Mann war, ebensowenig aber war es ihre Schuld, dass sie wie eine Frau empfand. Es war nur ein wenig störend und traurig, und sie konnte nichts tun, als es hinnehmen, wie sie alles hinnahm, was von Gregor kam. Wahrscheinlich wäre es ihr sogar verdächtig und unnatürlich erschienen, hätte er sich anders benommen. Sie musste sich nur davor hüten, in ihren Träumen mit einem Gregor zu leben, den es nicht gab und nicht geben konnte, der einfach ein Unding war, denn was anderes konnte ein Mann schon sein, der dem Hirn einer Frau entsprungen war. Auch jede Frau in den von Männern geschriebenen Romanen war ein Unding, und das hatte sie beim Lesen noch immer geärgert und verstimmt; derartige Romane waren anmassend und unwahr. Die einzige Möglichkeit war wohl, das Verhalten eines Menschen aufzuzeichnen. So und so benimmt er sich in einer gewissen Situation, ich weiss nicht warum und
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Autoren-Porträt von Marlen Haushofer
Haushofer, MarlenMarlen Haushofer wurde am 11. April 1920 als Marie Helene Frauendorfer in Frauenstein, Oberösterreich, geboren. Anfang der vierziger Jahre studierte sie Germanistik an den Universitäten Wien und Graz. 1946 veröffentlichte sie erste Kurzgeschichten in Zeitschriften und übersiedelte 1947 nach Steyr, wo sie bis zu ihrem Tode lebte. Ihr erste Roman, Eine Handvoll Leben, 1955 bei Zsolnay herausgekommen, sowie die Tapetentür (1957) und die Novelle Wir töten Stella (1958) machten sie bekannt, der Roman Die Wand, 1963 bei Sigbert Mohn erstmals veröffentlicht, machte sie berühmt. Sie starb am 21. März 1970. Im Jahr 1968 wurde sie mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Marlen Haushofer
- 2000, 197 Seiten, Masse: 13,4 x 21,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Paul Zsolnay Verlag
- ISBN-10: 3552049584
- ISBN-13: 9783552049581
- Erscheinungsdatum: 13.03.2000
Rezension zu „Die Tapetentür “
"Dieses Porträt eines eigensinnig-selbständigen Frauentyps hat über die Jahrenoch an Modernität gewonnen." Frankfurter Allgemeine Zeitung
Pressezitat
"Dieses Porträt eines eigensinnig-selbständigen Frauentyps hat über die Jahrenoch an Modernität gewonnen." Frankfurter Allgemeine Zeitung
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