Claim (CD)
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Die Zeit verging im Flug für Jesper Munk: Gerade noch Straßenmusiker, ein vom Radio entdeckter, gefeierter Blues-Wunderknabe mit Delta-Stimme und Posterboy-Look, legte der mittlerweile 22jährige Deutsch-Däne eine überraschende Blitzkarriere hin, die ihn mit seinem von Publikum und Medien gleichermaßen gefeierten Debütalbum „For In My Way It Lies" dreimal als Headliner durch Deutschland touren und ihn zusammen mit Legenden wie Michael Hurley, Willard Grant Conspiracy und Eric Burdon & The Animals sowie deutschen Topacts wie Saint Lu, Bosse oder Sportfreunde Stiller auftreten ließ. Jesper Munk hat praktisch im Alleingang Blues (und seine Spielarten) für eine neue Generation auch in Deutschland wieder populär gemacht, kein Wunder, dass in der Musikpresse wie dem Rolling Stone Vergleiche mit Jack White, The Black Keys und Gary Clark Jr. gezogen wurden. Doch das war erst der Anfang: Mit seinem neuen Album CLAIM verlässt Jesper die beschrittenen Pfade und führt sich und die Zuhörer mithilfe versierter aber völlig unterschiedlicher Produzenten auf musikalisches Neuland und in ein Wechselbad der Emotionen. Wer glaubt, der harte Bluespunkrock-Opener Courage For Love, produziert von Jon Spencer im legendären N.Y. Hed-Studio von Matt Verta-Ray an der Lower East Side (hier haben bereits Dark Horses, Evan Dando, Ronnie Spector, Kid Congo Powers und natürlich JSBX aufgenommen), gibt die Richtung vor, irrt gewaltig. Morning Coffee umschmeichelt als Soulballade im Geiste Al Greens oder der Commodores den Zuhörer, mit dem von Sepalot wie für einen imaginären „James Bond"-Soundtrack produzierten Shakespeare & Heartbreak kommen Beats und Bläser hinzu. Ya Don't Have To Say Goodbye nimmt Fahrt auf und entführt im JJ Cale-Style an die Westküste der USA, genau genommen zu Produzent Mocky in die Kingsize Soundlabs nach Los Angeles, inklusive der dort ansässigen kalifornischen Session-Musiker. In Soldiers Of Words und Clean übernehmen ruhigere, auch ernstere Töne, dunkle Bässe und Tasten den Klang, sehr persönlich gibt der Sänger hier Einblick in Seelenleben und Gefühlswelten.
White Picket Fence wäre auch im PostPunk-Big Apple der Achtziger Jahre gut aufgehoben gewesen, der wiederum bei den New York-Sessions zusammen mit Clemens Graf Finck von Finckenstein am Schlagzeug und Rainer Germann am Bass auf analogem Equipment aus den 1950/60ern eingespielte Titel, thematisiert „das dunkelschöne Hadern zwischen Standfestigkeit und einem nicht zu verhindernden Ausbruch aus der Konventionalität", erklärt Jesper Munk. Mit 101 Proof und Reeperbahn halten Tarantino-Sounds und Glamrock Einzug, für die „sündige Meile" stampfte und klatsche gar Produzent Jon Spencer in bester Slade- und T-Rex-Tradition, wer den meist ernsten Erfinder des „BluesPunk" kennt, weiß das zu schätzen. Randy Newmans große Late Night-Ballade Guilty lässt mit einer vokalen Ausnahmeperformance, sowie Akkordeon und Hammond ein bisschen Licht ins Dunkel und ist jetzt schon einer der Höhepunkte in Munks Liveset.
Wie aus dem titelgebenden trockenen Brunnen klingt verhallt und von Mocky mit reduzierten Beats und einem verspielten Arrangement unterlegt The Parched Well, bevor mit dem Bluesrock-Kracher Smalltalk Gentlemen nochmal Fahrt aufgenommen wird. Zum Schluss wird der geneigte Zuhörer nach dem folkigen Cold Waters aus Kalifornien nochmal mit dem düster-effektvollen It Takes Two in den New Yorker Underground entführt und wahrscheinlich ziemlich verstört zurück gelassen. Das alles hat ein 22jähriger Deutsch-Däne aus München fabriziert? Man muss kein Nostradamus sein, um sich der Meinung seiner Produzenten, Kollegen und der Medien anzuschließen: Jesper Munk hat wohl eine ganz große, internationale Karriere vor sich.
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- Jesper Munk
- CD
- EAN: 5054196495022
- Erscheinungsdatum: 06.03.2015
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