You Are Wanted - Staffel 1 (DVD)

Stars wie Jimmy Stewart oder Cary Grant getan hatten. Tatsächlich ist Lukas eine Figur, wie man sie aus den bisherigen Kinohits Schweighöfers kennt. Aber anstatt wie in "Schlussmacher" oder "Vaterfreuden" in komisch-romantische Verwicklungen verstrickt zu werden, geht es für den liebenden Familienvater und erfolgreichen Junggeschäftsmann allerdings ans Eingemachte, als sich Unbekannte in seine Existenz hacken und sein Leben zu kontrollieren beginnen. Als der Willkür Anderer überlassene Marionette muss der junge Mann als von der Aussenwelt isolierter Held herausfinden, was genau mit ihm passiert, wer dahinter steckt und wie er sich dagegen wehren kann.
Von Schweighöfer und seinem langjährigen Kameramann Bernd Jasper inszeniert, zeichnet "You Are Wanted" Berlin und Frankfurt in den ersten beiden Folgen in sorgfältigen Breitwandbildern als grauen feindseligen Grossstadtdschungel, in dem das Gesetz des Stärkeren gilt und niemand über den Weg zu trauen ist. Es ist die antiseptische, mit den Insignien des Wohlstands ausgestattete Filmwelt, wie man sie im Kino aus den Werken Til Schweigers kennt: "You Are Wanted" ist in dieser Hinsicht eher mit Schweigers "Schutzengel" verwandt als mit dem thematisch verwandten "Who Am I", in dem es zwar auch um Technologie ging, der aber ein nicht ganz so pessimistisches Bild zeichnete: Die totale Überwachung, von der Schweighöfer und Co. hier erzählen, könnte beklemmender kaum sein. Sehr aufgeräumt und stringent breitet der Sechsteiler seine Prämisse aus, stellt er seine Figuren vor und bewegt sie wie auf einem Schachbrett. Zeit für befreienden Humor oder Momente der Wärme und Zärtlichkeit ist hier nicht: Lukas Franke ist ein Gehetzter schon in den ersten Szenen, bevor sein Leben auf den Kopf gestellt wird. Das schafft eine gewisse Distanz, aus der man aber bewundernd mitverfolgt, dass es eben doch auch in Deutschland möglich ist, horizontal erzählte Serienformate mit kommerziellem Appeal herzustellen. Das ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung, auch wenn man das Gefühl nicht abschütteln kann, dass das wahre Potenzial des Stoffs nur an der Oberfläche angekratzt wird. Aber was für eine tolle Oberfläche! ts.