Von Jesus zur urchristlichen Zeichenwelt / Novum Testamentum et Orbis Antiquus /Studien zur Umwelt des Neuen Testaments (NTOA/StUNT) (PDF)
»Neutestamentliche Grenzgänge« im Dialog
In this book the author confronts the critical comments written on his works published in the anthology entitled "New Testament Border Crossings." Theissen outlines his previous works in a summary of his thoughts, discussing his "Theory of Early Christian...
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Produktinformationen zu „Von Jesus zur urchristlichen Zeichenwelt / Novum Testamentum et Orbis Antiquus /Studien zur Umwelt des Neuen Testaments (NTOA/StUNT) (PDF)“
In this book the author confronts the critical comments written on his works published in the anthology entitled "New Testament Border Crossings." Theissen outlines his previous works in a summary of his thoughts, discussing his "Theory of Early Christian Religion," research on Jesus, the social history of Early Christianity, the literary history of the New Testament, the psychology of religion, and practical theology. He also introduces a project of an evolutionary interpretation of Christianity. This volume offers a broad and exemplary insight into modern New Testament exegesis.
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13. Entmythologisierung und Mythenhermeneutik. Zu E. Faust: Globaler Klimawandel (S. 183-184)Fragen der Mythentheorie und der Entmythologisierung werden meistens abstrakt erörtert, hier dagegen werden sie anhand eines konkreten Beispiels diskutiert. Es geht darum, wie mythische Bilder von Endzeitkatastrophen heute in Wissenschaft und Massenmedien die Diskussion um den Klimawandel beeinflussen. Mythische Denkkategorien haben sich ansonsten in andere Kulturbereiche zurückgezogen.
Die Entzauberung der Welt hat alle göttlichen numina aus der Natur „vertrieben“; es gibt keine besonderen Bezirke mehr, die durch die Anwesenheit von Nymphen und Gottheiten unberührbar gemacht werden. Nur im ästhetischen Erleben und Gestalten lebt die „Verklärung“ der Welt neben einem nüchternen naturwissenschaftlichen Zugang weiter. Hier hat sie ihre Berechtigung und bringt nach wie vor ein authentisches Naturerleben zum Ausdruck, aber sie hat es schwer, ihre Legitimität neben der wissenschaftlichen Analyse der Welt zu behaupten.
Dennoch dringen mythische Bilder von Weltkatastrophen, von Sintflut und Apokalypse angesichts des Klimawandels in die Erklärungen von Wissenschaftlern und Politikern ein – teils um politisch für neue Gesetze, Vereinbarungen und Verhaltensänderungen zu werben, teils um emotionale Zukunftsängste zum Ausdruck zu bringen und zu bewältigen, teils aber auch nur, um mit einem Thema auf dem Markt der Massenmedien Aufmerksamkeit zu erzielen und Profit zu machen.
Dabei verändern sich die wissenschaftlichen Aussagen und werden etwas anderes. Aus der Natur wird eine vergeltende Gottheit, aus Hypothesen werden Gewissheiten, aus Prognosen werden Prophetien, aus Verhaltensempfehlungen unbedingte Imperative. Eberhard Faust zeigt, wie kontraproduktiv diese mythischen Bilder und Aufwertungen für eine verantwortliche und notwendige Klimapolitik sein
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können.
1) Mythische Bilder machen aus realistisch zu erwartenden begrenzten Katastrophen einen globalen Weltuntergang. Gegen begrenzte Katastrophen kann man etwas tun, gegen den Weltuntergang nichts.
2) Mythische Bilder stimulieren eine irrationale Angst und verhindern dadurch eine distanzierte kognitive Analyse der Probleme.
3) Mythische Übertreibungen dementieren sich auf Dauer selbst: Geht die Welt ihren alltäglichen Gang weiter, werden selbst berechtigte Problemanzeigen als übertriebene „Spinnerein“ bagatellisiert.
Nun hat E. Faust vorwiegend mythische Katastrophenbilder im gegenwärtigen Klimadiskurs untersucht. Die Frage ist, ob deren ambivalente Wirkungen wirklich Auswirkung des mythischen Denkens per se sind oder nur einiger mythischer Bilder, die einseitig aus dem Kontext mythischer Weltinterpretationen gelöst und reaktiviert werden: Weltuntergang und Weltschöpfung gehören im mythischen Denken zusammen. In der jüdischen Apokalyptik ist das Ende der alten Welt Durchgang zu einer neuen Welt. Im Urchristentum beginnt diese neue Welt schon hier und jetzt. Die mythischen Bilder stehen hier immer in größeren Zusammenhängen. Auch die Schreckensbilder haben einen Ort, der sie relativiert.
1) Mythische Bilder machen aus realistisch zu erwartenden begrenzten Katastrophen einen globalen Weltuntergang. Gegen begrenzte Katastrophen kann man etwas tun, gegen den Weltuntergang nichts.
2) Mythische Bilder stimulieren eine irrationale Angst und verhindern dadurch eine distanzierte kognitive Analyse der Probleme.
3) Mythische Übertreibungen dementieren sich auf Dauer selbst: Geht die Welt ihren alltäglichen Gang weiter, werden selbst berechtigte Problemanzeigen als übertriebene „Spinnerein“ bagatellisiert.
Nun hat E. Faust vorwiegend mythische Katastrophenbilder im gegenwärtigen Klimadiskurs untersucht. Die Frage ist, ob deren ambivalente Wirkungen wirklich Auswirkung des mythischen Denkens per se sind oder nur einiger mythischer Bilder, die einseitig aus dem Kontext mythischer Weltinterpretationen gelöst und reaktiviert werden: Weltuntergang und Weltschöpfung gehören im mythischen Denken zusammen. In der jüdischen Apokalyptik ist das Ende der alten Welt Durchgang zu einer neuen Welt. Im Urchristentum beginnt diese neue Welt schon hier und jetzt. Die mythischen Bilder stehen hier immer in größeren Zusammenhängen. Auch die Schreckensbilder haben einen Ort, der sie relativiert.
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Autoren-Porträt von Gerd Theissen
Dr. theol. Gerd Theissen ist Professor für Neutestamentliche Theologie an der Universität Heidelberg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gerd Theissen
- 2011, 1. Auflage 2011, 237 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Max Küchler
- Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
- ISBN-10: 364755023X
- ISBN-13: 9783647550237
- Erscheinungsdatum: 06.10.2011
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