Ursels Backfischzeit (ePub)
"Der reinste Quatsch! - Kinder, so ein Thema! - Blödsinn! - Wenn er denkt, dass ich ihm darüber eine lange Geschichte schreibe, irrt er sich. Ich werde ihm schon was hinschmieren! Er braucht sich doch nicht einzubilden, dass wir Untersekundanerinnen dumme...
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Produktinformationen zu „Ursels Backfischzeit (ePub)“
"Der reinste Quatsch! - Kinder, so ein Thema! - Blödsinn! - Wenn er denkt, dass ich ihm darüber eine lange Geschichte schreibe, irrt er sich. Ich werde ihm schon was hinschmieren! Er braucht sich doch nicht einzubilden, dass wir Untersekundanerinnen dumme Bälge sind. Er wird sich meinen Aufsatz nicht hinter den Spiegel stecken!"
Ein junges, schlankes Mädchen, das vor den Schulbänken aufgeregt hin und her lief, hatte diese Worte in grösster Erregung hervorgestossen. Vor wenigen Minuten hatte der Ordinarius der Klasse, Studienrat Schumacher, das Thema für den Klassenaufsatz gegeben: "Kann plötzlicher Reichtum Glück oder Unglück sein?"
Man hatte sich auf etwas Klassisches präpariert. Es war laut geworden, dass der Aufsatz über Lessing handeln sollte; die Untersekunda hatte sich darauf vorbereitet, nun kam etwas ganz anderes, und die Folge davon war, dass fast die gesamte Klasse in Erregung geriet.
Studienrat Schumacher hatte für wenige Augenblicke seine Klasse verlassen. Ehe sich seine Schülerinnen an die Aufgabe begaben, machte sich erst ihre Enttäuschung in heftigen Reden gehörig Luft. Vor allen Dingen war es die rotblonde Ursel Pornitz, die, wie immer, das grosse Wort führte. Man hätte es dem hübschen, blauäugigen jungen Mädchen kaum zugetraut, dass es dem Lehrer manche trübe Stunde bereitete. Wenn Ursel ihren rotblonden Bubikopf mit ruckartiger Bewegung in den Nacken warf, wenn sie beide Hände auf die Schulbank stemmte und die Oberlippen hochzog, wirkte sie wenig sympathisch. Trotzdem hatte man das junge Mädchen recht lieb, weil man wusste, dass trotz des ungezügelten Temperamentes doch Warmherzigkeit, Hilfsbereitschaft und Menschenfreundlichkeit in ihrem Herzen wohnten. Man merkte es ihr oftmals an, dass zärtliche Mutterhände fehlten, die die Falten des Charakters hätten glätten können.
Man merkte aber auch, dass es Ursel Pornitz genau bekannt war, eine der reichsten, vielleicht die reichste junge Dame in ganz Düsseldorf zu sein, besass doch der Vater die weltbekannten Stahlwerke, die trotz der Schwere der Zeit bis heute noch auf ihrer alten Höhe geblieben waren.
War es da ein Wunder, dass man die rotblonde Ursel schon mit ihren sechzehn Jahren stark umschwärmte und verwöhnte? Dass man sich ihr fügte, weil man grosse Vorteile von ihr hatte. Man nutzte sie aus, man freute sich ihrer offenen Hand, und nur wenige wagten einen Tadel auszusprechen.
"Wisst ihr, was ich schreibe? Plötzlicher Reichtum kann für manchen ein Glück sein; z.B. für unseren Ordinarius, den ...
Ein junges, schlankes Mädchen, das vor den Schulbänken aufgeregt hin und her lief, hatte diese Worte in grösster Erregung hervorgestossen. Vor wenigen Minuten hatte der Ordinarius der Klasse, Studienrat Schumacher, das Thema für den Klassenaufsatz gegeben: "Kann plötzlicher Reichtum Glück oder Unglück sein?"
Man hatte sich auf etwas Klassisches präpariert. Es war laut geworden, dass der Aufsatz über Lessing handeln sollte; die Untersekunda hatte sich darauf vorbereitet, nun kam etwas ganz anderes, und die Folge davon war, dass fast die gesamte Klasse in Erregung geriet.
Studienrat Schumacher hatte für wenige Augenblicke seine Klasse verlassen. Ehe sich seine Schülerinnen an die Aufgabe begaben, machte sich erst ihre Enttäuschung in heftigen Reden gehörig Luft. Vor allen Dingen war es die rotblonde Ursel Pornitz, die, wie immer, das grosse Wort führte. Man hätte es dem hübschen, blauäugigen jungen Mädchen kaum zugetraut, dass es dem Lehrer manche trübe Stunde bereitete. Wenn Ursel ihren rotblonden Bubikopf mit ruckartiger Bewegung in den Nacken warf, wenn sie beide Hände auf die Schulbank stemmte und die Oberlippen hochzog, wirkte sie wenig sympathisch. Trotzdem hatte man das junge Mädchen recht lieb, weil man wusste, dass trotz des ungezügelten Temperamentes doch Warmherzigkeit, Hilfsbereitschaft und Menschenfreundlichkeit in ihrem Herzen wohnten. Man merkte es ihr oftmals an, dass zärtliche Mutterhände fehlten, die die Falten des Charakters hätten glätten können.
Man merkte aber auch, dass es Ursel Pornitz genau bekannt war, eine der reichsten, vielleicht die reichste junge Dame in ganz Düsseldorf zu sein, besass doch der Vater die weltbekannten Stahlwerke, die trotz der Schwere der Zeit bis heute noch auf ihrer alten Höhe geblieben waren.
War es da ein Wunder, dass man die rotblonde Ursel schon mit ihren sechzehn Jahren stark umschwärmte und verwöhnte? Dass man sich ihr fügte, weil man grosse Vorteile von ihr hatte. Man nutzte sie aus, man freute sich ihrer offenen Hand, und nur wenige wagten einen Tadel auszusprechen.
"Wisst ihr, was ich schreibe? Plötzlicher Reichtum kann für manchen ein Glück sein; z.B. für unseren Ordinarius, den ...
Autoren-Porträt von Magda Trott
Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Magda Trott
- Altersempfehlung: Ab 12 Jahre
- 2017, 1. Auflage, 151 Seiten, Deutsch
- Verlag: Books on Demand
- ISBN-10: 3743162318
- ISBN-13: 9783743162310
- Erscheinungsdatum: 28.03.2017
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