Streit am Hof im frühen Mittelalter / Super alta perennis (PDF)
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Im frühen Mittelalter war der Hof ein zentraler Ort der Begegnung geistlicher und weltlicher Fürsten. Kaiser-, Königs- und Papsthöfe vereinten die Fürsten der verschiedenen Reiche und wurden daher auch zu Kristallisationspunkten des Streits. Der Hof als Zentrum der Herrschaft tritt für uns vor allem dann als Phänomen hervor, wenn das Mit- und Zueinander am Hof durch eskalierende Auseinandersetzungen infrage gestellt wird. An der Streitsituation lassen sich die Vorstellungen der Beteiligten, die impliziten Ansprüche, die an König und Grosse herangetragen werden, sowie die Wirkungsweise des Hofes besonders deutlich machen. Zudem können Mechanismen frühmittelalterlicher Streitkultur an dem besonders exponierten Ort des Hofes zutage kommen. Die verschiedenen Aspekte des Streits am frühmittelalterlichen Hof werden in diesem Band betrachtet und analysiert.
In the early middle ages the court was a centre for meetings of secular and clerical princes. At the court of emperors, kings, and popes, the princes of different lordships met and the court was therefore at the centre of conflict. The court as centre of rule is especially important at the moment when the cooperation at the court is questioned by escalating quarrels. In the situation of conflict the notions of the princes emerge more clearly, the implicit demands the princes were subordinated to as well as the political mode of functioning at the court. In situations of conflict the mechanism of culture of debate in the early middle ages can be observed. Different aspects of conflict at court in the early middle ages were discussed at this international congress.
Thomas Scharff
Gestritten wurde an den Höfen und zwischen den Höfen der Karolinger häufig und in wechselhaften Konstellationen. Die Könige, die Herrscherfamilie und die mit beiden auf unterschiedlicheWeise verbundenen geistlichen oder weltlichen Großen trugen miteinander Konflikte aus, die während und nach der Regierungszeit Ludwigs des Frommen immer heftigere Formen annahmen und in der Herrscherabsetzung sowie im ,Bruderkrieg‘ einen ersten Höhepunkt erreichten.
Jene Zeitgenossen, die sich als Historiographen oder auf andere Weise schriftlich mit den Ereignissen auseinandersetzten, nahmen diese Konflikte intensiv wahr und brachten den von ihnen erlebten Niedergang des Reiches immer wieder mit der mangelnden Einigkeit der Karolinger untereinander in einen ursächlichen Zusammenhang. Die inneren Streitigkeiten waren aus ihrer Sicht für die äußere Schwäche des Reiches verantwortlich und luden Gegner wie die Normannen geradezu ein, über die Franken herzufallen.
Obwohl sie fast immer selbst Teil der Auseinandersetzungen waren, entwickelten hohe Kleriker gegen diese Konflikte so etwas wie eine Theologie der Einheit. In Fürstenspiegeln, in theologischen Traktaten, aber auch in historiographischen Exempla legten sie den Machthabern dar, wie man das Verhältnis zwischen dem König und dem Volk, demHerrscher und seinen Söhnen oder den Königssöhnen untereinander innerhalb der christianitas zu gestalten habe, um erfolgreich auf dem Weg des göttlichen Heilsplans voranzuschreiten.3 Dabei spielte neben der Befolgung bestimmter Verhaltensnormen die Versöhnung nach Konflikten eine zentrale Rolle.
Theologisch betrachtet ging es bei ,Versöhnung‘ (reconciliatio) zunächst einmal um die Versöhnung desMenschen mit Gott.
Auf diese Weise wird die Menschheit erlöst bzw. mit Gott versöhnt. Dieser grundsätzlich versöhnte Zustand zwischen Gott und den Menschen wird freilich durch die Menschen und deren Sünden immer wieder gestört. Er kann dann nur durch die Vermittlung des Klerus und durch die Buße wieder hergestellt werden. Von den Gliedern der christianitas wurde vor allem gefordert, dass die Menschen in Eintracht miteinander lebten. Dieser Anspruch wurde immer wieder erhoben; er erklärt auch, warum die Bruderkriege mit ihren komplizierten Loyalitätsbindungen so sehr als Katastrophe empfunden wurden.
Politischer Streit und politische Vergehen, die andere Christen trafen, wurden auf diese Weise zu Sünde, weshalb nur Buße zur Besserung führen konnte.6 In extremer Form drückt sich dieses Denken in derHerrschaft Ludwigs des Frommen aus. Mayke de Jong hat ja kürzlich und zu Recht seine Herrschaft als „Penitential State“ beschrieben.7 Unter seinen Söhnen wurde das Zusammenwirken der ,Brüdergemeine‘ in den Begriffen von pax, concordia und caritas gefasst. Man fühlt sich hier in der Theorie an das Modell der Benediktsregel erinnert, in der dieMönche gehalten werden, nach einem Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückzukehren.
- Autoren: Matthias Becher , Alheydis Plassmann
- 2011, 1. Auflage, 435 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Matthias Becher, Alheydis Plassmann
- Verlag: V&R unipress
- ISBN-10: 3862348849
- ISBN-13: 9783862348848
- Erscheinungsdatum: 06.10.2011
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