Sport als (Ersatz-)Religion? (PDF)

Examensarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Sport - Sportpsychologie, Note: 1,7, Universität Paderborn (Fakultät für Naturwissenschaften, Department Sport & Gesundheit), Sprache: Deutsch, Abstract: Was hat Sport mit Religion zu tun? Überhaupt nichts? Vielleicht etwas? Oder doch ziemlich viel? Sich bekreuzigende Spieler, zum Gebet gefaltete Hände, Grüsse und Küsse gen Himmel sind keine seltenen Bilder bei Fussballübertragungen. Aber neben diesen offensichtlichen religiösen Symbolen und Ritualen einiger vereinzelter, ihren Glauben extrovertiert auslebenden, Spieler, lassen sich beim Fussball auch noch andere, tiefer greifende Parallelen zu Religion und gerade auch zur kirchlichen Liturgie beobachten.

So ähnelt beispielsweise das Einmarschieren der Mannschaften dem Einlaufen des Priesters und der Messdiener in die Kirche, die Gesänge der Fans erinnern an Kirchenchoräle und die (noch) überwiegend patriarchalischen Strukturen sind in Fussball und Kirche sehr ähnlich konzipiert. Die römisch-katholische Kirche etwa hat ihr weltweites Oberhaupt, den Papst. Ihm folgen Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Priester. Der Fussball organisiert sich ähnlich strukturiert in Verbänden. Weltweit ist die FIFA das "Oberhaupt", auf europäischer Ebene folgt die UEFA, dann die Bundes- und schliesslich Landesverbände. Wie eine Gemeinde von ihrem Priester geleitet wird, leitet der Vorsitzende einen Verein, der Trainer eine Mannschaft und ein "Erwählter" die Fangesänge und Schlachtrufe im Stadion. Die äusseren, wahrnehmbaren Strukturen von Fussball und Religion sind also schon einmal ziemlich ähnlich.

Wenn von und über Fussball gesprochen wird, ist ausserdem religiöse Sprache allgegenwärtig, besonders in den Medien. Begriffe wie z.B. "Fussballgott", "Hand Gottes", "Das Wunder von Bern" oder "Teamgeist" sind allesamt religiös konnotiert und zugleich jedem echten Fussballfan ein Begriff. Aber warum erhalten diese Termini aus dem religiösen Sprachgebrauch Einzug in die Welt des Sports, besonders in die des Fussballs? Gerade, wo doch sicher nicht jeder Fussballfan von sich behaupten würde, ein religiöser Mensch zu sein. Und genau hier liegt neben den beschriebenen Parallelen schliesslich auch einer der grössten Unterschiede von Fussball und Religion: Das öffentliche Interesse am (Profi-)Fussball steigt seit Jahren stetig an, während in den Medien dagegen von der Kirche zunehmend nur im Zusammenhang mit der sogenannten Kirchenkrise berichtet wird. Während die Stadien also immer voller werden, werden die Kirchen zunehmend leerer. Könnte Fussall und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Fussball etwa ersetzen?