Schmerz in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit / Transatlantische Studien zu Mittelalter und Früher Neuzeit - Transatlantic Studies on Medieval and Early Modern Literature and Culture (TRAST) (PDF)
Ausgehend vom neuen kulturwissenschaftlichen Interesse am Schmerz und seiner Codiertheit untersuchen die Beiträge dieses Bandes das Phänomen Schmerz in seiner spezifisch literarischen Verfasstheit in Texten des 12. bis 17. Jahrhunderts. Dabei liegen...
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Produktinformationen zu „Schmerz in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit / Transatlantische Studien zu Mittelalter und Früher Neuzeit - Transatlantic Studies on Medieval and Early Modern Literature and Culture (TRAST) (PDF)“
Ausgehend vom neuen kulturwissenschaftlichen Interesse am Schmerz und seiner Codiertheit untersuchen die Beiträge dieses Bandes das Phänomen Schmerz in seiner spezifisch literarischen Verfasstheit in Texten des 12. bis 17. Jahrhunderts. Dabei liegen Schwerpunkte besonders auf der Frage nach der Erinnerung an Schmerz (Schmerz als Element der Mnemotechnik, Traumanarrative), der Komplexität der Schmerzdarstellung in Wort und Bild (Unsagbarkeitstopos, Schreiben im Schmerz, emblematische Visualisierung) sowie auf Detailstudien zum Konnex von Schmerz und Frömmigkeit (Tradition des »Bernhardstraktats«, Elsbeths von Oye »Offenbarungen«) und zur literarischen Instrumentalisierung des Schmerzes in der Heldenepik und im mittelhochdeutschen höfischen Roman. Der Band dokumentiert die Ergebnisse der gleichnamigen Tagung, die vom 17. bis 19. Mai 2007 in Freiburg als Arbeitsgespräch nordamerikanischer und europäischer Wissenschaftler stattgefunden hat.
Lese-Probe zu „Schmerz in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit / Transatlantische Studien zu Mittelalter und Früher Neuzeit - Transatlantic Studies on Medieval and Early Modern Literature and Culture (TRAST) (PDF)“
"Vom touf unz an sin ende geschach im nie so we. (S. 191-192)Schmerz als historische Erfahrung in der germanischdeutschen Heldenepik (›Beowulf‹ – ›Eckenlied‹ – ›Nibelungenlied‹)
William Layher (St. Louis)
Dieser Beitrag versteht sich als Versuch, ein differenziertes Verständnis vom Verhältnis zwischen heroischer Gewalt und heroischer Empfindsamkeit zu gewinnen. Auf den ersten Blick mag eine Untersuchung zur Thematik der Verletzbarkeit mittelalterlicher (Super-)Helden überflüssig wirken, da das Problemfeld weder problematisch noch besonders facettenreich scheint.
An den Texten der mittelhochdeutschen Heldenepik lassen sich mühelos zwei gegensätzliche Charakterisierungen sofort aufzeigen: es gibt einige Protagonisten, wie Dietrich von Bern oder Meister Hildebrand, die im Zweikampf verletzt werden, und auch andere – wie Siegfried – die als unverwundbar gelten. Es scheint eine Selbstverständlichkeit der Heldendichtung zu sein, dass die Verletzung des heroischen Körpers als unausweichliche Folge des gewalttätigen Zweikampfs vorauszusetzen ist; wer kämpft, muss auch bluten.
Oder auch nicht: in Siegfrieds Fall kann seine körperliche Unverwundbarkeit als Potenzierung einer heldenhaften ›Machtphantasie‹ aufgefasst werden, die tief in der heroischen Kultur des Westens verwurzelt ist.1 Andererseits bestätigt der Unverwundbarkeitstopos jedoch allgemein und kulturübergreifend die Vorstellung, dass ein Heldenkampf ohne physische Versehrung nur auf der Ebene des Imaginären vorzustellen ist. In den letzten Jahren sind Studien über Gewalt als mittelalterliches System, als Code, als Zeichen und als Faszinosum vorgelegt worden,2 doch es fehlt bis jetzt an Untersuchungen, die sich auf den Körper des Gewaltopfers und dessen Empfindungen konzentrieren.
Eine solche
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Fokussierung lässt sich freilich nicht immer durchführen, denn in den Texten – man denke an die Erzählungen der historischen Dietrichepik – setzt die epische Narration einen ›äußerlichen Erzählerblick‹ voraus: es wird auf dem Schlachtfeld viel geschlagen, viel geblutet, der Dichter weist auf die aufgeplatzten Schädel und freigelegten Eingeweide überall um den Helden herum hin, doch bleibt die Gewalt eine entindividualisierte Gewalt.3 In der Regel ist der heroische Einsatz in der historischen Dietrichepik »in die Massenschlacht eingebunden; der einzelne Krieger ist einer unter Tausenden, sein Blut fließt in wahren Strömen von Blut. […] Die Helden sterben oder überstehen den Kampf ohne nennenswerte körperliche Zeichnung«."
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Autoren-Porträt von Hans-Jochen Schiewer, Stefan Seeber, Markus Stock
Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer lehrt ältere deutsche Literatur und Sprache und ist Rektor der Universität Freiburg i. Br.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Hans-Jochen Schiewer , Stefan Seeber , Markus Stock
- 2010, 1. Auflage, 243 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Hans-Jochen Schiewer, Stefan Seeber, Markus Stock
- Verlag: V&R unipress
- ISBN-10: 3862341003
- ISBN-13: 9783862341009
- Erscheinungsdatum: 08.04.2010
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