Sammeln: Zur Bedeutung eines Kulturmusters (PDF)
Inhaltsangabe:Einleitung:
Vor einigen Jahren erhielt eine der grössten französischen Kapazitäten der Neurologie, Professor X. den Besuch eines Klienten, dessen soziale Stellung diesen zu einer der wichtigsten Pariser Persönlichkeiten machte.
Wie seine...
Vor einigen Jahren erhielt eine der grössten französischen Kapazitäten der Neurologie, Professor X. den Besuch eines Klienten, dessen soziale Stellung diesen zu einer der wichtigsten Pariser Persönlichkeiten machte.
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Produktinformationen zu „Sammeln: Zur Bedeutung eines Kulturmusters (PDF)“
Inhaltsangabe:Einleitung:
Vor einigen Jahren erhielt eine der grössten französischen Kapazitäten der Neurologie, Professor X. den Besuch eines Klienten, dessen soziale Stellung diesen zu einer der wichtigsten Pariser Persönlichkeiten machte.
Wie seine Familie erzählte, litt er an psychischen Störungen, die es ihm zu verbergen gelang, sobald er sich bei einem Spezialisten befand.
Nach einer halben Stunde Befragung, während der sich der Kranke keinerlei Verwirrung anmerken liess, beglückwünschte er während der Verabschiedung von dem grossen Psychiater diesen zu seinem Geschmack und der Qualität der angesammelten Objekte in dem Zimmer.
'Sind Sie selber Sammler?' fragte ihn der Professor.
'Ja, antwortete der Patient, aber ich bin ein Spezialist. Ich habe die grösste Croissantsammlung der Welt'.
'Croissants!' sagte der aus der Fassung gebrachte Mediziner.
'Ja, mein lieber Professor, seit meiner frühesten Kindheit häufe ich Croissants aus allen Pâtisserien und Bäckereien der gesamten Welt an. Diese Sammlung ist absolut geheim; sie füllt drei Räume eines Gebäudes an, das ich zu diesem Zweck einrichten und klimatisieren lassen habe. Nach meinem Tod wird sie an den Louvre gehen'.
Diese Anekdote bestätigt im Übermass die immer noch herrschende Klischeevorstellung vom liebenswert verrückten, vollkommen weltfremden Sammler.
Unbestritten kann diese Leidenschaft krankhafte Züge annehmen. Bei einer näheren Betrachtung der Spezies 'Sammler' kommt allerdings zutage, dass der weitaus grösste Teil von ihnen nicht am Rande der Psychiatrie, sondern als mehr oder weniger unauffälliger Mensch mitten im Leben steht.
Ein Ziel dieser Arbeit ist es, die Sammler des ausgehenden 20.Jahrhunderts von ihrer Charakterisierung als Einsiedler, Einzelgänger oder Existenz am Rande der Gesellschaft zu befreien, um sie vielmehr als einen in dieser Gesellschaft lebenden und von ihr geschaffenen Typus zu beschreiben.
Allenthalben tauchen in den Tageszeitungen Berichte über Sammler auf, wobei die Bandbreite der Sammelobjekte von den Klassikern der modernen Malerei bis zu Streichholzschachteletiketten reicht. Eine weite Verbreitung des Sammelns als Hobby ist - unabhängig von meinem selektiven Blick bei den Recherchen zu dieser Arbeit - augenfällig.
Eine kulturwissenschaftliche Untersuchung dieses Phänomens, das nicht nur als ein Bereich des individuellen Freizeitverhaltens, sondern auch als eine gesellschaftlich bedingte Erscheinung zu betrachten ist, liegt also nahe.
Jedem eröffnen [...]
Vor einigen Jahren erhielt eine der grössten französischen Kapazitäten der Neurologie, Professor X. den Besuch eines Klienten, dessen soziale Stellung diesen zu einer der wichtigsten Pariser Persönlichkeiten machte.
Wie seine Familie erzählte, litt er an psychischen Störungen, die es ihm zu verbergen gelang, sobald er sich bei einem Spezialisten befand.
Nach einer halben Stunde Befragung, während der sich der Kranke keinerlei Verwirrung anmerken liess, beglückwünschte er während der Verabschiedung von dem grossen Psychiater diesen zu seinem Geschmack und der Qualität der angesammelten Objekte in dem Zimmer.
'Sind Sie selber Sammler?' fragte ihn der Professor.
'Ja, antwortete der Patient, aber ich bin ein Spezialist. Ich habe die grösste Croissantsammlung der Welt'.
'Croissants!' sagte der aus der Fassung gebrachte Mediziner.
'Ja, mein lieber Professor, seit meiner frühesten Kindheit häufe ich Croissants aus allen Pâtisserien und Bäckereien der gesamten Welt an. Diese Sammlung ist absolut geheim; sie füllt drei Räume eines Gebäudes an, das ich zu diesem Zweck einrichten und klimatisieren lassen habe. Nach meinem Tod wird sie an den Louvre gehen'.
Diese Anekdote bestätigt im Übermass die immer noch herrschende Klischeevorstellung vom liebenswert verrückten, vollkommen weltfremden Sammler.
Unbestritten kann diese Leidenschaft krankhafte Züge annehmen. Bei einer näheren Betrachtung der Spezies 'Sammler' kommt allerdings zutage, dass der weitaus grösste Teil von ihnen nicht am Rande der Psychiatrie, sondern als mehr oder weniger unauffälliger Mensch mitten im Leben steht.
Ein Ziel dieser Arbeit ist es, die Sammler des ausgehenden 20.Jahrhunderts von ihrer Charakterisierung als Einsiedler, Einzelgänger oder Existenz am Rande der Gesellschaft zu befreien, um sie vielmehr als einen in dieser Gesellschaft lebenden und von ihr geschaffenen Typus zu beschreiben.
Allenthalben tauchen in den Tageszeitungen Berichte über Sammler auf, wobei die Bandbreite der Sammelobjekte von den Klassikern der modernen Malerei bis zu Streichholzschachteletiketten reicht. Eine weite Verbreitung des Sammelns als Hobby ist - unabhängig von meinem selektiven Blick bei den Recherchen zu dieser Arbeit - augenfällig.
Eine kulturwissenschaftliche Untersuchung dieses Phänomens, das nicht nur als ein Bereich des individuellen Freizeitverhaltens, sondern auch als eine gesellschaftlich bedingte Erscheinung zu betrachten ist, liegt also nahe.
Jedem eröffnen [...]
Bibliographische Angaben
- Autor: Martina Brenner
- 2014, 1. Auflage, 109 Seiten, Deutsch
- Verlag: Diplomica Verlag
- ISBN-10: 3836640023
- ISBN-13: 9783836640022
- Erscheinungsdatum: 11.04.2014
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Grösse: 4.02 MB
- Ohne Kopierschutz
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