Paquito (PDF)
Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Erstmalig erschienen 1921. Auszug: Auch die grössten Reiche der Welt sind klein, will man sie messen am unermesslichen Raume. - Paquitos Reich...
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Produktinformationen zu „Paquito (PDF)“
Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Erstmalig erschienen 1921. Auszug: Auch die grössten Reiche der Welt sind klein, will man sie messen am unermesslichen Raume. - Paquitos Reich aber war besonders klein. Es bestand nur aus einer offenen Kiste, auf deren einer Seite in halb verwischten, schwarzen Buchstaben die Worte "Pommery Greno" zu lesen waren. Diese Kiste, die einst ein Schiff über das grosse Meer nach Mexiko gebracht, und deren Inhalt frohen Wahn spendender Schaum gewesen, war zur Wohnstätte eines Atoms des grossen menschlichen Elends geworden; in ihr verbrachte Paquito seine Tage.
Ein verkrüppeltes Kind war Paquito. Eine Zusammensetzung von lauter zu viel und zu wenig; ein völlig misslungenes Stück des Menschen formenden Töpfers. Zwischen den Schultern sass ihm ein Höcker und seine Brust sprang spitz vor, von den Hüften an aber war überhaupt wenig mehr von Paquito vorhanden - ein Fetzen Decke verhüllte diesen Teil des missratenen Werkes. Das einzig Schöne an dem ganzen Missgebilde waren seine Augen. Schwarz und unendlich tief, blickten sie träumerisch, als schauten sie zurück in weite Fernen uralten Unrechts; fragend war oft ihr Ausdruck, als sähen sie ein Rätsel und flehten um eine Antwort, die Befreiung brächte.
Das Rätsel, das die Kinderaugen gewahrten, hiess: Woher, wohin, wozu?
Und hätte es unter den Menschen, die mit Paquito einen der armseligen Höfe der Stadt bewohnten, solche gegeben, denen die äusseren Erscheinungen Anlass zur Grübelei über Ursache und Endzweck bieten, so wäre des Kindes Anblick so recht dazu angetan gewesen, diese Fragen in ihnen hervorzurufen. Aber Don Eusebio und Donna Guadalupe, Paquitos Onkel und Tante, waren träg veranlagte Menschen, die überhaupt wenig dachten und nie den Wunsch empfunden hatten, dem Rätsel näher zu kommen, das hinter jeder Existenz liegt. Donna Lupe erschien es höchst einfach, woher Paquito gekommen. Er war eben der Sohn ihrer Schwester - und die Geschichte dieser Schwester war auch wiederum höchst einfach.
Ein verkrüppeltes Kind war Paquito. Eine Zusammensetzung von lauter zu viel und zu wenig; ein völlig misslungenes Stück des Menschen formenden Töpfers. Zwischen den Schultern sass ihm ein Höcker und seine Brust sprang spitz vor, von den Hüften an aber war überhaupt wenig mehr von Paquito vorhanden - ein Fetzen Decke verhüllte diesen Teil des missratenen Werkes. Das einzig Schöne an dem ganzen Missgebilde waren seine Augen. Schwarz und unendlich tief, blickten sie träumerisch, als schauten sie zurück in weite Fernen uralten Unrechts; fragend war oft ihr Ausdruck, als sähen sie ein Rätsel und flehten um eine Antwort, die Befreiung brächte.
Das Rätsel, das die Kinderaugen gewahrten, hiess: Woher, wohin, wozu?
Und hätte es unter den Menschen, die mit Paquito einen der armseligen Höfe der Stadt bewohnten, solche gegeben, denen die äusseren Erscheinungen Anlass zur Grübelei über Ursache und Endzweck bieten, so wäre des Kindes Anblick so recht dazu angetan gewesen, diese Fragen in ihnen hervorzurufen. Aber Don Eusebio und Donna Guadalupe, Paquitos Onkel und Tante, waren träg veranlagte Menschen, die überhaupt wenig dachten und nie den Wunsch empfunden hatten, dem Rätsel näher zu kommen, das hinter jeder Existenz liegt. Donna Lupe erschien es höchst einfach, woher Paquito gekommen. Er war eben der Sohn ihrer Schwester - und die Geschichte dieser Schwester war auch wiederum höchst einfach.
Bibliographische Angaben
- Autor: Elisabeth von Heyking
- 2012, 1. Auflage, 23 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3640219627
- ISBN-13: 9783640219629
- Erscheinungsdatum: 24.09.2012
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