Nachtkritiken (PDF)
Kleine Schriften 1906-1907
Theodor Lessing studierte in den Jahren 1906/07 in Göttingen Philosophie bei Edmund Husserl und arbeitete zu dieser Zeit neben seinem Studium als Theaterkritiker für die Göttinger Zeitung. Seine mit grosser psychologischer Einfühlsamkeit geschriebenen...
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Produktinformationen zu „Nachtkritiken (PDF)“
Theodor Lessing studierte in den Jahren 1906/07 in Göttingen Philosophie bei Edmund Husserl und arbeitete zu dieser Zeit neben seinem Studium als Theaterkritiker für die Göttinger Zeitung. Seine mit grosser psychologischer Einfühlsamkeit geschriebenen Göttinger »Nachtkritiken«, die hier erstmals in Buchform erscheinen, dokumentieren den Wandel in der Bewertung des kulturellen Leitmediums Theater im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg. Sie sind Beiträge zur Neubestimmung einer Kultur im Spannungsfeld zwischen wilhelminischer Monumentalität auf der einen und avantgardistischer Reformmoderne auf der anderen Seite.
Neben den Artikeln für die Göttinger Zeitung enthält der vorliegende Band weitere Schriften Lessings, u.a. über das Theater sowie seine psycho-logisch-medizinische Studie »Über Hypnose und Autosuggestion«.
Lessings Gedanken zu den künstlerischen, und psychologischen Reformbewegungen um 1900 spiegeln - in einer Momentaufnahme der Jahre 1906/07 - die tiefgreifende Umbruchsituation des kulturellen Systems im Deutschen Reich wider.
Die Edition präsentiert die Texte Lessings in der Chronologie ihres Erscheinens nach den Erstdrucken. Der ausführliche Kommentar liefert Angaben zum Druck sowie zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Texte und erläutert zeitgeschichtliche, politische und kulturgeschichtliche Hintergründe.
Neben den Artikeln für die Göttinger Zeitung enthält der vorliegende Band weitere Schriften Lessings, u.a. über das Theater sowie seine psycho-logisch-medizinische Studie »Über Hypnose und Autosuggestion«.
Lessings Gedanken zu den künstlerischen, und psychologischen Reformbewegungen um 1900 spiegeln - in einer Momentaufnahme der Jahre 1906/07 - die tiefgreifende Umbruchsituation des kulturellen Systems im Deutschen Reich wider.
Die Edition präsentiert die Texte Lessings in der Chronologie ihres Erscheinens nach den Erstdrucken. Der ausführliche Kommentar liefert Angaben zum Druck sowie zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Texte und erläutert zeitgeschichtliche, politische und kulturgeschichtliche Hintergründe.
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14. ›Egmont‹ (S. 44-45)Trauerspiel in 5 Akten von Wolfgang Goethe.
Diese Donnerstag-Abende sind doch am schönsten. Abende der Jugend und des Volkes. Überall junge Mädchen und junge Studenten. Das ist unser bestes, unser verständigstes Publikum. Denn sie kommen in Einfalt und aus Herzensbedürfnis. Nun – warum Goethes ›Egmont‹ kein »Drama« und warum Egmont kein »Held« ist, das wißt ihr ja noch von der Schulbank. Und wenn ihr es nicht wißt, um so besser! Nächstens werdet ihr Shaws ›Helden‹ sehen. Dann wird euch an einem typischen Beispiel aufgehen, wodurch sich das neue Drama vom klassischen unterscheidet. Zunächst durch den glücklichen Untergang der »Charaktere«. Ich meine jener Tapeten?guren, unter die man eine Unterschrift setzen kann, z.B. »Dieses ist ein Bösewicht«.
Oder »Dieses ist die liebende Jungfrau«. Hie »gut«, hie »schlecht«; hie »Liebe«, hie »Haß«. Wir kennen heute nur Mischcharaktere. Nur Menschen. Und zweitens: der alte Heldenbegriff ging zum Teufel. Der Held auf Stelzen! Das historische Heldentum ist für die Kunst das Gleichgiltigste von der Welt. Uns kümmern nur die Menschlichkeiten. Und die sind überall. In vollem Ernste: der alte Tragödienbegriff trotz Aristoteles und Lessing ist tot, endgiltig tot. Gott sei Dank.
Nach beiden angedeuteten Seiten hin ist Egmont schon ein modernes Drama. Vielmehr als Götz. Mit der Beethovenschen Musik (das Orchester war etwas mager; Akt IV bei offenem Vorhang zu gedehnt) bildet dieser Egmont eine Stufe zum Musikdrama. Wagner wußte das. Wagner betonte es oft. Ich muß kurz sein. Also in kürze: Hurra Johannes Denninger, Johannes Denninger Hurra! Ich entsinne mich, daß eine französische Zeitschrift zu der
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Zeit, als Dreyfus in Rennes vor Gericht stand, einen Leitartikel unter dem Titel ›le cri‹ brachte.
Er begann mit den Worten: »Endlich ist der große Moment eingetreten, auf den wir so lange gewartet haben. Dreyfus hat seine korrekte Haltung durchbrochen. Wir haben ›seinen Schrei‹ gehört.« So wars mit Herrn Denninger. Er erschien immer ein wenig wie der schöne Mann auf der Pralineeschachtel; etwas zu tief »vertheatert«. Dieser Egmont aber zeigte, wie viel er kann. Sonnigkeit, fast zu viel Sonnigkeit, sonnige Schönmännlichkeit, das liegt ihm. Darin war Elan, Eleganz und eine eigene Grazie. Aber wie gefährlich alle diese Routine. Eine bestimmte Sprachmelodie ist fast Gewohnheit geworden. Ein sehr schnelles nonchalantes Tempo und ein plötzliches Sinkenlassen des Satzes am Schluß der Periode; aber dann, wenn es nicht auf das Pointieren von Einzelheiten,
Er begann mit den Worten: »Endlich ist der große Moment eingetreten, auf den wir so lange gewartet haben. Dreyfus hat seine korrekte Haltung durchbrochen. Wir haben ›seinen Schrei‹ gehört.« So wars mit Herrn Denninger. Er erschien immer ein wenig wie der schöne Mann auf der Pralineeschachtel; etwas zu tief »vertheatert«. Dieser Egmont aber zeigte, wie viel er kann. Sonnigkeit, fast zu viel Sonnigkeit, sonnige Schönmännlichkeit, das liegt ihm. Darin war Elan, Eleganz und eine eigene Grazie. Aber wie gefährlich alle diese Routine. Eine bestimmte Sprachmelodie ist fast Gewohnheit geworden. Ein sehr schnelles nonchalantes Tempo und ein plötzliches Sinkenlassen des Satzes am Schluß der Periode; aber dann, wenn es nicht auf das Pointieren von Einzelheiten,
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Autoren-Porträt von Theodor Lessing
Theodor Lessing, 1872 als Sohn eines jüdischen Arztes in Hannover geboren, war ab 1907 Privatdozent für Philosophie und Pädagogik an der Technischen Hochschule Hannover. Grosse Aufmerksamkeit erregte er u.a. durch seine politisch-psychologisches Portrait des Massenmörders Haarmann (1925) und seine Schrift "Der jüdische Selbsthass" (1930). Mit seinen Artikeln, Essays und Glossen in verschiedensten Zeitschriften wurde er einer der bekanntesten politischen Schriftsteller der Weimarer Republik. Ein grosser Teil seines Werkes ist, da verstreut erschienen, heute nahezu unbekannt. Lessing wurde 1933 in Marienbad von sudetendeutschen Nationalsozialisten ermordet.Rainer Marwedel beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit Leben und Werk Theodor Lessings. Er hat den Nachlass für das Stadtarchiv Hannover geordnet und zugänglich gemacht. 1990 erhielt er für seine Biographie »Theodor Lessing 1872-1933" sowie für die von ihm herausgegebenen Werke Lessings den Carl-von-Ossietzky- Preis der Stadt Oldenburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Theodor Lessing
- 2013, 620 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Rainer Marwedel
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835320467
- ISBN-13: 9783835320468
- Erscheinungsdatum: 31.10.2013
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
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Pressezitat
»Für alle unsre braven Journalistenschüler ein Muss!«(Benedikt Erenz, Die ZEIT, 1.3.2007)
»Als Theaterkritiker erwies sich Theodor Lessing nicht nur als würdiger Träger dieses Namens, er schrieb auch auf dem Niveau seiner Berliner Kollegen.«
(Oliver Pfohlmann, Frankfurter Rundschau, 04.09.2006)
»eine Flaschenpost aus einer Zeit, in der man noch etwas sagen durfte (...), ohne gleich dafür mit kleingeweckten Vokabeln wie »spitzzüngig« usw. abgestraft zu werden.«
(Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2006)
»Dieser Band ist Teil einer Edition der Schriften in Einzelausgaben. Es ist gut, dass sie kommt. Es gibt noch viel gut zu machen an Theodor Lessing.«
(Joachim Büthe, Deutschlandfunk, 7.11.06)
»Äusserst erfrischend, dieses Buch.«
(Theater der Zeit, Dez. 2006)
»Endlich ist der Beginn einer vorzüglich kommentierten Werkausgabe Lessings anzuzeigen.«
(Rolf Bulang, Germanistik Bd. 47 (2006), H. 3-4)
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