Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe (ePub)
Im Leben des jugendlichen Ich-Erzählers läuft streng genommen wenig rund: Die Mutter ist mit einem 13 Jahre jüngeren Tankwart durchgebrannt, für den Vater, einen Hilfsarbeiter, gehören Prügel zu den gängigen Erziehungsmethoden. Seine ältere Schwester...
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Produktinformationen zu „Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe (ePub)“
Im Leben des jugendlichen Ich-Erzählers läuft streng genommen wenig rund: Die Mutter ist mit einem 13 Jahre jüngeren Tankwart durchgebrannt, für den Vater, einen Hilfsarbeiter, gehören Prügel zu den gängigen Erziehungsmethoden. Seine ältere Schwester Francesca - von ihm nur "Mönchsrobbe" genannt - richtet den Haushalt und verkümmert dabei zusehends in einer fiebrigen Frömmigkeit. Unser Held ist ein seltsamer Junge, zartfühlend und unausstehlich zugleich. Einer, der sich für einen gnadenlosen Schlägertyp hält, bei der Prügelei auf dem Schulhof aber im Handumdrehen auf dem Rücken landet; der eine grosse Klappe hat und nie weint; der seine Träume und Verletzlichkeiten hinter einer unerschütterlichen Arroganz versteckt, obwohl er jeden Tag Niederlagen einstecken muss und sogar von der schönen, unnahbaren Chiara, in die er sich verliebt, Prügel bezieht. Doch allem Spott zum Trotz, den er mit seiner aufmüpfigen Art provoziert, gibt es für ihn keine brenzlige Situation, kein noch so peinliches Missgeschick, keinen noch so kritischen weiblichen Blick, den er nicht zu seinen Gunsten umzudeuten vermag. Aber dann zeigt ihm ein Schicksalsschlag, der die Familie trifft, dass er dem Vater und der "Mönchsrobbe" näher steht als gedacht. Und vielleicht ist er sogar Chiara nicht ganz so gleichgültig, wie es zunächst erscheint ... Mit grossartig charmantem Humor und liebenswerter Leichtigkeit erzählt dieser Schelmenroman die Geschichte eines Einzelgängers und Maulhelden. Eine Figur, die in ihrer Tragikomik zu Herzen geht und die sich im Laufe des Textes immer mehr den Respekt des Lesers erwirbt: als jemand, der mit unerschütterlicher Naivität und grossem Herzen niemals aufgibt.
Lese-Probe zu „Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe (ePub)“
1 Wir prügelten uns ausgiebig auf dem Platz hinter der Schule. Im Fernsehen hatte ich ein paar Boxkämpfe ge- sehen, darum schlug ich zu - versuchte es wenigstens - wie Oscar Moya, ein damals sehr beliebter Boxer, einer, der hart und ausdauernd kämpfte, ohne seinen Gegnern eine Atempause zu gönnen. Oscar beendete den Kampf fast immer vor der letzten Runde. Riccardo interessierte sich nicht fürs Boxen, er stand auf Schwarzenegger-Filme. Sonst gab es nichts, auf das er abfuhr, ausser auf Elena. Elena war die, wegen der wir uns prügelten. Aber sie wusste das gar nicht. Niemand hatte ihr gesagt: "Pass auf, die schlagen sich deinetwegen." Beide waren wir in sie verliebt, jeder auf seine Weise. Als ich mich vor ein paar Tagen während der Pause mit ihr unterhielt, rief Schwarzy mich zu sich und sagte: "Hände weg von ihr, Wichser." Wir hatten vorher noch nie miteinander gesprochen. Danach fingen wir an, uns andauernd Beleidigungen und Drohungen an den Kopf zu werfen. Auch ich postierte mich jedes Mal in der Nähe, wenn ich die beiden reden sah, um Blicke wie Giftpfeile auf Schwarzy abzufeuern. Elena quatschte so ziemlich mit allen, klar, dass sie gerne flirtete. Sie galt nicht als Nutte, aber etwas Nuttiges hatte sie doch an sich, wie alle schönen Mädchen an unserer Schule. Nach einer endlosen Reihe von Provokationen waren Schwarzy und ich an dem Tag schliesslich aufeinander losgegangen. Eine Menge Leute hatten sich um uns herum versammelt, es gab Beifall und Anfeuerungen sowohl für den einen als auch den anderen. Von Hausmeistern und Lehrern noch keine Spur. Während des Kampfes sah ich manchmal zu Elena hin, die uns entsetzt mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen beobachtete, die langen schwarzen Haare vom Herbstwind zerzaust. Ich teilte planvoll Hiebe aus wie Oscar, und mein rechter Haken konnte verteufelt schmerzhaft sein. Aber ich bewegte nur die Arme und den Oberkörper, insgesamt blieb ich ein bisschen steif. Schwarzy, der mich um gut fünfzehn Zentimeter überragte,
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erwiderte meine Schläge mit Fausthieben, Ohrfeigen, Anrempeln, Kopfnüssen und vor allem Tritten. Er kämpfte nicht fair, mein Stil dagegen war sauber. Wenn es um Eleganz gegangen wäre, hätte ich bestimmt nach Punkten gesiegt. Seine Tritte schmerzten trotzdem. Ich spürte, dass meine Knie nachgaben. Ein paarmal traf ich ihn noch, dann wich er meinem kraftlos gewordenen rechten Haken aus und durchbrach meine Verteidigung, indem er mir sein Knie in den Magen stiess. Diesmal schlug ich hin, endgültig, ich lag am Boden und atmete stossweise den Staub des Schulhofs ein. Die Schreie der Zuschauer wurden lauter. Kein Schiedsrichter fing an zu zählen. Schwarzy stürzte sich auf mich und verpasste mir die nächste Ladung Fusstritte. Ich konnte nichts mehr sehen, der aufgewirbelte Staub war mir in die Augen geraten. Einer, der meine bedrohliche Lage er- kannte, schaffte es, Schwarzy von mir loszureissen. Ich richtete mich auf und versuchte, mir mit dem Handrücken die Augen zu säubern. Auch Schwarzy war schweissgebadet und erschöpft, aber auf Hochtouren: "Ist das jetzt klar mit uns, he?", brüllte er. "Ist das jetzt klar?" Man half mir beim Aufstehen. Ich hatte eine Menge Schürfwunden, blutete aber nicht. Alles andere an mir war nur noch körperlicher Schmerz und Schande. "Leck mich!", rief ich Schwarzy zu. Die konnten mich mal, er und Oscar Moya. Dieser Scheissboxer. Schwarzy versuchte, sich loszureissen, während er mich mit dreckigen Schimpfworten überschüttete. Ein Junge aus der Fünften hielt ihn an den Schultern fest. "Lass ihn in Ruhe", sagte er. "Siehst du nicht, dass du ihn fertig- gemacht hast?" Schwarzy nickte grinsend. Er warf Elena einen bedeutungsvollen Blick zu. Sie stand noch immer wie angewurzelt da, denselben Ausdruck wie vorhin im Gesicht, die Schulbücher unter den Arm gepresst. Sie musterte mich von Kopf bis Fuss, und mir war, als müsste ich vor Scham im Boden versinken. Dann schüt- telte sie den Kopf und ging weg. Auch Schwarzy zog Leine, im Weggehen machte er sich mit den Idioten von seiner Clique über mich lustig. Ich sah noch, dass er meinen be- rühmten rechten Haken nachahmte wie die Bewegung eines Behinderten. "Wie geht's dir?", fragten die Umstehenden. "Pah!", antwortete ich. All mein Blut schien mir ins Gesicht zu schiessen. Man hatte mich geschlagen und gedemütigt. Ich hob meinen Rucksack auf und verliess den Schulhof. Alle wichen mir aus. Ich ging bis zu einer Bushaltestelle, die nichts mit meinem Schulweg zu tun hatte. Dort war wenigstens keine Menschenseele. Ich setzte mich auf die Bank und zog mein völlig zerdrücktes Päckchen Camel aus der Jeanstasche. Eine Zigarette war noch in brauchbarem Zustand, ich zündete sie an. Scheisse. Alles wegen einer Nutte. Eine, die beim Reden immer so zickig piepste. Und wenn sie lachte, klang es wie Bellen. Mager wie ein Strich in der Landschaft. Wenn sie über ihre Eltern redete, sagte sie "mein Papa und meine Mama". Und recht be- dacht, wahrscheinlich war sie nicht mal mehr Jungfrau. Sie hätte mit diesem Geziere aufhören müssen. Und es sich sofort besorgen lassen, von mir und von Schwarzy. Von mir ein bisschen öfter vielleicht. Der Bus kam. Eins habe ich im Leben gelernt: Kaum hat man sich eine Fluppe angesteckt, kommt der Bus. Immer. Ich fuhr kreuz und quer durch die Stadt und musste dreimal umsteigen, bis ich zu Hause war, während normalerweise eine einfache Fahrt genügte. Alles bloss, um niemandem aus meiner Schule zu begegnen. So war es allerdings auch nicht viel besser: Mein Anblick erregte allgemeine Aufmerksamkeit. Immerhin kannte ich diese Leute nicht, und sie hatten mich nicht auf dem Schulhof liegen sehen, während mir diese Bestie Tritte verpasste. Ich wohnte in einem zweistöckigen Häuschen, das den Eltern meines Vaters gehört hatte. Es war das hässlichste Haus in der Umgebung, vielleicht das hässlichste im ganzen Ort. Alte Aussenmauern in einem abgeblätterten Gelb, durchlöcherte Fliegengitter vor den Fenstern und die Brüstung des Balkons im ersten Stock völlig verrostet. Wer sich darauf stützte, konnte seine Kleider hinterher nur noch in einen Karton schmeissen und ans Rote Kreuz schicken. Wenn die sie überhaupt nahmen. Auf der Wiese rings um unsere Residenz wucherte das Unkraut meterhoch, ein undurchdringliches Gestrüpp, bis auf die Stelle, wo mein Vater seine Hängematte hatte.
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Autoren-Porträt von Christian Frascella
Christian Frascella, 1973 in Turin geboren, hatte verschiedene Jobs, u.a. als Militäringenieur, Fabrikarbeiter und Telefonist. 2009 erschien sein erster Roman Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe, in Italien ein Bestseller, Shortlist des Premio Viareggio und ausgezeichnet u.a. mit dem Zocca-Preis, dem John-Fante-Preis für das beste Debüt 2009, dem Bastia-Umbra-Preis und dem Massarosa-Preis. Christian Frascella lebt als freier Autor in Turin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Christian Frascella
- Altersempfehlung: Ab 12 Jahre
- 2012, 320 Seiten, Deutsch
- Verlag: Frankfurter Verlags-Anst.
- ISBN-10: 3627021843
- ISBN-13: 9783627021849
- Erscheinungsdatum: 01.03.2012
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Grösse: 2.64 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Dieses Buch war bereits ein literarischer Erfolg als es in die Buchläden kam. (...) Frascella ist schon jetzt ein Star." [Quelle: LA REPUBBLICA]"Kaum ein Coming-of-age-Roman mit einem ma?nnlichen, wu?tenden Ich--Erza?hler, der ohne den Vergleich zu J. D. Salingers "Fa?nger im Roggen" auskommt. Hier passt es aber perfekt: Wegen der Unmittelbarkeit und Heftigkeit der Sprache, wegen der Zerrissenheit und Verlorenheit des Protagonisten. Intensiv geschrieben." [Quelle: WDR1 live]
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