Kriminalisierung von Jugendlichen durch Anti-Schund-Kampagnen (ePub)
Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziologie - Medien, Kunst, Musik, Note: 2, Universität Bremen (Institut für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Automatismus der Medienschelte
Wenn den Berichten über Verbrechen an Schulen geglaubt werden...
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Produktinformationen zu „Kriminalisierung von Jugendlichen durch Anti-Schund-Kampagnen (ePub)“
Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziologie - Medien, Kunst, Musik, Note: 2, Universität Bremen (Institut für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Automatismus der Medienschelte
Wenn den Berichten über Verbrechen an Schulen geglaubt werden darf, ist der gewaltfördernde Einfluss von Massenmedien eine ausgemachte Sache. Die blosse Verfügbarkeit gewalthaltiger Medien im Umfeld des Täters erscheint als hinreichende Bedingung, um die Verantwortung für die Tat diesen Medien zu übertragen. Tatsächlich ist das Erklärungsmuster "Medieninduktion" so stark, dass es geeignet ist, alternative Erklärungen zu verdrängen oder zumindest zu relativieren. So wurden anlässlich des jüngsten "Amoklaufs" in Erfurt zunächst noch die auswegslose schulische Situation des Täters und das strenge Schulsystem Thüringens als Tathintergründe mit thematisiert, aber nach kurzer Zeit wurde dieser Diskurs völlig von der Diskussion über Medieninduktion und ein neues Jugendschutzgesetz überlagert.. Der sogenannte "Amoklauf von Bad Reichenhall" 1999 verdrängte in den Medien nicht nur ein gleichzeitiges, ebenso schlimmes Verbrechen, das sich weniger leicht deuten liess, (vgl. Grimm 2002, S. 160) sondern der leicht hergestellte Bezug zu Gewaltmedien liess andere signifikante Aspekte verblassen, von denen das Portrait Adolf Hitlers im Zimmer des Schützen (vgl. Gieselmann 2000, S. 132) nur einer der offensichtlichsten Hinweise ist. Auch bei den Schützen von Littleton 1999 ist ein rechtsradikaler Hintergrund nicht auzuschliessen, da dieses Verbrechen am Geburtstag Hitlers stattfand. Dies wurde aber im Gegensatz zum Medienkonsum der Täter (in diesem Fall die Ballerspiele DOOM und QUAKE) kaum thematisiert.
In der Gewaltforschung wird schon lange nicht mehr angenommen, dass der Konsum von Gewaltmedien direkt zur Umsetzung der Inhalte führe. Die derzeit übliche Vorstellung ist, dass Gewaltmedien eine verstärkende Wirkung haben können unter der Voraussetzung, dass eine gewisse Gewaltneigung schon entwickelt ist. Es handelt sich dann um ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, bei dem fraglich ist, welche Bedeutung der Faktor "Medien" im Vergleich mit anderen hat. Durch die Isolation eines einzigen Faktors wird die Diskussion über Gewaltursachen verzerrt. Wenn trotz aller alternativen Erklärungsmuster, und obwohl weitgehend bekannt ist, wie umstritten das Problemmuster "Mediengewalt" ist, trotzdem daran festgehalten wird, verweist das auf Plausibilitätsvorstellungen, die über den Sachverhalt hinausweisen...
Wenn den Berichten über Verbrechen an Schulen geglaubt werden darf, ist der gewaltfördernde Einfluss von Massenmedien eine ausgemachte Sache. Die blosse Verfügbarkeit gewalthaltiger Medien im Umfeld des Täters erscheint als hinreichende Bedingung, um die Verantwortung für die Tat diesen Medien zu übertragen. Tatsächlich ist das Erklärungsmuster "Medieninduktion" so stark, dass es geeignet ist, alternative Erklärungen zu verdrängen oder zumindest zu relativieren. So wurden anlässlich des jüngsten "Amoklaufs" in Erfurt zunächst noch die auswegslose schulische Situation des Täters und das strenge Schulsystem Thüringens als Tathintergründe mit thematisiert, aber nach kurzer Zeit wurde dieser Diskurs völlig von der Diskussion über Medieninduktion und ein neues Jugendschutzgesetz überlagert.. Der sogenannte "Amoklauf von Bad Reichenhall" 1999 verdrängte in den Medien nicht nur ein gleichzeitiges, ebenso schlimmes Verbrechen, das sich weniger leicht deuten liess, (vgl. Grimm 2002, S. 160) sondern der leicht hergestellte Bezug zu Gewaltmedien liess andere signifikante Aspekte verblassen, von denen das Portrait Adolf Hitlers im Zimmer des Schützen (vgl. Gieselmann 2000, S. 132) nur einer der offensichtlichsten Hinweise ist. Auch bei den Schützen von Littleton 1999 ist ein rechtsradikaler Hintergrund nicht auzuschliessen, da dieses Verbrechen am Geburtstag Hitlers stattfand. Dies wurde aber im Gegensatz zum Medienkonsum der Täter (in diesem Fall die Ballerspiele DOOM und QUAKE) kaum thematisiert.
In der Gewaltforschung wird schon lange nicht mehr angenommen, dass der Konsum von Gewaltmedien direkt zur Umsetzung der Inhalte führe. Die derzeit übliche Vorstellung ist, dass Gewaltmedien eine verstärkende Wirkung haben können unter der Voraussetzung, dass eine gewisse Gewaltneigung schon entwickelt ist. Es handelt sich dann um ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, bei dem fraglich ist, welche Bedeutung der Faktor "Medien" im Vergleich mit anderen hat. Durch die Isolation eines einzigen Faktors wird die Diskussion über Gewaltursachen verzerrt. Wenn trotz aller alternativen Erklärungsmuster, und obwohl weitgehend bekannt ist, wie umstritten das Problemmuster "Mediengewalt" ist, trotzdem daran festgehalten wird, verweist das auf Plausibilitätsvorstellungen, die über den Sachverhalt hinausweisen...
Bibliographische Angaben
- Autor: Christian Vähling
- 2003, 1. Auflage, 119 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3638188027
- ISBN-13: 9783638188029
- Erscheinungsdatum: 27.04.2003
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Grösse: 0.62 MB
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