Keine Angst vor der Seelsorge (PDF)
Praktische Hilfen für Haupt- und Ehrenamtliche
Wie kann man in der seelsorglichen Begegnung dem Unbewussten auf die Spur kommen? Dieser Herausforderung stellt sich das Buch, das Wiedemann aus der Praxis für die Praxis schreibt. Dazu werden Werkzeuge, die uns die Psychoanalyse zur Verfügung stellt, vor...
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Produktinformationen zu „Keine Angst vor der Seelsorge (PDF)“
Wie kann man in der seelsorglichen Begegnung dem Unbewussten auf die Spur kommen? Dieser Herausforderung stellt sich das Buch, das Wiedemann aus der Praxis für die Praxis schreibt. Dazu werden Werkzeuge, die uns die Psychoanalyse zur Verfügung stellt, vor allem Übertragung, Gegenübertragung, gleichschwebende Aufmerksamkeit, Gefühlstransplantation und Wilfred Bions Modell vom Behälter/Gehalt, in verständlicher Sprache und anhand zahlreicher Beispiele aus Seelsorge und Psychoanalyse, aus dem alltäglichen Leben und aus der Bibel vorgestellt. Darüber hinaus weitet sich der Blick auf aktuelle Anliegen wie »Warum leiden?«, »Warum ich?«, »Hilft beten?«, »Wie mit Schuld fertig werden?«, »Seelsorge mit Frauen, Seelsorge mit Männern«, »Trauer, Trost und Sexualität«, »Der Hass des Seelsorgers«, »Depression - den Schmerz verstehen«, »Angst und Lust« und »Burnout - Brennen ohne auszubrennen«. Schliesslich wird gefragt: Wie passt diese Art von Seelsorge in die herkömmliche »Seelsorgelandschaft« hinein, und wie können Seelsorge und Psychoanalyse dazu beitragen, dass wir miteinander und mit Gott in unserer Seele in Kontakt kommen? Überraschend, wie sich dabei die Mystik als Verbindungsglied zwischen Psychoanalyse und Theologie, und zwischen männlicher und weiblicher Frömmigkeit erweist. Dieses Buch ist für die Praxis gedacht, aber es ist kein »Ratgeber«. Es will die Lust am Staunen wecken und dazu ermutigen, zu vergessen, was man weiss und sich auf neue Erfahrungen mit dem Unbekannten in sich und mit dem anderen einzulassen; dazu liefert es bewährte Orientierungshilfen. Das Buch ist aus der langjährigen Tätigkeit mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen SeelsorgerInnen sowie aus eigenen Erfahrungen in Seelsorge und Psychoanalyse erwachsen und wendet sich an alle, die einen neuen, unkomplizierten, erfahrungsorientierten und spirituell fundierten Zugang zum Leben der Seele und zur Praxis der Seelsorge suchen.
Lese-Probe zu „Keine Angst vor der Seelsorge (PDF)“
"IV WAS IST EIGENTLICH SEELSORGE? (S. 229-230)Im letzten Abschnitt versuchen wir einen Überblick zu gewinnen über das, was wir machen und wer wird sind – als Seelsorger. Zuerst fragen wir, was den Seelsorger von anderen Tätigen in den helfenden Berufen unterscheidet. Im zweiten Durchgang wird der Kreis enger gezogen: Was unterscheidet die hier vorgestellte Seelsorge von den anderen ca. 30 „Seelsorgen“?
Und wie verbündet sie sich mit der Psychoanalyse und mit der Mystik? Drittens: Ein besonderes Merkmal der „analytischen Seelsorge“ ist die Art der Erkenntnis – wie wir Gott und die Seele erkennen und wie wir Menschen „lesen“ können. Im vierten und letzten Teil geht es dann um Essen und Träumen.
1. Seelsorge hat mit Gott zu tun
Der Arzt hat mit Medizin zu tun, die Krankenschwester mit der Pflege, die Putzfrau mit Reinheit, der Koch mit dem Essen – und der Seelsorger mit Gott. Aber wie?
Verschiedene Typen von Seelsorge machen das auf unterschiedliche Weise. Die meisten versuchen, Gott ins Spiel (zu) bringen – wie es das Handbuch zum Neuen Evangelischen Pastorale salopp in seinem Titel ankündigt. Ich gehe davon aus, dass man Gott nicht ins Spiel bringen muss oder auch kann, wenn man mit jemandem als Seelsorger spricht. In der seelsorgerlichen Begegnung ist Gott „automatisch“ und doch sehr lebendig mit dabei. So wie er in Christus auf die Welt gekommen ist, kommt er als „Geist“ in jedes Gespräch. Die Aufgabe des Seelsorgers besteht nicht darin, ihn „hereinzuholen“, sondern vielmehr darin, ein offenes Auge und Ohr und Gespür für sein Kommen und Wirken zu entwickeln und ihm nicht zu sehr im Wege zu stehen.
In jeder menschlichen Begegnung ist Gott mit dabei, weil Gott in jedem Menschen wohnt, und ich vermute, der größte Teil der Wohnung Gottes beim Menschen liegt
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im Unbewussten. Deshalb ist es von Vorteil, wenn der Seelsorger zur unbewussten Ebene der Begegnung Zugang hat. Wie diese Zugänge aussehen können, haben wir unter dem Thema „Übertragungen“ kennen gelernt.
Daraus folgt, dass sich der Seelsorger mit seinem Gesprächspartner ganz locker und ungezwungen unterhalten kann – über Gott und die Welt, die Kinder und die Kost, die Krankheit und die Karriere, den Sport und das Fernsehen, den Arbeitsplatz und das Wohnmobil, die Leidenschaft und die Langweile. Ob das Gespräch „seelsorgerlich“ ist, liegt nicht am „Thema“, nicht am „Was“, sondern am „Wie“.
Je offener und empfänglicher der Seelsorger sein kann, desto mehr kann er ein Gespür dafür entwickeln, wie „das Heilige“ oder „der Geist“ im Alltäglichen mitschwingt. Wenn der Seelsorger aktiv wird und das Gespräch seelsorgerlich „machen“ will, hört er nur seine eigenen Geräusche und nicht mehr das Mitschwingen und Mitklingen der Gottheit. Wir können auch nicht sagen: Jetzt ist das Gespräch seelsorgerlich, weil ich einen Psalm bete, oder aus der Bibel lese oder ein religiöses Thema anschlage. Wir können Gott (noch) nicht „von Angesicht zu Angesicht“ erkennen, aber wir können gewahr werden, wenn und wie er in, mit und unter unserem Reden und Schweigen mitschwingt, wie ein „Wind (Geist), der weht, wo er will“ (Joh 3,8). Dieses Gewahrwerden ist oft erst nachträglich möglich."
Daraus folgt, dass sich der Seelsorger mit seinem Gesprächspartner ganz locker und ungezwungen unterhalten kann – über Gott und die Welt, die Kinder und die Kost, die Krankheit und die Karriere, den Sport und das Fernsehen, den Arbeitsplatz und das Wohnmobil, die Leidenschaft und die Langweile. Ob das Gespräch „seelsorgerlich“ ist, liegt nicht am „Thema“, nicht am „Was“, sondern am „Wie“.
Je offener und empfänglicher der Seelsorger sein kann, desto mehr kann er ein Gespür dafür entwickeln, wie „das Heilige“ oder „der Geist“ im Alltäglichen mitschwingt. Wenn der Seelsorger aktiv wird und das Gespräch seelsorgerlich „machen“ will, hört er nur seine eigenen Geräusche und nicht mehr das Mitschwingen und Mitklingen der Gottheit. Wir können auch nicht sagen: Jetzt ist das Gespräch seelsorgerlich, weil ich einen Psalm bete, oder aus der Bibel lese oder ein religiöses Thema anschlage. Wir können Gott (noch) nicht „von Angesicht zu Angesicht“ erkennen, aber wir können gewahr werden, wenn und wie er in, mit und unter unserem Reden und Schweigen mitschwingt, wie ein „Wind (Geist), der weht, wo er will“ (Joh 3,8). Dieses Gewahrwerden ist oft erst nachträglich möglich."
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Autoren-Porträt von Wolfgang Wiedemann
Dr. theol. Wolfgang Wiedemann ist Psychoanalytiker und Seelsorger am Städtischen Klinikum Fürth.
Bibliographische Angaben
- Autor: Wolfgang Wiedemann
- 2011, 2., veränderte Neuauflage 2011, 246 Seiten, Deutsch
- Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
- ISBN-10: 3647624071
- ISBN-13: 9783647624075
- Erscheinungsdatum: 16.06.2011
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