Interview und dokumentarische Methode / Qualitative Sozialforschung (PDF)
Anleitungen für die Forschungspraxis
Wie werden narrativ fundierte Interviews mit der dokumentarischen Methode ausgewertet? Das Buch zeigt neben methodologischen Hintergründen vor allem die Praxis der dokumentarischen Interpretation von Interviews. Die ausführlichen Forschungsbeispiele reichen...
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Produktinformationen zu „Interview und dokumentarische Methode / Qualitative Sozialforschung (PDF)“
Wie werden narrativ fundierte Interviews mit der dokumentarischen Methode ausgewertet? Das Buch zeigt neben methodologischen Hintergründen vor allem die Praxis der dokumentarischen Interpretation von Interviews. Die ausführlichen Forschungsbeispiele reichen von den ersten formulierenden Interpretationen bis hin zur soziogenetischen Typenbildung.
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2. Narrativ fundierte Interviews (S. 19) In der qualitativen Sozialforschung erfreuen sich Interviews als Erhebungsverfahren grosser Beliebtheit. Dabei lässt sich eine grosse Vielfalt mehr oder weniger unterschiedlicher Interviewarten feststellen: vom "thematischen", "problemzentrierten", "biographischen" und "fokussierten" Interview über das "Experteninterview" bis hin zum "Tiefen-" und "Leitfadeninterview".
Wenn auch die Unterschiede zwischen diesen Verfahren nicht immer so klar und prägnant sind, haben sie doch eines gemeinsam: Alle diese Interviewformen tragen der Offenheit der Kommunikation in der qualitativen bzw. rekonstruktiven Sozialforschung (vgl. Hoffmann- Riem 1980) zumindest dadurch Rechnung, dass sie keinerlei Vorgaben für die Antworten der befragten Personen machen - dies im Gegensatz zu standardisierten Interviews der Hypothesen überprüfenden, statistisch orientierten Sozialforschung.
Offenheit der Kommunikation bedeutet allerdings nicht, dass in der rekonstruktiven Sozialforschung Interviews jeglicher Strukturierung entbehrten. Interviews werden immer durch die Interaktion zwischen Forschenden und Erforschten strukturiert, wobei es in unterschiedlichem Masse zu Interviewereingriffen kommen kann.
Dies lässt sich exemplarisch anhand der idealtypischen Unterscheidung von biographischen und leitfadengestützten Interviews deutlich machen: In biographischen Interviews hören die Forschenden nach der biographischen, erzählgenerierenden Eingangsfrage über eine längere Zeitstrecke hinweg ausschliesslich der biographischen Erzählung der zu erforschenden Personen zu, um dann zunächst Nachfragen zu bereits angesprochenen Themen (sog. immanente Nachfragen) zu stellen und erst gegen Ende des Interviews auch neue Themen einzubringen, d.h. exmanente Fragen zu stellen oder sogar die erforschten Personen dazu zu bringen, eigene Handlungsweisen argumentativ zu begründen.
Demgegenüber werden in leitfadengestützten Interviews nacheinander mehrere
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Themen durch die Forschenden vorgegeben, sodass die befragten Personen nicht mehr (innerhalb ihrer Biographie) das Thema ihrer Erzählung frei wählen können, sondern sich an den Vorgaben und artikulierten Untersuchungsinteressen der Forschenden orientieren müssen. Allerdings wird auch hier abgewartet, bis die befragten Personen alles, was ihnen zu einem ersten Thema einfällt, geschildert haben, bevor eine Frage zu einem zweiten Thema gestellt wird.
Trotz dieser Unterschiede ist beiden Interviewarten folgendes gemeinsam: Gleich ob nach der Biographie gefragt wird oder mit einem Leitfaden unterschiedliche Themen behandelt werden, geht es immer darum, nicht nur Meinungen, Einschätzungen, Alltagstheorien und Stellungnahmen der befragten Personen abzufragen, sondern Erzählungen zu deren persönlichen Erfahrungen hervorzulocken. Dies bedeutet, dass sowohl biographische als auch leitfadengestützte Interviews prinzipiell narrativ fundiert sind (bzw. sein sollten). Warum es - gerade im Kontext der dokumentarischen Interpretation - so wichtig ist, dass Interviews narrativ angelegt sind, ist eines der Themen dieses Kapitels.
Zunächst erläutere ich, was unter leitfadengestützten Interviews zu verstehen ist, wobei ich exemplarisch auf die Ansätze des "Experteninterviews" und des "problemzentrierten Interviews" eingehe (2.1). Dann werde ich mich jener Interviewform widmen, in der nicht nur thematisch begrenzte Narrationen, sondern biographisch angelegte Grosserzählungen erhoben werden: dem "biographischen Interview" (2.2).
2.1 Leitfadengestützte Interviews
In ihrem klassisch` zu nennenden Aufsatz zum Experteninterview schreiben Michael Meuser und Ulrike Nagel: "In unseren Untersuchungen haben wir mit offenen Leitfäden gearbeitet, und dies scheint uns die technisch saubere Lösung der Frage nach dem Wie der Datenerhebung zu sein. Eine leitfadenorientierte Gesprächsführung wird beidem gerecht, dem thematisch begrenzten Interesse des Forschers an dem Experten wie auch dem Expertenstatus des Gegenübers. Die in die Entwicklung eines Leitfadens eingehende Arbeit schliesst aus, dass sich der Forscher als inkompetenter Gesprächspartner darstellt.
[ ] Die Orientierung an einem Leitfaden schliesst auch aus, dass das Gespräch sich in Themen verliert, die nichts zur Sache tun, und erlaubt zugleich dem Experten, seine Sache und Sicht der Dinge zu extemporieren." (2002a, S. 77) Meuser und Nagel geht es darum, an offenen Leitfäden orientiert Expert(inn)en nach ihrem "Betriebswissen" zu befragen. Thema ist nicht ein Handlungsfeld, über das die Experten sich zwar viel Wissen (sog. "Kontextwissen") angeeignet haben, in dem sie aber nicht selbst handeln, unter Betriebswissen ist vielmehr das Wissen der Expert(inn)en über ihr eigenes Handlungsfeld zu verstehen.
Trotz dieser Unterschiede ist beiden Interviewarten folgendes gemeinsam: Gleich ob nach der Biographie gefragt wird oder mit einem Leitfaden unterschiedliche Themen behandelt werden, geht es immer darum, nicht nur Meinungen, Einschätzungen, Alltagstheorien und Stellungnahmen der befragten Personen abzufragen, sondern Erzählungen zu deren persönlichen Erfahrungen hervorzulocken. Dies bedeutet, dass sowohl biographische als auch leitfadengestützte Interviews prinzipiell narrativ fundiert sind (bzw. sein sollten). Warum es - gerade im Kontext der dokumentarischen Interpretation - so wichtig ist, dass Interviews narrativ angelegt sind, ist eines der Themen dieses Kapitels.
Zunächst erläutere ich, was unter leitfadengestützten Interviews zu verstehen ist, wobei ich exemplarisch auf die Ansätze des "Experteninterviews" und des "problemzentrierten Interviews" eingehe (2.1). Dann werde ich mich jener Interviewform widmen, in der nicht nur thematisch begrenzte Narrationen, sondern biographisch angelegte Grosserzählungen erhoben werden: dem "biographischen Interview" (2.2).
2.1 Leitfadengestützte Interviews
In ihrem klassisch` zu nennenden Aufsatz zum Experteninterview schreiben Michael Meuser und Ulrike Nagel: "In unseren Untersuchungen haben wir mit offenen Leitfäden gearbeitet, und dies scheint uns die technisch saubere Lösung der Frage nach dem Wie der Datenerhebung zu sein. Eine leitfadenorientierte Gesprächsführung wird beidem gerecht, dem thematisch begrenzten Interesse des Forschers an dem Experten wie auch dem Expertenstatus des Gegenübers. Die in die Entwicklung eines Leitfadens eingehende Arbeit schliesst aus, dass sich der Forscher als inkompetenter Gesprächspartner darstellt.
[ ] Die Orientierung an einem Leitfaden schliesst auch aus, dass das Gespräch sich in Themen verliert, die nichts zur Sache tun, und erlaubt zugleich dem Experten, seine Sache und Sicht der Dinge zu extemporieren." (2002a, S. 77) Meuser und Nagel geht es darum, an offenen Leitfäden orientiert Expert(inn)en nach ihrem "Betriebswissen" zu befragen. Thema ist nicht ein Handlungsfeld, über das die Experten sich zwar viel Wissen (sog. "Kontextwissen") angeeignet haben, in dem sie aber nicht selbst handeln, unter Betriebswissen ist vielmehr das Wissen der Expert(inn)en über ihr eigenes Handlungsfeld zu verstehen.
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Autoren-Porträt von Arnd-Michael Nohl
Dr. Arnd-Michael Nohl ist Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der systematischen Pädagogik an der Helmut Schmidt Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Arnd-Michael Nohl
- 2007, 2006, 127 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531900021
- ISBN-13: 9783531900025
- Erscheinungsdatum: 03.11.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Grösse: 0.89 MB
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Pressezitat
"[...] vor allem für die praktische Forschungsarbeit gut nutzbar [...], weil es [das Buch] einen forschungsnahen Einblick in die spezifische Auswertungspraxis qualitativ-narrativer Interviews mit der dokumentarischen Methode liefert." Soziologische Revue, 03/2008"[...] Nohls Band [ist] sowohl ein anregendes Lehrbuch als auch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion der insbesondere auch in der Erziehungswissenschaft relevanten Fragen der Möglichkeit, von empirisch erhobenen subjektiven Erfahrungen auf allgemeine Zusammenhänge zu schliessen." jb - journal für lehrerInnenbildung, 03/2007
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