Ethik der Interpersonalität / Wittener Schriften (PDF)
Die Zuwendung zum anderen Menschen im Licht empirischer Forschung
Die Interpersonalität, also die Zuwendung zum anderen Menschen, ist ein wesentlicher Teil der pflegerischen Praxis. In vielen Ethikbüchern findet sich dazu reichlich Theorie. Dieses Buch geht einen anderen, praxisnäheren Weg. Das Verständnis von Ethik in...
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Produktinformationen zu „Ethik der Interpersonalität / Wittener Schriften (PDF)“
Die Interpersonalität, also die Zuwendung zum anderen Menschen, ist ein wesentlicher Teil der pflegerischen Praxis. In vielen Ethikbüchern findet sich dazu reichlich Theorie. Dieses Buch geht einen anderen, praxisnäheren Weg. Das Verständnis von Ethik in den Beiträgen stammt aus der Praxis. So wird die Interpersonalität in unterschiedlichen pflegerischen Situationen konkret (Demenz, Altenheim, Sterben, häusliches Umfeld, Patientenkontakt, Onkologie, Lungenkrankheit, häusliche Selbstsorge und Hausarzt).
Lese-Probe zu „Ethik der Interpersonalität / Wittener Schriften (PDF)“
2 Die Pflege dementer Menschen Eine Studie über Interaktionen zwischen dementen Menschen und Pflegenden (S. 25-26)Sandra Renneke
2.1 Einleitung
Demenzerkrankungen stellen ein immer weiter zunehmendes Problem der industrialisierten Welt dar. Man geht davon aus, dass gegenwärtig allein in Deutschland rund eine Million Menschen von einer Demenz betroffen sind (Füsgen 1995: 14). Aufgrund der zu erwartenden demographischen Entwicklung der kommenden Jahre ist zudem mit einem weiteren Anstieg der Zahl zu rechnen. Bisher ist es auch nach intensiver Forschung nicht gelungen, sämtliche Ursachen und beeinflussende Faktoren der verschiedenen Formen der Demenz aufzudecken. Ebenso mangelt es an Behandlungsmöglichkeiten und wissenschaftlich überprüften Konzepten zum Umgang mit Betroffenen.
Die Situation dementer Menschen und ihrer Angehörigen sowie die Pflege der Betroffenen ist heute ein viel diskutiertes Thema in den Medien. Oftmals werden durch Berichte in Fernsehen und Presse Ängste vor einem Alter in völliger Verwirrtheit und Abhängigkeit geschürt. Das Leben dementer Menschen wird in der Gesellschaft weit gehend als nicht lebenswert empfunden, wobei den Betroffenen meist jegliche Persönlichkeit, Erfahrung und Kompetenz abgesprochen wird. Neben anderen Wissenschaftszweigen hat sich in den vergangenen Jahren auch die Pflegewissenschaft in verschiedenen Ländern der problematischen Situation dementer Menschen gewidmet.
2.2 Problemdarstellung
Die Interaktion mit Patienten ist »essentiell für pflegerisches Handeln« (Brodish 1982). »Um pflegerische Handlungen planen zu können, die authentische Probleme der Patienten berücksichtigen« (Faulkner 1992: 32), und um Ziele und Bedürfnisse realistisch einschätzen zu können, bedarf es einer Verständigung zwischen Pflegenden und Patienten. In diesem Sinn ist die Pflege von älteren, kranken oder behinderten Menschen abhängig von der Effektivität der
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Kommunikation.
Interaktionen mit dementen Menschen stellen dabei besondere Anforderungen an Pflegende. Trotz unterschiedlicher Symptome dementieller Erkrankungen, die zudem je nach Stadium variieren können, wird beschrieben, dass demente Menschen »in allen Bereichen der Interaktion Defizite aufweisen« (Athlin, Norberg 1987a). Ihnen wird eine mangelnde Harmonie zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation bescheinigt, sie scheinen Schwierigkeiten in der wechselseitigen Kommunikation zu haben, ihre verbalen und nonverbalen Signale sind eher unklar, und letztlich ist auch ihre Fähigkeit zur Interpretation sowie ihre Motivation eingeschränkt (ebd.).
Professionell Pflegende, die mit der Betreuung und Versorgung dementer Menschen betraut sind, erleben den täglichen Umgang und die Interaktion mit den Betroffenen meist als belastend. Sie sind für ihre Tätigkeit darauf angewiesen, einen Kontakt zu Patienten herzustellen, um pflegerische Handlungen durchführen zu können, benötigen aber auch eine Rückmeldung, um den Erfolg ihrer Intervention einschätzen und bewerten zu können. Bei der Pflege dementer Menschen erleben sie dies jedoch als extrem schwierig und fühlen sich nur unzureichend dafür ausgebildet (Schröder 1999). Es entstehen vielfach Schwierigkeiten bei der Interpretation des kommunikativen Verhaltens dementer Menschen, die bei Pflegenden Stress, emotionalen Rückzug und ethische Konflikte zur Folge haben können (Berg et al. 1998). Pflegende artikulieren häufig Gefühle der Frustration (Lee 1991) und Hilflosigkeit (Schröder 1999) oder »können in ihrer Tätigkeit keinen Sinn mehr sehen« (Ekman et al. 1991). Besonders der Umgang mit »auffälligen« Verhaltensweisen und dem Verlust kommunikativer Fähigkeiten macht die Pflege dementer Menschen zu einer anspruchsvollen und extrem belastenden Aufgabe (Whall 1989; Richter et al. 1995; Lee 1991; Algase et al. 1996). Zudem fühlen sich Pflegende oft überfordert durch einen »Mangel an Zeit, Anerkennung und Solidarität« (Grond 1997: 42).
Auch demente Menschen leiden stark unter der problematischen Verständigung. Sie erfahren Interaktionen mit Pflegenden oft als negativ (Ekman et al. 1991; Hallberg et al. 1993; Kovach, Meyer-Arnold 1996) und werden in einigen Fällen sogar mit körperlicher Gewalt und Aggression konfrontiert (Hallberg et al. 1995). Das so genannte störende Verhalten kann zudem einen Hinweis darauf geben, dass Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen nicht erfüllt oder stressreiche Erfahrungen gemacht werden (Sabat 1994; Kovach, Meyer-Arnold 1996; Cohen-Mansfield 1999). Insgesamt werden demente Menschen »entpersonalisiert« (Kitwood 2000: 75).
Interaktionen mit dementen Menschen stellen dabei besondere Anforderungen an Pflegende. Trotz unterschiedlicher Symptome dementieller Erkrankungen, die zudem je nach Stadium variieren können, wird beschrieben, dass demente Menschen »in allen Bereichen der Interaktion Defizite aufweisen« (Athlin, Norberg 1987a). Ihnen wird eine mangelnde Harmonie zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation bescheinigt, sie scheinen Schwierigkeiten in der wechselseitigen Kommunikation zu haben, ihre verbalen und nonverbalen Signale sind eher unklar, und letztlich ist auch ihre Fähigkeit zur Interpretation sowie ihre Motivation eingeschränkt (ebd.).
Professionell Pflegende, die mit der Betreuung und Versorgung dementer Menschen betraut sind, erleben den täglichen Umgang und die Interaktion mit den Betroffenen meist als belastend. Sie sind für ihre Tätigkeit darauf angewiesen, einen Kontakt zu Patienten herzustellen, um pflegerische Handlungen durchführen zu können, benötigen aber auch eine Rückmeldung, um den Erfolg ihrer Intervention einschätzen und bewerten zu können. Bei der Pflege dementer Menschen erleben sie dies jedoch als extrem schwierig und fühlen sich nur unzureichend dafür ausgebildet (Schröder 1999). Es entstehen vielfach Schwierigkeiten bei der Interpretation des kommunikativen Verhaltens dementer Menschen, die bei Pflegenden Stress, emotionalen Rückzug und ethische Konflikte zur Folge haben können (Berg et al. 1998). Pflegende artikulieren häufig Gefühle der Frustration (Lee 1991) und Hilflosigkeit (Schröder 1999) oder »können in ihrer Tätigkeit keinen Sinn mehr sehen« (Ekman et al. 1991). Besonders der Umgang mit »auffälligen« Verhaltensweisen und dem Verlust kommunikativer Fähigkeiten macht die Pflege dementer Menschen zu einer anspruchsvollen und extrem belastenden Aufgabe (Whall 1989; Richter et al. 1995; Lee 1991; Algase et al. 1996). Zudem fühlen sich Pflegende oft überfordert durch einen »Mangel an Zeit, Anerkennung und Solidarität« (Grond 1997: 42).
Auch demente Menschen leiden stark unter der problematischen Verständigung. Sie erfahren Interaktionen mit Pflegenden oft als negativ (Ekman et al. 1991; Hallberg et al. 1993; Kovach, Meyer-Arnold 1996) und werden in einigen Fällen sogar mit körperlicher Gewalt und Aggression konfrontiert (Hallberg et al. 1995). Das so genannte störende Verhalten kann zudem einen Hinweis darauf geben, dass Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen nicht erfüllt oder stressreiche Erfahrungen gemacht werden (Sabat 1994; Kovach, Meyer-Arnold 1996; Cohen-Mansfield 1999). Insgesamt werden demente Menschen »entpersonalisiert« (Kitwood 2000: 75).
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Bibliographische Angaben
- 2010, 180 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Martin W. Schnell
- Verlag: Schlütersche Verlag
- ISBN-10: 3842680481
- ISBN-13: 9783842680487
- Erscheinungsdatum: 06.12.2010
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