Die Göttin der letzten Tage / Münster-Thriller Bd.3 (ePub)

"Es geht, wie gesagt, um meine Tochter", sagte Nestor, nachdem ich ihm die zweite Tasse Tee eingeschenkt hatte. "Sie ist seit etwa einem halben Jahr einer mehr als dubiosen Jugendsekte verfallen. Und nun ist sie auch noch Hals über Kopf bei uns ausgezogen, sie lebt jetzt auf einem Bauernhof bei Greven, wo diese Sektenjünglinge eine ihrer Niederlassungen unterhalten. Ich kann das auf keinen Fall zulassen. Ich darf es nicht zulassen. Meine Tochter wird im nächsten Monat gerade mal sechzehn ..." "Haben Sie sich nicht an die Behörden gewandt?" fragte ich. Nestor machte eine hilflose Handbewegung. "Sie wissen ja, wie das ist. Die sehen lieber weg, solange gegen die Sektenjünger nichts vorliegt, was für eine kriminelle Vereinigung spräche. Eine von diesen modernen Jugendpsychologinnen hat mir auf den Kopf zu gesagt: 'Es bringt nichts, das Mädchen mit Gewalt da rauszuholen, weil die Gefahr besteht, dass Sie Ihre Tochter dann völlig verlieren.' Sie faselte dann was von 'Überzeugungsarbeit', die hier zu leisten sei. Nun gut, ich sehe ja ein, dass es nicht damit getan ist, meine Tochter da rauszuholen. Ich will sie zurückgewinnen. Bitte, Sie müssen mir helfen, Herr Blocksdorf. Wenn es sein muss, mit 'Überzeugungsarbeit'." "Sie wollen also, dass ich den Verein unter die Lupe nehme und einen Weg finde, Ihre Tochter davon zu überzeugen, dass sie religiösen Spinnern auf den Leim gegangen ist", ergänzte ich. "Genauso ist es", bestätigte unser Gast. (...) "Ich habe selbstverständlich Erkundigungen eingezogen", erklärte Nestor. "Die 'Venustempler' - so nennen sie sich - sind eine Weltuntergangssekte, deren Oberhaupt, eine selbsternannte Prophetin namens Syrga, als 'Göttin der letzten Tage' im Ausland residiert und allen, die sich ihr anschliessen, den Anbruch eines goldenen Zeitalters verspricht, das kommen wird, wenn die Menschheit die jetzige Welt zugrunde gerichtet hat." "Klingt durchaus verlockend für junge Leute", meinte Sonja und nahm noch ein Stück Kandiszucker für ihren Tee. "Ja,

Dr. Hendrik Davids, 1953 in Münster als Sohn einer Arztfamilie geboren,
kann sich als Enkel eines Münsteraner Mediziners und Honorarprofessors
fast zu den Urmünsteranern zählen. Er ist promovierter Germanist und war
mehr als 25 Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter
sprachwissenschaftlicher Forschungsprojekte tätig.

Seit 2004 schickt er den sympathischen schriftstellernden Privatdetektiv
Ron Blocksdorf in Münster auf Ermittlungstour. In seinen Krimis
vereinigt sich Ideenreichtum mit einem Sinn für spannende Situationen
und Themen von hautnah spürbarer gesellschaftlicher Aktualität.

"Auch mit seinem dritten Werk ist dem erfolgreichen Autor ein packendes Buch gelungen. Spannend geschrieben, versteht es der Thriller, den Leser bereits in der Anfangsszene in seinen Bann zu ziehen. Als altem Münsteraner ist es Davids gelungen, die Handlung zudem mit viel Lokalkolorit zu würzen, was die Lektüre zu einem besonderen Genuss macht und das Buch aus der Masse der Lokalromane hervorhebt."
Christian Steinhagen, Westfälische Nachrichten