Die Befreiung der Bücher (PDF)
Zur Bedeutung der Dezemberrevolution von 1989 für die rumänische Literatur
Inhaltsangabe:Einleitung:
Ich glaube, wir sind ein Volk der Pflanzen.Woher sonst die Ruhe mit der wir das Fallen des Laubes abwarten. Woher der Mut uns auf dem Schlitten des Schlafes hinabgleiten zu lassen. Bis in die Nähe der Nacht in dem sicheren...
Ich glaube, wir sind ein Volk der Pflanzen.Woher sonst die Ruhe mit der wir das Fallen des Laubes abwarten. Woher der Mut uns auf dem Schlitten des Schlafes hinabgleiten zu lassen. Bis in die Nähe der Nacht in dem sicheren...
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Produktinformationen zu „Die Befreiung der Bücher (PDF)“
Inhaltsangabe:Einleitung:
Ich glaube, wir sind ein Volk der Pflanzen.Woher sonst die Ruhe mit der wir das Fallen des Laubes abwarten. Woher der Mut uns auf dem Schlitten des Schlafes hinabgleiten zu lassen. Bis in die Nähe der Nacht in dem sicheren Bewusstsein, dass es uns gelingen wird noch einmal geboren zu werden? Ich glaube, wir sind ein Volk der Pflanzen - Wer hat jemals einen Baum gesehen, der sich auflehnt? (Ich glaube / Ana Blandiana 1984).
Ja, wer? 1984, als das Gedicht Blandianas entstand, hat man ihn in Rumänien nicht mal erahnen können es könnte bald zu Ende sein, denn man war so gelähmt und mit dem alltäglichen Überleben beschäftigt, dass es unmöglich war zu denken, man könnte ¿ um es mit Blandianas Worten zu sagen ¿ ¿neu geboren werden¿. Denn die Rumänen sind vieles, aber vor allem auch ein ruhiges Volk, ein Volk, das bestens mit der laissez faire-Mentalität vertraut ist.
In den kalten, euphorischen, elektrisch aufgeladenen Wintertagen des Dezember 1989, als man im Fernsehen Schüsse hören, Särge sehen und Reden hören konnte, als die rumänische Flagge von einem Tumor, dem kommunistischen Emblem, befreit wurde, als der sogenannte Volkszorn sich entlud und als man zum ersten Mal seit langem wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken konnte, als manche vergessen hatten, wo sie arbeiteten, dass sie eine Familie hatten, dass sie in einer Sekunde sterben könnten und sie einfach von einem euphorisierenden Etwas auf die Strasse getrieben wurden, um sich mit dieser wahrhaftigsten aller demokratischen Gesten der Tyrannei mit dem Einsatz des eigenen Lebens zu entledigen: in diesen Tagen, als man der Nacht schon zu nahe gekommen war, als man mit ihr zu verschmelzen, in ihr zu ersticken drohte, in diesen Tagen fand ein singuläres historisches Ereignis statt: die Dezemberrevolution von 1989.
Mit dieser Revolution ist es dem rumänischen Volk gelungen sich den erdrückenden, erstickenden Gewändern eines Zustands zu entledigen, in dessen Kern sie fast ein halbes Jahrhundert gefangen gehalten worden war, der sowohl ihrer Physis, als auch ¿ und das sollte sich als die grösste kommunistische Sünde erweisen ¿ ihrer Psyche einen massiven, nachhaltigen Schaden zugefügt hatte. Die wackeligen, unscharfen, farbarmen Videobilder des erschossenen Diktators und seiner Ehefrau lösten das Volk aus einem lang anhaltenden Trauma, aus einem jahrelangen, betäubenden Schlaf und sollten zum Sinnbild des Kommenden werden. Ein Volk, das bis 1989 nur rudimentäre Erfahrungen [...]
Ich glaube, wir sind ein Volk der Pflanzen.Woher sonst die Ruhe mit der wir das Fallen des Laubes abwarten. Woher der Mut uns auf dem Schlitten des Schlafes hinabgleiten zu lassen. Bis in die Nähe der Nacht in dem sicheren Bewusstsein, dass es uns gelingen wird noch einmal geboren zu werden? Ich glaube, wir sind ein Volk der Pflanzen - Wer hat jemals einen Baum gesehen, der sich auflehnt? (Ich glaube / Ana Blandiana 1984).
Ja, wer? 1984, als das Gedicht Blandianas entstand, hat man ihn in Rumänien nicht mal erahnen können es könnte bald zu Ende sein, denn man war so gelähmt und mit dem alltäglichen Überleben beschäftigt, dass es unmöglich war zu denken, man könnte ¿ um es mit Blandianas Worten zu sagen ¿ ¿neu geboren werden¿. Denn die Rumänen sind vieles, aber vor allem auch ein ruhiges Volk, ein Volk, das bestens mit der laissez faire-Mentalität vertraut ist.
In den kalten, euphorischen, elektrisch aufgeladenen Wintertagen des Dezember 1989, als man im Fernsehen Schüsse hören, Särge sehen und Reden hören konnte, als die rumänische Flagge von einem Tumor, dem kommunistischen Emblem, befreit wurde, als der sogenannte Volkszorn sich entlud und als man zum ersten Mal seit langem wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken konnte, als manche vergessen hatten, wo sie arbeiteten, dass sie eine Familie hatten, dass sie in einer Sekunde sterben könnten und sie einfach von einem euphorisierenden Etwas auf die Strasse getrieben wurden, um sich mit dieser wahrhaftigsten aller demokratischen Gesten der Tyrannei mit dem Einsatz des eigenen Lebens zu entledigen: in diesen Tagen, als man der Nacht schon zu nahe gekommen war, als man mit ihr zu verschmelzen, in ihr zu ersticken drohte, in diesen Tagen fand ein singuläres historisches Ereignis statt: die Dezemberrevolution von 1989.
Mit dieser Revolution ist es dem rumänischen Volk gelungen sich den erdrückenden, erstickenden Gewändern eines Zustands zu entledigen, in dessen Kern sie fast ein halbes Jahrhundert gefangen gehalten worden war, der sowohl ihrer Physis, als auch ¿ und das sollte sich als die grösste kommunistische Sünde erweisen ¿ ihrer Psyche einen massiven, nachhaltigen Schaden zugefügt hatte. Die wackeligen, unscharfen, farbarmen Videobilder des erschossenen Diktators und seiner Ehefrau lösten das Volk aus einem lang anhaltenden Trauma, aus einem jahrelangen, betäubenden Schlaf und sollten zum Sinnbild des Kommenden werden. Ein Volk, das bis 1989 nur rudimentäre Erfahrungen [...]
Bibliographische Angaben
- Autor: Andrei Teusianu
- 2009, 1. Auflage, 89 Seiten, Deutsch
- Verlag: Diplomica Verlag
- ISBN-10: 3836635437
- ISBN-13: 9783836635431
- Erscheinungsdatum: 17.09.2009
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