Der Streit um die Neue Wache (ePub)
Einleitung
Am 14. November 1993, dem Volkstrauertag, wurde die Neue Wache unter den Linden als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" für "die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" eingeweiht. Im von Karl Friedrich Schinkel erbauten...
Am 14. November 1993, dem Volkstrauertag, wurde die Neue Wache unter den Linden als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" für "die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" eingeweiht. Im von Karl Friedrich Schinkel erbauten...
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Produktinformationen zu „Der Streit um die Neue Wache (ePub)“
Einleitung
Am 14. November 1993, dem Volkstrauertag, wurde die Neue Wache unter den Linden als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" für "die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" eingeweiht. Im von Karl Friedrich Schinkel erbauten Nutzbau, der nach Entwürfen Heinrich von Tessenows in den 1930er-Jahren zur Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgestaltet worden war und danach der DDR als zentrales Mahnmal für die "Opfer von Faschismus und Militarismus" gedient hatte, befand sich nun eine auf Lebensgrösse "aufgeblasene"1 Skulptur der Künstlerin Käthe Kollwitz, die "Mutter mit totem Sohn". Der Einweihung der Gedenkstätte war ein kurzer, aber heftiger Streit um ihre künstlerische Gestaltung und die Widmung vorausgegangen.
Die Debatte um die Neue Wache hatte einmal mehr die Deutung der NSVergangenheit zum Thema, wie dies in den 1980er-Jahren schon in vielen Diskussionen um Geschichte, Erinnerung und Gedenken stattgefunden hatte. Ob in der Diskussion um Helmut Kohls "Museumsgeschenke", ein zentrales "Ehrenmal" für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Bonn, den 8. Mai 1985 oder dem Historikerstreit - immer wieder wurde die Geschichte zum Gegenstand innenpolitischer Auseinandersetzungen. In diesem Fall entzündete sich der Streit sowohl an dem durch die Umgestaltung der Neuen Wache ablesbaren Geschichtsbild wie an der Geschichte des Ortes selbst. Wiederholt wurde in Frage gestellt, ob die Neue Wache wegen der verschiedenen historischen Verwendungen als zentrale Gedenkstätte überhaupt geeignet sei. So hatte das Gebäude bereits vier verschiedenen politischen Systemen als Mahnmal oder Gedenkstätte gedient: Im Kaiserreich war sie Denkmal für die Befreiungskriege gewesen, in der Weimarer Republik Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, in der NS-Zeit wurde sie als "Reichsehrenma" in politisch- militärische Inszenierungen und Aufmärsche einbezogen und die DDR widmete sie zur zentralen Gedenkstätte für beide Weltkriege und den zum Gründungsmythos der DDR hochstilisierten Anti-Faschistischen Widerstand der NS-Zeit um. Im Folgenden soll der Streit um die Neue Wache von 1993 untersucht werden. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welches Geschichtsbild die verschiedenen Akteure der Debatte vertreten. Lässt sich dieses auch in den Vorschlägen zur Gestaltung der Neuen Wache ablesen? Und inwiefern kann dieses Geschichtsbild in Geschichtspolitik umgesetzt werden?
Am 14. November 1993, dem Volkstrauertag, wurde die Neue Wache unter den Linden als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" für "die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" eingeweiht. Im von Karl Friedrich Schinkel erbauten Nutzbau, der nach Entwürfen Heinrich von Tessenows in den 1930er-Jahren zur Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgestaltet worden war und danach der DDR als zentrales Mahnmal für die "Opfer von Faschismus und Militarismus" gedient hatte, befand sich nun eine auf Lebensgrösse "aufgeblasene"1 Skulptur der Künstlerin Käthe Kollwitz, die "Mutter mit totem Sohn". Der Einweihung der Gedenkstätte war ein kurzer, aber heftiger Streit um ihre künstlerische Gestaltung und die Widmung vorausgegangen.
Die Debatte um die Neue Wache hatte einmal mehr die Deutung der NSVergangenheit zum Thema, wie dies in den 1980er-Jahren schon in vielen Diskussionen um Geschichte, Erinnerung und Gedenken stattgefunden hatte. Ob in der Diskussion um Helmut Kohls "Museumsgeschenke", ein zentrales "Ehrenmal" für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Bonn, den 8. Mai 1985 oder dem Historikerstreit - immer wieder wurde die Geschichte zum Gegenstand innenpolitischer Auseinandersetzungen. In diesem Fall entzündete sich der Streit sowohl an dem durch die Umgestaltung der Neuen Wache ablesbaren Geschichtsbild wie an der Geschichte des Ortes selbst. Wiederholt wurde in Frage gestellt, ob die Neue Wache wegen der verschiedenen historischen Verwendungen als zentrale Gedenkstätte überhaupt geeignet sei. So hatte das Gebäude bereits vier verschiedenen politischen Systemen als Mahnmal oder Gedenkstätte gedient: Im Kaiserreich war sie Denkmal für die Befreiungskriege gewesen, in der Weimarer Republik Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, in der NS-Zeit wurde sie als "Reichsehrenma" in politisch- militärische Inszenierungen und Aufmärsche einbezogen und die DDR widmete sie zur zentralen Gedenkstätte für beide Weltkriege und den zum Gründungsmythos der DDR hochstilisierten Anti-Faschistischen Widerstand der NS-Zeit um. Im Folgenden soll der Streit um die Neue Wache von 1993 untersucht werden. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welches Geschichtsbild die verschiedenen Akteure der Debatte vertreten. Lässt sich dieses auch in den Vorschlägen zur Gestaltung der Neuen Wache ablesen? Und inwiefern kann dieses Geschichtsbild in Geschichtspolitik umgesetzt werden?
Bibliographische Angaben
- Autor: Helene Heise
- 2005, 1. Auflage, 28 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3638359905
- ISBN-13: 9783638359900
- Erscheinungsdatum: 22.03.2005
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eBook Informationen
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