Der kleine Rest des Todes (ePub)
Seit ihr Vater bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt ist, ist auch Ariane irgendwie nicht mehr da. Und die rauschende Stille der indischen Palaniberge, in denen sie Monate in einem Zen-Kloster verbracht hat, scheint Lichtjahre entfernt. Spätestens...
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Produktinformationen zu „Der kleine Rest des Todes (ePub)“
Seit ihr Vater bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt ist, ist auch Ariane irgendwie nicht mehr da. Und die rauschende Stille der indischen Palaniberge, in denen sie Monate in einem Zen-Kloster verbracht hat, scheint Lichtjahre entfernt. Spätestens als sie eines Morgens unter dem Fenster ihres Liebhabers erwacht, weiss sie, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Doch wie liesse sich vernünftig und gradlinig leben, wenn doch der Tod sich nicht ins Leben einfügen will, wenn doch immer ein Rest bleibt: die Erinnerung an ein letztes Winken am Bahnsteig, die befremdliche Präsenz der gespeicherten Nachrichten des Anrufbeantworters und die quälende Frage, ob der eigene Vater bei vollem Bewusstsein verbrannt ist.
Lese-Probe zu „Der kleine Rest des Todes (ePub)“
Wie uns die Nachmittagssonne im Nacken sass, als wir durch die Häuserschlucht gingen, unseren wegspringenden Schatten hinterher. Leander legte seine Hand in meinen Rücken, ich suchte den Schlüssel. Mein Vater kam am Flugplatz an, ging zur Luftaufsicht im Tower. Dann zum Hangar, umrundete die kleine Maschine einmal zur Kontrolle und stieg ein. Leander setzte sich nicht, stand herum, liess sich küssen. Davon könnte ich Beatrice erzählen. An diesem kalten Frühlingstag, fünf Tage später. Aber wir schweigen und husten. Wir husten einander zu wie bellende Hunde nachts über die Dörfer hinweg. Das ist, ein brachliegendes Feld lang, unsere ganze Unterhaltung. In den Pfützen steht der Himmel. Wenn ich den Blick hebe, sehe ich meinen Vater. Er hat das Gehöft schon erreicht. Er hinkt ein bisschen, das war eine Angewohnheit nur, eine Respektbezeigung dem Altsein gegenüber. War. Ich bin diese neue Grammatik noch nicht gewohnt. Mein Handy gluckert mir eine Nachricht in die Jackentasche. Alles so weit in Ordnung?, fragt Arndt. Nein, schreibe ich zurück. Dann noch eine Nachricht: Nie. Dann eine dritte: Nie wieder. Er antwortet auf jede. Ich überfliege das nur. Denke, wenn nur eine von Leander wäre. Schrieb ihm doch: Mein Vater ist tot. Schrieb ihm vor drei Tagen eine Mail, und jetzt versuche ich mich zu erinnern, sagte er Kairo oder Paris, die Konferenz. Er wollte, wenn er zurück ist, sich melden. Das war neu.
Autoren-Porträt von Ulla Lenze
Ulla Lenze, 1973 in Mönchengladbach geboren, studierte Musik und Philosophie in Köln. 2003 erschien ihr Debütroman "Schwester und Bruder", der mit dem Ernst-Willner-Preis beim Klagenfurter Bachmann-Wettbewerb, dem Jürgen Ponto Preis für das beste Romandebüt und dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln ausgezeichnet wurde. 2008 erschien ihr zweiter Roman "Archanu". Als Journalistin schreibt sie u.a. für die Neue Zürcher Zeitung, Die Zeit, Brigitte und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ihre Recherchen führten sie nach Libyen, Syrien, in den Iran und vor allem nach Indien. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ulla Lenze
- 2012, 160 Seiten, Deutsch
- Verlag: Frankfurter Verlags-Anst.
- ISBN-10: 3627021827
- ISBN-13: 9783627021825
- Erscheinungsdatum: 01.03.2012
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Grösse: 1.20 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Eine beobachtungsscharfe, von allem Pathos befreite Prosa, zuweilen mit einer Empfindungsintensität, wie man sie aus den Gedichten von Annette Droste-Hülshoff kennt (...), gelegentlich auch in Sprachbildern, die an die entgrenzte Semantik des Expressionismus erinnern. (...) Die Stärke des Romans zeigt sich darin, dass er sich dem Klischee, dem Schema erfolgreich entzieht. Wo andere Geschichten über den Tode und das Sterben mal in hermetische Tiefe, mal in lebenshelferischen Kitsch verfallen, beschreibt und ergründet Lenzes Erzählerin das Hier und Jetzt ihres Denkens und Fühlens." Kai Sina, FAZ"Die psychische Disposition der Ich-Erzählerin ist grundiert von Schmerz und Pathos, das man sich in Ausnahmesituation gestatten zu dürfen glaubt. Dieses Pathos macht "Der kleine Rest des Todes" geradezu physisch begreifbar, ohne den Roman selbst und seine Sprache im Übermass in Beschlag zu nehmen." Christoph Schröder, Süddeutsche Zeitung
"Ein Roman wie ein Strudel. (...) Ulla Lenzes schmaler Roman ist anders, verstörend. Die Erzählung entlang der immer tieferen, existenziellen Krise der Protagonistin Ariane geht einer Lösung entgegen, von der man frühzeitig zu ahnen beginnt, dass sie nicht nur scherzhaft, sondern zerstörend sein wird. (...) Vieles bleibt unausgesprochen in diesem poetischen, aufregenden Text."
LITERATURBEILAGE FRANKFURTER RUNDSCHAU /KÖLNISCHE RUNDSCHAU, 21.3.
"Die stringente Talfahrt gen Abgrund hat einen finsteren Grundton. Doch der Leser lässt sich hingebungsvoll auf Lenzes Jeremiade ein. Es sind die seidenzart geschlagenen Moll-Akkorde und die schmiegsamen Gedankenströme, die diesem schmalen Roman seine poetische Magie verleiht."
DIE WELT, 21.3.
"Ulla Lenze wechselt zwischen einem hoch verdichteten, sehr poetischen Stil und nüchterner Beschreibung, die gleichzeitig Versuche des Festhaltens dokumentiert, gerade auch an den kleinen Dingen und Verrichtungen. (...) Hochliterarisch."
NDR KULTUR, 21.3.
"Ein einfühlsamer Roman."
ELLE, April
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2012
"In ihrem schmalen, dichten Roman erzählt Ulla Lenze eine eindringliche Trauergeschichte. Die Autorin schreibt in einer klaren, unaufgeregten Sprache. Der kleine Rest des Todes hat einen poetischen Klang. (...) Lenzes Mischung aus Distanz und extremer Nahsicht hat etwas Betörendes."
HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG, 21.3.
"In ihrem schmalen, dichten Roman erzählt Ulla Lenze eine eindringliche Trauergeschichte. Die Autorin schreibt in einer klaren, unaufgeregten Sprache. Der kleine Rest des Todes hat einen poetischen Klang. (...) Lenzes Mischung aus Distanz und extremer Nahsicht hat etwas Betörendes."
HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG, 21.3.
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