Das Haus der Malgorzata (ePub)
Der Roman ist dem Problem des Verlusts und der Entwurzelung gewidmet. Eine Deutsche und eine Polin wohnen nach Kriegsende eine Zeitlang gezwungenermassen zusammen in einem Haus an der pommerschen Ostseeküste und durchbrechen dabei langsam ihr Schweigen und...
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Produktinformationen zu „Das Haus der Malgorzata (ePub)“
Der Roman ist dem Problem des Verlusts und der Entwurzelung gewidmet. Eine Deutsche und eine Polin wohnen nach Kriegsende eine Zeitlang gezwungenermassen zusammen in einem Haus an der pommerschen Ostseeküste und durchbrechen dabei langsam ihr Schweigen und ihren Hass aufeinander.
Im Zentrum steht die Frage, ob es möglich ist, dass zwei sich antagonistisch gegenüber stehende Menschen einen gemeinsamen Raum finden können. Über jegliche historisch-politischen Dispute gestellt wird mit poetischer Distanz dem Drama, das eigene Zuhause zu verlieren, die Dimension der menschlichen Alltäglichkeit hinzugefügt.
Ewa Kujawska, geboren 1958 in Ustka, Polen, schrieb nach eigenen Angaben 13 Jahre lang an ihrem ersten Roman, für den sie 2009 den Preis der Kulturstiftung Polens erhielt.
Im Zentrum steht die Frage, ob es möglich ist, dass zwei sich antagonistisch gegenüber stehende Menschen einen gemeinsamen Raum finden können. Über jegliche historisch-politischen Dispute gestellt wird mit poetischer Distanz dem Drama, das eigene Zuhause zu verlieren, die Dimension der menschlichen Alltäglichkeit hinzugefügt.
Ewa Kujawska, geboren 1958 in Ustka, Polen, schrieb nach eigenen Angaben 13 Jahre lang an ihrem ersten Roman, für den sie 2009 den Preis der Kulturstiftung Polens erhielt.
Lese-Probe zu „Das Haus der Malgorzata (ePub)“
Das Bild über dem Schreibtisch (S. 18-19)Nachdem Fritz in den Krieg gezogen war, blieb die Zeit im Haus anfangs stehen: Nacht für Nacht wachte Hildegard in der überzeugung auf, dass ihr Mann gerade den Rucksack packte und sich zum Weggehen fertig machte. Erst nach ein paar Wochen erlangte die Zeit ihre Fähigkeit zurück, sich auszufüllen, es war so, als ob sie sich von irgendwelchen unsichtbaren Fesseln befreit hatte. Sehr langsam zog jetzt in Hildegards Leben etwas anderes ein, das vielleicht auftauchte, um den Platz, den Fritz hinterlassen hatte, einzunehmen. Dass Fritz verschwunden war, hatte zwar dem Silber nicht den Glanz genommen, und die Küchentücher, die Gardinen und Tischdecken hatten nichts von ihrer starren, gestärkten Steifheit verloren - die Abwesenheit des Mannes bewirkte jedoch, dass alles Drumherum um ein Vielfaches an Deutlichkeit verloren hatte. Mehr Achtsamkeit verlangte.
Genauere In-Augenscheinnahmen. Aufmerksamere Blicke. Hildegard bemerkte beispielsweise zum ersten Mal, dass der Mann auf dem Bild, das über dem Schreibtisch mit Fritz` Radio hing, seinen Blick auf die Gestalten richtete, die an ihm vorbeigingen. Jetzt, nachdem Fritz weg war, hatte Hildegard gelernt, dem Blick des auf einem Zweirad fahrenden Mannes zu folgen und entdeckte dabei eine Frau, die mit einem Weidenkorb beladen war.
Der Korb war mit einem karierten Tuch zugedeckt, er war vielleicht voller äpfel, vielleicht auch voller Eier, nur Gott allein wusste, was sich unter der karierten Wölbung verbarg. Hildegard wusste selbst nicht warum, aber sie erwischte sich bei dem Gedanken, dass sie lieber wollte, dass es äpfel wären - runde, duftende Kugeln, rot und golden gefärbt von der frühherbstlichen Sonne. Eines Tages überraschte Johann seine Mutter, wie sie das Bild anstarrte. Mama, guckst du auf das Bild? Wohin, denkst du, fährt der Mann?" "Ich weiss es nicht", antwortete Hildegard. "Vielleicht kehrt er nach Hause zurück?"
"Und was für Leute sind das
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da auf dem Weg?" "Sie gehen bestimmt zum Markt." Johann schaute einen Moment lang und bemerkte dann: "Er guckt die Frau mit dem Korb an, oder Mama?" "Wahrscheinlich schon." "Denkst du, dass sie sich kennen? Die auf dem Bild?", bohrte Johann weiter. Hildegard dachte nach. Sie begann abzuwägen, ob der Mann auf dem Zweirad die Frau mit dem Korb kannte. Sie betrachtete das Bild so, wie ein Mensch eine Strassenszene beobachtete, wenn er sie aus den Augenwinkeln vom Fenster aus sieht und die beiden vom Sehen her kennt.
Einen Moment lang hing sie der überlegung nach, ob Fritz sich wohl eine ähnliche Frage gestellt hatte. Ob er wohl darüber nachgedacht hatte, was sich auf dem Bild abspielte, wenn er hier von seinem Radio in den Bann geschlagen gesessen hatte. Sie verwarf den Gedanken jedoch wieder, er passte so gar nicht zu Fritz. Irgendwann kannte sie das Bild schon so gut, dass sie sich auch mit geschlossenen Augen jede Einzelheit vorstellen konnte, jedes Licht und jeden Schatten, die dem Gesicht des Mannes den Ausdruck einer ruhigen Traurigkeit verliehen, und der Frau einen der Ermüdung und Resignation.
Sie fragte sich, warum sie vorher nie wahrgenommen hatte, was auf dem Bild vor sich ging. Warum hatte sie es bisher so, ja so völlig nichts wahrnehmend angesehen? War das wirklich nur deswegen so gewesen, weil sie früher so von dem am Schreibtisch sitzenden Fritz eingenommen gewesen war und nur auf ihn geschaut hatte - meistens flüchtig und unaufmerksam, manchmal wütend, weil er hier so lange herumgesessen hatte und das Holz gehackt werden musste oder es Zeit war, das Pferd reinzuholen, sich um die zwei gebrochenen Latten im Zaun zu kümmern oder auch um irgendwas anderes? Die Wissbegierde, die sie unerwartet bei sich entdeckte, brachte Hildegard dazu, darüber nachzudenken, auf welche Art Fritz sie angeschaut hatte. Hatte er sie irgendwann einmal mit dieser grossen Aufmerksamkeit betrachtet, die jetzt die unbekannte, auf dem Bild für immer aneinander gefesselte Gruppe bei ihr erregte?"
Einen Moment lang hing sie der überlegung nach, ob Fritz sich wohl eine ähnliche Frage gestellt hatte. Ob er wohl darüber nachgedacht hatte, was sich auf dem Bild abspielte, wenn er hier von seinem Radio in den Bann geschlagen gesessen hatte. Sie verwarf den Gedanken jedoch wieder, er passte so gar nicht zu Fritz. Irgendwann kannte sie das Bild schon so gut, dass sie sich auch mit geschlossenen Augen jede Einzelheit vorstellen konnte, jedes Licht und jeden Schatten, die dem Gesicht des Mannes den Ausdruck einer ruhigen Traurigkeit verliehen, und der Frau einen der Ermüdung und Resignation.
Sie fragte sich, warum sie vorher nie wahrgenommen hatte, was auf dem Bild vor sich ging. Warum hatte sie es bisher so, ja so völlig nichts wahrnehmend angesehen? War das wirklich nur deswegen so gewesen, weil sie früher so von dem am Schreibtisch sitzenden Fritz eingenommen gewesen war und nur auf ihn geschaut hatte - meistens flüchtig und unaufmerksam, manchmal wütend, weil er hier so lange herumgesessen hatte und das Holz gehackt werden musste oder es Zeit war, das Pferd reinzuholen, sich um die zwei gebrochenen Latten im Zaun zu kümmern oder auch um irgendwas anderes? Die Wissbegierde, die sie unerwartet bei sich entdeckte, brachte Hildegard dazu, darüber nachzudenken, auf welche Art Fritz sie angeschaut hatte. Hatte er sie irgendwann einmal mit dieser grossen Aufmerksamkeit betrachtet, die jetzt die unbekannte, auf dem Bild für immer aneinander gefesselte Gruppe bei ihr erregte?"
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Steffen Hänschen , Ewa Kujawska
- 2010, 1. Auflage, 220 Seiten, Deutsch
- Verlag: Verlag Hans Schiler
- ISBN-10: 3899302893
- ISBN-13: 9783899302899
- Erscheinungsdatum: 01.01.2010
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