Bernhard Kellermann: Der Tunnel (ePub)
Das Einweihungskonzert des neuerbauten Madison-Square-Palastes bildete den Höhepunkt der Saison. Es war eines der ausserordentlichsten Konzerte aller Zeiten. Das Orchester umfasste zweihundertzwanzig Musiker, und jedes einzelne Instrument war mit einem...
sofort als Download lieferbar
eBook (ePub)
Fr. 3.00
inkl. MwSt.
- Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Bernhard Kellermann: Der Tunnel (ePub)“
Das Einweihungskonzert des neuerbauten Madison-Square-Palastes bildete den Höhepunkt der Saison. Es war eines der ausserordentlichsten Konzerte aller Zeiten. Das Orchester umfasste zweihundertzwanzig Musiker, und jedes einzelne Instrument war mit einem Künstler von Weltruf besetzt. Als Dirigent war der gefeierteste lebende Komponist, ein Deutscher, gewonnen worden, der für den einen Abend das unerhörte Honorar von sechstausend Dollar erhielt.
Die Eintrittspreise verblüfften selbst in New York. Unter dreissig Dollar war kein Platz zu haben, und die Billettspekulanten hatten die Preise für eine Loge bis auf zweihundert Dollar und höher getrieben. Wer irgendwie etwas sein wollte, durfte nicht fehlen.
Um acht Uhr abends waren die 26., 27. und 28. Strasse und Madison Avenue von knatternden, ungeduldig bebenden Automobilen blockiert. Die Billetthändler, die ihr Leben zwischen den Pneumatiken von sausenden Automobilen verbringen, stürzten sich, schweisstriefend trotz einer Temperatur von zwölf Grad Kälte, Bündel von Dollarscheinen in den Händen, tollkühn mitten in den endlos heranrollenden Strom wütend donnernder Wagen. Sie schwangen sich auf die Trittbretter, Führersitze und selbst Dächer der Cars und versuchten das Schnellfeuer der Motoren mit ihren heiser heulenden Stimmen zu überbrüllen. "Here you are! Here you are! Zwei Parkettsitze, zehnte Reihe! Ein Logenplatz! Zwei Parkettsitze ...!!" Ein schräger Hagel von Eiskörnern fegte wie Maschinengewehrfeuer auf die Strasse nieder.
Sobald ein Wagenfenster klappte - "Hierher!" - warfen sie sich blitzschnell wie Taucher wieder zwischen die Wagen. Während sie aber ihr Geschäft abschlossen, Geld in die Taschen stopften, gefroren ihnen die Schweisstropfen auf der Stirn.
Das Konzert sollte um acht Uhr beginnen, aber noch ein Viertel nach acht warteten unabsehbare Reihen von Wagen darauf, bei dem in Nässe und Licht schreiend rot leuchtenden Baldachin vorzufahren, der in das blitzende Foyer des Konzertpalastes hineinführte. Unter dem Lärm der Billetthändler, dem Knattern der Motoren und Trommeln der Eiskörner auf dem Baldachin quollen aus den einander blitzschnell ablösenden Cars immer neue Menschenbündel hervor, von den dunklen Mauern der Neugierigen mit stets neuer Spannung erwartet: kostbare Pelze, ein funkelndes Haargebäude, aufsprühende Steine, ein seideglänzender Schenkel, ein entzückender weissbeschuhter Fuss, Lachen, kleine Schreie ...
Der Reichtum der 5. Avenue, Bostons, Philadelphias, Buffalos, Chicagos füllte den ...
Die Eintrittspreise verblüfften selbst in New York. Unter dreissig Dollar war kein Platz zu haben, und die Billettspekulanten hatten die Preise für eine Loge bis auf zweihundert Dollar und höher getrieben. Wer irgendwie etwas sein wollte, durfte nicht fehlen.
Um acht Uhr abends waren die 26., 27. und 28. Strasse und Madison Avenue von knatternden, ungeduldig bebenden Automobilen blockiert. Die Billetthändler, die ihr Leben zwischen den Pneumatiken von sausenden Automobilen verbringen, stürzten sich, schweisstriefend trotz einer Temperatur von zwölf Grad Kälte, Bündel von Dollarscheinen in den Händen, tollkühn mitten in den endlos heranrollenden Strom wütend donnernder Wagen. Sie schwangen sich auf die Trittbretter, Führersitze und selbst Dächer der Cars und versuchten das Schnellfeuer der Motoren mit ihren heiser heulenden Stimmen zu überbrüllen. "Here you are! Here you are! Zwei Parkettsitze, zehnte Reihe! Ein Logenplatz! Zwei Parkettsitze ...!!" Ein schräger Hagel von Eiskörnern fegte wie Maschinengewehrfeuer auf die Strasse nieder.
Sobald ein Wagenfenster klappte - "Hierher!" - warfen sie sich blitzschnell wie Taucher wieder zwischen die Wagen. Während sie aber ihr Geschäft abschlossen, Geld in die Taschen stopften, gefroren ihnen die Schweisstropfen auf der Stirn.
Das Konzert sollte um acht Uhr beginnen, aber noch ein Viertel nach acht warteten unabsehbare Reihen von Wagen darauf, bei dem in Nässe und Licht schreiend rot leuchtenden Baldachin vorzufahren, der in das blitzende Foyer des Konzertpalastes hineinführte. Unter dem Lärm der Billetthändler, dem Knattern der Motoren und Trommeln der Eiskörner auf dem Baldachin quollen aus den einander blitzschnell ablösenden Cars immer neue Menschenbündel hervor, von den dunklen Mauern der Neugierigen mit stets neuer Spannung erwartet: kostbare Pelze, ein funkelndes Haargebäude, aufsprühende Steine, ein seideglänzender Schenkel, ein entzückender weissbeschuhter Fuss, Lachen, kleine Schreie ...
Der Reichtum der 5. Avenue, Bostons, Philadelphias, Buffalos, Chicagos füllte den ...
Autoren-Porträt von Bernhard Kellermann
Bernhard Kellermann lebte von 1879 bis 1951 und war ein deutscher Schriftsteller.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bernhard Kellermann
- 2022, 1. Auflage, 441 Seiten, Deutsch
- Verlag: Books on Demand
- ISBN-10: 3755708760
- ISBN-13: 9783755708766
- Erscheinungsdatum: 24.01.2022
Abhängig von Bildschirmgrösse und eingestellter Schriftgrösse kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Grösse: 1.33 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Family Sharing
eBooks und Audiobooks (Hörbuch-Downloads) mit der Familie teilen und gemeinsam geniessen. Mehr Infos hier.
Kommentar zu "Bernhard Kellermann: Der Tunnel"
0 Gebrauchte Artikel zu „Bernhard Kellermann: Der Tunnel“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Bernhard Kellermann: Der Tunnel".
Kommentar verfassen