Beobachtungen zur psychiatrischen Klassifikation am Beispiel von Melancholie und Depression (PDF)
Eine allgemeine Begriffsgeschichte vor dem Hintergrund der Internationalen Statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD)
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Allgemeines und Begriffe, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: »Moderne Depression hat [...] keinen Anklang mehr an die eigensinnige Weltbetrachtung...
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Produktinformationen zu „Beobachtungen zur psychiatrischen Klassifikation am Beispiel von Melancholie und Depression (PDF)“
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Allgemeines und Begriffe, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: »Moderne Depression hat [...] keinen Anklang mehr an die eigensinnige Weltbetrachtung eines Melancholikers.«
Wenn man sich daraufhin als Interessierter mit dem psychiatrischen Konzept der Melancholie befassen möchte, so stellt sich zunächst die Frage, welche Art der Untersuchung betrieben werden soll und kann.
Ausgehend vom Fehlen des Lemmas in den derzeit bedeutendsten medizinischen und psychiatrischen Diagnoseklassifikationssystemen ICD-10 und DSM-V scheint eine sich bis zum heutigen Datum erstreckende, durchgängige medizin-historische Begriffsgeschichte nachzuvollziehen nicht möglich. Dies resultiert aus der Versenkung des Terminus Melancholie in die Welt der Alltagssprache, vielleicht zu begründen mit der Vergeistigung und Ästhetisierung des ursprünglich medizinischen Begriffs im Mittelalter sowie mit seiner modernen Ansprüchen korrekter psychologischer Klassifikation nicht mehr entsprechenden Etymologie der schwarzen Galle, einem Relikt antiker Humoralpathologie, welche bereits seit Paracelsus, spätestens aber seit Harvey als veraltet gilt.
Eine derartige wissenschaftshistorische Perspektive kann demzufolge nur bis zur Ablösung der Melancholie als Diagnose durch ihre Integration in den Symptomenkomplex der affektiven Störungen, als deren nurmehr deskriptives Merkmal sie in der »rezidivierenden depressiven Störung« aufgeht, eingenommen werden. Das so erfolgte Absprechen der wissenschaftlichen Gültigkeit durch die regelrechte Streichung aus der psychiatrischen Nomenklatur reduziert den Begriff nicht nur auf ein diagnostisches Rudiment, sondern zugleich auf ein Attribut für die umgangssprachliche Beschreibung einer Verstimmung des Seelenlebens, welches in seiner Ausdruckskraft im Verlauf der Zeit deutlich an Schärfe verloren hat, sowohl was die reine Wortbedeutung angeht als auch den Grad der Belastung des mit dieser Eigenschaft Bedachten.
So wird Melancholie heute meist als ein Gemütszustand gesehen, der »von grosser Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder Depressivität« gekennzeichnet ist, ohne diesen jedoch als Krankheitsbild zu verstehen.
Damit einher geht eine scheinbare Umrisslosigkeit des Begriffs, nicht zuletzt weil sich die Melancholie zu einer verfestigt geglaubten Denotation von eigentlich getrennt zu erklärenden körperlichen und geistigen Phänomenen entwickelt hat und damit zu einer Art Auffangbecken für die Vielfalt der Synonyme von bedrückter Stimmung wurde.
Wenn man sich daraufhin als Interessierter mit dem psychiatrischen Konzept der Melancholie befassen möchte, so stellt sich zunächst die Frage, welche Art der Untersuchung betrieben werden soll und kann.
Ausgehend vom Fehlen des Lemmas in den derzeit bedeutendsten medizinischen und psychiatrischen Diagnoseklassifikationssystemen ICD-10 und DSM-V scheint eine sich bis zum heutigen Datum erstreckende, durchgängige medizin-historische Begriffsgeschichte nachzuvollziehen nicht möglich. Dies resultiert aus der Versenkung des Terminus Melancholie in die Welt der Alltagssprache, vielleicht zu begründen mit der Vergeistigung und Ästhetisierung des ursprünglich medizinischen Begriffs im Mittelalter sowie mit seiner modernen Ansprüchen korrekter psychologischer Klassifikation nicht mehr entsprechenden Etymologie der schwarzen Galle, einem Relikt antiker Humoralpathologie, welche bereits seit Paracelsus, spätestens aber seit Harvey als veraltet gilt.
Eine derartige wissenschaftshistorische Perspektive kann demzufolge nur bis zur Ablösung der Melancholie als Diagnose durch ihre Integration in den Symptomenkomplex der affektiven Störungen, als deren nurmehr deskriptives Merkmal sie in der »rezidivierenden depressiven Störung« aufgeht, eingenommen werden. Das so erfolgte Absprechen der wissenschaftlichen Gültigkeit durch die regelrechte Streichung aus der psychiatrischen Nomenklatur reduziert den Begriff nicht nur auf ein diagnostisches Rudiment, sondern zugleich auf ein Attribut für die umgangssprachliche Beschreibung einer Verstimmung des Seelenlebens, welches in seiner Ausdruckskraft im Verlauf der Zeit deutlich an Schärfe verloren hat, sowohl was die reine Wortbedeutung angeht als auch den Grad der Belastung des mit dieser Eigenschaft Bedachten.
So wird Melancholie heute meist als ein Gemütszustand gesehen, der »von grosser Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder Depressivität« gekennzeichnet ist, ohne diesen jedoch als Krankheitsbild zu verstehen.
Damit einher geht eine scheinbare Umrisslosigkeit des Begriffs, nicht zuletzt weil sich die Melancholie zu einer verfestigt geglaubten Denotation von eigentlich getrennt zu erklärenden körperlichen und geistigen Phänomenen entwickelt hat und damit zu einer Art Auffangbecken für die Vielfalt der Synonyme von bedrückter Stimmung wurde.
Bibliographische Angaben
- Autor: Marcus Vorlop
- 2015, 1. Auflage, 17 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3656974675
- ISBN-13: 9783656974673
- Erscheinungsdatum: 09.06.2015
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