Gegenwärtige Vergangenheit / Beiträge zur Altertumskunde Bd.262 (PDF)
Ausgewählte Kleine Schriften
Egert Pöhlmann held the Chair of Classical Studies at the University of Erlangen until 2001. His minor writings collected here cover the period from 1968 to 2008. As well as papers on Greek and Latin Studies and music in Antiquity, there is work seeking...
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Produktinformationen zu „Gegenwärtige Vergangenheit / Beiträge zur Altertumskunde Bd.262 (PDF)“
Egert Pöhlmann held the Chair of Classical Studies at the University of Erlangen until 2001. His minor writings collected here cover the period from 1968 to 2008. As well as papers on Greek and Latin Studies and music in Antiquity, there is work seeking links between topics in Classical Studies and neighbouring disciplines such as Antique philosophy, archaeology, art history, modern German literature and music. The volume closes with a bibliography of Egert Pöhlmann's writings.
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10. Gattungen musikalischen Fachschrifttums im Altertum (S. 117-118)In seinem Dialog Ion (536e 537e) lässt Platon den Sokrates nach twmai fragen, die Homer beherrsche, nicht aber der Rhapsode Ion, wählt dafür als Beispiel die ,Kunst der Zügelführung, die Bmiowea, und belegt dies durch ein Beispiel, das Ion auswendig kann (Ilias 23, 335 340): Nestor gibt seinem Sohn Antilochos Ratschläge, wie er die Wendesäule beim Wagenrennen umfahren muss. Das Beispiel ist gut gewählt.
Es entstammt einem längerem Zusammenhang (23, 313 345), der sich wie eine Partie aus einem Lehrgedicht peq· Rppij/r liest: Lehrer- und Schülerrolle sind mit Vater und Sohn gattungsüblich besetzt, Nestor empfiehlt dem Antilochos seine Lehren und verbürgt sich für den Erfolg seiner Belehrungen (23, 313 f., 345 f.), Exempla aus anderen Bereichen wollen den Wagenlenker für die rechte l/tir gewinnen (315 f.), der Misserfolg des Unbelehrten (319 321) wird wirkungsvoll mit dem Erfolg des gelehrigen Schülers verglichen, die eigentlichen Belehrungen sind als Appell an den Schüler formuliert (334 343). Vergleichbares kann man auch bei Hesiod, Xenophanes, Empedokles, Parmenides lesen.1 Wie man aus diesem Beispiel erschliessen kann, gehört das Lehrgedicht zu den ältesten Literaturformen.
Im sechsten Jahrhundert gibt das Lehrgedicht einige seiner Gattungsmerkmale an die seit Anaximander2 konkurrierende Gattung der wissenschaftlichen Fachprosa ab, wie die Titelsätze des Alkmaion oder Hekataios erkennen lassen.3 Im übrigen ist wegen der fragmentarischen Überlieferung der frühen Prosa ein Urteil über Form und Struktur frühen Fachschrifttums schwer möglich. Erst gegen Ende des 5. Jh. liegen mit den ältesten Schriften aus dem Corpus Hippocraticum4 vollständige prosaische Fachschriften vor. Manfred Fuhrmann ist es gelungen, diese Lücke mit seiner Untersuchung über das systematische Lehrbuch teilweise zu schliessen.5
Beginnend mit der Rhetorik an Alexander des Anaximenes (2. Hälfte 4.
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Jh. vor Chr.) und endend mit den Institutiones des Gaius (2. Jh. nach Chr.) hat er aus einer Kette von Fachschriften aus verschiedenen Disziplinen einen festumrissenen Typus von Lehrbuch erschlossen, der sich durch einen hohen Grad von Systematisierung der Darstellung auszeichnet. Im idealtypischen Fall beginnt eine solche twmg mit einer Definition ihres Gegenstandes (bqisl¹r).
Im Fall der Einführung in die Harmonik des Kleoneides (2.3. Jh.) lautet diese: Harmonik ist die theoretische und praktische Wissenschaft von der Natur des Harmonischen. Sodann werden deren einzelne Teile (eUdg, Qdai, lqg) aufgezählt und ihrerseits definiert. Im Fall des Kleoneides sind dies sieben: Ihre Teile sind sieben, nmlich ,Vom Ton, ,Vom Intervall, ,Vom Tongeschlecht, ,Vom Tonsystem, ,Von der Tonart, ,Von der Modulation, ,Von der Melodiebildung.6 Setzt sich die Unterteilung weiter fort, so wendet sich die Darstellung dem ersten Unterbegriff zu, definiert diesen und unterteilt ihn wiederum in seine Teile.
Die Verfahren der Unterteilung (diaqesir) kann sich fortsetzen, sodass regelrechte Begriffspyramiden entstehen. Ist die diaqesir an ihr Ende gekommen, dann wird die unterste Klasse der lqg definiert und behandelt. Danach steigt die Untersuchung in der Begriffspyramide wieder auf und setzt beim nächsthöheren Unterbegriff wieder ein. Zu den Definitionen kann unterstützend das Verfahren der diavoq² hinzutreten: parallelgeordnete, bereits definierte Begriffe werden einander gegenübergestellt und auf ihre spezifischen Unterschiede untersucht.
Im Fall der Einführung in die Harmonik des Kleoneides (2.3. Jh.) lautet diese: Harmonik ist die theoretische und praktische Wissenschaft von der Natur des Harmonischen. Sodann werden deren einzelne Teile (eUdg, Qdai, lqg) aufgezählt und ihrerseits definiert. Im Fall des Kleoneides sind dies sieben: Ihre Teile sind sieben, nmlich ,Vom Ton, ,Vom Intervall, ,Vom Tongeschlecht, ,Vom Tonsystem, ,Von der Tonart, ,Von der Modulation, ,Von der Melodiebildung.6 Setzt sich die Unterteilung weiter fort, so wendet sich die Darstellung dem ersten Unterbegriff zu, definiert diesen und unterteilt ihn wiederum in seine Teile.
Die Verfahren der Unterteilung (diaqesir) kann sich fortsetzen, sodass regelrechte Begriffspyramiden entstehen. Ist die diaqesir an ihr Ende gekommen, dann wird die unterste Klasse der lqg definiert und behandelt. Danach steigt die Untersuchung in der Begriffspyramide wieder auf und setzt beim nächsthöheren Unterbegriff wieder ein. Zu den Definitionen kann unterstützend das Verfahren der diavoq² hinzutreten: parallelgeordnete, bereits definierte Begriffe werden einander gegenübergestellt und auf ihre spezifischen Unterschiede untersucht.
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Autoren-Porträt von Egert Pöhlmann
Egert Pöhlmann, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; Georg Heldmann, Ludwig-Maximillians-Universität München.
Bibliographische Angaben
- Autor: Egert Pöhlmann
- 2009, 1. Auflage, 329 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Georg Heldmann
- Verlag: Walter de Gruyter
- ISBN-10: 3110210509
- ISBN-13: 9783110210507
- Erscheinungsdatum: 26.02.2009
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