Alle Wetter (ePub)
Gedichte
Neue Gedichte der hoch dekorierten Lyrikerin: Anna-Seghers-Preis (1987), Leonce-und-Lena-Preis (1991) Gerrit-Engelke-Preis (1999).
Mythologie und Märchen: Wenn Kerstin Hensel Motive aus diesen überlieferten Erzählungen benutzt, dann findet sie zu...
Mythologie und Märchen: Wenn Kerstin Hensel Motive aus diesen überlieferten Erzählungen benutzt, dann findet sie zu...
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Produktinformationen zu „Alle Wetter (ePub)“
Neue Gedichte der hoch dekorierten Lyrikerin: Anna-Seghers-Preis (1987), Leonce-und-Lena-Preis (1991) Gerrit-Engelke-Preis (1999).
Mythologie und Märchen: Wenn Kerstin Hensel Motive aus diesen überlieferten Erzählungen benutzt, dann findet sie zu Formulierungen von einer erstaunlichen explosiven Kraft. Aus alten Geschichten, Zaubersprüchen, Legenden und heute gebräuchlichen Redewendungen komponiert Hensel Gedichte, die lustvoll den verschatteten Blick für das Böse pflegen und die doch eine eigene und höchst abgründige Schönheit besitzen.
Mythologie und Märchen: Wenn Kerstin Hensel Motive aus diesen überlieferten Erzählungen benutzt, dann findet sie zu Formulierungen von einer erstaunlichen explosiven Kraft. Aus alten Geschichten, Zaubersprüchen, Legenden und heute gebräuchlichen Redewendungen komponiert Hensel Gedichte, die lustvoll den verschatteten Blick für das Böse pflegen und die doch eine eigene und höchst abgründige Schönheit besitzen.
Lese-Probe zu „Alle Wetter (ePub)“
Ich rannte davon. Ich dachte: Hilfe! Ein Prinz will meine Füsse vermessen, Liebe Nannte er das, aber ich Floh vor der sonnigen Zukunft Knallheiss gleissende Wege Ein Licht das auf Hirn Auge Mund Blasen warf feurige Versprechen Fort! dachte ich und der Strassenteer Frass den ersten den zweiten Schuh von meinen Füssen Schmatze und hinter mir schwitzte der Prinz Blut. Ein mächtiges Hoch Brach übers Land. Ich ward ein Täubchen Mein Schnabel nahm Kurs Auf die Augen des Herrn Hinter den Ställen versprühen die Tauben jetzt Kropfmilch und Nebel wächst aus Darinnen das Land Langsam Verkäst. Dann regnet es Frösche. Hochzeiten Fallen ins Wasser. Herr Noah Geht am Rathaus vor Anker Und aus dem Kirchturm Rufen die heulenden Tiere Zur Landpartie auf. Und - hoi! - die Märchen In Schnüffeltüchern verpackt und Sturm Saust durch Städte und Stirnen stürzen Ein. Wie die Zeitungen Schreiben, zahlt die Versicherung Nichts So kam ich davon. Ich dachte: schön, Niemand will mir sein Band anlegen, Liebe Lässt sich nicht nennen und ich Lief in den kühlen handfesten Tag Harsche Wege aus Schnee Dämmerung die auf Mund Aug Hirn Sanft ihre Einfalt vergoss. Bleib, sagte ich und ruschelte Winterstiefelbeschuht In die graue knirschende Zeit. Ein mächtiges Tief Brach übers Land. Ich ward eine Prinzessin Und Tauben ass ich und Eiszapfen Hingen mir an. GEFASEL Zweierlei Ängste an kurzer Leine: Die eine: der Menschen zu viele, die mich umgeben. Die andere: kein Mensch mehr der mir zu viel ist. MEINE WELT Aus hellem Haus tret ich in einen Garten Links liegt das Meer und rechts ein hohes Von Sagenerz durchschimmertes Gebirg. Der Liebste zündet die Kastanienkerzen an Ich ziehe meinen Hummelpelz aus und verschlanke Flieder und Ginster, Mandel, Anemonen Ertragen sich im Blütenspiritus. Nur Duft herrscht. Wir beniesen unser Wohl. Auf blankem Holztisch tafelt auf der Mai: Gebratne Scholle, Spargel und Rhabarber Auch Erdbeeren, Sahne, frische Pfefferminze. Zwölf Freunde ohne König und Lakaien Verwoben im
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Gespräch. Zwischen den Augen Das Mass des Glückes heiter streng gelassen: Es sehen, wie der Stielz ums Feuer stampft Es wissen, wo der Restwelt Kacke dampft GESCHMACKSSACHE Am liebsten würde ich meine Sauerampfersuppe bedichten Wie sie so auf den Tisch kommt Mit Weisswein, Butter, einer Prise Muskat. Ein Gedicht! rufen die Esser. Wie aber reimt's sich zusammen?: Von der Wiese gepflückte Blätter verkocht Und dass es uns schmeckt? LINDENSTRASSE In meiner Strasse werden die alten Linden zersägt und die Sonne Fällt und haut Mir auf den Tisch. Ein Kind fährt singend auf Rollschuhen um Hi-ha-ho-Hundekothaufen Und an den Stümpfen treibt Springlebendiges aus. In meiner Strasse wachen ab heute Feuerwehr und Polizei. Aktentaschen Knarzen am Feierabend. Später träumen die Nachbarn Dass ihnen ein König heraufwächst. Schon riecht das Kind Des Lindenhonigs Hoffnung Und leckt sich Alle zehn Ästlein danach. SÜSSE HULDIGUNG Nach jedem Lauf durch den Wald Legen wir auf die Spitze unseres Ameisenstaats Ein Stück Zucker. Schon brummt das Volk und die Königin Lässt schön grüssen. TOLLWUT Ich bin die Krauseglucke Und brüte im Wald das Märchen Vom Wildschwein aus, das hinterm Haselstrauch Eine Antenne sich aufsteckt Des Försters böse Rute. INCLUSIE Hinterm FKK und Hundestrand Wo der Tod stand Warf er mit knöcherner Vorhand Sein Spiel in den Sand Aus Muscheln und Tang sieben Schritte lang Spring ich drüber du daneben Erlöst er dich bleib ich kleben An den harzigen Tränen Im Milleniumsgähnen Schau ich munter bewahrt Nach meiner Art URLAUB AUF DEM BAUERNHOF Auf der Weide stehen die hybriden Sauen Rosa wie die Mädchen dieses Sommers Blaue Kreuze auf den Nackenborsten Lächeln sie versunken wenn sie schmatzen Fettes grünes Gras und Käferlarven Lattich Klee und junge Äpfel Ach das Leben Steht so gut im Fleisch.
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Autoren-Porträt von Kerstin Hensel
Kerstin Hensel wurde 1961 in Karl-Marx-Stadt geboren. Sie studierte am Institut für Literatur in Leipzig und unterrichtet heute an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Bei Luchterhand sind zuletzt erschienen: die Liebesnovellen »Federspiel« der Band »Das verspielte Papier - über starke, schwache und vollkommen misslungene Gedichte« sowie der Lyrikband »Schleuderfigur«. Kerstin Hensel lebt in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kerstin Hensel
- 2009, Deutsch
- Verlag: Penguin Random House
- ISBN-10: 3641017211
- ISBN-13: 9783641017217
- Erscheinungsdatum: 26.01.2009
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